Seele und wohnet nicht in einem Leibe so der Sün- de unterworffen ista; Der H. Geist fleucht Arglistigkeit, und weichet von den Gedancken der Boßhafftigen, und also können die- jenige armseelige Seelen JEsum nimmermehr haben, die nicht auf- richtig Begehren von allen Sünden loß und ledig zu werden, wer sich auch nur von einem eintzigen Gebrechen nicht will reinigen lassen, bey dem kan GOttes Sohn unmöglich seine Bleibstätte haben.
Das fünffzehende Capitel. Klarer Augenschein und deutliche Merckmahle, ob man diese Perl ha- be oder nicht.
§. 1. Ja sprichst du, wer sagt dirs, daß ich JEsum nicht habe?
Wer die Perl hat gibt einen Tugend- Schein von sich.
Ant. 1. Wo diese Perle ist, da gibts einen hellen Schein von sich und bringt der Mensch gutes hervor aus dem guten Schatz seines Hertzens b, ist JEsus die Lebens-Sonn und Quelle des ewigen Lichts, der Seele innig und lebendig nahe, so scheint sein reiner Glantz hin- durch durch alle Wort und Werck als wie das Licht durchs reine Glas, also daß GOttes neu-gebohrne Kinder durch die uiothisian oder durch die Einsetzung seines Sohns in ihre Hertzen recht durchleuch- tig werden mit unvergleichlich mehrerem Recht als mancher Reichs- Fürst. Wo das Himmelreich ist, da schmückts die Seele; Heilig- keit ist die Zierde deines Hauses, o HErr, immer und ewiglich c.
§. 2. Ach wo ist der Glantz der heiligen, reinen, gedultigen Na-Dieser aber läßt sich nur selten spü- ren. tur JESU, deß im Schmeltz-Tigel in allerhand Leiden geläuterten Goldes himmlischer Seelen? Wo sind die Stralen des Gehorsams und der alles Harte zerschmeltzenden Liebe Christi, wer vertreibet die Finsternuß des Hasses, Neids, Abkehr des Hertzens in andern, durch ein überflüssendes Maaß des einwohnenden Geistes der Liebe? wer überwindet auf diese Weise das Böse mit Gutem? Ach welch ein schwartzer Höllen-Ruß verfinstert die Seelen, da man sich so wenig betrübet über der Unbekehrsamkeit und Verderben so vieler anderer, ja da man noch scheel siehet, wann GOTT das Wort anderer seg- net, und da man sich heimlich freuet über den Ruckfall solcher bekehr-
ter
a Weißh. I. 4.
bMatth. XII. 35:
cPsal. XCIII. 5.
O o o o o 2
uͤber die himmliſche Perle.
Seele und wohnet nicht in einem Leibe ſo der Suͤn- de unterworffen iſta; Der H. Geiſt fleucht Argliſtigkeit, und weichet von den Gedancken der Boßhafftigen, und alſo koͤnnen die- jenige armſeelige Seelen JEſum nimmermehr haben, die nicht auf- richtig Begehren von allen Suͤnden loß und ledig zu werden, wer ſich auch nur von einem eintzigen Gebrechen nicht will reinigen laſſen, bey dem kan GOttes Sohn unmoͤglich ſeine Bleibſtaͤtte haben.
Das fuͤnffzehende Capitel. Klarer Augenſchein und deutliche Merckmahle, ob man dieſe Perl ha- be oder nicht.
§. 1. Ja ſprichſt du, wer ſagt dirs, daß ich JEſum nicht habe?
Wer die Perl hat gibt einen Tugend- Schein von ſich.
Ant. 1. Wo dieſe Perle iſt, da gibts einen hellen Schein von ſich und bringt der Menſch gutes hervor aus dem guten Schatz ſeines Hertzens b, iſt JEſus die Lebens-Sonn und Quelle des ewigen Lichts, der Seele innig und lebendig nahe, ſo ſcheint ſein reiner Glantz hin- durch durch alle Wort und Werck als wie das Licht durchs reine Glas, alſo daß GOttes neu-gebohrne Kinder durch die ὑιοϑισίαν oder durch die Einſetzung ſeines Sohns in ihre Hertzen recht durchleuch- tig werden mit unvergleichlich mehrerem Recht als mancher Reichs- Fuͤrſt. Wo das Himmelreich iſt, da ſchmuͤckts die Seele; Heilig- keit iſt die Zierde deines Hauſes, o HErr, immer und ewiglich c.
