Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
und offentlich bezeugen wolle: Sie habe alles an"
ihne gewendet, Zuspruch, Gebet, Thränen, Wohl-"
thaten, Gedult, Langmuth, Warnung und"
Verheissung; da aber alles nichts gefruchtet, so"
empfahe er nun billich seinen verdienten Lohn,"
und sie wolle das Urtheil des Richters über ihn"
gerecht preisen." Welche ernsthaffte Drohung
GOtt auch dergestalt gesegnet hat, daß es sich über-
all mit ihme gebessert. Ach aber wie seltsam sind
nicht dergleichen Zusprüche in den heutigen Tagen
worden!

§. 5.

Wann Eltern etwa ihre Kinder durch jemand
anders Schanden halben in der Religion un-
terweisen lassen/
damit sie auch einen etwelchen
buchstäblichen Begriff darvon bekommen; so mey-
nen sie ihrer väterlichen oder mütterlichen Pflicht
schon genug gethan zu haben: daß sie es aber sel-
ber thun sollten, so, wie der HErr durch Mosen
und die Propheten ausdrücklich befohlen, das hal-
ten sie für allzuverächtlich und pedantisch: da doch
Abraham ein Fürst und Freund GOttes, und
David ein grosser König in Jsrael, mithin wohl
ein vornehmerer Herr gewesen, als sie, und sich
gleichwohl nicht geschämet mit denen Jhrigen vom
Reich GOttes zu handeln. Wann sie indessen
nur gemahnet wurden, denen Evangelischen Leh-
ren nachzuleben, die sie in der Unterweisung ge-
schöpffet; dieses aber geschiehet leider auch nicht; sie
machen es im Gegentheil wie jener König, der

zwey
F 3

der Verfuͤhrung der Jugend.
und offentlich bezeugen wolle: Sie habe alles an“
ihne gewendet, Zuſpruch, Gebet, Thraͤnen, Wohl-“
thaten, Gedult, Langmuth, Warnung und“
Verheiſſung; da aber alles nichts gefruchtet, ſo“
empfahe er nun billich ſeinen verdienten Lohn,“
und ſie wolle das Urtheil des Richters uͤber ihn“
gerecht preiſen.‟ Welche ernſthaffte Drohung
GOtt auch dergeſtalt geſegnet hat, daß es ſich uͤber-
all mit ihme gebeſſert. Ach aber wie ſeltſam ſind
nicht dergleichen Zuſpruͤche in den heutigen Tagen
worden!

§. 5.

Wann Eltern etwa ihre Kinder durch jemand
anders Schanden halben in der Religion un-
terweiſen laſſen/
damit ſie auch einen etwelchen
buchſtaͤblichen Begriff darvon bekommen; ſo mey-
nen ſie ihrer vaͤterlichen oder muͤtterlichen Pflicht
ſchon genug gethan zu haben: daß ſie es aber ſel-
ber thun ſollten, ſo, wie der HErr durch Moſen
und die Propheten ausdruͤcklich befohlen, das hal-
ten ſie fuͤr allzuveraͤchtlich und pedantiſch: da doch
Abraham ein Fuͤrſt und Freund GOttes, und
David ein groſſer Koͤnig in Jſrael, mithin wohl
ein vornehmerer Herr geweſen, als ſie, und ſich
gleichwohl nicht geſchaͤmet mit denen Jhrigen vom
Reich GOttes zu handeln. Wann ſie indeſſen
nur gemahnet wurden, denen Evangeliſchen Leh-
ren nachzuleben, die ſie in der Unterweiſung ge-
ſchoͤpffet; dieſes aber geſchiehet leider auch nicht; ſie
machen es im Gegentheil wie jener Koͤnig, der

