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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
nen Weißheit und Gerechtigkeit zu JESU hinunter ins tieffe Thal
des seligen Nichts. Lässest du dein Hertz gern auslären, und dir al-
les nehmen a, was deinem weisen Vatter und Berather dir zu ent-
ziehen beliebet, nur damit JESUS desto bequemer in dir ruhe?

und sich
nach
nichts so
hesstig als
nach ihme
sehnet.

§. 13. Sehnest und seufftzest du nach diesem Sohn der ewigen
Liebe b, damit nicht deine Lampen verlösche, und du zuletzt erliegest,
und auf dem Weg zu GOttes Paradieß verschmachtest, ehe der
gute Kampf ausgekämpfet, der Lauff vollendet c, und das Hauß, das
du nach deinem Abschied beziehen sollt, ausgebauet sey? Jst dein
Verlangen nach JESU unersättlich, daß es dir eben sey als wie ei-
nem Bettler, der sich nirgend mit abweisen und abtreiben lässet,
sondern anhält und wimmert immer fort um Brodt, weil er gar un-
gern Hungers verdirbet?

Wie nö-
thig die
Verwah-
rung des
zarten Le-
bens JE-
su in uns
seye,

§. 14. Verbirgst und verwahrest du das zarte neue Leben JEsu
vor denen rauberischen Geisteren in der Lufft, die allenthalben stäts
aufpassen d, wie sie das Gnaden-Leben schwächen, die grosse Freud
betrüben, mit falscher Einbildung blenden, die Eingänge unsers
Hertzens, den Tüchel oder Röhren des Glaubens von der Heyls-
Quelle des Hertzens JESU verrücken mögen, damit uns diese un-
aussprechliche Gab allezeit um so viel desto weniger zu Nutz komme,
und das neu-gebohrne Kind desto länger nicht erstarcke? Einmahl
der Drach stellet dem Knäblein e nach und sucht es zu verschlingen;
Drum ist die Wachbarkeit hoch nöthig f, wo du je nicht um dein
Heyl gebracht werden willt.

Jch frage dich auf dein Gewissen, darffst du vor JESU Christo
und seinen heiligen Englen vorgeben, daß du Sorg trägest zu diesem
kostbahren Geschenck, wie man ein unschätzbares Kleinod in Kisten
wohl verwahret, und unterweilen nachsiehet, obs noch vorhanden
sey? Gibst du stäts acht, wie es in deiner Seelen aussehe; oder ist
dein Hertz noch lär? Du sollst es wissen; es seye dann, daß du nichts
nutz seyest, welches sich wohl bey denen so genannten Christen, leyder!
also befindet.

Das
a 2 Cor. XII. 11.
b Marc. VII I. 2. 3.
c 2 Tim. IV. 8.
d Eph.
VI.
12.
e Apoc. XII.
f 1 Petr. V. 8.

Weyhnachts-Gedancken.
nen Weißheit und Gerechtigkeit zu JESU hinunter ins tieffe Thal
des ſeligen Nichts. Laͤſſeſt du dein Hertz gern auslaͤren, und dir al-
les nehmen a, was deinem weiſen Vatter und Berather dir zu ent-
ziehen beliebet, nur damit JESUS deſto bequemer in dir ruhe?

und ſich
nach
nichts ſo
heſſtig als
nach ihme
ſehnet.

§. 13. Sehneſt und ſeufftzeſt du nach dieſem Sohn der ewigen
Liebe b, damit nicht deine Lampen verloͤſche, und du zuletzt erliegeſt,
und auf dem Weg zu GOttes Paradieß verſchmachteſt, ehe der
gute Kampf ausgekaͤmpfet, der Lauff vollendet c, und das Hauß, das
du nach deinem Abſchied beziehen ſollt, ausgebauet ſey? Jſt dein
Verlangen nach JESU unerſaͤttlich, daß es dir eben ſey als wie ei-
nem Bettler, der ſich nirgend mit abweiſen und abtreiben laͤſſet,
ſondern anhaͤlt und wimmert immer fort um Brodt, weil er gar un-
gern Hungers verdirbet?

