es thun, sonst bleibt es ewig ungethan: Licht muß die Finsterniß und Liebe den Haß verjagen, und die Früchte des heiligen Geistes müs- sen die Wercke des Fleisches austreiben, und allen Raum in der Seelen überall einnehmen. Dann wo nur noch ein Winckelein über- gelassen wird, das nicht vom heiligen Geist eingenommen seye, so kommt alsobald ein Teufel und hat sein Händelchen daselbst, wel- ches man bey der ersten Versuchung gewahr wird, da es hervor- witscht; und dieses Traurspiel währet so lang, biß man mit Paulo sagen kan, was ich lebe auch im Fleisch, das leb ich im Glauben an den Sohn GOttes, der mich geliebet und sich selbst vor mich hin- gegeben hat.
§. 10. Gedencke, daß niemand gecrönet wird, er habe dann recht-Durch die Betrach- tung daß niemand ohne Kampf ge- crönet werde. mäßig gekämpfft a, und seye der Sünd loß worden; ja der Mensch kan nicht einmahl im Lauff-Platz lauffen, er habe dann zuvor die Sünd als eine Last abgelegt.
Wann es nicht zum Sieg kommt, so gibts keinen Triumph; man singet mit Freuden vom Sieg in den Zelten der Gerechten, das ist, deren die GOtt glauben, in ihm hoffen, und ihme eine völlige Erlösung zutrauen: Wie es weiters folget, die Rechte des HErren ist erhöhet, die Rechte des HErren behält den Sieg b. Man muß den HErren JEsum nahe bey sich haben, so vergehet die Sünd. Die Frommen heutiges Tages sind so läßige Streiter, als hätten sie niemahls von keinem Sieg gehört, und vernügen sich mit einer schlechten Ausred, wann sie die haben können, warum sie unten ge- legen; da gleichwohl nur denen Uberwindern die Verheissung ge- schehen c.
§. 11. Dieser Sieg aber wird nicht erhalten, als durch unver-Dieser Sieg wird erhalten wann man stäts auf JESUM siehet. rucktes, oder doch immer wiederhohltes Aufsehen auf JEsum, da die Seel bey ihrem gemachten Bund mit JEsu bleibt, da sie der Sünd auf ewig abgesagt; da dürstet sie in der Hitz der Anfechtung nach dem kühlen Lebens-Brunn, und hungert hefftig nach der we- sentlichen Sanfftmuth, Liebe und Gedult Christi, sie verharret un- ermüdet im Zuruckstossen des Zorns, Rachgier etc. Die immer zu ihr eindringen wollen.
§. 12. Und ach! Wann man schon meynet, man wolle es verges-
sen,
a 2 Tim. II. 2. 5.
bPl. CXVIII. 14. 15.
cApoc. XXI. 7.
Y y y y
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
es thun, ſonſt bleibt es ewig ungethan: Licht muß die Finſterniß und Liebe den Haß verjagen, und die Fruͤchte des heiligen Geiſtes muͤſ- ſen die Wercke des Fleiſches austreiben, und allen Raum in der Seelen uͤberall einnehmen. Dann wo nur noch ein Winckelein uͤber- gelaſſen wird, das nicht vom heiligen Geiſt eingenommen ſeye, ſo kommt alſobald ein Teufel und hat ſein Haͤndelchen daſelbſt, wel- ches man bey der erſten Verſuchung gewahr wird, da es hervor- witſcht; und dieſes Traurſpiel waͤhret ſo lang, biß man mit Paulo ſagen kan, was ich lebe auch im Fleiſch, das leb ich im Glauben an den Sohn GOttes, der mich geliebet und ſich ſelbſt vor mich hin- gegeben hat.
§. 10. Gedencke, daß niemand gecroͤnet wird, er habe dann recht-Durch die Betrach- tung daß niemand ohne Kampf ge- croͤnet werde. maͤßig gekaͤmpfft a, und ſeye der Suͤnd loß worden; ja der Menſch kan nicht einmahl im Lauff-Platz lauffen, er habe dann zuvor die Suͤnd als eine Laſt abgelegt.