§. 2. Ach wo iſt der Glantz der heiligen, reinen, gedultigen Na-Dieſer aber laͤßt ſich nur ſelten ſpuͤ- ren. tur JESU, deß im Schmeltz-Tigel in allerhand Leiden gelaͤuterten Goldes himmliſcher Seelen? Wo ſind die Stralen des Gehorſams und der alles Harte zerſchmeltzenden Liebe Chriſti, wer vertreibet die Finſternuß des Haſſes, Neids, Abkehr des Hertzens in andern, durch ein uͤberfluͤſſendes Maaß des einwohnenden Geiſtes der Liebe? wer uͤberwindet auf dieſe Weiſe das Boͤſe mit Gutem? Ach welch ein ſchwartzer Hoͤllen-Ruß verfinſtert die Seelen, da man ſich ſo wenig betruͤbet uͤber der Unbekehrſamkeit und Verderben ſo vieler anderer, ja da man noch ſcheel ſiehet, wann GOTT das Wort anderer ſeg- net, und da man ſich heimlich freuet uͤber den Ruckfall ſolcher bekehr-
ter
a Weißh. I. 4.
bMatth. XII. 35:
cPſal. XCIII. 5.
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uͤber die himmliſche Perle.
Seele und wohnet nicht in einem Leibe ſo der Suͤn-
de unterworffen iſt a; Der H. Geiſt fleucht Argliſtigkeit, und
weichet von den Gedancken der Boßhafftigen, und alſo koͤnnen die-
jenige armſeelige Seelen JEſum nimmermehr haben, die nicht auf-
richtig Begehren von allen Suͤnden loß und ledig zu werden, wer
ſich auch nur von einem eintzigen Gebrechen nicht will reinigen laſſen,
bey dem kan GOttes Sohn unmoͤglich ſeine Bleibſtaͤtte haben.
Das fuͤnffzehende Capitel.
Klarer Augenſchein und deutliche Merckmahle, ob man dieſe Perl ha-
be oder nicht.
§. 1. Ja ſprichſt du, wer ſagt dirs, daß ich JEſum nicht habe?
Ant. 1. Wo dieſe Perle iſt, da gibts einen hellen Schein von ſich
und bringt der Menſch gutes hervor aus dem guten Schatz ſeines
Hertzens b, iſt JEſus die Lebens-Sonn und Quelle des ewigen Lichts,
der Seele innig und lebendig nahe, ſo ſcheint ſein reiner Glantz hin-
durch durch alle Wort und Werck als wie das Licht durchs reine
Glas, alſo daß GOttes neu-gebohrne Kinder durch die ὑιοϑισίαν oder
durch die Einſetzung ſeines Sohns in ihre Hertzen recht durchleuch-
tig werden mit unvergleichlich mehrerem Recht als mancher Reichs-
Fuͤrſt. Wo das Himmelreich iſt, da ſchmuͤckts die Seele; Heilig-
keit iſt die Zierde deines Hauſes, o HErr, immer und ewiglich c.
§. 2. Ach wo iſt der Glantz der heiligen, reinen, gedultigen Na-
tur JESU, deß im Schmeltz-Tigel in allerhand Leiden gelaͤuterten
Goldes himmliſcher Seelen? Wo ſind die Stralen des Gehorſams
und der alles Harte zerſchmeltzenden Liebe Chriſti, wer vertreibet die
Finſternuß des Haſſes, Neids, Abkehr des Hertzens in andern, durch
ein uͤberfluͤſſendes Maaß des einwohnenden Geiſtes der Liebe? wer
uͤberwindet auf dieſe Weiſe das Boͤſe mit Gutem? Ach welch ein
ſchwartzer Hoͤllen-Ruß verfinſtert die Seelen, da man ſich ſo wenig
betruͤbet uͤber der Unbekehrſamkeit und Verderben ſo vieler anderer,
ja da man noch ſcheel ſiehet, wann GOTT das Wort anderer ſeg-
net, und da man ſich heimlich freuet uͤber den Ruckfall ſolcher bekehr-
ter
Dieſer
aber laͤßt
ſich nur
ſelten ſpuͤ-
ren.
a Weißh. I. 4.
b Matth. XII. 35:
c Pſal. XCIII. 5.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/939>, abgerufen am 22.11.2024.
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