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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
über jener verstockte Unachtsamkeit; Sind wir aber nicht viel schlim-
mer? Wir machens eben wie die Pharisäer, die plauderten viel; O wä-
ren wir zu unser Vätter Zeiten gewesen, wir wollten uns mit nichten
schuldig gemacht haben an der Propheten Blut, und begiengen dar-
auf ein GOttes-Mord, an JEsu: Also heißt es auch jetzt; O wäre
ich damahls zu Bethlehem gewesen, ich wollte mich überaus selig ge-
schätzt haben dem Kind und seiner Mutter mit dem Allerköstlichsten in
meinem Hauß aufzuwarten. Gleichfalls sagen die Verfluchten am
Jüngsten Tag: Wann haben wir dich einen Gast gesehen, und haben
dir nicht gedienet? Jhr wisset aber des Richters Antwort wohl, und
wie man mit Christi Gliederen umgehe, wisset ihr auch. Dißmahl
sage nur diß, daß des Menschen Sohn denjenigen, die ihn in seiner
Menschheit nicht wollen auch nur eine Nacht über beherbergen a,
nicht einmahl wollte ihre Leiber und Häuser verbrennen; Hingegen
hat er allen denen, die sein Evangelium und Heiligen Geist nicht in
sich wohnend und lebend haben, noch JEsum zum absoluten Meister
und Regierer ins Hertz aufnehmen, ohne alle Gnad den Feuer-Ofen
zubereitet, da Heulen und Zähn-Klappen ist b. Nun ist ihm nicht also,
daß ihr insgemein fleißiger nachsehet, ob das Vieh im Stall sein Futter
habe, als daß ihr euch prüffet, ob Christus in euch seye, die Hoffnung
der Herrlichkeit c?

Die mei-
sten, inson-
derheit die
Hohen
suchen ih-
ren Him-
mel auf
der Welt,

§. 14. An statt daß uns der HERR mit seinem Exilio, oder
Fremdlingschafft eine Wohnung ins Vatters Hause bereitet hat d,
suchst du deinen Himmel in Geld, Welt, Ehre, Freund- und Gesellschafft,
hohem Ansehen, Ruhm, wohl-gebauten und ausgeschmückten Häu-
seren, in Erhebung deiner Geschlechts-Verwandten aus dem Staub
des gemeinen Hauffens; welches nichts anders als des Satans Him-
mel und Herberg, wann nehmlich das Hertz darein nistellt, sich eine
vergnügende Glückseeligkeit daraus bildet, die tieffste Beugung vor
dem König aller Königen, die alleinige Anbetung und Verehrung des
höchsien Wesens aus der Acht lasset, dem allgemeinen HErren nicht
mit Ehrforcht dienet, noch sich mit Zittern der Regierung JEsu
Christi erfreuet; O da ist ein solcher Herr nicht mehr von GOttes
Gnaden das was er ist, so wenig als Nimrod und Jerobeam: Ach
der arme, grosse Welt-Mann hat sich den Satan blenden lassen, daß

er
a Luc. IX. 52.
b Malach. IV. 1. Matth. XIII. 42. & XXV. 30. Luc. XIX. 27.
c Coloss. I. 27.
d Joh. XIV. 2. 3.

Weyhnachts-Gedancken.
uͤber jener verſtockte Unachtſamkeit; Sind wir aber nicht viel ſchlim-
mer? Wir machens eben wie die Phariſaͤer, die plauderten viel; O waͤ-
ren wir zu unſer Vaͤtter Zeiten geweſen, wir wollten uns mit nichten
ſchuldig gemacht haben an der Propheten Blut, und begiengen dar-
auf ein GOttes-Mord, an JEſu: Alſo heißt es auch jetzt; O waͤre
ich damahls zu Bethlehem geweſen, ich wollte mich uͤberaus ſelig ge-
ſchaͤtzt haben dem Kind und ſeiner Mutter mit dem Allerkoͤſtlichſten in
meinem Hauß aufzuwarten. Gleichfalls ſagen die Verfluchten am
Juͤngſten Tag: Wann haben wir dich einen Gaſt geſehen, und haben
dir nicht gedienet? Jhr wiſſet aber des Richters Antwort wohl, und
wie man mit Chriſti Gliederen umgehe, wiſſet ihr auch. Dißmahl
ſage nur diß, daß des Menſchen Sohn denjenigen, die ihn in ſeiner
Menſchheit nicht wollen auch nur eine Nacht uͤber beherbergen a,
nicht einmahl wollte ihre Leiber und Haͤuſer verbrennen; Hingegen
hat er allen denen, die ſein Evangelium und Heiligen Geiſt nicht in
ſich wohnend und lebend haben, noch JEſum zum abſoluten Meiſter
und Regierer ins Hertz aufnehmen, ohne alle Gnad den Feuer-Ofen
zubereitet, da Heulen und Zaͤhn-Klappen iſt b. Nun iſt ihm nicht alſo,
daß ihr insgemein fleißiger nachſehet, ob das Vieh im Stall ſein Futter
habe, als daß ihr euch pruͤffet, ob Chriſtus in euch ſeye, die Hoffnung
der Herrlichkeit c?

