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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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eines Küh-Hirten.
len, daß es nicht auszusprechen, er könnte uns wohl sitzen lassen, und
in unserem Elend verreblen, aber diß thut er nicht der getreue Er-
barmende, er harret daß er uns in einen Stand bringe und finde,
darinn wir geschickt seyn mögen, lauter Leben und die Fülle seiner
Güter zu empfahen; Aus unendlicher Liebe sandte er seinen Sohn
eben zu dem Ende, daß er uns aus unser Schlamm-Grube heraus
zöge, von allem Unflath reinigte, die Sünde wegnehme, und uns
darstellete heilig und unsträfflich vor ihm selbst, darzu gehet er der
Seele nach, haltet bittweise bey uns an, ob wir seine Lieb und Treu
mercken möchten; ist aber der Mensch ungehorsam gegen den War-
nungen und Erinnerungen seines Geistes, der ihne von allem sündli-
chen bösen Wesen zuruck halten wollte, o so kan auch GOTT seine
Herrlichkeit, sein heilig Wesen nicht verlaugnen, der Heilige Jsrael
leugt nicht, er schimpfet keines wegs in seinen Träuungen, wie et-
wann die Elteren mit ihren Kindern, die sie nur so wollen zu förch-
ten machen; O nein! sondern will man ihne nicht heiligen mit einer
völligen Unterwerffung unter alle Zucht seines Worts und H. Geistes,
so heiliget er sich selber durch seine Gerichte, dann er ist ein eifriger
GOTT der den Schuldigen nicht vor unschuldig hält.

§. 2. Wie hoch muß nun seyn der Adel unsterblicher Geister, weilDer See
len Kost-
barkeit.

er von uns geliebet seyn will, und uns mit höllischem Feuer dräuet,
wo wir ihn nicht mit einer reinen Braut-Liebe umfahen, und über al-
les hoch schätzen, suchen, förchten, ehren, und vertrauen, alles buh-
let um die Seel, GOTT das reinste, liebreichste Wesen auf einer
Seiten, und auf der andern, der Teufel und die Welt, heute must
du erwehlen, mit wem du ewig leben wollest: Die Seel ist der Kampf-
Platz, schlägst du dich zur rechten Parthey, so bist du wohl selbst ein
Paradieß und Himmelreich, haltest du es aber mit dem Feind, dann
neutral kanst du nicht seyn, so wird dein Seel wohl eine rechte Wolffs-
Höle und Feuer-Pful seyn, siehe also zu, wem du folgest, dem Fleisch
oder dem Heil. Geiste.

§. 3. Halte doch keine Sünd vor klein und gering, dann sie ist einDer Sün-
de Gifft
und Sta-
chel.

Ubertrettung des Gesetzes, eine Schmach Christi, und eine Ver-
werffung seines guten Geistes, als ob dein Eigenwill und Vernunfft-
Weiser, als GOttes weiser Rath und Vorschlag, als ob etwas gu-
tes und nutzliches seyn könnt aussert GOttes Liebe und Freundschafft,
die geringste Sünd scheidet dich von GOttes Liebe und wirfft dich

unter
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eines Kuͤh-Hirten.
len, daß es nicht auszuſprechen, er koͤnnte uns wohl ſitzen laſſen, und
in unſerem Elend verreblen, aber diß thut er nicht der getreue Er-
barmende, er harret daß er uns in einen Stand bringe und finde,
darinn wir geſchickt ſeyn moͤgen, lauter Leben und die Fuͤlle ſeiner
Guͤter zu empfahen; Aus unendlicher Liebe ſandte er ſeinen Sohn
eben zu dem Ende, daß er uns aus unſer Schlamm-Grube heraus
zoͤge, von allem Unflath reinigte, die Suͤnde wegnehme, und uns
darſtellete heilig und unſtraͤfflich vor ihm ſelbſt, darzu gehet er der
Seele nach, haltet bittweiſe bey uns an, ob wir ſeine Lieb und Treu
mercken moͤchten; iſt aber der Menſch ungehorſam gegen den War-
nungen und Erinnerungen ſeines Geiſtes, der ihne von allem ſuͤndli-
chen boͤſen Weſen zuruck halten wollte, o ſo kan auch GOTT ſeine
Herrlichkeit, ſein heilig Weſen nicht verlaugnen, der Heilige Jſrael
leugt nicht, er ſchimpfet keines wegs in ſeinen Traͤuungen, wie et-
wann die Elteren mit ihren Kindern, die ſie nur ſo wollen zu foͤrch-
ten machen; O nein! ſondern will man ihne nicht heiligen mit einer
voͤlligen Unterwerffung unter alle Zucht ſeines Worts und H. Geiſtes,
ſo heiliget er ſich ſelber durch ſeine Gerichte, dann er iſt ein eifriger
GOTT der den Schuldigen nicht vor unſchuldig haͤlt.

