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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
sten froh werden will und einige Nutzung davon haben: Jener aber
kan die eingekauffte himmlische Perl ewig behalten, und dennoch durch
ihre Gunst im Himmel wohl ankommen, ein Printz von Königlichem
Geblüt werden, und als ein solcher einen stets offenen, freudigen Zu-
tritt haben zu GOttes Vatter-Hertz, aus demselben Liebe, Fried und
Freud als die theursten Kostbarkeiten des Himmels Tag und Nacht
zu nehmen. Jhr GOtt freuet sich über sie und sie sind selbst ein Köni-
glicher Hut und eine schöne Cron in seiner Hand a. Ja GOtt raumet
ihnen sein Königreich ein, und verehret ihnen einen guten Schatz zum
Grund aufs Zukünfftige, und bewahret ihnen diese ihre theure Bey-
lage, ihren unsterblichen Geist mit allem was er errungen biß auf jenen
grossen Tag: JEsus erhaltet sie in seiner Hütten zur bösen Zeit, er
wicklet sie ein ins Bündlein der Lebendigen, und pranget ewig mit
ihnen vor denen Englen und Thron-Fürsten, denen Cherubim und
Seraphim, ja so gar auch vor denen Teufflen und allem ihrem An-
hang, welche unsern lieben Kauffmann in seiner Verlaugnung, Müh,
Arbeit, Thränen, Leyden, Angst und Seufftzen verlachet und ausge-
spottet haben, auch diese werden müssen sein strenges Bewerben nach
Christo preisen, seine Klugheit bewundern, und seine Seligkeit um-
sonst beneiden, wann die Heiligen von Christi Glantz, Weißheit, Freud
und Gütern ewig strahlen werden b.

§. 5. Hingegen wird es diejenigen sonderbar schmertzen und ver-Welches
viele zu
ihrem
grossen
Schaden
versau-
men.

driessen, so auch vermeint um diese gute Perl zu handlen und selbige
mit sich heim in die Ewigkeit zu bringen, und aber sich von falscher
Perlen-Schein elendiglich haben betriegen lassen, in dem sie lieber wohl-
feile als rechtschaffene Waaren haben kauffen wollen; Es erzehlet mir
ein Prediger, der sich 9. Jahr lang im Land Canaan und dasigen Ge-
genden aufgehalten, daß einiger Orten in denen Gegenden des todten
Meers die Thau-Tropffen auf den Spitzen eines gewissen Gewächses
von der Sonnen-Hitz erhartet, von denen Juden heimlich gesamlet
(dann wo sie von denen Türcken darob ertapet werden, so werden sie ab-
geprügelt und an Geld gestrafft, kommen um Sack nnd Pack) und denen
unverständigen Europäern vor Perlen verkaufft werden, woraus der
Wahn bey den Alten entstanden seyn mag, die Perlen-Muschlen fas-
sen den Thau auf zur Nahrung der Perlen, wohl kan es seyn, daß
der mit dem auf dem Meer schwebenden Regen-Wasser vermengte Him-

mels-
a Esai. LXII. 3. 5.
b Weißh. V.

uͤber die himmliſche Perle.
ſten froh werden will und einige Nutzung davon haben: Jener aber
kan die eingekauffte himmliſche Perl ewig behalten, und dennoch durch
ihre Gunſt im Himmel wohl ankommen, ein Printz von Koͤniglichem
Gebluͤt werden, und als ein ſolcher einen ſtets offenen, freudigen Zu-
tritt haben zu GOttes Vatter-Hertz, aus demſelben Liebe, Fried und
Freud als die theurſten Koſtbarkeiten des Himmels Tag und Nacht
zu nehmen. Jhr GOtt freuet ſich uͤber ſie und ſie ſind ſelbſt ein Koͤni-
glicher Hut und eine ſchoͤne Cron in ſeiner Hand a. Ja GOtt raumet
ihnen ſein Koͤnigreich ein, und verehret ihnen einen guten Schatz zum
Grund aufs Zukuͤnfftige, und bewahret ihnen dieſe ihre theure Bey-
lage, ihren unſterblichen Geiſt mit allem was er errungen biß auf jenen
groſſen Tag: JEſus erhaltet ſie in ſeiner Huͤtten zur boͤſen Zeit, er
wicklet ſie ein ins Buͤndlein der Lebendigen, und pranget ewig mit
ihnen vor denen Englen und Thron-Fuͤrſten, denen Cherubim und
Seraphim, ja ſo gar auch vor denen Teufflen und allem ihrem An-
hang, welche unſern lieben Kauffmann in ſeiner Verlaugnung, Muͤh,
Arbeit, Thraͤnen, Leyden, Angſt und Seufftzen verlachet und ausge-
ſpottet haben, auch dieſe werden muͤſſen ſein ſtrenges Bewerben nach
Chriſto preiſen, ſeine Klugheit bewundern, und ſeine Seligkeit um-
ſonſt beneiden, wann die Heiligen von Chriſti Glantz, Weißheit, Freud
und Guͤtern ewig ſtrahlen werden b.