Wie noͤ-
thig die
Verwah-
rung des
zarten Le-
bens JE-
ſu in uns
ſeye,

§. 14. Verbirgſt und verwahreſt du das zarte neue Leben JEſu
vor denen rauberiſchen Geiſteren in der Lufft, die allenthalben ſtaͤts
aufpaſſen d, wie ſie das Gnaden-Leben ſchwaͤchen, die groſſe Freud
betruͤben, mit falſcher Einbildung blenden, die Eingaͤnge unſers
Hertzens, den Tuͤchel oder Roͤhren des Glaubens von der Heyls-
Quelle des Hertzens JESU verruͤcken moͤgen, damit uns dieſe un-
ausſprechliche Gab allezeit um ſo viel deſto weniger zu Nutz komme,
und das neu-gebohrne Kind deſto laͤnger nicht erſtarcke? Einmahl
der Drach ſtellet dem Knaͤblein e nach und ſucht es zu verſchlingen;
Drum iſt die Wachbarkeit hoch noͤthig f, wo du je nicht um dein
Heyl gebracht werden willt.

Jch frage dich auf dein Gewiſſen, darffſt du vor JESU Chriſto
und ſeinen heiligen Englen vorgeben, daß du Sorg traͤgeſt zu dieſem
koſtbahren Geſchenck, wie man ein unſchaͤtzbares Kleinod in Kiſten
wohl verwahret, und unterweilen nachſiehet, obs noch vorhanden
ſey? Gibſt du ſtaͤts acht, wie es in deiner Seelen ausſehe; oder iſt
dein Hertz noch laͤr? Du ſollſt es wiſſen; es ſeye dann, daß du nichts
nutz ſeyeſt, welches ſich wohl bey denen ſo genannten Chriſten, leyder!
alſo befindet.

Das
a 2 Cor. XII. 11.
b Marc. VII I. 2. 3.
c 2 Tim. IV. 8.
d Eph.
VI.
12.
e Apoc. XII.
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[624/0720] Weyhnachts-Gedancken. nen Weißheit und Gerechtigkeit zu JESU hinunter ins tieffe Thal des ſeligen Nichts. Laͤſſeſt du dein Hertz gern auslaͤren, und dir al- les nehmen a, was deinem weiſen Vatter und Berather dir zu ent- ziehen beliebet, nur damit JESUS deſto bequemer in dir ruhe? §. 13. Sehneſt und ſeufftzeſt du nach dieſem Sohn der ewigen Liebe b, damit nicht deine Lampen verloͤſche, und du zuletzt erliegeſt, und auf dem Weg zu GOttes Paradieß verſchmachteſt, ehe der gute Kampf ausgekaͤmpfet, der Lauff vollendet c, und das Hauß, das du nach deinem Abſchied beziehen ſollt, ausgebauet ſey? Jſt dein Verlangen nach JESU unerſaͤttlich, daß es dir eben ſey als wie ei- nem Bettler, der ſich nirgend mit abweiſen und abtreiben laͤſſet, ſondern anhaͤlt und wimmert immer fort um Brodt, weil er gar un- gern Hungers verdirbet? §. 14. Verbirgſt und verwahreſt du das zarte neue Leben JEſu vor denen rauberiſchen Geiſteren in der Lufft, die allenthalben ſtaͤts aufpaſſen d, wie ſie das Gnaden-Leben ſchwaͤchen, die groſſe Freud betruͤben, mit falſcher Einbildung blenden, die Eingaͤnge unſers Hertzens, den Tuͤchel oder Roͤhren des Glaubens von der Heyls- Quelle des Hertzens JESU verruͤcken moͤgen, damit uns dieſe un- ausſprechliche Gab allezeit um ſo viel deſto weniger zu Nutz komme, und das neu-gebohrne Kind deſto laͤnger nicht erſtarcke? Einmahl der Drach ſtellet dem Knaͤblein e nach und ſucht es zu verſchlingen; Drum iſt die Wachbarkeit hoch noͤthig f, wo du je nicht um dein Heyl gebracht werden willt. Jch frage dich auf dein Gewiſſen, darffſt du vor JESU Chriſto und ſeinen heiligen Englen vorgeben, daß du Sorg traͤgeſt zu dieſem koſtbahren Geſchenck, wie man ein unſchaͤtzbares Kleinod in Kiſten wohl verwahret, und unterweilen nachſiehet, obs noch vorhanden ſey? Gibſt du ſtaͤts acht, wie es in deiner Seelen ausſehe; oder iſt dein Hertz noch laͤr? Du ſollſt es wiſſen; es ſeye dann, daß du nichts nutz ſeyeſt, welches ſich wohl bey denen ſo genannten Chriſten, leyder! alſo befindet. Das a 2 Cor. XII. 11. b Marc. VII I. 2. 3. c 2 Tim. IV. 8. d Eph. VI. 12. e Apoc. XII. f 1 Petr. V. 8.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/720>, abgerufen am 22.11.2024.