Wann es nicht zum Sieg kommt, ſo gibts keinen Triumph; man ſinget mit Freuden vom Sieg in den Zelten der Gerechten, das iſt, deren die GOtt glauben, in ihm hoffen, und ihme eine voͤllige Erloͤſung zutrauen: Wie es weiters folget, die Rechte des HErren iſt erhoͤhet, die Rechte des HErren behaͤlt den Sieg b. Man muß den HErren JEſum nahe bey ſich haben, ſo vergehet die Suͤnd. Die Frommen heutiges Tages ſind ſo laͤßige Streiter, als haͤtten ſie niemahls von keinem Sieg gehoͤrt, und vernuͤgen ſich mit einer ſchlechten Ausred, wann ſie die haben koͤnnen, warum ſie unten ge- legen; da gleichwohl nur denen Uberwindern die Verheiſſung ge- ſchehen c.
§. 11. Dieſer Sieg aber wird nicht erhalten, als durch unver-Dieſer Sieg wird erhalten wann man ſtaͤts auf JESUM ſiehet. rucktes, oder doch immer wiederhohltes Aufſehen auf JEſum, da die Seel bey ihrem gemachten Bund mit JEſu bleibt, da ſie der Suͤnd auf ewig abgeſagt; da duͤrſtet ſie in der Hitz der Anfechtung nach dem kuͤhlen Lebens-Brunn, und hungert hefftig nach der we- ſentlichen Sanfftmuth, Liebe und Gedult Chriſti, ſie verharret un- ermuͤdet im Zuruckſtoſſen des Zorns, Rachgier ꝛc. Die immer zu ihr eindringen wollen.
§. 12. Und ach! Wann man ſchon meynet, man wolle es vergeſ-
ſen,
a 2 Tim. II. 2. 5.
bPl. CXVIII. 14. 15.
cApoc. XXI. 7.
Y y y y
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0817"n="721"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">hervor bluͤhende Lilien-Zweig.</hi></fw><lb/>
es thun, ſonſt bleibt es ewig ungethan: Licht muß die Finſterniß und<lb/>
Liebe den Haß verjagen, und die Fruͤchte des heiligen Geiſtes muͤſ-<lb/>ſen die Wercke des Fleiſches austreiben, und allen Raum in der<lb/>
Seelen uͤberall einnehmen. Dann wo nur noch ein Winckelein uͤber-<lb/>
gelaſſen wird, das nicht vom heiligen Geiſt eingenommen ſeye, ſo<lb/>
kommt alſobald ein Teufel und hat ſein Haͤndelchen daſelbſt, wel-<lb/>
ches man bey der erſten Verſuchung gewahr wird, da es hervor-<lb/>
witſcht; und dieſes Traurſpiel waͤhret ſo lang, biß man mit Paulo<lb/>ſagen kan, was ich lebe auch im Fleiſch, das leb ich im Glauben an<lb/>
den Sohn GOttes, der mich geliebet und ſich ſelbſt vor mich hin-<lb/>
gegeben hat.</p><lb/><p>§. 10. Gedencke, daß niemand gecroͤnet wird, er habe dann recht-<noteplace="right">Durch die<lb/>
Betrach-<lb/>
tung daß<lb/>
niemand<lb/>
ohne<lb/>
Kampf ge-<lb/>
croͤnet<lb/>
werde.</note><lb/>
maͤßig gekaͤmpfft <noteplace="foot"n="a">2 <hirendition="#aq">Tim. II.</hi> 2. 5.</note>, und ſeye der Suͤnd loß worden; ja der Menſch<lb/>
kan nicht einmahl im Lauff-Platz lauffen, er habe dann zuvor die<lb/>
Suͤnd als eine Laſt abgelegt.</p><lb/><p>Wann es nicht zum Sieg kommt, ſo gibts keinen Triumph; man<lb/>ſinget mit Freuden vom Sieg in den Zelten der Gerechten, das<lb/>
iſt, deren die GOtt glauben, in ihm hoffen, und ihme eine voͤllige<lb/>
Erloͤſung zutrauen: Wie es weiters folget, die Rechte des HErren<lb/>
iſt erhoͤhet, die Rechte des HErren behaͤlt den Sieg <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Pl. CXVIII.</hi> 14. 15.</note>. Man<lb/>
muß den HErren JEſum nahe bey ſich haben, ſo vergehet die Suͤnd.<lb/>
Die Frommen heutiges Tages ſind ſo laͤßige Streiter, als haͤtten<lb/>ſie niemahls von keinem Sieg gehoͤrt, und vernuͤgen ſich mit einer<lb/>ſchlechten Ausred, wann ſie die haben koͤnnen, warum ſie unten ge-<lb/>
