Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 6. Die sechste Quelle
und Christi deutlich berichtet und gelehret werden,
so haben sie doch keinen Treiber, der ihnen einschärf-
fe, wie nöthig, selig und herrlich es seye, dieser Se-
ligkeit nachzuspüren, bis sie dieselbige erlanget ha-
ben: Und wann sie endlich die empfindlichsten Gna-
den-Züge haben, so erkennen sie doch deren Ursprung,
Werth, Zweck und Gebrauch nicht, einfolglich ver-
schwindet der so liebreiche Aufruff der ewigen Lie-
be an ihnen ohne Frucht. Deme zufolg mögen
diejenige, denen es im Licht der Weisheit, mit dem
Blut-Geheimniß Christi von Kindheit an gelinget,
wohl unter die Wunder der Gnade und unter die
Erstgebohrnen des Lammes gezehlet werden. Gott-
selige Eltern, welchen Gnade wiederfahren, den Jrr-
thum ihres vorigen Wandels zu erkennen, und sich
zu GOtt umzuwenden, sähen es wohl hertzlich gern,
daß ihre Kinder ins Himmelreich der Gnade JEsu,
und zum Genuß seiner Güter versetzet wären, und
lassen es auch anzusprechen, ermahnen, treiben, beten
nicht ermangeln; sie würden auch dieselben mit Ge-
walt zur Tafel Christi heran ziehen, seiner Heils-
Gütern zu geniessen, wie sie wünschen, selbige ge-
nossen zu haben; aber alles umsonst: Geschicht es,
so hats GOtt gethan.

§. 20.

b) Unterdrücke alsdann die ersten Fun-
cken der Sünde in den Gedancken/ und
giebe nicht zu/ daß durch deine Gedan-
cken die Begierden entzündet werden;
sonst bist du dem Sünden-Fall nahe.

O ja!

Cap. 6. Die ſechſte Quelle
und Chriſti deutlich berichtet und gelehret werden,
ſo haben ſie doch keinen Treiber, der ihnen einſchaͤrf-
fe, wie noͤthig, ſelig und herrlich es ſeye, dieſer Se-
ligkeit nachzuſpuͤren, bis ſie dieſelbige erlanget ha-
ben: Und wann ſie endlich die empfindlichſten Gna-
den-Zuͤge haben, ſo erkennen ſie doch deren Urſprung,
Werth, Zweck und Gebrauch nicht, einfolglich ver-
ſchwindet der ſo liebreiche Aufruff der ewigen Lie-
be an ihnen ohne Frucht. Deme zufolg moͤgen
diejenige, denen es im Licht der Weisheit, mit dem
Blut-Geheimniß Chriſti von Kindheit an gelinget,
wohl unter die Wunder der Gnade und unter die
Erſtgebohrnen des Lammes gezehlet werden. Gott-
ſelige Eltern, welchen Gnade wiederfahren, den Jrr-
thum ihres vorigen Wandels zu erkennen, und ſich
zu GOtt umzuwenden, ſaͤhen es wohl hertzlich gern,
daß ihre Kinder ins Himmelreich der Gnade JEſu,
und zum Genuß ſeiner Guͤter verſetzet waͤren, und
laſſen es auch anzuſprechen, ermahnen, treiben, beten
nicht ermangeln; ſie wuͤrden auch dieſelben mit Ge-
walt zur Tafel Chriſti heran ziehen, ſeiner Heils-
Guͤtern zu genieſſen, wie ſie wuͤnſchen, ſelbige ge-
noſſen zu haben; aber alles umſonſt: Geſchicht es,
ſo hats GOtt gethan.

§. 20.

b) Unterdruͤcke alsdann die erſten Fun-
cken der Suͤnde in den Gedancken/ und
giebe nicht zu/ daß durch deine Gedan-
cken die Begierden entzuͤndet werden;
ſonſt biſt du dem Suͤnden-Fall nahe.

