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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Vorrede.
JEsu in grosser Krafft ausbrechenden Glau-
bens. Aber wie machet ihrs? Jhr lasset bald
diesen, bald jenen Führer euch aufruffen, ihr
wisset aber an einem jeden was mißfälliges
auszusetzen; oder es ist euch sonst eben zu sol-
cher Zeit nicht gelegen: Jhr lasset euch welt-
liche Dinge an dieser überaus seligen Reise
hindern, wartet immer auf einen andern
Führer, der euch anstehe, und nach euerer
Phantasey seye; und das so lange, bis kein
Aufruff weiters an euch ergehet, und ihr kei-
nes gemeinschafftlichen Aufbruchs mehr ge-
würdiget werden: Folglich bleiben euere
Kinder mit euch an gleichem Ort, und müssen
[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]ers Leichtsinnes entgelten: Dann wann
Vater oder Mutter die Steigen hinauf ge-
het, so steiget das Kind im Hause auch hinten
nach; gehen sie aber hinunter, so folget ih-
nen das Kind auf dem Fuß nach, und kommt
in den Sünden Babylons um.

Wer da wartet, bis die Krämer die Män-
ner GOttes ins Hochzeit-Haus eingegangen,
der findet sie nicht daheim, und muß mit den
thörichten Jungfrauen bekennen, daß er sich
verspätet habe.

O ihr Eltern! Wollet ihr dann nicht, daß
euere liebe Kinder es besser machen, als ihr
gethan? Ey wie würdet ihr nicht dermahl-
eins vor der Stimme des Richters erzittern,

wann

Vorrede.
JEſu in groſſer Krafft ausbrechenden Glau-
bens. Aber wie machet ihrs? Jhr laſſet bald
dieſen, bald jenen Fuͤhrer euch aufruffen, ihr
wiſſet aber an einem jeden was mißfaͤlliges
auszuſetzen; oder es iſt euch ſonſt eben zu ſol-
cher Zeit nicht gelegen: Jhr laſſet euch welt-
liche Dinge an dieſer uͤberaus ſeligen Reiſe
hindern, wartet immer auf einen andern
Fuͤhrer, der euch anſtehe, und nach euerer
Phantaſey ſeye; und das ſo lange, bis kein
Aufruff weiters an euch ergehet, und ihr kei-
nes gemeinſchafftlichen Aufbruchs mehr ge-
wuͤrdiget werden: Folglich bleiben euere
Kinder mit euch an gleichem Ort, und muͤſſen
[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]ers Leichtſinnes entgelten: Dann wann
Vater oder Mutter die Steigen hinauf ge-
het, ſo ſteiget das Kind im Hauſe auch hinten
nach; gehen ſie aber hinunter, ſo folget ih-
nen das Kind auf dem Fuß nach, und kommt
in den Suͤnden Babylons um.

Wer da wartet, bis die Kraͤmer die Maͤn-
ner GOttes ins Hochzeit-Haus eingegangen,
der findet ſie nicht daheim, und muß mit den
thoͤrichten Jungfrauen bekennen, daß er ſich
verſpaͤtet habe.

O ihr Eltern! Wollet ihr dann nicht, daß
euere liebe Kinder es beſſer machen, als ihr
gethan? Ey wie wuͤrdet ihr nicht dermahl-
eins vor der Stimme des Richters erzittern,

wann
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[0016] Vorrede. JEſu in groſſer Krafft ausbrechenden Glau- bens. Aber wie machet ihrs? Jhr laſſet bald dieſen, bald jenen Fuͤhrer euch aufruffen, ihr wiſſet aber an einem jeden was mißfaͤlliges auszuſetzen; oder es iſt euch ſonſt eben zu ſol- cher Zeit nicht gelegen: Jhr laſſet euch welt- liche Dinge an dieſer uͤberaus ſeligen Reiſe hindern, wartet immer auf einen andern Fuͤhrer, der euch anſtehe, und nach euerer Phantaſey ſeye; und das ſo lange, bis kein Aufruff weiters an euch ergehet, und ihr kei- nes gemeinſchafftlichen Aufbruchs mehr ge- wuͤrdiget werden: Folglich bleiben euere Kinder mit euch an gleichem Ort, und muͤſſen __ers Leichtſinnes entgelten: Dann wann Vater oder Mutter die Steigen hinauf ge- het, ſo ſteiget das Kind im Hauſe auch hinten nach; gehen ſie aber hinunter, ſo folget ih- nen das Kind auf dem Fuß nach, und kommt in den Suͤnden Babylons um. Wer da wartet, bis die Kraͤmer die Maͤn- ner GOttes ins Hochzeit-Haus eingegangen, der findet ſie nicht daheim, und muß mit den thoͤrichten Jungfrauen bekennen, daß er ſich verſpaͤtet habe. O ihr Eltern! Wollet ihr dann nicht, daß euere liebe Kinder es beſſer machen, als ihr gethan? Ey wie wuͤrdet ihr nicht dermahl- eins vor der Stimme des Richters erzittern, wann

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/16>, abgerufen am 21.11.2024.