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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
seines Sohnes Unterthanen beehret und verkläret) sondern es wird
durch das Himmelreich auch verstanden ein künfftiger Zustand und
gewisse Vorrechte, welche alle diejenigen dermahlen eins haben müs-
sen, welche JEsum bey Leibes Leben zu sich gerissen, und als ihren
Theil auf Erden weggenommen haben, nach dem wohlgefälligen,
guten und vollkommenen Willen des Vatters der im Himmel ist.

Es ist nehmlich der Ort der Wohl-Seeligen, das rechte Para-
dieß GOttes, da hinein alle Neugebohrne mit grossem Pracht wer-
den geführet werden nach dem Jüngsten Tag; Nehmlich so viel ih-
rer JEsum, köstlicher, nutzlicher, und anständiger befunden haben
als alles in der Welt, diese allein und keine andere werden dann zu-
mahl das Himmelreich ererben a.

Warum
es ein Kö-
nigreich
genennet
werde.

§. 6. Warum aber GOtt das künfftige selige Leben ein Königreich
nenne, ist die Ursach leicht zu erachten;

Seine lieb-volleste Absicht in allem was er redt und thut, ist,
uns das zu verleiden, was nicht viel Nutzen bringt, und mehr Do-
cken Werck, Kinderspiel, als etwas Währschafftes und Bleiben-
des ist; Hingegen uns in seine Gemeinschafft verliebt und gelustig zu
machen. Nun dunckt es die Leuth, sie könnten nicht glückseeliger
seyn, als wann sie ein Königreich ruhig besässen, das voll Pracht,
Glantz, Wollust und Reichthum wäre: Wer überwindet, muß die
Cron des Lebens haben, auf Christi Thron sitzen und das Königreich
einnehmen, welches ihm bereitet ist von Anbegin der Welt b.

Allein, damit sich niemand so schlechte Gedancken mache von die-
sem Königreich, als wäre es so eine geringe, kothige Treudel- und
Flader-Herrlichkeit, als wie das, was man auf Erden magnifique
und köstlich zu nennen pflegt, oder ein Türckisches Paradieß; so
nennet ers ein Himmelreich. Als Kayser Domitianus etwel-
cher massen unruhig ware, und sich besorgete, da er vernommen,
JEsus Christus ein HErr über alles habe noch Anverwandte, for-
schete er nach ihnen, und erkundigte sich mit Fleiß von ihnen, ob sie
einige Gedancken hegeten auf das Kayserthum, aber sie gaben ihm
zum Bescheid: JEsu Königreich ist nicht weltlich und irrdisch; son-
dern überhimmlisch und englisch.

Das sind die grosse Güter und natürliche Vollkommenheiten, wor-

mit
a Matth. VII. 21-23. 1 Cor. VI. 9. 10.
b Matth XXV. 34.

Betrachtungen
ſeines Sohnes Unterthanen beehret und verklaͤret) ſondern es wird
durch das Himmelreich auch verſtanden ein kuͤnfftiger Zuſtand und
gewiſſe Vorrechte, welche alle diejenigen dermahlen eins haben muͤſ-
ſen, welche JEſum bey Leibes Leben zu ſich geriſſen, und als ihren
Theil auf Erden weggenommen haben, nach dem wohlgefaͤlligen,
guten und vollkommenen Willen des Vatters der im Himmel iſt.

Es iſt nehmlich der Ort der Wohl-Seeligen, das rechte Para-
dieß GOttes, da hinein alle Neugebohrne mit groſſem Pracht wer-
den gefuͤhret werden nach dem Juͤngſten Tag; Nehmlich ſo viel ih-
rer JEſum, koͤſtlicher, nutzlicher, und anſtaͤndiger befunden haben
als alles in der Welt, dieſe allein und keine andere werden dann zu-
mahl das Himmelreich ererben a.

Warum
es ein Koͤ-
nigreich
genennet
werde.

§. 6. Warum aber GOtt das kuͤnfftige ſelige Leben ein Koͤnigreich
nenne, iſt die Urſach leicht zu erachten;

Seine lieb-volleſte Abſicht in allem was er redt und thut, iſt,
uns das zu verleiden, was nicht viel Nutzen bringt, und mehr Do-
cken Werck, Kinderſpiel, als etwas Waͤhrſchafftes und Bleiben-
des iſt; Hingegen uns in ſeine Gemeinſchafft verliebt und geluſtig zu
machen. Nun dunckt es die Leuth, ſie koͤnnten nicht gluͤckſeeliger
ſeyn, als wann ſie ein Koͤnigreich ruhig beſaͤſſen, das voll Pracht,
Glantz, Wolluſt und Reichthum waͤre: Wer uͤberwindet, muß die
Cron des Lebens haben, auf Chriſti Thron ſitzen und das Koͤnigreich
einnehmen, welches ihm bereitet iſt von Anbegin der Welt b.

