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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 1. Die erste Quelle
und Lust-Gärten verbrunnen, und nicht mehr ist.
Hat nun, liebes Kind, deine theure Seele, in Er-
wartung eines solchen majestätischen Erb-König-
reichs, die holdselige, freundliche Gestalt des Wun-
der-lieben Lamms GOttes angezogen? Hast du dem
sanfften Lämmlein die Schmach und Schande nicht
angethan, in der gräßlichen Figur einer zornigen,
zänckischen Hader-Katzen, eines verboßten, neidischen
Hunds, vor GOtt und seinen heiligen Engeln dich
mit andern zu kratzen, zu beissen, zu reissen, zu rauf-
fen und herum zu schlagen? Einmal was dein Hertz
für ein Baum seye, kanst du aus denen Früchten in
deinen Handel und Wandel, Tichten und Begeh-
ren am besten erkennen.

§. 16.

Siehest du nun auf sothane Untersuchung, wie
dein Hertz beschaffen, und welch ein garstiger Schlan-
gen-Saame in dir aufgewachsen, und zur, Herrschafft
kommen seye; so kanst du auch erkennen, welch einen
Feind du in deinem eigenen Busen aufgezogen habest,
der schon allein im Stand ist, dich ewig unglückselig
zu machen, wann du nicht bey Zeiten dich von seiner
Gewalt wieder los reissest, das muß und kan aber
allein die Krafft JESU in dir würcken. Darum
must du, wann dir solle geholffen werden, dein Hertz
dem HErrn JEsu bey Zeiten in seine Hand lieferen,
mit wehmüthigem Flehen, daß er das krancke, ver-
gifftete, grund-verdorbene, untaugliche Hertz in dem
hoch-rothen Teich seines warmen und von GOttes-
Liebe wallenden Gnaden-Bluts hinein werffen
wolle; weil doch dis sein JEsus-Blut die Krafft
hat, uns zu reinigen von allen Sünden.

1 Joh.

Cap. 1. Die erſte Quelle
und Luſt-Gaͤrten verbrunnen, und nicht mehr iſt.
Hat nun, liebes Kind, deine theure Seele, in Er-
wartung eines ſolchen majeſtaͤtiſchen Erb-Koͤnig-
reichs, die holdſelige, freundliche Geſtalt des Wun-
der-lieben Lamms GOttes angezogen? Haſt du dem
ſanfften Laͤmmlein die Schmach und Schande nicht
angethan, in der graͤßlichen Figur einer zornigen,
zaͤnckiſchen Hader-Katzen, eines verboßten, neidiſchen
Hunds, vor GOtt und ſeinen heiligen Engeln dich
mit andern zu kratzen, zu beiſſen, zu reiſſen, zu rauf-
fen und herum zu ſchlagen? Einmal was dein Hertz
fuͤr ein Baum ſeye, kanſt du aus denen Fruͤchten in
deinen Handel und Wandel, Tichten und Begeh-
ren am beſten erkennen.

§. 16.

Sieheſt du nun auf ſothane Unterſuchung, wie
dein Hertz beſchaffen, und welch ein garſtiger Schlan-
gen-Saame in dir aufgewachſen, und zur, Herrſchafft
kommen ſeye; ſo kanſt du auch erkennen, welch einen
Feind du in deinem eigenen Buſen aufgezogen habeſt,
der ſchon allein im Stand iſt, dich ewig ungluͤckſelig
zu machen, wann du nicht bey Zeiten dich von ſeiner
Gewalt wieder los reiſſeſt, das muß und kan aber
allein die Krafft JESU in dir wuͤrcken. Darum
muſt du, wann dir ſolle geholffen werden, dein Hertz
dem HErrn JEſu bey Zeiten in ſeine Hand lieferen,
mit wehmuͤthigem Flehen, daß er das krancke, ver-
gifftete, grund-verdorbene, untaugliche Hertz in dem
hoch-rothen Teich ſeines warmen und von GOttes-
Liebe wallenden Gnaden-Bluts hinein werffen
wolle; weil doch dis ſein JEſus-Blut die Krafft
hat, uns zu reinigen von allen Suͤnden.

1 Joh.
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[32/0050] Cap. 1. Die erſte Quelle und Luſt-Gaͤrten verbrunnen, und nicht mehr iſt. Hat nun, liebes Kind, deine theure Seele, in Er- wartung eines ſolchen majeſtaͤtiſchen Erb-Koͤnig- reichs, die holdſelige, freundliche Geſtalt des Wun- der-lieben Lamms GOttes angezogen? Haſt du dem ſanfften Laͤmmlein die Schmach und Schande nicht angethan, in der graͤßlichen Figur einer zornigen, zaͤnckiſchen Hader-Katzen, eines verboßten, neidiſchen Hunds, vor GOtt und ſeinen heiligen Engeln dich mit andern zu kratzen, zu beiſſen, zu reiſſen, zu rauf- fen und herum zu ſchlagen? Einmal was dein Hertz fuͤr ein Baum ſeye, kanſt du aus denen Fruͤchten in deinen Handel und Wandel, Tichten und Begeh- ren am beſten erkennen. §. 16. Sieheſt du nun auf ſothane Unterſuchung, wie dein Hertz beſchaffen, und welch ein garſtiger Schlan- gen-Saame in dir aufgewachſen, und zur, Herrſchafft kommen ſeye; ſo kanſt du auch erkennen, welch einen Feind du in deinem eigenen Buſen aufgezogen habeſt, der ſchon allein im Stand iſt, dich ewig ungluͤckſelig zu machen, wann du nicht bey Zeiten dich von ſeiner Gewalt wieder los reiſſeſt, das muß und kan aber allein die Krafft JESU in dir wuͤrcken. Darum muſt du, wann dir ſolle geholffen werden, dein Hertz dem HErrn JEſu bey Zeiten in ſeine Hand lieferen, mit wehmuͤthigem Flehen, daß er das krancke, ver- gifftete, grund-verdorbene, untaugliche Hertz in dem hoch-rothen Teich ſeines warmen und von GOttes- Liebe wallenden Gnaden-Bluts hinein werffen wolle; weil doch dis ſein JEſus-Blut die Krafft hat, uns zu reinigen von allen Suͤnden. 1 Joh.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/50>, abgerufen am 28.04.2024.