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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Gebet einer Wittwen
soll ohne Aufschub gewähret seyn: Jch will mich
aufmachen und mich über Zion erbarmen/ ich will
Helden erwecken und sie zu Fackeln machen unter
dem Stroh/ daß sie verzehren rechts und lincks al-
le feindselige Völcker rings umher.
Zach. 12, 6. Durch
diese will ich Juda und Jerusalem wieder aufhelf-
fen; die Tyrannen aber zur wohlverdienten Straffe
ziehen: Wie sich dann also denen bimmlischen Kna-
ben zu lieb der schwartz-zornige Himmel aufgehei-
tert/ deine Gnaden-Sonne wiederum über dem
Volck Jsrael lieblich zu scheinen angefangen/ und ein
ruinirendes Hagel-Wetter über dessen Feinde ausge-
brochen: So vieles vermögen deine vor deine Ehre
sterbende Lieblinge bey dir. O du GOtt Jsraels!
Ach hätten sich diese Helden nur an dir vergnüget/
nicht um eines fremden Gottes Tochter gebuhlet/
und sich nach Römern und Sparianern umgesehen;
so wäre ihr Horn durch deine Gunst erhaben wor-
den zur Erstaunung der gantzen Welt: Allein du
Erlöser! Deine Liebe übersteiget unendlich die Ge-
gen-Liebe deiner Erlöseten. O wie wunderselten
findest du ein Hertz/ das beständig zu allen Zeiten/
bey allen Gelegenheiten/ gantz dein seye/ wie dein
Hertz unveränderlich/ allezeit/ in allem Anliegen
gantz unser ist! Es ist keine Minuten/ da du nicht
JEsus heissest/ und dich deinem eigenthümlichen Nah-
men nach also beweisest gegen einen jeden/ der es
verlangt. Man achtet insgemein Wittwen und
Waisen für unglückhafftig; allein ich sehe/ daß es
nur darauf ankommt/ daß man an dir und deinem
Wort fest klebe; dann dadurch hats diese Wunder-
Säule deiner Barmhertzigkeit eben so weit mit ih-
ren Knaben gebracht/ als wann alle Propheten an
ihnen gearbeitet hätten; du forderst nicht mehr dann
nur Treue/ so ists alles gut. Solten jene der figür-
lichen Lehre/ so Moses auf dem Berg Sinai von
dir empfangen/ so getreu geblieben seyn/ und ich
solte deiner so Gnad-und Freuden-reichen Lehre/ so
du/ mein JEsu/ vom Vater aus dem Himmel ge-
bracht hast/ nicht bis in Tod getreu bleiben/ und
meine Kinder dazuhalten mit allem Ernst. Du

heissest

Gebet einer Wittwen
ſoll ohne Aufſchub gewaͤhret ſeyn: Jch will mich
aufmachen und mich uͤber Zion erbarmen/ ich will
Helden erwecken und ſie zu Fackeln machen unter
dem Stroh/ daß ſie verzehren rechts und lincks al-
le feindſelige Voͤlcker rings umher.
Zach. 12, 6. Durch
dieſe will ich Juda und Jeruſalem wieder aufhelf-
fen; die Tyrannen aber zur wohlverdienten Straffe
ziehen: Wie ſich dann alſo denen bimmliſchen Kna-
ben zu lieb der ſchwartz-zornige Himmel aufgehei-
tert/ deine Gnaden-Sonne wiederum uͤber dem
Volck Jſrael lieblich zu ſcheinen angefangen/ und ein
ruinirendes Hagel-Wetter uͤber deſſen Feinde ausge-
brochen: So vieles vermoͤgen deine vor deine Ehre
ſterbende Lieblinge bey dir. O du GOtt Jſraels!
Ach haͤtten ſich dieſe Helden nur an dir vergnuͤget/
nicht um eines fremden Gottes Tochter gebuhlet/
und ſich nach Roͤmern und Sparianern umgeſehen;
ſo waͤre ihr Horn durch deine Gunſt erhaben wor-
den zur Erſtaunung der gantzen Welt: Allein du
Erloͤſer! Deine Liebe uͤberſteiget unendlich die Ge-
gen-Liebe deiner Erloͤſeten. O wie wunderſelten
findeſt du ein Hertz/ das beſtaͤndig zu allen Zeiten/
bey allen Gelegenheiten/ gantz dein ſeye/ wie dein
Hertz unveraͤnderlich/ allezeit/ in allem Anliegen
gantz unſer iſt! Es iſt keine Minuten/ da du nicht
JEſus heiſſeſt/ und dich deinem eigenthuͤmlichen Nah-
men nach alſo beweiſeſt gegen einen jeden/ der es
verlangt. Man achtet insgemein Wittwen und
Waiſen fuͤr ungluͤckhafftig; allein ich ſehe/ daß es
nur darauf ankommt/ daß man an dir und deinem
Wort feſt klebe; dann dadurch hats dieſe Wunder-
Saͤule deiner Barmhertzigkeit eben ſo weit mit ih-
ren Knaben gebracht/ als wann alle Propheten an
ihnen gearbeitet haͤtten; du forderſt nicht mehr dann
nur Treue/ ſo iſts alles gut. Solten jene der figuͤr-
lichen Lehre/ ſo Moſes auf dem Berg Sinai von
dir empfangen/ ſo getreu geblieben ſeyn/ und ich
ſolte deiner ſo Gnad-und Freuden-reichen Lehre/ ſo
du/ mein JEſu/ vom Vater aus dem Himmel ge-
bracht haſt/ nicht bis in Tod getreu bleiben/ und
meine Kinder dazuhalten mit allem Ernſt. Du

