7) Es können auch Sünden, welche Eltern im Gnaden-Stand begehen, an Kindern schröcklich heimgesuchet werden, so wie David solches er- fahren hatte.
8) Zuweilen ist auch ein versteckter Bann, der noch nicht abgethan, oder eine Schoos-Sünde, die im Verborgenen schleichet, oder eine Berau- bung GOttes im Zehenden und Heb-Opffer, wel- ches alles die Fenster des Himmels verschliesset, und die geistlichen Segnungen zuruck hält. Ach wann nur manchmal dis und das nicht wäre in der Haushaltung, so wurde der Verderber nicht so viel Gewalt haben, der Glaube an JESU Blut dörffte ihn wol schelten, und der himmlische Wein- stock wurde nicht so unfruchtbar seyn, hingegen wurden die heiligen Engel, und am Jüngsten Tag alle Heyden eine solche Famille selig preisen als ein lustig Land. Mal. 3, 12.
§. 22.
Es mag aber auch, liebes Kind! gar leicht an dir selber fehlen, daß du vielleicht dieses nicht nur nicht für eine Wohlthat erkennest, ernsthaffte und solche Eltern zu haben, so die Sünd weder an sich noch an den Jhrigen leyden können; son- dern überdas gerne zuchtlos ins Wilde hinein in alle fleischliche Freyheit liefest; du murrest wol wi- der ihre scharffe Aufsicht, und schreibest sie mehr dem Haß und der Wunderlichkeit als der Liebe und Weisheit zu, und hättest mithin lieber die Erlaubniß nach dem gemeinen Welt-Lauff und so wandeln zu
können,
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
7) Es koͤnnen auch Suͤnden, welche Eltern im Gnaden-Stand begehen, an Kindern ſchroͤcklich heimgeſuchet werden, ſo wie David ſolches er- fahren hatte.
8) Zuweilen iſt auch ein verſteckter Bann, der noch nicht abgethan, oder eine Schoos-Suͤnde, die im Verborgenen ſchleichet, oder eine Berau- bung GOttes im Zehenden und Heb-Opffer, wel- ches alles die Fenſter des Himmels verſchlieſſet, und die geiſtlichen Segnungen zuruck haͤlt. Ach wann nur manchmal dis und das nicht waͤre in der Haushaltung, ſo wurde der Verderber nicht ſo viel Gewalt haben, der Glaube an JESU Blut doͤrffte ihn wol ſchelten, und der himmliſche Wein- ſtock wurde nicht ſo unfruchtbar ſeyn, hingegen wurden die heiligen Engel, und am Juͤngſten Tag alle Heyden eine ſolche Famille ſelig preiſen als ein luſtig Land. Mal. 3, 12.
§. 22.
Es mag aber auch, liebes Kind! gar leicht an dir ſelber fehlen, daß du vielleicht dieſes nicht nur nicht fuͤr eine Wohlthat erkenneſt, ernſthaffte und ſolche Eltern zu haben, ſo die Suͤnd weder an ſich noch an den Jhrigen leyden koͤnnen; ſon- dern uͤberdas gerne zuchtlos ins Wilde hinein in alle fleiſchliche Freyheit liefeſt; du murreſt wol wi- der ihre ſcharffe Aufſicht, und ſchreibeſt ſie mehr dem Haß und der Wunderlichkeit als der Liebe und Weisheit zu, und haͤtteſt mithin lieber die Erlaubniß nach dem gemeinen Welt-Lauff und ſo wandeln zu
koͤnnen,
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
7) Es koͤnnen auch Suͤnden, welche Eltern im
Gnaden-Stand begehen, an Kindern ſchroͤcklich
heimgeſuchet werden, ſo wie David ſolches er-
fahren hatte.
8) Zuweilen iſt auch ein verſteckter Bann, der
noch nicht abgethan, oder eine Schoos-Suͤnde,
die im Verborgenen ſchleichet, oder eine Berau-
bung GOttes im Zehenden und Heb-Opffer, wel-
ches alles die Fenſter des Himmels verſchlieſſet,
und die geiſtlichen Segnungen zuruck haͤlt. Ach
wann nur manchmal dis und das nicht waͤre in
der Haushaltung, ſo wurde der Verderber nicht ſo
viel Gewalt haben, der Glaube an JESU Blut
doͤrffte ihn wol ſchelten, und der himmliſche Wein-
ſtock wurde nicht ſo unfruchtbar ſeyn, hingegen
wurden die heiligen Engel, und am Juͤngſten Tag
alle Heyden eine ſolche Famille ſelig preiſen als
ein luſtig Land. Mal. 3, 12.
§. 22.
Es mag aber auch, liebes Kind! gar leicht
an dir ſelber fehlen, daß du vielleicht dieſes nicht
nur nicht fuͤr eine Wohlthat erkenneſt, ernſthaffte
und ſolche Eltern zu haben, ſo die Suͤnd weder
an ſich noch an den Jhrigen leyden koͤnnen; ſon-
dern uͤberdas gerne zuchtlos ins Wilde hinein in
alle fleiſchliche Freyheit liefeſt; du murreſt wol wi-
der ihre ſcharffe Aufſicht, und ſchreibeſt ſie mehr
dem Haß und der Wunderlichkeit als der Liebe und
Weisheit zu, und haͤtteſt mithin lieber die Erlaubniß
nach dem gemeinen Welt-Lauff und ſo wandeln zu
koͤnnen,
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/190>, abgerufen am 21.11.2024.
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