Das siebenzehende Capitel. Alle und jede Geschöpffe, sie seyen durch Kunst verfertiget oder von GOTT in der Natur begabet, sind mit aller ihrer Anmuth, Schönheit, Tugend, Lust und Nutzbarkeit nur Gemählde der unaussprechlichen Din- gen, welche allzumahl unvergleichlich edler und herrlicher in dem alleinigen JEsu zu finden sind.
§. 1. Ach ja HErr JEsu! So ists: Wann du ein schöner irrdischerKlage daß JEsus verachtet wird, ob er gleich an Werth alles über- trifft, und unendlich mehr ist, als ein Lust-Gar- ten oder Schatz- Cassa. Garten wärest, so würde man sich um dich bewerben, weilen du aber ein ewig-grünender himmlischer Lust-Garten bist voll unverwelcklicher Gna- den-Blumen und Früchten des H. Geistes, so fragt man dir nichts nach: Wann du ein schön Küstlein wärest, würde dich wohl jemand kauffen; Aber da alle Schätze der Weißheit und Erkanntnuß in dir verborgen ligena, also daß man aus dir stets nehmen kan und darff, so achtet man dein nicht; Siehet man nicht bereits an denen jungen Kindern, wie der holdseelige Jmmanuel ihnen ins gemein gantz unbekannt ist, und wie sie ihre reine zarte Liebes-Kräfften so wenig wissen anzuwenden an das höchste Gut; Ein Vögelein, ein Schäfflein oder Hündlein wird wohl den gantzen Tag von ihnen ge- liebet und careßiert; Soll es aber geschehen, daß sie an JEsu Freu- de haben und sich erlustigen, so muß es der H. Geist in ihnen würcken, wie in Johannes des Zachariä Söhnlein und noch vielen andern. O ja in denen letzten Zeiten werden sie Schaaren-weise JEsu nachlauf- fen und Hosianna ruffen, wann das grosse Freuden-Fest der allerhei- ligsten Kindheit JEsu wird begangen, und der H. Geist auch über junge zarte Kinderlein reichlich ausgegossen werden, biß dahin ist JE- sus nicht fast bekannt noch beliebt.
Heyl- oder Wasser- Brunn und Spie- gel.
§. 2. Ach ja wärest du freundlicher Heyland! ein Wasser-Brunn, so würde noch mancher Herr Kösten daran wenden, dich in seinen Hof zu bekommen, aber da du der offene Heyl-Brunn bist, überlauf- fend von klarem Wasser, die Unsauberkeiten und Unarten der See- len wegzunehmen und mit seinen hell-fliessenden Gnaden-Bächlein Hertz und Geist auf die kräfftigste, lieblichste, süsseste Weise zu erfrischen, so hat man nicht groß Verlangen nach dir: Ach HErr JEsu! Wä- rest du ein crystalliner, heller Spiegel, so würde etwann ein vor-
nehmer
aCol. II. 3. Joh. I. 16.
P p p p p 2
uͤber die himmliſche Perle.
Das ſiebenzehende Capitel. Alle und jede Geſchoͤpffe, ſie ſeyen durch Kunſt verfertiget oder von GOTT in der Natur begabet, ſind mit aller ihrer Anmuth, Schoͤnheit, Tugend, Luſt und Nutzbarkeit nur Gemaͤhlde der unausſprechlichen Din- gen, welche allzumahl unvergleichlich edler und herrlicher in dem alleinigen JEſu zu finden ſind.
§. 1. Ach ja HErr JEſu! So iſts: Wann du ein ſchoͤner irrdiſcherKlage daß JEſus verachtet wird, ob er gleich an Werth alles uͤbeꝛ- trifft, und unendlich mehr iſt, als ein Luſt-Gar- ten oder Schatz- Caſſa. Garten waͤreſt, ſo wuͤrde man ſich um dich bewerben, weilen du aber ein ewig-gruͤnender him̃liſcher Luſt-Garten biſt voll unverwelcklicher Gna- den-Blumen und Fruͤchten des H. Geiſtes, ſo fragt man dir nichts nach: Wann du ein ſchoͤn Kuͤſtlein waͤreſt, wuͤrde dich wohl jemand kauffen; Aber da alle Schaͤtze der Weißheit und Erkanntnuß in dir verborgen ligena, alſo daß man aus dir ſtets nehmen kan und darff, ſo achtet man dein nicht; Siehet man nicht bereits an denen jungen Kindern, wie der holdſeelige Jmmanuel ihnen ins gemein gantz unbekannt iſt, und wie ſie ihre reine zarte Liebes-Kraͤfften ſo wenig wiſſen anzuwenden an das hoͤchſte Gut; Ein Voͤgelein, ein Schaͤfflein oder Huͤndlein wird wohl den gantzen Tag von ihnen ge- liebet und careßiert; Soll es aber geſchehen, daß ſie an JEſu Freu- de haben und ſich erluſtigen, ſo muß es der H. Geiſt in ihnen wuͤrcken, wie in Johannes des Zachariaͤ Soͤhnlein und noch vielen andern. O ja in denen letzten Zeiten werden ſie Schaaren-weiſe JEſu nachlauf- fen und Hoſianna ruffen, wann das groſſe Freuden-Feſt der allerhei- ligſten Kindheit JEſu wird begangen, und der H. Geiſt auch uͤber junge zarte Kinderlein reichlich ausgegoſſen werden, biß dahin iſt JE- ſus nicht faſt bekannt noch beliebt.
