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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der unter den Stech-Disteln
Das achte Capitel.
Bestraffung und Ermahnung an alle Häßige, Neidische Zorn- und
Raachgierige, da ihnen zugleich so wohl der Schade als Nutze vorgestel-
let wird.
Es seynd
wenig
welche
JESU in
seiner Lie-
be nach-
folgen.

§. 1. Aber ach! Man möchte wohl jetzt JESUM fragen um
seine Jünger und um seine Lehre a; da so viele ihm nachfolgeten in
denen ersten Zeiten: Wie viel sind Schuler der Welt und des Höl-
len-Fürsten, wie wenige GOttes! Ach wo, wo leuchtet JESU
Bild unter so viel tausend Nam-Christen? Wann man einem nur
ein krumm Wort gibt, so ist bald alle Gunst verschüttet, und man
ist auf dem Esel; thut man jemanden etwas zuwider, so denckt der
Mensch, das hätte ihm ja nicht sollen geschehen, da kan ers nicht
vergessen, da hat er allerley Gründ aus der Welt-Schuhl her, da
heißts; man wurde mich zu letzt gar unter die Füß nehmen; was?
Jch bin so gut als er.

Uber die
geringste
Verach-
tung wird
man unge-
dultig,

§. 2. Wie thuts so schmertzlich wehe, so man etwann zu schan-
den wird! Wo sind die, die gern die Unterste, Verworffeneste
sind, und die es vor die erwünschteste Gnade achteten, wann ihnen
der Heilig Geist JESU, die edelmüthige Geneigtheit schenckte,
von Hertzen gern ihme zu Lob und Ehren jedermanns Schuh-Lumm-
pen, ein Auskehrsel der Welt, und ein Kehrwisch aller Menschen
zu seyn? Wo ist der demüthige JESUS? Ach seine Sanfstmuth
ist gar zu Boden getretten! Da sagt man; O wann der und der
mir das thäte, ich wollte ihms zeigen: Der wurde vor ein Narren
gehalten, wer so alles liesse über sich gehen. Jnzwischen schreyt al-
les mit vollem Hals, sie seyen Christi Jünger, und kommt der
gantze Schwarm zu seinem Liebes-Mahl.

fahret
gleich im
Zorn auf

§. 3. Es ist der Friede und die Ruhe sammt der Liebe von dem
Erdboden weggenommen; Die Zorn- und Zanck-Teufel haben ihr

hölli-
a Joh. XVIII. 19.
Der unter den Stech-Diſteln
Das achte Capitel.
Beſtraffung und Ermahnung an alle Haͤßige, Neidiſche Zorn- und
Raachgierige, da ihnen zugleich ſo wohl der Schade als Nutze vorgeſtel-
let wird.
Es ſeynd
wenig
welche
JESU in
ſeiner Lie-
be nach-
folgen.

§. 1. Aber ach! Man moͤchte wohl jetzt JESUM fragen um
ſeine Juͤnger und um ſeine Lehre a; da ſo viele ihm nachfolgeten in
denen erſten Zeiten: Wie viel ſind Schuler der Welt und des Hoͤl-
len-Fuͤrſten, wie wenige GOttes! Ach wo, wo leuchtet JESU
Bild unter ſo viel tauſend Nam-Chriſten? Wann man einem nur
ein krumm Wort gibt, ſo iſt bald alle Gunſt verſchuͤttet, und man
iſt auf dem Eſel; thut man jemanden etwas zuwider, ſo denckt der
Menſch, das haͤtte ihm ja nicht ſollen geſchehen, da kan ers nicht
vergeſſen, da hat er allerley Gruͤnd aus der Welt-Schuhl her, da
heißts; man wurde mich zu letzt gar unter die Fuͤß nehmen; was?
Jch bin ſo gut als er.

Uber die
geringſte
Verach-
tung wird
man unge-
dultig,

§. 2. Wie thuts ſo ſchmertzlich wehe, ſo man etwann zu ſchan-
den wird! Wo ſind die, die gern die Unterſte, Verworffeneſte
ſind, und die es vor die erwuͤnſchteſte Gnade achteten, wann ihnen
der Heilig Geiſt JESU, die edelmuͤthige Geneigtheit ſchenckte,
von Hertzen gern ihme zu Lob und Ehren jedermanns Schuh-Lumm-
pen, ein Auskehrſel der Welt, und ein Kehrwiſch aller Menſchen
zu ſeyn? Wo iſt der demuͤthige JESUS? Ach ſeine Sanfſtmuth
iſt gar zu Boden getretten! Da ſagt man; O wann der und der
mir das thaͤte, ich wollte ihms zeigen: Der wurde vor ein Narren
gehalten, wer ſo alles lieſſe uͤber ſich gehen. Jnzwiſchen ſchreyt al-
les mit vollem Hals, ſie ſeyen Chriſti Juͤnger, und kommt der
gantze Schwarm zu ſeinem Liebes-Mahl.

fahret
gleich im
Zorn auf

§. 3. Es iſt der Friede und die Ruhe ſammt der Liebe von dem
Erdboden weggenommen; Die Zorn- und Zanck-Teufel haben ihr

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a Joh. XVIII. 19.
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[738/0834] Der unter den Stech-Diſteln Das achte Capitel. Beſtraffung und Ermahnung an alle Haͤßige, Neidiſche Zorn- und Raachgierige, da ihnen zugleich ſo wohl der Schade als Nutze vorgeſtel- let wird. §. 1. Aber ach! Man moͤchte wohl jetzt JESUM fragen um ſeine Juͤnger und um ſeine Lehre a; da ſo viele ihm nachfolgeten in denen erſten Zeiten: Wie viel ſind Schuler der Welt und des Hoͤl- len-Fuͤrſten, wie wenige GOttes! Ach wo, wo leuchtet JESU Bild unter ſo viel tauſend Nam-Chriſten? Wann man einem nur ein krumm Wort gibt, ſo iſt bald alle Gunſt verſchuͤttet, und man iſt auf dem Eſel; thut man jemanden etwas zuwider, ſo denckt der Menſch, das haͤtte ihm ja nicht ſollen geſchehen, da kan ers nicht vergeſſen, da hat er allerley Gruͤnd aus der Welt-Schuhl her, da heißts; man wurde mich zu letzt gar unter die Fuͤß nehmen; was? Jch bin ſo gut als er. §. 2. Wie thuts ſo ſchmertzlich wehe, ſo man etwann zu ſchan- den wird! Wo ſind die, die gern die Unterſte, Verworffeneſte ſind, und die es vor die erwuͤnſchteſte Gnade achteten, wann ihnen der Heilig Geiſt JESU, die edelmuͤthige Geneigtheit ſchenckte, von Hertzen gern ihme zu Lob und Ehren jedermanns Schuh-Lumm- pen, ein Auskehrſel der Welt, und ein Kehrwiſch aller Menſchen zu ſeyn? Wo iſt der demuͤthige JESUS? Ach ſeine Sanfſtmuth iſt gar zu Boden getretten! Da ſagt man; O wann der und der mir das thaͤte, ich wollte ihms zeigen: Der wurde vor ein Narren gehalten, wer ſo alles lieſſe uͤber ſich gehen. Jnzwiſchen ſchreyt al- les mit vollem Hals, ſie ſeyen Chriſti Juͤnger, und kommt der gantze Schwarm zu ſeinem Liebes-Mahl. §. 3. Es iſt der Friede und die Ruhe ſammt der Liebe von dem Erdboden weggenommen; Die Zorn- und Zanck-Teufel haben ihr hoͤlli- a Joh. XVIII. 19.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/834>, abgerufen am 22.11.2024.