Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 1. Die erste Quelle und in dir wahrnimmst einen Haß alles des-sen/ was dir als sündlich beschrieben wird/ mithin eine beugsame Freuden-volle Willigkeit zu allem was du nur vernimmst, daß es von des Hey- lands Art und ihme gefällig seye; so magst du ge- wißlich glauben/ daß die Gnade JEsu in deinem Hertzen wohne: zumalen wann du noch über das von innen etwas fühlest, das dich bey dem Geräusch der Welt sogleich in die Abgeschiedenheit ziehet, so daß du ein verborgenes Sehnen hegest, dein Allerwichtigstes in der Stille mit JEsu zu ver- abreden, weil dir sonsten nirgends besser als in des Heylands süsser Gegenwart seyn, und du immer den- ckest, du möchtest wohl wenig Zeit mehr darzu ha- ben, und es ohned em dem gantzen menschlichen Ge- schlecht eine blutige Schande wäre, wann fein gar keine Kinder dem HErrn JEsu Gesellschafft leisteten; und du demnach dessen von Hertzen frohe bist, daß dich das liebliche Loos getroffen, um den Heyland zu seyn, und deine Zeit bey ihme im Lieben und Loben vertreiben zu können, alldieweil fast alle andere junge Leute, denen bey dem paradiesischen Wesen und Le- ben JEsu in ihrer bösen Natur recht bange ist, dar- von lauffen wie aus einer heissen Badstuben. §. 23. An sothaner Kindern frechen und eiteln Auffüh- daß
Cap. 1. Die erſte Quelle und in dir wahrnimmſt einen Haß alles deſ-ſen/ was dir als ſuͤndlich beſchrieben wird/ mithin eine beugſame Freuden-volle Willigkeit zu allem was du nur vernimmſt, daß es von des Hey- lands Art und ihme gefaͤllig ſeye; ſo magſt du ge- wißlich glauben/ daß die Gnade JEſu in deinem Hertzen wohne: zumalen wann du noch uͤber das von innen etwas fuͤhleſt, das dich bey dem Geraͤuſch der Welt ſogleich in die Abgeſchiedenheit ziehet, ſo daß du ein verborgenes Sehnen hegeſt, dein Allerwichtigſtes in der Stille mit JEſu zu ver- abreden, weil dir ſonſten nirgends beſſer als in des Heylands ſuͤſſer Gegenwart ſeyn, und du immer den- ckeſt, du moͤchteſt wohl wenig Zeit mehr darzu ha- ben, und es ohned em dem gantzen menſchlichen Ge- ſchlecht eine blutige Schande waͤre, wann fein gar keine Kinder dem HErrn JEſu Geſellſchafft leiſteten; und du demnach deſſen von Hertzen frohe biſt, daß dich das liebliche Loos getroffen, um den Heyland zu ſeyn, und deine Zeit bey ihme im Lieben und Loben vertreiben zu koͤnnen, alldieweil faſt alle andere junge Leute, denen bey dem paradieſiſchen Weſen und Le- ben JEſu in ihrer boͤſen Natur recht bange iſt, dar- von lauffen wie aus einer heiſſen Badſtuben. §. 23. An ſothaner Kindern frechen und eiteln Auffuͤh- daß
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Cap. 1. Die erſte Quelle
und in dir wahrnimmſt einen Haß alles deſ-
ſen/ was dir als ſuͤndlich beſchrieben wird/
mithin eine beugſame Freuden-volle Willigkeit
zu allem was du nur vernimmſt, daß es von des Hey-
lands Art und ihme gefaͤllig ſeye; ſo magſt du ge-
wißlich glauben/ daß die Gnade JEſu in
deinem Hertzen wohne: zumalen wann du noch
uͤber das von innen etwas fuͤhleſt, das dich bey dem
Geraͤuſch der Welt ſogleich in die Abgeſchiedenheit
ziehet, ſo daß du ein verborgenes Sehnen hegeſt,
dein Allerwichtigſtes in der Stille mit JEſu zu ver-
abreden, weil dir ſonſten nirgends beſſer als in des
Heylands ſuͤſſer Gegenwart ſeyn, und du immer den-
ckeſt, du moͤchteſt wohl wenig Zeit mehr darzu ha-
ben, und es ohned em dem gantzen menſchlichen Ge-
ſchlecht eine blutige Schande waͤre, wann fein gar
keine Kinder dem HErrn JEſu Geſellſchafft leiſteten;
und du demnach deſſen von Hertzen frohe biſt, daß
dich das liebliche Loos getroffen, um den Heyland
zu ſeyn, und deine Zeit bey ihme im Lieben und Loben
vertreiben zu koͤnnen, alldieweil faſt alle andere junge
Leute, denen bey dem paradieſiſchen Weſen und Le-
ben JEſu in ihrer boͤſen Natur recht bange iſt, dar-
von lauffen wie aus einer heiſſen Badſtuben.
§. 23.
An ſothaner Kindern frechen und eiteln Auffuͤh-
rung und complimenteuſen Verſtellungen ſiehet
man, daß ſie bey dem hornichten, dornichten Klauen-
Fuͤrſten der Finſterniß, bey dem fuͤchſiſchen und
ſchlangiſchen Welt-Geiſt zur Schule geweſen. Hin-
gegen ſiehet man dirs an deinen ſittſamen Geberden,
an deiner vergnuͤgten Mine, an deinen weiſen Reden
und Antworten, an deinem heitern Geſicht, und an
der Freudigkeit, ſo dir aus den Augen leuchtet, an,
daß
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