§. 5. Hingegen wird es diejenigen ſonderbar ſchmertzen und ver-Welches
viele zu
ihrem
groſſen
Schaden
verſau-
men.

drieſſen, ſo auch vermeint um dieſe gute Perl zu handlen und ſelbige
mit ſich heim in die Ewigkeit zu bringen, und aber ſich von falſcher
Perlen-Schein elendiglich haben betriegen laſſen, in dem ſie lieber wohl-
feile als rechtſchaffene Waaren haben kauffen wollen; Es erzehlet mir
ein Prediger, der ſich 9. Jahr lang im Land Canaan und daſigen Ge-
genden aufgehalten, daß einiger Orten in denen Gegenden des todten
Meers die Thau-Tropffen auf den Spitzen eines gewiſſen Gewaͤchſes
von der Sonnen-Hitz erhartet, von denen Juden heimlich geſamlet
(dann wo ſie von denen Tuͤrcken darob ertapet werden, ſo werden ſie ab-
gepruͤgelt und an Geld geſtrafft, kommen um Sack nnd Pack) und denen
unverſtaͤndigen Europaͤern vor Perlen verkaufft werden, woraus der
Wahn bey den Alten entſtanden ſeyn mag, die Perlen-Muſchlen faſ-
ſen den Thau auf zur Nahrung der Perlen, wohl kan es ſeyn, daß
der mit dem auf dem Meer ſchwebenden Regen-Waſſer vermengte Him-

mels-
a Eſai. LXII. 3. 5.
b Weißh. V.
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[815/0911] uͤber die himmliſche Perle. ſten froh werden will und einige Nutzung davon haben: Jener aber kan die eingekauffte himmliſche Perl ewig behalten, und dennoch durch ihre Gunſt im Himmel wohl ankommen, ein Printz von Koͤniglichem Gebluͤt werden, und als ein ſolcher einen ſtets offenen, freudigen Zu- tritt haben zu GOttes Vatter-Hertz, aus demſelben Liebe, Fried und Freud als die theurſten Koſtbarkeiten des Himmels Tag und Nacht zu nehmen. Jhr GOtt freuet ſich uͤber ſie und ſie ſind ſelbſt ein Koͤni- glicher Hut und eine ſchoͤne Cron in ſeiner Hand a. Ja GOtt raumet ihnen ſein Koͤnigreich ein, und verehret ihnen einen guten Schatz zum Grund aufs Zukuͤnfftige, und bewahret ihnen dieſe ihre theure Bey- lage, ihren unſterblichen Geiſt mit allem was er errungen biß auf jenen groſſen Tag: JEſus erhaltet ſie in ſeiner Huͤtten zur boͤſen Zeit, er wicklet ſie ein ins Buͤndlein der Lebendigen, und pranget ewig mit ihnen vor denen Englen und Thron-Fuͤrſten, denen Cherubim und Seraphim, ja ſo gar auch vor denen Teufflen und allem ihrem An- hang, welche unſern lieben Kauffmann in ſeiner Verlaugnung, Muͤh, Arbeit, Thraͤnen, Leyden, Angſt und Seufftzen verlachet und ausge- ſpottet haben, auch dieſe werden muͤſſen ſein ſtrenges Bewerben nach Chriſto preiſen, ſeine Klugheit bewundern, und ſeine Seligkeit um- ſonſt beneiden, wann die Heiligen von Chriſti Glantz, Weißheit, Freud und Guͤtern ewig ſtrahlen werden b. §. 5. Hingegen wird es diejenigen ſonderbar ſchmertzen und ver- drieſſen, ſo auch vermeint um dieſe gute Perl zu handlen und ſelbige mit ſich heim in die Ewigkeit zu bringen, und aber ſich von falſcher Perlen-Schein elendiglich haben betriegen laſſen, in dem ſie lieber wohl- feile als rechtſchaffene Waaren haben kauffen wollen; Es erzehlet mir ein Prediger, der ſich 9. Jahr lang im Land Canaan und daſigen Ge- genden aufgehalten, daß einiger Orten in denen Gegenden des todten Meers die Thau-Tropffen auf den Spitzen eines gewiſſen Gewaͤchſes von der Sonnen-Hitz erhartet, von denen Juden heimlich geſamlet (dann wo ſie von denen Tuͤrcken darob ertapet werden, ſo werden ſie ab- gepruͤgelt und an Geld geſtrafft, kommen um Sack nnd Pack) und denen unverſtaͤndigen Europaͤern vor Perlen verkaufft werden, woraus der Wahn bey den Alten entſtanden ſeyn mag, die Perlen-Muſchlen faſ- ſen den Thau auf zur Nahrung der Perlen, wohl kan es ſeyn, daß der mit dem auf dem Meer ſchwebenden Regen-Waſſer vermengte Him- mels- Welches viele zu ihrem groſſen Schaden verſau- men. a Eſai. LXII. 3. 5. b Weißh. V.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/911>, abgerufen am 22.11.2024.