Heyl- oder Waſſer- Brunn und Spie- gel.
§. 2. Ach ja waͤreſt du freundlicher Heyland! ein Waſſer-Brunn, ſo wuͤrde noch mancher Herr Koͤſten daran wenden, dich in ſeinen Hof zu bekommen, aber da du der offene Heyl-Brunn biſt, uͤberlauf- fend von klarem Waſſer, die Unſauberkeiten und Unarten der See- len wegzunehmen und mit ſeinen hell-flieſſenden Gnaden-Baͤchlein Hertz und Geiſt auf die kraͤfftigſte, lieblichſte, ſuͤſſeſte Weiſe zu erfriſchen, ſo hat man nicht groß Verlangen nach dir: Ach HErr JEſu! Waͤ- reſt du ein cryſtalliner, heller Spiegel, ſo wuͤrde etwann ein vor-
nehmer
aCol. II. 3. Joh. I. 16.
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uͤber die himmliſche Perle.
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Alle und jede Geſchoͤpffe, ſie ſeyen durch Kunſt verfertiget oder von
GOTT in der Natur begabet, ſind mit aller ihrer Anmuth, Schoͤnheit,
Tugend, Luſt und Nutzbarkeit nur Gemaͤhlde der unausſprechlichen Din-
gen, welche allzumahl unvergleichlich edler und herrlicher in dem alleinigen
JEſu zu finden ſind.
§. 1. Ach ja HErr JEſu! So iſts: Wann du ein ſchoͤner irrdiſcher
Garten waͤreſt, ſo wuͤrde man ſich um dich bewerben, weilen du aber ein
ewig-gruͤnender him̃liſcher Luſt-Garten biſt voll unverwelcklicher Gna-
den-Blumen und Fruͤchten des H. Geiſtes, ſo fragt man dir nichts nach:
Wann du ein ſchoͤn Kuͤſtlein waͤreſt, wuͤrde dich wohl jemand kauffen;
Aber da alle Schaͤtze der Weißheit und Erkanntnuß
in dir verborgen ligen a, alſo daß man aus dir ſtets nehmen
kan und darff, ſo achtet man dein nicht; Siehet man nicht bereits
an denen jungen Kindern, wie der holdſeelige Jmmanuel ihnen ins
gemein gantz unbekannt iſt, und wie ſie ihre reine zarte Liebes-Kraͤfften
ſo wenig wiſſen anzuwenden an das hoͤchſte Gut; Ein Voͤgelein, ein
Schaͤfflein oder Huͤndlein wird wohl den gantzen Tag von ihnen ge-
liebet und careßiert; Soll es aber geſchehen, daß ſie an JEſu Freu-
de haben und ſich erluſtigen, ſo muß es der H. Geiſt in ihnen wuͤrcken,
wie in Johannes des Zachariaͤ Soͤhnlein und noch vielen andern. O
ja in denen letzten Zeiten werden ſie Schaaren-weiſe JEſu nachlauf-
fen und Hoſianna ruffen, wann das groſſe Freuden-Feſt der allerhei-
ligſten Kindheit JEſu wird begangen, und der H. Geiſt auch uͤber
junge zarte Kinderlein reichlich ausgegoſſen werden, biß dahin iſt JE-
ſus nicht faſt bekannt noch beliebt.
Klage daß
JEſus
verachtet
wird, ob
er gleich
an Werth
alles uͤbeꝛ-
trifft, und
unendlich
mehr iſt,
als ein
Luſt-Gar-
ten oder
Schatz-
Caſſa.
§. 2. Ach ja waͤreſt du freundlicher Heyland! ein Waſſer-Brunn,
ſo wuͤrde noch mancher Herr Koͤſten daran wenden, dich in ſeinen
Hof zu bekommen, aber da du der offene Heyl-Brunn biſt, uͤberlauf-
fend von klarem Waſſer, die Unſauberkeiten und Unarten der See-
len wegzunehmen und mit ſeinen hell-flieſſenden Gnaden-Baͤchlein Hertz
und Geiſt auf die kraͤfftigſte, lieblichſte, ſuͤſſeſte Weiſe zu erfriſchen,
ſo hat man nicht groß Verlangen nach dir: Ach HErr JEſu! Waͤ-
reſt du ein cryſtalliner, heller Spiegel, ſo wuͤrde etwann ein vor-
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a Col. II. 3. Joh. I. 16.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/947>, abgerufen am 22.11.2024.
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