Wohin dann zu allervorderst unbekehrte Eltern mögen gezehlet werden; als welche wohl auch mit die gröste Ursach an dem Verderben ihrer Kiudern zu seyn pflegen; und zwar vorderst durch Unterlassungs-Sünden.
§. 2.
Die meisten Eltern bekümmern sich gar nicht um die wahre Seelen-Seelig- keit ihrer Kinder, so wenig als um ihre eigene. Sie fürchten sich vor der Höllen nicht das mindeste, und hielten es vor einen Schimpf, über den zukünfftigen Zorn sich ein grau Haar wach- sen zu lassen, oder nur ein Stündgen dem Schlaff abzubrechen, daß sie demselben entrinnen möchten: Noch vielweniger siehet man sie ihre Knie vor dem HErrn beugen, die Sünden-Vergebung etwa auch ängstlich zu suchen: Jn den Himmel begehren sie so spat, als es immer seyn kan, eingelassen zu werden; da sie sonsten bey guten Tagen lieber ewig auf Erden blieben, als solche Menschen, die weder Begriff von denen Gnaden-Gütern des Himmels, noch ei- nigen Geschmack an demselbigen haben; bey wel- chen JEsus, der ewige Sohn GOttes der Aller- verachteste und Unwertheste, und in ihren Augen weder Gestalt noch Schöne hat; die demnach sich schämen an ihne nur zu gedencken, geschweige von demselben zu reden. Sie gehorchen weder Christo, noch seinen Abgesandten, daß sie auch zum Hey- land als blinde, arme, krancke, aussätzige, gicht- brüchige, lahme, gefangene, todte, ja als ver-
damm-
Cap. 2. Die zweyte Quelle
Wohin dann zu allervorderſt unbekehrte Eltern moͤgen gezehlet werden; als welche wohl auch mit die groͤſte Urſach an dem Verderben ihrer Kiudern zu ſeyn pflegen; und zwar vorderſt durch Unterlaſſungs-Suͤnden.
§. 2.
Die meiſten Eltern bekuͤmmern ſich gar nicht um die wahre Seelen-Seelig- keit ihrer Kinder, ſo wenig als um ihre eigene. Sie fuͤrchten ſich vor der Hoͤllen nicht das mindeſte, und hielten es vor einen Schimpf, uͤber den zukuͤnfftigen Zorn ſich ein grau Haar wach- ſen zu laſſen, oder nur ein Stuͤndgen dem Schlaff abzubrechen, daß ſie demſelben entrinnen moͤchten: Noch vielweniger ſiehet man ſie ihre Knie vor dem HErrn beugen, die Suͤnden-Vergebung etwa auch aͤngſtlich zu ſuchen: Jn den Himmel begehren ſie ſo ſpat, als es immer ſeyn kan, eingelaſſen zu werden; da ſie ſonſten bey guten Tagen lieber ewig auf Erden blieben, als ſolche Menſchen, die weder Begriff von denen Gnaden-Guͤtern des Himmels, noch ei- nigen Geſchmack an demſelbigen haben; bey wel- chen JEſus, der ewige Sohn GOttes der Aller- verachteſte und Unwertheſte, und in ihren Augen weder Geſtalt noch Schoͤne hat; die demnach ſich ſchaͤmen an ihne nur zu gedencken, geſchweige von demſelben zu reden. Sie gehorchen weder Chriſto, noch ſeinen Abgeſandten, daß ſie auch zum Hey- land als blinde, arme, krancke, auſſaͤtzige, gicht- bruͤchige, lahme, gefangene, todte, ja als ver-
damm-
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Cap. 2. Die zweyte Quelle
Wohin dann zu allervorderſt unbekehrte
Eltern moͤgen gezehlet werden; als welche wohl
auch mit die groͤſte Urſach an dem Verderben ihrer
Kiudern zu ſeyn pflegen; und zwar vorderſt durch
Unterlaſſungs-Suͤnden.
§. 2.
Die meiſten Eltern bekuͤmmern ſich
gar nicht um die wahre Seelen-Seelig-
keit ihrer Kinder, ſo wenig als um ihre
eigene. Sie fuͤrchten ſich vor der Hoͤllen nicht
das mindeſte, und hielten es vor einen Schimpf,
uͤber den zukuͤnfftigen Zorn ſich ein grau Haar wach-
ſen zu laſſen, oder nur ein Stuͤndgen dem Schlaff
abzubrechen, daß ſie demſelben entrinnen moͤchten:
Noch vielweniger ſiehet man ſie ihre Knie vor dem
HErrn beugen, die Suͤnden-Vergebung etwa auch
aͤngſtlich zu ſuchen: Jn den Himmel begehren ſie ſo
ſpat, als es immer ſeyn kan, eingelaſſen zu werden;
da ſie ſonſten bey guten Tagen lieber ewig auf Erden
blieben, als ſolche Menſchen, die weder Begriff
von denen Gnaden-Guͤtern des Himmels, noch ei-
nigen Geſchmack an demſelbigen haben; bey wel-
chen JEſus, der ewige Sohn GOttes der Aller-
verachteſte und Unwertheſte, und in ihren Augen
weder Geſtalt noch Schoͤne hat; die demnach ſich
ſchaͤmen an ihne nur zu gedencken, geſchweige von
demſelben zu reden. Sie gehorchen weder Chriſto,
noch ſeinen Abgeſandten, daß ſie auch zum Hey-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/100>, abgerufen am 21.11.2024.
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