[fremdsprachliches Material - fehlt] Du sollt nicht tödten. Exod. 20, 13. Deut. 5, 17.
Das erste Capitel. Beschaffenheit der rechtschaffenen Liebe des Nächsten.
§. 1.
ADam a ware vor seinem Abfall von GOTT, selbst ein Pa-GOTT will den aus dem glückseeli- gen Zu- stand ge- fallenen Menschen radieß seinem Schöpfer, allwo die stille Ewigkeit sich spieg- lete, allwo Chrystall lautere Bäche einer göttlichen Sanfft- muth daher strömeten, an deren Ufer die Balsam-Bäum- lein der himmlischen Lieblichkeit stunden; sein Hertz ware ein reines Geschirr, daraus die Gaben der ewigen Liebe ausblüheten, ein heller durchsichtiger See, welchen kein Koth und Sand des irr- dischen Eigensinns trüb machte b, noch einiger Sturm-Wind der Leidenschafften erregten, so daß man die eigentliche Gestalt des Him- mels in Adams Seel sehen könnte.
Nachdem aber der häßige, neidige Mord-Geist durchs Gehör Ein- gang gefunden c, hat er als ein zorniger hochmüthiger Drach mit sei- nem gifftigen Hauch alles verderbet, mit höllischem Gifft angesteckt, und aus seinem unruhigen Abgrund allen Saamen der Bosheit einge- streut, welchen er beständig auszubrüten, bey jedem Anlaß rege zu machen und Früchte zum Tod auszugebähren d beschäfftiget ist, Dornen und Distlen des Neides und Hasses.
§. 2. Nun will GOTT sein uraltes Recht an sein verbündetesdem Teu- fel nicht zum Raub lassen, Geschöpf gegen dem Teufel als einen boßhafftiglich eingeschlichenen Raub-Mörder behaupten, und sagt zu einem jeden, den er aus Egy- pten geführt, aus dem Dienst des höllischen Pharao, von der Obrig- keit der Finsternuß errettet, durch die Besprengung des Bluts des erwürgten Lamms e von Anbeginn der Welt, und dessen Bundes GOTT er in Christo JEsu worden ist: Du sollt nicht tödten, nicht häßig, neidig seyn.
§. 3. Hier klagt GOTT uns alle als Mörder an; als wann ersondern helffen
sagte:
aGen. II.
bPhil. IV. 7.
cGen. III.
d 1 Petr. V. 8.
eColoss. III. 5.
R r r r 3
[fremdsprachliches Material – fehlt] Du ſollt nicht toͤdten. Exod. 20, 13. Deut. 5, 17.
Das erſte Capitel. Beſchaffenheit der rechtſchaffenen Liebe des Naͤchſten.
§. 1.
ADam a ware vor ſeinem Abfall von GOTT, ſelbſt ein Pa-GOTT will den aus dem gluͤckſeeli- gen Zu- ſtand ge- fallenen Menſchen radieß ſeinem Schoͤpfer, allwo die ſtille Ewigkeit ſich ſpieg- lete, allwo Chryſtall lautere Baͤche einer goͤttlichen Sanfft- muth daher ſtroͤmeten, an deren Ufer die Balſam-Baͤum- lein der himmliſchen Lieblichkeit ſtunden; ſein Hertz ware ein reines Geſchirr, daraus die Gaben der ewigen Liebe ausbluͤheten, ein heller durchſichtiger See, welchen kein Koth und Sand des irr- diſchen Eigenſinns truͤb machte b, noch einiger Sturm-Wind der Leidenſchafften erregten, ſo daß man die eigentliche Geſtalt des Him- mels in Adams Seel ſehen koͤnnte.
Nachdem aber der haͤßige, neidige Mord-Geiſt durchs Gehoͤr Ein- gang gefunden c, hat er als ein zorniger hochmuͤthiger Drach mit ſei- nem gifftigen Hauch alles verderbet, mit hoͤlliſchem Gifft angeſteckt, und aus ſeinem unruhigen Abgrund allen Saamen der Bosheit einge- ſtreut, welchen er beſtaͤndig auszubruͤten, bey jedem Anlaß rege zu machen und Fruͤchte zum Tod auszugebaͤhren d beſchaͤfftiget iſt, Dornen und Diſtlen des Neides und Haſſes.
§. 2. Nun will GOTT ſein uraltes Recht an ſein verbuͤndetesdem Teu- fel nicht zum Raub laſſen, Geſchoͤpf gegen dem Teufel als einen boßhafftiglich eingeſchlichenen Raub-Moͤrder behaupten, und ſagt zu einem jeden, den er aus Egy- pten gefuͤhrt, aus dem Dienſt des hoͤlliſchen Pharao, von der Obrig- keit der Finſternuß errettet, durch die Beſprengung des Bluts des erwuͤrgten Lamms e von Anbeginn der Welt, und deſſen Bundes GOTT er in Chriſto JEſu worden iſt: Du ſollt nicht toͤdten, nicht haͤßig, neidig ſeyn.
§. 3. Hier klagt GOTT uns alle als Moͤrder an; als wann erſondern helffen
ſagte:
aGen. II.
bPhil. IV. 7.
cGen. III.
d 1 Petr. V. 8.
eColoſſ. III. 5.
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radieß ſeinem Schoͤpfer, allwo die ſtille Ewigkeit ſich ſpieg-
lete, allwo Chryſtall lautere Baͤche einer goͤttlichen Sanfft-
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ein reines Geſchirr, daraus die Gaben der ewigen Liebe ausbluͤheten,
ein heller durchſichtiger See, welchen kein Koth und Sand des irr-
diſchen Eigenſinns truͤb machte b, noch einiger Sturm-Wind der
Leidenſchafften erregten, ſo daß man die eigentliche Geſtalt des Him-
mels in Adams Seel ſehen koͤnnte.
GOTT
will den
aus dem
gluͤckſeeli-
gen Zu-
ſtand ge-
fallenen
Menſchen
Nachdem aber der haͤßige, neidige Mord-Geiſt durchs Gehoͤr Ein-
gang gefunden c, hat er als ein zorniger hochmuͤthiger Drach mit ſei-
nem gifftigen Hauch alles verderbet, mit hoͤlliſchem Gifft angeſteckt,
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ſtreut, welchen er beſtaͤndig auszubruͤten, bey jedem Anlaß rege zu machen
und Fruͤchte zum Tod auszugebaͤhren d beſchaͤfftiget iſt, Dornen und
Diſtlen des Neides und Haſſes.
§. 2. Nun will GOTT ſein uraltes Recht an ſein verbuͤndetes
Geſchoͤpf gegen dem Teufel als einen boßhafftiglich eingeſchlichenen
Raub-Moͤrder behaupten, und ſagt zu einem jeden, den er aus Egy-
pten gefuͤhrt, aus dem Dienſt des hoͤlliſchen Pharao, von der Obrig-
keit der Finſternuß errettet, durch die Beſprengung des Bluts des
erwuͤrgten Lamms e von Anbeginn der Welt, und deſſen Bundes
GOTT er in Chriſto JEſu worden iſt: Du ſollt nicht toͤdten,
nicht haͤßig, neidig ſeyn.
dem Teu-
fel nicht
zum Raub
laſſen,
§. 3. Hier klagt GOTT uns alle als Moͤrder an; als wann er
ſagte:
ſondern
helffen
a Gen. II.
b Phil. IV. 7.
c Gen. III.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/781>, abgerufen am 22.11.2024.
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