Wesen nach heydnischem Willen/ 1 Petr. 4, 3. 4. sondern folgest dem Rath Tobiä/ Cap. 4, 6. dein Lebenlang habe GOTT vor Augen und im Hertzen/ und hüte dich/ daß du in keine Sünde willigest wider GOttes Gebot.
Wann Kinder neue Schuhe angezogen haben, so gefallen sie sich selber so wohl darinnen, daß sie vielen Fleiß anwenden, selbige sauber zu behalten, ja gar etwa mit ihrem Stöcklein den Koth davon abwischen, wann sie es aber einmal grob versehen haben, so treten sie dann in allen Koth, und be- sudeln sie ohne Scheu. Also, mein Kind! gehet es deiner Seele; so lang sie einen Abscheu ab de- nen Befleckungen der Welt und die Lust zu einem heiligen Wandel in sich hegen, so lang scheuet und meidet sie alle Unsauberkeit; ja wann etwas auf dieser kothichten Welt-Strasse an sie ansprützet, so lasset sie sich alle Abend vom Heyland ein Fuß- Bad geben und die Füsse waschen, auch mit dem leinen Tuch seiner alles reinenden Menschheit ab- wischen, damit die reine Unschuld JEsu in ihrem Wandel sich hübsch vor dem Vater darstelle; hat aber die Seele sich einmal bethören lassen vom süs- sen Gifft der Sünden-Lust etwas einzunehmen, so ist sie hernach ihrer selbst nicht mehr mächtig, son- dern ist der Sünde Sclavin worden, und muß ihr dienen, wie kläglich sie auch seuffzet und sich weh- ret; die einmal meister-gewordene Sünde bezau- bert die betrogene Seele so sehr, daß Sündigen endlich gar ihr Element und Himmel wird, wie man es an Hurern, Spielern und Säuffern siehet.
Tritt
Cap. 3. Die dritte Quelle
Weſen nach heydniſchem Willen/ 1 Petr. 4, 3. 4. ſondern folgeſt dem Rath Tobiaͤ/ Cap. 4, 6. dein Lebenlang habe GOTT vor Augen und im Hertzen/ und huͤte dich/ daß du in keine Suͤnde willigeſt wider GOttes Gebot.
Wann Kinder neue Schuhe angezogen haben, ſo gefallen ſie ſich ſelber ſo wohl darinnen, daß ſie vielen Fleiß anwenden, ſelbige ſauber zu behalten, ja gar etwa mit ihrem Stoͤcklein den Koth davon abwiſchen, wann ſie es aber einmal grob verſehen haben, ſo treten ſie dann in allen Koth, und be- ſudeln ſie ohne Scheu. Alſo, mein Kind! gehet es deiner Seele; ſo lang ſie einen Abſcheu ab de- nen Befleckungen der Welt und die Luſt zu einem heiligen Wandel in ſich hegen, ſo lang ſcheuet und meidet ſie alle Unſauberkeit; ja wann etwas auf dieſer kothichten Welt-Straſſe an ſie anſpruͤtzet, ſo laſſet ſie ſich alle Abend vom Heyland ein Fuß- Bad geben und die Fuͤſſe waſchen, auch mit dem leinen Tuch ſeiner alles reinenden Menſchheit ab- wiſchen, damit die reine Unſchuld JEſu in ihrem Wandel ſich huͤbſch vor dem Vater darſtelle; hat aber die Seele ſich einmal bethoͤren laſſen vom ſuͤſ- ſen Gifft der Suͤnden-Luſt etwas einzunehmen, ſo iſt ſie hernach ihrer ſelbſt nicht mehr maͤchtig, ſon- dern iſt der Suͤnde Sclavin worden, und muß ihr dienen, wie klaͤglich ſie auch ſeuffzet und ſich weh- ret; die einmal meiſter-gewordene Suͤnde bezau- bert die betrogene Seele ſo ſehr, daß Suͤndigen endlich gar ihr Element und Himmel wird, wie man es an Hurern, Spielern und Saͤuffern ſiehet.
Tritt
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Cap. 3. Die dritte Quelle
Weſen nach heydniſchem Willen/ 1 Petr.
4, 3. 4. ſondern folgeſt dem Rath Tobiaͤ/
Cap. 4, 6. dein Lebenlang habe GOTT
vor Augen und im Hertzen/ und huͤte
dich/ daß du in keine Suͤnde willigeſt
wider GOttes Gebot.
Wann Kinder neue Schuhe angezogen haben,
ſo gefallen ſie ſich ſelber ſo wohl darinnen, daß ſie
vielen Fleiß anwenden, ſelbige ſauber zu behalten,
ja gar etwa mit ihrem Stoͤcklein den Koth davon
abwiſchen, wann ſie es aber einmal grob verſehen
haben, ſo treten ſie dann in allen Koth, und be-
ſudeln ſie ohne Scheu. Alſo, mein Kind! gehet
es deiner Seele; ſo lang ſie einen Abſcheu ab de-
nen Befleckungen der Welt und die Luſt zu einem
heiligen Wandel in ſich hegen, ſo lang ſcheuet und
meidet ſie alle Unſauberkeit; ja wann etwas auf
dieſer kothichten Welt-Straſſe an ſie anſpruͤtzet,
ſo laſſet ſie ſich alle Abend vom Heyland ein Fuß-
Bad geben und die Fuͤſſe waſchen, auch mit dem
leinen Tuch ſeiner alles reinenden Menſchheit ab-
wiſchen, damit die reine Unſchuld JEſu in ihrem
Wandel ſich huͤbſch vor dem Vater darſtelle; hat
aber die Seele ſich einmal bethoͤren laſſen vom ſuͤſ-
ſen Gifft der Suͤnden-Luſt etwas einzunehmen, ſo
iſt ſie hernach ihrer ſelbſt nicht mehr maͤchtig, ſon-
dern iſt der Suͤnde Sclavin worden, und muß ihr
dienen, wie klaͤglich ſie auch ſeuffzet und ſich weh-
ret; die einmal meiſter-gewordene Suͤnde bezau-
bert die betrogene Seele ſo ſehr, daß Suͤndigen
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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