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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
bringer alles Verlohrnen a, der Stiller alles Haders und Linderer
alles Hertzen-Schmertzens b, die Brunn-Quell aller guten Himmels-
Gaben: Ach lauff und eyle, umfange diß süsse Heyl, und sey zu frieden,
er ist der Sünden Tilger und Ansreiber aller Flecken. Lasset uns doch
allem den Rucken kehren, und die Arme unserer Begierden in brü-
derlicher Zuversicht nach JEsu ausstrecken c! Sehet, der ausgegos-
sene Glantz der Herrlichkeit GOttes, der Eigenthums- und Erb-
Herr aller Dingen, bietet uns die Hand, und will uns selbst zu sich
ziehen d!

an die El-
tern,

§. 2. Jhr Elteren hertzet dieses Kind, wie euere eigene Kinderlein!
Ja bringet euere Kinder in der Wiegen zu der Krippen JEsu, las-
set sie Kundschafft machen mit ihm, redet ihnen viel von JEsu, se-
tzet ihn mit euch an Tisch, verlieret seine liebreiche Gegenwart nicht
leicht aus eueren Gedancken. Wo seine Gnaden-Lehre mit Ernst gehand-
let wird in Gesprächen, da ist er selbst zugegen; Also sind die Häu-
ser voll Seegens. Der Vatter unsers HErren JEsu Christ sorge-
te für euch, um seinetwillen könntet ihr alles von GOTT erlangen
vor Leib und Seel; JEsus wurde eueren Kinderen ihren Wohl-
stand schon bauen, und sie sammt euch bringen ins Land der Ruhe.

an die Kin-
der,

§. 3. Und du junges Blut! alles ziehet dich starck an sich; O daß
du doch diesem Kind und GOttes Sohn anheim fallen möchtest!
Betrachte es, JEsus buhlet um dein Hertz und ist verliebt in dich;
O so öffne deinen Willen deinem König, der so sanfftmüthig zu dir
kommt, daß er einziehe und dich bekröne mit dem Horn des Heyls.
Ruffe ihn hinein in dein innerstes; Er küsse mich mit den Küssen sei-
nes Mundes, seine Frucht ist meiner Kählen süß. Wo ein jung Hertz
also selig wäre und gebenedeyet, sich JEsu gantz einzuräumen, den wur-
den alle sündliche Ergötzungen anstincken gegen den süssen Umhalsungen
Jmmanuels. O was ist das, an seiner Brust zu ligen, und die Milch
der wahren himmlischen Weißheit von JEsu zu saugen! Welch einen
liebreichen Gespan und Gesellen, welch einen holden Freund hättest du
an JEsu! O sey doch freundlich gegen diesem Göttlichen Knäblein; Er
wird dein Hertz stets erfreuen: Paulus, Johannes und Petrus sind
dir Bürgen, daß er dir ewig Gutes thun wird, dich als seine Braut
auf seinen Stul setzen, und vor allem Ubel behüten, mit dem Honig sei-

ner
a Joh. X. Eph. II.
b Luc. VI. 19.
c Joh. XI. 29.
d Joh. XII. 32.

Weyhnachts-Gedancken.
bringer alles Verlohrnen a, der Stiller alles Haders und Linderer
alles Hertzen-Schmertzens b, die Brunn-Quell aller guten Himmels-
Gaben: Ach lauff und eyle, umfange diß ſuͤſſe Heyl, und ſey zu frieden,
er iſt der Suͤnden Tilger und Ansreiber aller Flecken. Laſſet uns doch
allem den Rucken kehren, und die Arme unſerer Begierden in bruͤ-
derlicher Zuverſicht nach JEſu ausſtrecken c! Sehet, der ausgegoſ-
ſene Glantz der Herrlichkeit GOttes, der Eigenthums- und Erb-
Herr aller Dingen, bietet uns die Hand, und will uns ſelbſt zu ſich
ziehen d!

an die El-
tern,

§. 2. Jhr Elteren hertzet dieſes Kind, wie euere eigene Kinderlein!
Ja bringet euere Kinder in der Wiegen zu der Krippen JEſu, laſ-
ſet ſie Kundſchafft machen mit ihm, redet ihnen viel von JEſu, ſe-
tzet ihn mit euch an Tiſch, verlieret ſeine liebreiche Gegenwart nicht
leicht aus eueren Gedancken. Wo ſeine Gnaden-Lehre mit Ernſt gehand-
let wird in Geſpraͤchen, da iſt er ſelbſt zugegen; Alſo ſind die Haͤu-
ſer voll Seegens. Der Vatter unſers HErren JEſu Chriſt ſorge-
te fuͤr euch, um ſeinetwillen koͤnntet ihr alles von GOTT erlangen
vor Leib und Seel; JEſus wurde eueren Kinderen ihren Wohl-
ſtand ſchon bauen, und ſie ſammt euch bringen ins Land der Ruhe.