§. 2. Wie hoch muß nun ſeyn der Adel unſterblicher Geiſter, weilDer See
len Koſt-
barkeit.

er von uns geliebet ſeyn will, und uns mit hoͤlliſchem Feuer draͤuet,
wo wir ihn nicht mit einer reinen Braut-Liebe umfahen, und uͤber al-
les hoch ſchaͤtzen, ſuchen, foͤrchten, ehren, und vertrauen, alles buh-
let um die Seel, GOTT das reinſte, liebreichſte Weſen auf einer
Seiten, und auf der andern, der Teufel und die Welt, heute muſt
du erwehlen, mit wem du ewig leben wolleſt: Die Seel iſt der Kampf-
Platz, ſchlaͤgſt du dich zur rechten Parthey, ſo biſt du wohl ſelbſt ein
Paradieß und Himmelreich, halteſt du es aber mit dem Feind, dann
neutral kanſt du nicht ſeyn, ſo wird dein Seel wohl eine rechte Wolffs-
Hoͤle und Feuer-Pful ſeyn, ſiehe alſo zu, wem du folgeſt, dem Fleiſch
oder dem Heil. Geiſte.

§. 3. Halte doch keine Suͤnd vor klein und gering, dann ſie iſt einDer Suͤn-
de Gifft
und Sta-
chel.

Ubertrettung des Geſetzes, eine Schmach Chriſti, und eine Ver-
werffung ſeines guten Geiſtes, als ob dein Eigenwill und Vernunfft-
Weiſer, als GOttes weiſer Rath und Vorſchlag, als ob etwas gu-
tes und nutzliches ſeyn koͤnnt auſſert GOttes Liebe und Freundſchafft,
die geringſte Suͤnd ſcheidet dich von GOttes Liebe und wirfft dich

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[673/0769] eines Kuͤh-Hirten. len, daß es nicht auszuſprechen, er koͤnnte uns wohl ſitzen laſſen, und in unſerem Elend verreblen, aber diß thut er nicht der getreue Er- barmende, er harret daß er uns in einen Stand bringe und finde, darinn wir geſchickt ſeyn moͤgen, lauter Leben und die Fuͤlle ſeiner Guͤter zu empfahen; Aus unendlicher Liebe ſandte er ſeinen Sohn eben zu dem Ende, daß er uns aus unſer Schlamm-Grube heraus zoͤge, von allem Unflath reinigte, die Suͤnde wegnehme, und uns darſtellete heilig und unſtraͤfflich vor ihm ſelbſt, darzu gehet er der Seele nach, haltet bittweiſe bey uns an, ob wir ſeine Lieb und Treu mercken moͤchten; iſt aber der Menſch ungehorſam gegen den War- nungen und Erinnerungen ſeines Geiſtes, der ihne von allem ſuͤndli- chen boͤſen Weſen zuruck halten wollte, o ſo kan auch GOTT ſeine Herrlichkeit, ſein heilig Weſen nicht verlaugnen, der Heilige Jſrael leugt nicht, er ſchimpfet keines wegs in ſeinen Traͤuungen, wie et- wann die Elteren mit ihren Kindern, die ſie nur ſo wollen zu foͤrch- ten machen; O nein! ſondern will man ihne nicht heiligen mit einer voͤlligen Unterwerffung unter alle Zucht ſeines Worts und H. Geiſtes, ſo heiliget er ſich ſelber durch ſeine Gerichte, dann er iſt ein eifriger GOTT der den Schuldigen nicht vor unſchuldig haͤlt. §. 2. Wie hoch muß nun ſeyn der Adel unſterblicher Geiſter, weil er von uns geliebet ſeyn will, und uns mit hoͤlliſchem Feuer draͤuet, wo wir ihn nicht mit einer reinen Braut-Liebe umfahen, und uͤber al- les hoch ſchaͤtzen, ſuchen, foͤrchten, ehren, und vertrauen, alles buh- let um die Seel, GOTT das reinſte, liebreichſte Weſen auf einer Seiten, und auf der andern, der Teufel und die Welt, heute muſt du erwehlen, mit wem du ewig leben wolleſt: Die Seel iſt der Kampf- Platz, ſchlaͤgſt du dich zur rechten Parthey, ſo biſt du wohl ſelbſt ein Paradieß und Himmelreich, halteſt du es aber mit dem Feind, dann neutral kanſt du nicht ſeyn, ſo wird dein Seel wohl eine rechte Wolffs- Hoͤle und Feuer-Pful ſeyn, ſiehe alſo zu, wem du folgeſt, dem Fleiſch oder dem Heil. Geiſte. Der See len Koſt- barkeit. §. 3. Halte doch keine Suͤnd vor klein und gering, dann ſie iſt ein Ubertrettung des Geſetzes, eine Schmach Chriſti, und eine Ver- werffung ſeines guten Geiſtes, als ob dein Eigenwill und Vernunfft- Weiſer, als GOttes weiſer Rath und Vorſchlag, als ob etwas gu- tes und nutzliches ſeyn koͤnnt auſſert GOttes Liebe und Freundſchafft, die geringſte Suͤnd ſcheidet dich von GOttes Liebe und wirfft dich unter Der Suͤn- de Gifft und Sta- chel. Q q q q

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/769>, abgerufen am 01.07.2024.