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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
indessen JEsus gleich aus dem Himmel herunter
läßt, deine Geschäffte auf Erden auch zu verrichten;
so wirst du dannoch im leinen Tuch seiner hol-
den Gegenwart und süssen Liebe bleiben, und dein
Hertz alsobald nach deinen irrdischen Verrichtun-
gen wieder dahin gezogen werden, wo dein Schatz
ist, bis endlich dein verklärter Geist samt allen Hei-
ligen noch zu guter Letze mit dem himmlischen Je-
rusalem auf die Erde herab gelassen, und alsdann
darinnen, als in einem kostbaren leinen Tuch ewig
wohnen und bleiben wirst.

Wirst du aber im Anfang deiner Bekehrung von
Christo in die Gnade GOttes aufgenommen, und
es kommt dir alsdann im Gewissen vor, als ob
sich die Apostel des Lammes scheuen, dich, weil du
noch so viel unreines und gemeines an dir habest,
in ihre Freund-und Brüderschafft einstehen zu las-
sen; so laß dir seyn, wie es dann auch nicht an-
ders ist, als ob JEsus Petrum berichte und zum
andern mahl zu ihm spreche: Was GOtt ge-
reiniget hat/ das halte du nicht gemein!

Bleibst du in dem leinen Tuch im Himmel, so
wirst du nicht ein unflätig, unrein Thier bleiben,
sondern in ein echtes und rechtes, heiliges und un-
tadeliches Kind GOttes verändert werden.

Bleibe du nur in der Arche/ in den Wun-
den des Heylands: Wann dann der Versuchun-
gen so viel wären, als lebendige Geschöpffe in der
Sündfluth, und so mancherley Verführungen, als
Menschen, Thiere, Vögel und Gewürme; so wer-
den sie alle neben dir umkommen, du aber unbe-
schädiget bleiben, und aus allem Jammer und Ge-
fahr in die Besitzung der neuen Welt tretten. Blei-

be
Z 3

der Verfuͤhrung der Jugend.
indeſſen JEſus gleich aus dem Himmel herunter
laͤßt, deine Geſchaͤffte auf Erden auch zu verrichten;
ſo wirſt du dannoch im leinen Tuch ſeiner hol-
den Gegenwart und ſuͤſſen Liebe bleiben, und dein
Hertz alſobald nach deinen irrdiſchen Verrichtun-
gen wieder dahin gezogen werden, wo dein Schatz
iſt, bis endlich dein verklaͤrter Geiſt ſamt allen Hei-
ligen noch zu guter Letze mit dem himmliſchen Je-
ruſalem auf die Erde herab gelaſſen, und alsdann
darinnen, als in einem koſtbaren leinen Tuch ewig
wohnen und bleiben wirſt.

Wirſt du aber im Anfang deiner Bekehrung von
Chriſto in die Gnade GOttes aufgenommen, und
es kommt dir alsdann im Gewiſſen vor, als ob
ſich die Apoſtel des Lammes ſcheuen, dich, weil du
noch ſo viel unreines und gemeines an dir habeſt,
in ihre Freund-und Bruͤderſchafft einſtehen zu laſ-
ſen; ſo laß dir ſeyn, wie es dann auch nicht an-
ders iſt, als ob JEſus Petrum berichte und zum
andern mahl zu ihm ſpreche: Was GOtt ge-
reiniget hat/ das halte du nicht gemein!

Bleibſt du in dem leinen Tuch im Himmel, ſo
wirſt du nicht ein unflaͤtig, unrein Thier bleiben,
ſondern in ein echtes und rechtes, heiliges und un-
tadeliches Kind GOttes veraͤndert werden.

Bleibe du nur in der Arche/ in den Wun-
den des Heylands: Wann dann der Verſuchun-
gen ſo viel waͤren, als lebendige Geſchoͤpffe in der
Suͤndfluth, und ſo mancherley Verfuͤhrungen, als
Menſchen, Thiere, Voͤgel und Gewuͤrme; ſo wer-
den ſie alle neben dir umkommen, du aber unbe-
ſchaͤdiget bleiben, und aus allem Jammer und Ge-
fahr in die Beſitzung der neuen Welt tretten. Blei-

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Z 3
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[357/0375] der Verfuͤhrung der Jugend. indeſſen JEſus gleich aus dem Himmel herunter laͤßt, deine Geſchaͤffte auf Erden auch zu verrichten; ſo wirſt du dannoch im leinen Tuch ſeiner hol- den Gegenwart und ſuͤſſen Liebe bleiben, und dein Hertz alſobald nach deinen irrdiſchen Verrichtun- gen wieder dahin gezogen werden, wo dein Schatz iſt, bis endlich dein verklaͤrter Geiſt ſamt allen Hei- ligen noch zu guter Letze mit dem himmliſchen Je- ruſalem auf die Erde herab gelaſſen, und alsdann darinnen, als in einem koſtbaren leinen Tuch ewig wohnen und bleiben wirſt. Wirſt du aber im Anfang deiner Bekehrung von Chriſto in die Gnade GOttes aufgenommen, und es kommt dir alsdann im Gewiſſen vor, als ob ſich die Apoſtel des Lammes ſcheuen, dich, weil du noch ſo viel unreines und gemeines an dir habeſt, in ihre Freund-und Bruͤderſchafft einſtehen zu laſ- ſen; ſo laß dir ſeyn, wie es dann auch nicht an- ders iſt, als ob JEſus Petrum berichte und zum andern mahl zu ihm ſpreche: Was GOtt ge- reiniget hat/ das halte du nicht gemein! Bleibſt du in dem leinen Tuch im Himmel, ſo wirſt du nicht ein unflaͤtig, unrein Thier bleiben, ſondern in ein echtes und rechtes, heiliges und un- tadeliches Kind GOttes veraͤndert werden. Bleibe du nur in der Arche/ in den Wun- den des Heylands: Wann dann der Verſuchun- gen ſo viel waͤren, als lebendige Geſchoͤpffe in der Suͤndfluth, und ſo mancherley Verfuͤhrungen, als Menſchen, Thiere, Voͤgel und Gewuͤrme; ſo wer- den ſie alle neben dir umkommen, du aber unbe- ſchaͤdiget bleiben, und aus allem Jammer und Ge- fahr in die Beſitzung der neuen Welt tretten. Blei- be Z 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/375>, abgerufen am 21.11.2024.