an die Kin-
der,

§. 3. Und du junges Blut! alles ziehet dich ſtarck an ſich; O daß
du doch dieſem Kind und GOttes Sohn anheim fallen moͤchteſt!
Betrachte es, JEſus buhlet um dein Hertz und iſt verliebt in dich;
O ſo oͤffne deinen Willen deinem Koͤnig, der ſo ſanfftmuͤthig zu dir
kommt, daß er einziehe und dich bekroͤne mit dem Horn des Heyls.
Ruffe ihn hinein in dein innerſtes; Er kuͤſſe mich mit den Kuͤſſen ſei-
nes Mundes, ſeine Frucht iſt meiner Kaͤhlen ſuͤß. Wo ein jung Hertz
alſo ſelig waͤre und gebenedeyet, ſich JEſu gantz einzuraͤumen, den wur-
den alle ſuͤndliche Ergoͤtzungen anſtincken gegen den ſuͤſſen Umhalſungen
Jmmanuels. O was iſt das, an ſeiner Bruſt zu ligen, und die Milch
der wahren himmliſchen Weißheit von JEſu zu ſaugen! Welch einen
liebreichen Geſpan und Geſellen, welch einen holden Freund haͤtteſt du
an JEſu! O ſey doch freundlich gegen dieſem Goͤttlichen Knaͤblein; Er
wird dein Hertz ſtets erfreuen: Paulus, Johannes und Petrus ſind
dir Buͤrgen, daß er dir ewig Gutes thun wird, dich als ſeine Braut
auf ſeinen Stul ſetzen, und vor allem Ubel behuͤten, mit dem Honig ſei-

ner
a Joh. X. Eph. II.
b Luc. VI. 19.
c Joh. XI. 29.
d Joh. XII. 32.
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[638/0734] Weyhnachts-Gedancken. bringer alles Verlohrnen a, der Stiller alles Haders und Linderer alles Hertzen-Schmertzens b, die Brunn-Quell aller guten Himmels- Gaben: Ach lauff und eyle, umfange diß ſuͤſſe Heyl, und ſey zu frieden, er iſt der Suͤnden Tilger und Ansreiber aller Flecken. Laſſet uns doch allem den Rucken kehren, und die Arme unſerer Begierden in bruͤ- derlicher Zuverſicht nach JEſu ausſtrecken c! Sehet, der ausgegoſ- ſene Glantz der Herrlichkeit GOttes, der Eigenthums- und Erb- Herr aller Dingen, bietet uns die Hand, und will uns ſelbſt zu ſich ziehen d! §. 2. Jhr Elteren hertzet dieſes Kind, wie euere eigene Kinderlein! Ja bringet euere Kinder in der Wiegen zu der Krippen JEſu, laſ- ſet ſie Kundſchafft machen mit ihm, redet ihnen viel von JEſu, ſe- tzet ihn mit euch an Tiſch, verlieret ſeine liebreiche Gegenwart nicht leicht aus eueren Gedancken. Wo ſeine Gnaden-Lehre mit Ernſt gehand- let wird in Geſpraͤchen, da iſt er ſelbſt zugegen; Alſo ſind die Haͤu- ſer voll Seegens. Der Vatter unſers HErren JEſu Chriſt ſorge- te fuͤr euch, um ſeinetwillen koͤnntet ihr alles von GOTT erlangen vor Leib und Seel; JEſus wurde eueren Kinderen ihren Wohl- ſtand ſchon bauen, und ſie ſammt euch bringen ins Land der Ruhe. §. 3. Und du junges Blut! alles ziehet dich ſtarck an ſich; O daß du doch dieſem Kind und GOttes Sohn anheim fallen moͤchteſt! Betrachte es, JEſus buhlet um dein Hertz und iſt verliebt in dich; O ſo oͤffne deinen Willen deinem Koͤnig, der ſo ſanfftmuͤthig zu dir kommt, daß er einziehe und dich bekroͤne mit dem Horn des Heyls. Ruffe ihn hinein in dein innerſtes; Er kuͤſſe mich mit den Kuͤſſen ſei- nes Mundes, ſeine Frucht iſt meiner Kaͤhlen ſuͤß. Wo ein jung Hertz alſo ſelig waͤre und gebenedeyet, ſich JEſu gantz einzuraͤumen, den wur- den alle ſuͤndliche Ergoͤtzungen anſtincken gegen den ſuͤſſen Umhalſungen Jmmanuels. O was iſt das, an ſeiner Bruſt zu ligen, und die Milch der wahren himmliſchen Weißheit von JEſu zu ſaugen! Welch einen liebreichen Geſpan und Geſellen, welch einen holden Freund haͤtteſt du an JEſu! O ſey doch freundlich gegen dieſem Goͤttlichen Knaͤblein; Er wird dein Hertz ſtets erfreuen: Paulus, Johannes und Petrus ſind dir Buͤrgen, daß er dir ewig Gutes thun wird, dich als ſeine Braut auf ſeinen Stul ſetzen, und vor allem Ubel behuͤten, mit dem Honig ſei- ner a Joh. X. Eph. II. b Luc. VI. 19. c Joh. XI. 29. d Joh. XII. 32.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/734>, abgerufen am 22.11.2024.