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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
ansehnlichen Gemeind, das JEsu die Liebe und Treu versagte! Die-
se prächtige Reichs-Stadt pranget darmit, daß der Kayser in ihr ge-
krönet wird, aber was ists gegen einer Seel, in deren JEsus zum
König gekrönt wird, und die in Christi Majestätischer Liebes-Ge-
stalt erscheinet; Diese hat mehr in sich von Glantz, Reichthum,
Freud, Vergnügen, Wonne, Lust und Ehre, als alle in die höch-
ste Welt-Hochheit gesetzte Menschen; O! daß doch unsere Seelen
gantz von JEsu Herrlichkeit eingenommen und gefangen wurden!
daß nichts unter der Sonnen mehr Eingang bey uns finden möch-
te! O Licht! O Weg! O Warheit und Leben! daß doch alle unsere
Begierden nach dir allein sich strecketen! Bist du gleichwohl die eini-
ge Perl, die unauslöschliche Sonn, das Paradis, darinnen nichtes,
nimmermehr verwelckt, das unvergängliche Leben, wie blind und
finster ist der, der dich nicht kennt! wie verirret und betrogen, der
dich nicht sucht! wie unverantwortlich, thöricht der dein Gnaden-
Leben nicht allem vorziehet! wie unseelig und elend, der dich nicht
hat und besitzt! wie unsinnig, der dich wieder fahren läßt und nicht
behält!

Das sieben und zwantzigste Capitel.
Wehemüthiger Verweiß an die Reformierte Gemeind der Stadt N. samt
letztem Zuruff.

§. 1. Ehe ich von dir Abscheid nehme, so lasse dichs nicht ver-Frag, wie
es um die
erste Liebe
stehe?

driessen zu vernehmen, was mir deinetwegen auf dem Hertzen ligt:
Es ist vor 50. Jahren eine schöne Morgenröthe in dir angebrochen;
mag auch noch wohl eine dunckele Dämmerung davon vorhanden
seyn? Viele sind damahls nach dieser Perl zu streben erwecket wor-
den; möchte man wohl auch jetzo viele Kennere und Besitzere dersel-
ben daselbs antreffen, oder hat man nicht, vielleicht wie das alte Je-
rusalem die Zeiten der Heimsuchung elendiglich vorbey gehen lassen,
und Barrabam vor JEsum, den Koth des Reichthums, Prachts
und Wollusts anstatt dieser unendlichen Perle wiederm erwählet?

Bestraf-
fung, daß
diese
Schrifft
nicht ge-
mein ge-

§. 2. Ewige Schande ists, das nicht ein einiger Kauffmann in dir
gefunden worden, der willig gewesen wäre ein paar Gulden herbey
zu schiessen, dieses einfältige Zeugnuß von JEsu zum Druck zu be-

för-
X x x x x 3

uͤber die himmliſche Perle.
anſehnlichen Gemeind, das JEſu die Liebe und Treu verſagte! Die-
ſe praͤchtige Reichs-Stadt pranget darmit, daß der Kayſer in ihr ge-
kroͤnet wird, aber was iſts gegen einer Seel, in deren JEſus zum
Koͤnig gekroͤnt wird, und die in Chriſti Majeſtaͤtiſcher Liebes-Ge-
ſtalt erſcheinet; Dieſe hat mehr in ſich von Glantz, Reichthum,
Freud, Vergnuͤgen, Wonne, Luſt und Ehre, als alle in die hoͤch-
ſte Welt-Hochheit geſetzte Menſchen; O! daß doch unſere Seelen
gantz von JEſu Herrlichkeit eingenommen und gefangen wurden!
daß nichts unter der Sonnen mehr Eingang bey uns finden moͤch-
te! O Licht! O Weg! O Warheit und Leben! daß doch alle unſere
Begierden nach dir allein ſich ſtrecketen! Biſt du gleichwohl die eini-
ge Perl, die unausloͤſchliche Sonn, das Paradis, darinnen nichtes,
nimmermehr verwelckt, das unvergaͤngliche Leben, wie blind und
finſter iſt der, der dich nicht kennt! wie verirret und betrogen, der
dich nicht ſucht! wie unverantwortlich, thoͤricht der dein Gnaden-
Leben nicht allem vorziehet! wie unſeelig und elend, der dich nicht
hat und beſitzt! wie unſinnig, der dich wieder fahren laͤßt und nicht
behaͤlt!