Allein, damit ſich niemand ſo ſchlechte Gedancken mache von die-
ſem Koͤnigreich, als waͤre es ſo eine geringe, kothige Treudel- und
Flader-Herrlichkeit, als wie das, was man auf Erden magnifique
und koͤſtlich zu nennen pflegt, oder ein Tuͤrckiſches Paradieß; ſo
nennet ers ein Himmelreich. Als Kayſer Domitianus etwel-
cher maſſen unruhig ware, und ſich beſorgete, da er vernommen,
JEſus Chriſtus ein HErr uͤber alles habe noch Anverwandte, for-
ſchete er nach ihnen, und erkundigte ſich mit Fleiß von ihnen, ob ſie
einige Gedancken hegeten auf das Kayſerthum, aber ſie gaben ihm
zum Beſcheid: JEſu Koͤnigreich iſt nicht weltlich und irrdiſch; ſon-
dern uͤberhimmliſch und engliſch.

Das ſind die groſſe Guͤter und natuͤrliche Vollkommenheiten, wor-

mit
a Matth. VII. 21-23. 1 Cor. VI. 9. 10.
b Matth XXV. 34.
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[788/0884] Betrachtungen ſeines Sohnes Unterthanen beehret und verklaͤret) ſondern es wird durch das Himmelreich auch verſtanden ein kuͤnfftiger Zuſtand und gewiſſe Vorrechte, welche alle diejenigen dermahlen eins haben muͤſ- ſen, welche JEſum bey Leibes Leben zu ſich geriſſen, und als ihren Theil auf Erden weggenommen haben, nach dem wohlgefaͤlligen, guten und vollkommenen Willen des Vatters der im Himmel iſt. Es iſt nehmlich der Ort der Wohl-Seeligen, das rechte Para- dieß GOttes, da hinein alle Neugebohrne mit groſſem Pracht wer- den gefuͤhret werden nach dem Juͤngſten Tag; Nehmlich ſo viel ih- rer JEſum, koͤſtlicher, nutzlicher, und anſtaͤndiger befunden haben als alles in der Welt, dieſe allein und keine andere werden dann zu- mahl das Himmelreich ererben a. §. 6. Warum aber GOtt das kuͤnfftige ſelige Leben ein Koͤnigreich nenne, iſt die Urſach leicht zu erachten; Seine lieb-volleſte Abſicht in allem was er redt und thut, iſt, uns das zu verleiden, was nicht viel Nutzen bringt, und mehr Do- cken Werck, Kinderſpiel, als etwas Waͤhrſchafftes und Bleiben- des iſt; Hingegen uns in ſeine Gemeinſchafft verliebt und geluſtig zu machen. Nun dunckt es die Leuth, ſie koͤnnten nicht gluͤckſeeliger ſeyn, als wann ſie ein Koͤnigreich ruhig beſaͤſſen, das voll Pracht, Glantz, Wolluſt und Reichthum waͤre: Wer uͤberwindet, muß die Cron des Lebens haben, auf Chriſti Thron ſitzen und das Koͤnigreich einnehmen, welches ihm bereitet iſt von Anbegin der Welt b. Allein, damit ſich niemand ſo ſchlechte Gedancken mache von die- ſem Koͤnigreich, als waͤre es ſo eine geringe, kothige Treudel- und Flader-Herrlichkeit, als wie das, was man auf Erden magnifique und koͤſtlich zu nennen pflegt, oder ein Tuͤrckiſches Paradieß; ſo nennet ers ein Himmelreich. Als Kayſer Domitianus etwel- cher maſſen unruhig ware, und ſich beſorgete, da er vernommen, JEſus Chriſtus ein HErr uͤber alles habe noch Anverwandte, for- ſchete er nach ihnen, und erkundigte ſich mit Fleiß von ihnen, ob ſie einige Gedancken hegeten auf das Kayſerthum, aber ſie gaben ihm zum Beſcheid: JEſu Koͤnigreich iſt nicht weltlich und irrdiſch; ſon- dern uͤberhimmliſch und engliſch. Das ſind die groſſe Guͤter und natuͤrliche Vollkommenheiten, wor- mit a Matth. VII. 21-23. 1 Cor. VI. 9. 10. b Matth XXV. 34.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/884>, abgerufen am 22.11.2024.