LJebste Kinder! Wollet ihr nicht JEsum in euch hören, und seiner Stimme gehor- chen, der euch ins schöne Paradies füh- ren ran und will, da euch über alle massen wohl seyn wird, und dahin in den heutigen letzten Zeiten so viele Kinder eingehen? Ach wollet ihrs nicht lie- ber mit diesen Erlöseten des Schlangen-Tre- ters halten, und im Lust-Garten Eden spatzie- ren, und in der Liebe des für euch gecreutzigten Se- ligmachers hüpfen und lustig seyn, als aber der giff- tigen Schlangen-Stimme gehorchen, und dar- über von JEsu weg-und in die Hölle getrieben werden?
Begehret ihr nicht viel lieber dem Abel, der im blutigen Opffer des erwürgten Lämmleins sein Vertrauen, Hoffnung und Seligkeit setzte, gleichen, als aber dem Cain/ welcher hochmüthig, neidisch, zornig ware, in seinen Gaben und eigener Gerech- tigkeit sich brüstete, und GOtt mit seinem Gebet und Frommthun ein Greuel ware? Jener ist schon bald sechs tausend Jahr im Himmel, und die Zeit wird ihme so kurtz, daß ihn deucht, ob seye er kaum sechs Tage bey dem höchsten Gut: Da hingegen sein Bruder Cain so lange Zeit schon in der Hölle lieget, wo ein jeder Tag ihne tausend Jahre zu seyn düncken werden.
O Kinder! die Sündfluth der entsetzlich- sten Zorn-Gerichten ist vor der Thür: Betet den
himm-
Das 9. Capitel. Nachrede.
LJebſte Kinder! Wollet ihr nicht JEſum in euch hoͤren, und ſeiner Stimme gehor- chen, der euch ins ſchoͤne Paradies fuͤh- ren ran und will, da euch uͤber alle maſſen wohl ſeyn wird, und dahin in den heutigen letzten Zeiten ſo viele Kinder eingehen? Ach wollet ihrs nicht lie- ber mit dieſen Erloͤſeten des Schlangen-Tre- ters halten, und im Luſt-Garten Eden ſpatzie- ren, und in der Liebe des fuͤr euch gecreutzigten Se- ligmachers huͤpfen und luſtig ſeyn, als aber der giff- tigen Schlangen-Stimme gehorchen, und dar- uͤber von JEſu weg-und in die Hoͤlle getrieben werden?
Begehret ihr nicht viel lieber dem Abel, der im blutigen Opffer des erwuͤrgten Laͤmmleins ſein Vertrauen, Hoffnung und Seligkeit ſetzte, gleichen, als aber dem Cain/ welcher hochmuͤthig, neidiſch, zornig ware, in ſeinen Gaben und eigener Gerech- tigkeit ſich bruͤſtete, und GOtt mit ſeinem Gebet und Frommthun ein Greuel ware? Jener iſt ſchon bald ſechs tauſend Jahr im Himmel, und die Zeit wird ihme ſo kurtz, daß ihn deucht, ob ſeye er kaum ſechs Tage bey dem hoͤchſten Gut: Da hingegen ſein Bruder Cain ſo lange Zeit ſchon in der Hoͤlle lieget, wo ein jeder Tag ihne tauſend Jahre zu ſeyn duͤncken werden.