zwey
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0103" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
und offentlich bezeugen wolle: Sie habe alles an&#x201C;<lb/>
ihne gewendet, Zu&#x017F;pruch, Gebet, Thra&#x0364;nen, Wohl-&#x201C;<lb/>
thaten, Gedult, Langmuth, Warnung und&#x201C;<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ung; da aber alles nichts gefruchtet, &#x017F;o&#x201C;<lb/>
empfahe er nun billich &#x017F;einen verdienten Lohn,&#x201C;<lb/>
und &#x017F;ie wolle das Urtheil des Richters u&#x0364;ber ihn&#x201C;<lb/>
gerecht prei&#x017F;en.&#x201F; Welche ern&#x017F;thaffte Drohung<lb/>
GOtt auch derge&#x017F;talt ge&#x017F;egnet hat, daß es &#x017F;ich u&#x0364;ber-<lb/>
all mit ihme gebe&#x017F;&#x017F;ert. Ach aber wie &#x017F;elt&#x017F;am &#x017F;ind<lb/>
nicht dergleichen Zu&#x017F;pru&#x0364;che in den heutigen Tagen<lb/>
worden!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head><lb/>
            <p>Wann Eltern etwa ihre Kinder durch jemand<lb/>
anders Schanden halben <hi rendition="#fr">in der Religion un-<lb/>
terwei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/</hi> damit &#x017F;ie auch einen etwelchen<lb/>
buch&#x017F;ta&#x0364;blichen Begriff darvon bekommen; &#x017F;o mey-<lb/>
nen &#x017F;ie ihrer va&#x0364;terlichen oder mu&#x0364;tterlichen Pflicht<lb/>
&#x017F;chon genug gethan zu haben: daß &#x017F;ie es aber &#x017F;el-<lb/>
ber thun &#x017F;ollten, &#x017F;o, wie der HErr durch Mo&#x017F;en<lb/>
und die Propheten ausdru&#x0364;cklich befohlen, das hal-<lb/>
ten &#x017F;ie fu&#x0364;r allzuvera&#x0364;chtlich und pedanti&#x017F;ch: da doch<lb/><hi rendition="#fr">Abraham</hi> ein Fu&#x0364;r&#x017F;t und Freund GOttes, und<lb/><hi rendition="#fr">David</hi> ein gro&#x017F;&#x017F;er Ko&#x0364;nig in J&#x017F;rael, mithin wohl<lb/>
ein vornehmerer Herr gewe&#x017F;en, als &#x017F;ie, und &#x017F;ich<lb/>
gleichwohl nicht ge&#x017F;cha&#x0364;met mit denen Jhrigen vom<lb/>
Reich GOttes zu handeln. Wann &#x017F;ie inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nur gemahnet wurden, denen Evangeli&#x017F;chen Leh-<lb/>
ren nachzuleben, die &#x017F;ie in der Unterwei&#x017F;ung ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pffet; die&#x017F;es aber ge&#x017F;chiehet leider auch nicht; &#x017F;ie<lb/>
machen es im Gegentheil wie jener <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nig,</hi> der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zwey</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0103] der Verfuͤhrung der Jugend. und offentlich bezeugen wolle: Sie habe alles an“ ihne gewendet, Zuſpruch, Gebet, Thraͤnen, Wohl-“ thaten, Gedult, Langmuth, Warnung und“ Verheiſſung; da aber alles nichts gefruchtet, ſo“ empfahe er nun billich ſeinen verdienten Lohn,“ und ſie wolle das Urtheil des Richters uͤber ihn“ gerecht preiſen.‟ Welche ernſthaffte Drohung GOtt auch dergeſtalt geſegnet hat, daß es ſich uͤber- all mit ihme gebeſſert. Ach aber wie ſeltſam ſind nicht dergleichen Zuſpruͤche in den heutigen Tagen worden! §. 5. Wann Eltern etwa ihre Kinder durch jemand anders Schanden halben in der Religion un- terweiſen laſſen/ damit ſie auch einen etwelchen buchſtaͤblichen Begriff darvon bekommen; ſo mey- nen ſie ihrer vaͤterlichen oder muͤtterlichen Pflicht ſchon genug gethan zu haben: daß ſie es aber ſel- ber thun ſollten, ſo, wie der HErr durch Moſen und die Propheten ausdruͤcklich befohlen, das hal- ten ſie fuͤr allzuveraͤchtlich und pedantiſch: da doch Abraham ein Fuͤrſt und Freund GOttes, und David ein groſſer Koͤnig in Jſrael, mithin wohl ein vornehmerer Herr geweſen, als ſie, und ſich gleichwohl nicht geſchaͤmet mit denen Jhrigen vom Reich GOttes zu handeln. Wann ſie indeſſen nur gemahnet wurden, denen Evangeliſchen Leh- ren nachzuleben, die ſie in der Unterweiſung ge- ſchoͤpffet; dieſes aber geſchiehet leider auch nicht; ſie machen es im Gegentheil wie jener Koͤnig, der zwey F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/103
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/103>, abgerufen am 22.11.2024.