legen; da gleichwohl nur denen Uberwindern die Verheiſſung ge-<lb/>ſchehen <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Apoc. XXI.</hi> 7.</note>.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 11. Dieſer Sieg aber wird nicht erhalten, als durch unver-<noteplace="right">Dieſer<lb/>
Sieg wird<lb/>
erhalten<lb/>
wann man<lb/>ſtaͤts auf<lb/>
JESUM<lb/>ſiehet.</note><lb/>
rucktes, oder doch immer wiederhohltes Aufſehen auf JEſum, da<lb/>
die Seel bey ihrem gemachten Bund mit JEſu bleibt, da ſie der<lb/>
Suͤnd auf ewig abgeſagt; da duͤrſtet ſie in der Hitz der Anfechtung<lb/>
nach dem kuͤhlen Lebens-Brunn, und hungert hefftig nach der we-<lb/>ſentlichen Sanfftmuth, Liebe und Gedult Chriſti, ſie verharret un-<lb/>
ermuͤdet im Zuruckſtoſſen des Zorns, Rachgier ꝛc. Die immer zu<lb/>
ihr eindringen wollen.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 12. Und ach! Wann man ſchon meynet, man wolle es vergeſ-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y y y y</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[721/0817]
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
es thun, ſonſt bleibt es ewig ungethan: Licht muß die Finſterniß und
Liebe den Haß verjagen, und die Fruͤchte des heiligen Geiſtes muͤſ-
ſen die Wercke des Fleiſches austreiben, und allen Raum in der
Seelen uͤberall einnehmen. Dann wo nur noch ein Winckelein uͤber-
gelaſſen wird, das nicht vom heiligen Geiſt eingenommen ſeye, ſo
kommt alſobald ein Teufel und hat ſein Haͤndelchen daſelbſt, wel-
ches man bey der erſten Verſuchung gewahr wird, da es hervor-
witſcht; und dieſes Traurſpiel waͤhret ſo lang, biß man mit Paulo
ſagen kan, was ich lebe auch im Fleiſch, das leb ich im Glauben an
den Sohn GOttes, der mich geliebet und ſich ſelbſt vor mich hin-
gegeben hat.
§. 10. Gedencke, daß niemand gecroͤnet wird, er habe dann recht-
maͤßig gekaͤmpfft a, und ſeye der Suͤnd loß worden; ja der Menſch
kan nicht einmahl im Lauff-Platz lauffen, er habe dann zuvor die
Suͤnd als eine Laſt abgelegt.
Durch die
Betrach-
tung daß
niemand
ohne
Kampf ge-
croͤnet
werde.
Wann es nicht zum Sieg kommt, ſo gibts keinen Triumph; man
ſinget mit Freuden vom Sieg in den Zelten der Gerechten, das
iſt, deren die GOtt glauben, in ihm hoffen, und ihme eine voͤllige
Erloͤſung zutrauen: Wie es weiters folget, die Rechte des HErren
iſt erhoͤhet, die Rechte des HErren behaͤlt den Sieg b. Man
muß den HErren JEſum nahe bey ſich haben, ſo vergehet die Suͤnd.
Die Frommen heutiges Tages ſind ſo laͤßige Streiter, als haͤtten
ſie niemahls von keinem Sieg gehoͤrt, und vernuͤgen ſich mit einer
ſchlechten Ausred, wann ſie die haben koͤnnen, warum ſie unten ge-
legen; da gleichwohl nur denen Uberwindern die Verheiſſung ge-
ſchehen c.
§. 11. Dieſer Sieg aber wird nicht erhalten, als durch unver-
rucktes, oder doch immer wiederhohltes Aufſehen auf JEſum, da
die Seel bey ihrem gemachten Bund mit JEſu bleibt, da ſie der
Suͤnd auf ewig abgeſagt; da duͤrſtet ſie in der Hitz der Anfechtung
nach dem kuͤhlen Lebens-Brunn, und hungert hefftig nach der we-
ſentlichen Sanfftmuth, Liebe und Gedult Chriſti, ſie verharret un-
ermuͤdet im Zuruckſtoſſen des Zorns, Rachgier ꝛc. Die immer zu
ihr eindringen wollen.
Dieſer
Sieg wird
erhalten
wann man
ſtaͤts auf
JESUM
ſiehet.
§. 12. Und ach! Wann man ſchon meynet, man wolle es vergeſ-
ſen,
a 2 Tim. II. 2. 5.
b Pl. CXVIII. 14. 15.
c Apoc. XXI. 7.
Y y y y
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/817>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.