O Kinder! die Suͤndfluth der entſetzlich- ſten Zorn-Gerichten iſt vor der Thuͤr: Betet den
himm-
<TEI><text><body><pbfacs="#f0446"n="428"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Das 9. Capitel.<lb/>
Nachrede.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">L</hi>Jebſte Kinder! Wollet ihr nicht JEſum<lb/>
in euch hoͤren, und ſeiner Stimme gehor-<lb/>
chen, der euch ins ſchoͤne <hirendition="#fr">Paradies</hi> fuͤh-<lb/>
ren ran und will, da euch uͤber alle maſſen wohl<lb/>ſeyn wird, und dahin in den heutigen letzten Zeiten<lb/>ſo viele Kinder eingehen? Ach wollet ihrs nicht lie-<lb/>
ber mit dieſen Erloͤſeten des <hirendition="#fr">Schlangen-Tre-<lb/>
ters</hi> halten, und im Luſt-Garten <hirendition="#fr">Eden</hi>ſpatzie-<lb/>
ren, und in der Liebe des fuͤr euch gecreutzigten Se-<lb/>
ligmachers huͤpfen und luſtig ſeyn, als aber der giff-<lb/>
tigen <hirendition="#fr">Schlangen-</hi>Stimme gehorchen, und dar-<lb/>
uͤber von JEſu weg-und in die Hoͤlle getrieben<lb/>
werden?</p><lb/><p>Begehret ihr nicht viel lieber dem <hirendition="#fr">Abel,</hi> der<lb/>
im blutigen Opffer des erwuͤrgten Laͤmmleins ſein<lb/>
Vertrauen, Hoffnung und Seligkeit ſetzte, gleichen,<lb/>
als aber dem <hirendition="#fr">Cain/</hi> welcher hochmuͤthig, neidiſch,<lb/>
zornig ware, in ſeinen Gaben und eigener Gerech-<lb/>
tigkeit ſich bruͤſtete, und GOtt mit ſeinem Gebet<lb/>
und Frommthun ein Greuel ware? Jener iſt<lb/>ſchon bald ſechs tauſend Jahr im Himmel, und die<lb/>
Zeit wird ihme ſo kurtz, daß ihn deucht, ob ſeye er<lb/>
kaum ſechs Tage bey dem hoͤchſten Gut: Da<lb/>
hingegen ſein Bruder Cain ſo lange Zeit ſchon in<lb/>
der Hoͤlle lieget, wo ein jeder Tag ihne tauſend<lb/>
Jahre zu ſeyn duͤncken werden.</p><lb/><p>O Kinder! die <hirendition="#fr">Suͤndfluth</hi> der entſetzlich-<lb/>ſten Zorn-Gerichten iſt vor der Thuͤr: Betet den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">himm-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[428/0446]
Das 9. Capitel.
Nachrede.
LJebſte Kinder! Wollet ihr nicht JEſum
in euch hoͤren, und ſeiner Stimme gehor-
chen, der euch ins ſchoͤne Paradies fuͤh-
ren ran und will, da euch uͤber alle maſſen wohl
ſeyn wird, und dahin in den heutigen letzten Zeiten
ſo viele Kinder eingehen? Ach wollet ihrs nicht lie-
ber mit dieſen Erloͤſeten des Schlangen-Tre-
ters halten, und im Luſt-Garten Eden ſpatzie-
ren, und in der Liebe des fuͤr euch gecreutzigten Se-
ligmachers huͤpfen und luſtig ſeyn, als aber der giff-
tigen Schlangen-Stimme gehorchen, und dar-
uͤber von JEſu weg-und in die Hoͤlle getrieben
werden?
Begehret ihr nicht viel lieber dem Abel, der
im blutigen Opffer des erwuͤrgten Laͤmmleins ſein
Vertrauen, Hoffnung und Seligkeit ſetzte, gleichen,
als aber dem Cain/ welcher hochmuͤthig, neidiſch,
zornig ware, in ſeinen Gaben und eigener Gerech-
tigkeit ſich bruͤſtete, und GOtt mit ſeinem Gebet
und Frommthun ein Greuel ware? Jener iſt
ſchon bald ſechs tauſend Jahr im Himmel, und die
Zeit wird ihme ſo kurtz, daß ihn deucht, ob ſeye er
kaum ſechs Tage bey dem hoͤchſten Gut: Da
hingegen ſein Bruder Cain ſo lange Zeit ſchon in
der Hoͤlle lieget, wo ein jeder Tag ihne tauſend
Jahre zu ſeyn duͤncken werden.
O Kinder! die Suͤndfluth der entſetzlich-
ſten Zorn-Gerichten iſt vor der Thuͤr: Betet den
himm-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/446>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.