2) Ein frommer Knab, Carl Brügmann/ der da starbe, da er ohngefehr zwölff Jahr alt ware, wolte frühe Morgens keinen Fuß aus dem Hause setzen, ehe er gebetet: Er gienge auch niemals oh- ne Gebet zu Bette, und wann er je ein und ander- mal solches vergessen, kame er geschwind wieder aus seinem Bette, kniete nieder auf die blossen Knie, und bate GOTT um Vergebung dieser Sünde. Wolten seine Brüder etwa essen, ehe sie gebetet hatten, so pflegte er zum Verweiß zu sagen: "Dörf-" fet ihr also handeln? Das GOTT in Gnaden" verhüte! Dieser Mund voll Brods könnte durch" GOttes Zulassung zur billichen Straffe, uns er-" sticken." (*)
3) Als Johann August Schmid/ ein Knäblein von drey Jahren im Hause eine Stiege hinauf stiege, und erinnert wurde, sich in Acht zu nehmen, daß es nicht herunter falle, faltete es also- bald seine Hände zusammen, und betete also: Ach du lieber GOTT! bewahre mich/ daß ich nicht falle und Schaden nehme. Amen!(**)
4) Christlieb Lebrecht von Evter hatte in seiner Kindheit den Geist des Gebets in reicher Maaß empfangen, und seine Worte im Gebet wa- ren voll Glaubens und kindlichen Vertrauens. Sein jüngerer Bruder hatte ihn einmal auf seinem Angesicht vor GOtt liegend gefunden. Er nahme auch manchmal seine Geschwisterte mit sich in ein
Cäm-
(*)Janneway l. cit. 1 Th. fünfftes Exempel, Rambachs p. 210. folg.
(**) Rambachs Exempel-Büchlein p. 89.
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
2) Ein frommer Knab, Carl Bruͤgmann/ der da ſtarbe, da er ohngefehr zwoͤlff Jahr alt ware, wolte fruͤhe Morgens keinen Fuß aus dem Hauſe ſetzen, ehe er gebetet: Er gienge auch niemals oh- ne Gebet zu Bette, und wann er je ein und ander- mal ſolches vergeſſen, kame er geſchwind wieder aus ſeinem Bette, kniete nieder auf die bloſſen Knie, und bate GOTT um Vergebung dieſer Suͤnde. Wolten ſeine Bruͤder etwa eſſen, ehe ſie gebetet hatten, ſo pflegte er zum Verweiß zu ſagen: “Doͤrf-“ fet ihr alſo handeln? Das GOTT in Gnaden“ verhuͤte! Dieſer Mund voll Brods koͤnnte durch“ GOttes Zulaſſung zur billichen Straffe, uns er-“ ſticken.” (*)
3) Als Johann Auguſt Schmid/ ein Knaͤblein von drey Jahren im Hauſe eine Stiege hinauf ſtiege, und erinnert wurde, ſich in Acht zu nehmen, daß es nicht herunter falle, faltete es alſo- bald ſeine Haͤnde zuſammen, und betete alſo: Ach du lieber GOTT! bewahre mich/ daß ich nicht falle und Schaden nehme. Amen!(**)
4) Chriſtlieb Lebrecht von Evter hatte in ſeiner Kindheit den Geiſt des Gebets in reicher Maaß empfangen, und ſeine Worte im Gebet wa- ren voll Glaubens und kindlichen Vertrauens. Sein juͤngerer Bruder hatte ihn einmal auf ſeinem Angeſicht vor GOtt liegend gefunden. Er nahme auch manchmal ſeine Geſchwiſterte mit ſich in ein
Caͤm-
(*)Janneway l. cit. 1 Th. fuͤnfftes Exempel, Rambachs p. 210. folg.
(**) Rambachs Exempel-Buͤchlein p. 89.
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2) Ein frommer Knab, Carl Bruͤgmann/
der da ſtarbe, da er ohngefehr zwoͤlff Jahr alt ware,
wolte fruͤhe Morgens keinen Fuß aus dem Hauſe
ſetzen, ehe er gebetet: Er gienge auch niemals oh-
ne Gebet zu Bette, und wann er je ein und ander-
mal ſolches vergeſſen, kame er geſchwind wieder aus
ſeinem Bette, kniete nieder auf die bloſſen Knie,
und bate GOTT um Vergebung dieſer Suͤnde.
Wolten ſeine Bruͤder etwa eſſen, ehe ſie gebetet
hatten, ſo pflegte er zum Verweiß zu ſagen: “Doͤrf-“
fet ihr alſo handeln? Das GOTT in Gnaden“
verhuͤte! Dieſer Mund voll Brods koͤnnte durch“
GOttes Zulaſſung zur billichen Straffe, uns er-“
ſticken.” (*)
3) Als Johann Auguſt Schmid/ ein
Knaͤblein von drey Jahren im Hauſe eine Stiege
hinauf ſtiege, und erinnert wurde, ſich in Acht zu
nehmen, daß es nicht herunter falle, faltete es alſo-
bald ſeine Haͤnde zuſammen, und betete alſo:
Ach du lieber GOTT! bewahre mich/
daß ich nicht falle und Schaden nehme.
Amen! (**)
4) Chriſtlieb Lebrecht von Evter hatte
in ſeiner Kindheit den Geiſt des Gebets in reicher
Maaß empfangen, und ſeine Worte im Gebet wa-
ren voll Glaubens und kindlichen Vertrauens.
Sein juͤngerer Bruder hatte ihn einmal auf ſeinem
Angeſicht vor GOtt liegend gefunden. Er nahme
auch manchmal ſeine Geſchwiſterte mit ſich in ein
Caͤm-
(*) Janneway l. cit. 1 Th. fuͤnfftes Exempel, Rambachs
p. 210. folg.
(**) Rambachs Exempel-Buͤchlein
p. 89.
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/241>, abgerufen am 23.11.2024.
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