O ja!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0356" n="338"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 6. Die &#x017F;ech&#x017F;te Quelle</hi></fw><lb/>
und Chri&#x017F;ti deutlich berichtet und gelehret werden,<lb/>
&#x017F;o haben &#x017F;ie doch keinen Treiber, der ihnen ein&#x017F;cha&#x0364;rf-<lb/>
fe, wie no&#x0364;thig, &#x017F;elig und herrlich es &#x017F;eye, die&#x017F;er Se-<lb/>
ligkeit nachzu&#x017F;pu&#x0364;ren, bis &#x017F;ie die&#x017F;elbige erlanget ha-<lb/>
ben: Und wann &#x017F;ie endlich die empfindlich&#x017F;ten Gna-<lb/>
den-Zu&#x0364;ge haben, &#x017F;o erkennen &#x017F;ie doch deren Ur&#x017F;prung,<lb/>
Werth, Zweck und Gebrauch nicht, einfolglich ver-<lb/>
&#x017F;chwindet der &#x017F;o liebreiche Aufruff der ewigen Lie-<lb/>
be an ihnen ohne Frucht. Deme zufolg mo&#x0364;gen<lb/>
diejenige, denen es im Licht der Weisheit, mit dem<lb/>
Blut-Geheimniß Chri&#x017F;ti von Kindheit an gelinget,<lb/>
wohl unter die Wunder der Gnade und unter die<lb/>
Er&#x017F;tgebohrnen des Lammes gezehlet werden. Gott-<lb/>
&#x017F;elige Eltern, welchen Gnade wiederfahren, den Jrr-<lb/>
thum ihres vorigen Wandels zu erkennen, und &#x017F;ich<lb/>
zu GOtt umzuwenden, &#x017F;a&#x0364;hen es wohl hertzlich gern,<lb/>
daß ihre Kinder ins Himmelreich der Gnade JE&#x017F;u,<lb/>
und zum Genuß &#x017F;einer Gu&#x0364;ter ver&#x017F;etzet wa&#x0364;ren, und<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en es auch anzu&#x017F;prechen, ermahnen, treiben, beten<lb/>
nicht ermangeln; &#x017F;ie wu&#x0364;rden auch die&#x017F;elben mit Ge-<lb/>
walt zur Tafel Chri&#x017F;ti heran ziehen, &#x017F;einer Heils-<lb/>
Gu&#x0364;tern zu genie&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;chen, &#x017F;elbige ge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en zu haben; aber alles um&#x017F;on&#x017F;t: Ge&#x017F;chicht es,<lb/>
&#x017F;o hats GOtt gethan.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 20.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">Unterdru&#x0364;cke alsdann die er&#x017F;ten Fun-<lb/>
cken der Su&#x0364;nde in den Gedancken/ und<lb/>
giebe nicht zu/ daß durch deine Gedan-<lb/>
cken die Begierden entzu&#x0364;ndet werden;<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t bi&#x017F;t du dem Su&#x0364;nden-Fall nahe.</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">O ja!</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0356] Cap. 6. Die ſechſte Quelle und Chriſti deutlich berichtet und gelehret werden, ſo haben ſie doch keinen Treiber, der ihnen einſchaͤrf- fe, wie noͤthig, ſelig und herrlich es ſeye, dieſer Se- ligkeit nachzuſpuͤren, bis ſie dieſelbige erlanget ha- ben: Und wann ſie endlich die empfindlichſten Gna- den-Zuͤge haben, ſo erkennen ſie doch deren Urſprung, Werth, Zweck und Gebrauch nicht, einfolglich ver- ſchwindet der ſo liebreiche Aufruff der ewigen Lie- be an ihnen ohne Frucht. Deme zufolg moͤgen diejenige, denen es im Licht der Weisheit, mit dem Blut-Geheimniß Chriſti von Kindheit an gelinget, wohl unter die Wunder der Gnade und unter die Erſtgebohrnen des Lammes gezehlet werden. Gott- ſelige Eltern, welchen Gnade wiederfahren, den Jrr- thum ihres vorigen Wandels zu erkennen, und ſich zu GOtt umzuwenden, ſaͤhen es wohl hertzlich gern, daß ihre Kinder ins Himmelreich der Gnade JEſu, und zum Genuß ſeiner Guͤter verſetzet waͤren, und laſſen es auch anzuſprechen, ermahnen, treiben, beten nicht ermangeln; ſie wuͤrden auch dieſelben mit Ge- walt zur Tafel Chriſti heran ziehen, ſeiner Heils- Guͤtern zu genieſſen, wie ſie wuͤnſchen, ſelbige ge- noſſen zu haben; aber alles umſonſt: Geſchicht es, ſo hats GOtt gethan. §. 20. b) Unterdruͤcke alsdann die erſten Fun- cken der Suͤnde in den Gedancken/ und giebe nicht zu/ daß durch deine Gedan- cken die Begierden entzuͤndet werden; ſonſt biſt du dem Suͤnden-Fall nahe. O ja!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/356
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/356>, abgerufen am 22.11.2024.