te; Luc. 22, 35. Psal. 65. ohngeachtet alles von Feinden JEsu wimmelte.
5) Dencke bey dir selbst ferner also: "War- "um solle mein JEsus so süsse Trauben wachsen "lassen, und ich ihne nicht mit Früchten der Ge- "rechtigkeit ergötzen? Es ist hohe Zeit: Jch habe "ihn schon sechs, sieben, acht und mehr Jahre für "alle seine Liebes-Mühe, und unzehliges Gute lau- "ter Heerlinge und saure Holtz-Früchte gebracht; "nun ist es einmahl genug, und ich muß von nun "an viel Gnaden-Safft des Heil. Geistes, und "Sonnenschein der Liebe des Vaters und JEsu "Christi in mich hinein saugen, damit ich statt des "vorigen bittern, meinem Heyland seinen Mund "mit edlen Früchten versüsse, Hohel. 4, 17. ja "selber eine Frucht werde, die nicht mehr Würme, "Fäulniß, was herbes, steinichtes, oder deß etwas "habe." Auf solche Weise danckest du dem himmlischen Gutthäter vor seine theure Gaben erst rechtschaffen, und in einem jeden Bissen Brod, und von der Welt schlecht gehaltenen Speise kanst du weiß nicht was für Allgenugsamkeit, Krafft, Liebe und Freundlichkeit deines Schöpffers schmecken und erblicken.
§. 8.
Aber/ fragst du, sollte dann nicht der liebe GOtt selbst zuweilen den Menschen zum Bösen verführen? Hat er nicht den Baum des Erkänntnisses Gutes und Bö- ses erschaffen/ und Adam mit seinem Wei- be vermittelst dessen zum Sünden-Fall verleitet?
Nein/
Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln
te; Luc. 22, 35. Pſal. 65. ohngeachtet alles von Feinden JEſu wimmelte.
5) Dencke bey dir ſelbſt ferner alſo: „War- “um ſolle mein JEſus ſo ſuͤſſe Trauben wachſen “laſſen, und ich ihne nicht mit Fruͤchten der Ge- “rechtigkeit ergoͤtzen? Es iſt hohe Zeit: Jch habe “ihn ſchon ſechs, ſieben, acht und mehr Jahre fuͤr “alle ſeine Liebes-Muͤhe, und unzehliges Gute lau- “ter Heerlinge und ſaure Holtz-Fruͤchte gebracht; “nun iſt es einmahl genug, und ich muß von nun “an viel Gnaden-Safft des Heil. Geiſtes, und “Sonnenſchein der Liebe des Vaters und JEſu “Chriſti in mich hinein ſaugen, damit ich ſtatt des “vorigen bittern, meinem Heyland ſeinen Mund “mit edlen Fruͤchten verſuͤſſe, Hohel. 4, 17. ja “ſelber eine Frucht werde, die nicht mehr Wuͤrme, “Faͤulniß, was herbes, ſteinichtes, oder deß etwas “habe.‟ Auf ſolche Weiſe danckeſt du dem himmliſchen Gutthaͤter vor ſeine theure Gaben erſt rechtſchaffen, und in einem jeden Biſſen Brod, und von der Welt ſchlecht gehaltenen Speiſe kanſt du weiß nicht was fuͤr Allgenugſamkeit, Krafft, Liebe und Freundlichkeit deines Schoͤpffers ſchmecken und erblicken.
§. 8.
Aber/ fragſt du, ſollte dann nicht der liebe GOtt ſelbſt zuweilen den Menſchen zum Boͤſen verfuͤhren? Hat er nicht den Baum des Erkaͤnntniſſes Gutes und Boͤ- ſes erſchaffen/ und Adam mit ſeinem Wei- be vermittelſt deſſen zum Suͤnden-Fall verleitet?
Nein/
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Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln
te; Luc. 22, 35. Pſal. 65. ohngeachtet alles von
Feinden JEſu wimmelte.
5) Dencke bey dir ſelbſt ferner alſo: „War-
“um ſolle mein JEſus ſo ſuͤſſe Trauben wachſen
“laſſen, und ich ihne nicht mit Fruͤchten der Ge-
“rechtigkeit ergoͤtzen? Es iſt hohe Zeit: Jch habe
“ihn ſchon ſechs, ſieben, acht und mehr Jahre fuͤr
“alle ſeine Liebes-Muͤhe, und unzehliges Gute lau-
“ter Heerlinge und ſaure Holtz-Fruͤchte gebracht;
“nun iſt es einmahl genug, und ich muß von nun
“an viel Gnaden-Safft des Heil. Geiſtes, und
“Sonnenſchein der Liebe des Vaters und JEſu
“Chriſti in mich hinein ſaugen, damit ich ſtatt des
“vorigen bittern, meinem Heyland ſeinen Mund
“mit edlen Fruͤchten verſuͤſſe, Hohel. 4, 17. ja
“ſelber eine Frucht werde, die nicht mehr Wuͤrme,
“Faͤulniß, was herbes, ſteinichtes, oder deß etwas
“habe.‟ Auf ſolche Weiſe danckeſt du dem
himmliſchen Gutthaͤter vor ſeine theure Gaben erſt
rechtſchaffen, und in einem jeden Biſſen Brod, und
von der Welt ſchlecht gehaltenen Speiſe kanſt du
weiß nicht was fuͤr Allgenugſamkeit, Krafft, Liebe
und Freundlichkeit deines Schoͤpffers ſchmecken
und erblicken.
§. 8.
Aber/ fragſt du, ſollte dann nicht der
liebe GOtt ſelbſt zuweilen den Menſchen
zum Boͤſen verfuͤhren? Hat er nicht den
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ſes erſchaffen/ und Adam mit ſeinem Wei-
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verleitet?
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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