Das ſieben und zwantzigſte Capitel.
Wehemuͤthiger Verweiß an die Reformierte Gemeind der Stadt N. ſamt
letztem Zuruff.

§. 1. Ehe ich von dir Abſcheid nehme, ſo laſſe dichs nicht ver-Frag, wie
es um die
erſte Liebe
ſtehe?

drieſſen zu vernehmen, was mir deinetwegen auf dem Hertzen ligt:
Es iſt vor 50. Jahren eine ſchoͤne Morgenroͤthe in dir angebrochen;
mag auch noch wohl eine dunckele Daͤmmerung davon vorhanden
ſeyn? Viele ſind damahls nach dieſer Perl zu ſtreben erwecket wor-
den; moͤchte man wohl auch jetzo viele Kennere und Beſitzere derſel-
ben daſelbs antreffen, oder hat man nicht, vielleicht wie das alte Je-
ruſalem die Zeiten der Heimſuchung elendiglich vorbey gehen laſſen,
und Barrabam vor JEſum, den Koth des Reichthums, Prachts
und Wolluſts anſtatt dieſer unendlichen Perle wiederm erwaͤhlet?

Beſtraf-
fung, daß
dieſe
Schrifft
nicht ge-
mein ge-

§. 2. Ewige Schande iſts, das nicht ein einiger Kauffmann in dir
gefunden worden, der willig geweſen waͤre ein paar Gulden herbey
zu ſchieſſen, dieſes einfaͤltige Zeugnuß von JEſu zum Druck zu be-

foͤr-
X x x x x 3
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[901/0997] uͤber die himmliſche Perle. anſehnlichen Gemeind, das JEſu die Liebe und Treu verſagte! Die- ſe praͤchtige Reichs-Stadt pranget darmit, daß der Kayſer in ihr ge- kroͤnet wird, aber was iſts gegen einer Seel, in deren JEſus zum Koͤnig gekroͤnt wird, und die in Chriſti Majeſtaͤtiſcher Liebes-Ge- ſtalt erſcheinet; Dieſe hat mehr in ſich von Glantz, Reichthum, Freud, Vergnuͤgen, Wonne, Luſt und Ehre, als alle in die hoͤch- ſte Welt-Hochheit geſetzte Menſchen; O! daß doch unſere Seelen gantz von JEſu Herrlichkeit eingenommen und gefangen wurden! daß nichts unter der Sonnen mehr Eingang bey uns finden moͤch- te! O Licht! O Weg! O Warheit und Leben! daß doch alle unſere Begierden nach dir allein ſich ſtrecketen! Biſt du gleichwohl die eini- ge Perl, die unausloͤſchliche Sonn, das Paradis, darinnen nichtes, nimmermehr verwelckt, das unvergaͤngliche Leben, wie blind und finſter iſt der, der dich nicht kennt! wie verirret und betrogen, der dich nicht ſucht! wie unverantwortlich, thoͤricht der dein Gnaden- Leben nicht allem vorziehet! wie unſeelig und elend, der dich nicht hat und beſitzt! wie unſinnig, der dich wieder fahren laͤßt und nicht behaͤlt! Das ſieben und zwantzigſte Capitel. Wehemuͤthiger Verweiß an die Reformierte Gemeind der Stadt N. ſamt letztem Zuruff. §. 1. Ehe ich von dir Abſcheid nehme, ſo laſſe dichs nicht ver- drieſſen zu vernehmen, was mir deinetwegen auf dem Hertzen ligt: Es iſt vor 50. Jahren eine ſchoͤne Morgenroͤthe in dir angebrochen; mag auch noch wohl eine dunckele Daͤmmerung davon vorhanden ſeyn? Viele ſind damahls nach dieſer Perl zu ſtreben erwecket wor- den; moͤchte man wohl auch jetzo viele Kennere und Beſitzere derſel- ben daſelbs antreffen, oder hat man nicht, vielleicht wie das alte Je- ruſalem die Zeiten der Heimſuchung elendiglich vorbey gehen laſſen, und Barrabam vor JEſum, den Koth des Reichthums, Prachts und Wolluſts anſtatt dieſer unendlichen Perle wiederm erwaͤhlet? Frag, wie es um die erſte Liebe ſtehe? §. 2. Ewige Schande iſts, das nicht ein einiger Kauffmann in dir gefunden worden, der willig geweſen waͤre ein paar Gulden herbey zu ſchieſſen, dieſes einfaͤltige Zeugnuß von JEſu zum Druck zu be- foͤr- X x x x x 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/997>, abgerufen am 22.11.2024.