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[450/0468] Gebet einer Wittwen ſoll ohne Aufſchub gewaͤhret ſeyn: Jch will mich aufmachen und mich uͤber Zion erbarmen/ ich will Helden erwecken und ſie zu Fackeln machen unter dem Stroh/ daß ſie verzehren rechts und lincks al- le feindſelige Voͤlcker rings umher. Zach. 12, 6. Durch dieſe will ich Juda und Jeruſalem wieder aufhelf- fen; die Tyrannen aber zur wohlverdienten Straffe ziehen: Wie ſich dann alſo denen bimmliſchen Kna- ben zu lieb der ſchwartz-zornige Himmel aufgehei- tert/ deine Gnaden-Sonne wiederum uͤber dem Volck Jſrael lieblich zu ſcheinen angefangen/ und ein ruinirendes Hagel-Wetter uͤber deſſen Feinde ausge- brochen: So vieles vermoͤgen deine vor deine Ehre ſterbende Lieblinge bey dir. O du GOtt Jſraels! Ach haͤtten ſich dieſe Helden nur an dir vergnuͤget/ nicht um eines fremden Gottes Tochter gebuhlet/ und ſich nach Roͤmern und Sparianern umgeſehen; ſo waͤre ihr Horn durch deine Gunſt erhaben wor- den zur Erſtaunung der gantzen Welt: Allein du Erloͤſer! Deine Liebe uͤberſteiget unendlich die Ge- gen-Liebe deiner Erloͤſeten. O wie wunderſelten findeſt du ein Hertz/ das beſtaͤndig zu allen Zeiten/ bey allen Gelegenheiten/ gantz dein ſeye/ wie dein Hertz unveraͤnderlich/ allezeit/ in allem Anliegen gantz unſer iſt! Es iſt keine Minuten/ da du nicht JEſus heiſſeſt/ und dich deinem eigenthuͤmlichen Nah- men nach alſo beweiſeſt gegen einen jeden/ der es verlangt. Man achtet insgemein Wittwen und Waiſen fuͤr ungluͤckhafftig; allein ich ſehe/ daß es nur darauf ankommt/ daß man an dir und deinem Wort feſt klebe; dann dadurch hats dieſe Wunder- Saͤule deiner Barmhertzigkeit eben ſo weit mit ih- ren Knaben gebracht/ als wann alle Propheten an ihnen gearbeitet haͤtten; du forderſt nicht mehr dann nur Treue/ ſo iſts alles gut. Solten jene der figuͤr- lichen Lehre/ ſo Moſes auf dem Berg Sinai von dir empfangen/ ſo getreu geblieben ſeyn/ und ich ſolte deiner ſo Gnad-und Freuden-reichen Lehre/ ſo du/ mein JEſu/ vom Vater aus dem Himmel ge- bracht haſt/ nicht bis in Tod getreu bleiben/ und meine Kinder dazuhalten mit allem Ernſt. Du heiſſeſt

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/468>, abgerufen am 12.05.2024.