Die mei-
ſten, inſon-
derheit die
Hohen
ſuchen ih-
ren Him-
mel auf
der Welt,

§. 14. An ſtatt daß uns der HERR mit ſeinem Exilio, oder
Fremdlingſchafft eine Wohnung ins Vatters Hauſe bereitet hat d,
ſuchſt du deinen Himmel in Geld, Welt, Ehre, Freund- und Geſellſchafft,
hohem Anſehen, Ruhm, wohl-gebauten und ausgeſchmuͤckten Haͤu-
ſeren, in Erhebung deiner Geſchlechts-Verwandten aus dem Staub
des gemeinen Hauffens; welches nichts anders als des Satans Him-
mel und Herberg, wann nehmlich das Hertz darein niſtellt, ſich eine
vergnuͤgende Gluͤckſeeligkeit daraus bildet, die tieffſte Beugung vor
dem Koͤnig aller Koͤnigen, die alleinige Anbetung und Verehrung des
hoͤchſien Weſens aus der Acht laſſet, dem allgemeinen HErren nicht
mit Ehrforcht dienet, noch ſich mit Zittern der Regierung JEſu
Chriſti erfreuet; O da iſt ein ſolcher Herr nicht mehr von GOttes
Gnaden das was er iſt, ſo wenig als Nimrod und Jerobeam: Ach
der arme, groſſe Welt-Mann hat ſich den Satan blenden laſſen, daß

er
a Luc. IX. 52.
b Malach. IV. 1. Matth. XIII. 42. & XXV. 30. Luc. XIX. 27.
c Coloſſ. I. 27.
d Joh. XIV. 2. 3.
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[636/0732] Weyhnachts-Gedancken. uͤber jener verſtockte Unachtſamkeit; Sind wir aber nicht viel ſchlim- mer? Wir machens eben wie die Phariſaͤer, die plauderten viel; O waͤ- ren wir zu unſer Vaͤtter Zeiten geweſen, wir wollten uns mit nichten ſchuldig gemacht haben an der Propheten Blut, und begiengen dar- auf ein GOttes-Mord, an JEſu: Alſo heißt es auch jetzt; O waͤre ich damahls zu Bethlehem geweſen, ich wollte mich uͤberaus ſelig ge- ſchaͤtzt haben dem Kind und ſeiner Mutter mit dem Allerkoͤſtlichſten in meinem Hauß aufzuwarten. Gleichfalls ſagen die Verfluchten am Juͤngſten Tag: Wann haben wir dich einen Gaſt geſehen, und haben dir nicht gedienet? Jhr wiſſet aber des Richters Antwort wohl, und wie man mit Chriſti Gliederen umgehe, wiſſet ihr auch. Dißmahl ſage nur diß, daß des Menſchen Sohn denjenigen, die ihn in ſeiner Menſchheit nicht wollen auch nur eine Nacht uͤber beherbergen a, nicht einmahl wollte ihre Leiber und Haͤuſer verbrennen; Hingegen hat er allen denen, die ſein Evangelium und Heiligen Geiſt nicht in ſich wohnend und lebend haben, noch JEſum zum abſoluten Meiſter und Regierer ins Hertz aufnehmen, ohne alle Gnad den Feuer-Ofen zubereitet, da Heulen und Zaͤhn-Klappen iſt b. Nun iſt ihm nicht alſo, daß ihr insgemein fleißiger nachſehet, ob das Vieh im Stall ſein Futter habe, als daß ihr euch pruͤffet, ob Chriſtus in euch ſeye, die Hoffnung der Herrlichkeit c? §. 14. An ſtatt daß uns der HERR mit ſeinem Exilio, oder Fremdlingſchafft eine Wohnung ins Vatters Hauſe bereitet hat d, ſuchſt du deinen Himmel in Geld, Welt, Ehre, Freund- und Geſellſchafft, hohem Anſehen, Ruhm, wohl-gebauten und ausgeſchmuͤckten Haͤu- ſeren, in Erhebung deiner Geſchlechts-Verwandten aus dem Staub des gemeinen Hauffens; welches nichts anders als des Satans Him- mel und Herberg, wann nehmlich das Hertz darein niſtellt, ſich eine vergnuͤgende Gluͤckſeeligkeit daraus bildet, die tieffſte Beugung vor dem Koͤnig aller Koͤnigen, die alleinige Anbetung und Verehrung des hoͤchſien Weſens aus der Acht laſſet, dem allgemeinen HErren nicht mit Ehrforcht dienet, noch ſich mit Zittern der Regierung JEſu Chriſti erfreuet; O da iſt ein ſolcher Herr nicht mehr von GOttes Gnaden das was er iſt, ſo wenig als Nimrod und Jerobeam: Ach der arme, groſſe Welt-Mann hat ſich den Satan blenden laſſen, daß er a Luc. IX. 52. b Malach. IV. 1. Matth. XIII. 42. & XXV. 30. Luc. XIX. 27. c Coloſſ. I. 27. d Joh. XIV. 2. 3.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/732>, abgerufen am 22.11.2024.