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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 1. Die erste Quelle
dern und jungen Leuten sich nicht bemühen möge:
Er ist die Demuth, Weisheit und Liebe selber. Mag
ein irrdischer Vatter seinem fünffjährigen Kind wohl
Malvasier zu kosten geben, und das Kind schon so
viel Verstand haben, sein Mündgen darzu zu gebrau-
chen, und von solchem süssen Wein lustig zu werden,
mithin den guten Vatter deswegen zu rühmen, wann
es schon nicht weißt, wo und wie derselbige Wein ge-
wachsen seye; ey warum solte dann der Heyland un-
vermögend seyn, auch einfältigen Kindern das nied-
lichste seines Himmelreichs mitzutheilen, da ers gleich-
wohl versprochen hatte? Wer darff GOttes Gna-
de einschräncken? Und wer gibt denen Cherubim und
Seraphim ihre Weisheit? Darum mein liebes
Kind! laß dich durch keine Vernünffteleyen irre ma-
chen: Befindest du was ungemeines an dir, das wohl
vielen, vielen Kindern fremde ist und fremde bleibet,
so stutze nicht lang, sondern falle JEsu zu den Knien
wie Petrus, Luc. 5. erkenne demüthiglich die Grösse
seiner Hertzens-Neigung gegen dir Allerunwürdig-
sten und Untüchtigsten; dancke, lobe deinen GOtt,
und sage: JEsus ist Meister/ und kan mit
dem Seinen schalten und walten/ wie er
will/ ob ers einem stein-alten Mann/ oder
jungen Kind gebe/ wer will ihm vorschrei-
ben? Will sein vollmächtige Majestät was
besonders/ ein Liebling/ ein Schoos-
Kind aus mir machen/ wer will es ihm
wehren? Einmal ich nicht.
Trautes Kind!
sammle du die Blümlein zu deinem Crantz, trage
Sorge darzu, binde sie zusammen, stelle sie ein ins
Gnaden-Wasser; dein JEsus gibt dir heute eins
und morgen wider ein anders, bis ein herrlicher un-

ver-

Cap. 1. Die erſte Quelle
dern und jungen Leuten ſich nicht bemuͤhen moͤge:
Er iſt die Demuth, Weisheit und Liebe ſelber. Mag
ein irrdiſcher Vatter ſeinem fuͤnffjaͤhrigen Kind wohl
Malvaſier zu koſten geben, und das Kind ſchon ſo
viel Verſtand haben, ſein Muͤndgen darzu zu gebrau-
chen, und von ſolchem ſuͤſſen Wein luſtig zu werden,
mithin den guten Vatter deswegen zu ruͤhmen, wann
es ſchon nicht weißt, wo und wie derſelbige Wein ge-
wachſen ſeye; ey warum ſolte dann der Heyland un-
vermoͤgend ſeyn, auch einfaͤltigen Kindern das nied-
lichſte ſeines Himmelreichs mitzutheilen, da ers gleich-
wohl verſprochen hatte? Wer darff GOttes Gna-
de einſchraͤncken? Und wer gibt denen Cherubim und
Seraphim ihre Weisheit? Darum mein liebes
Kind! laß dich durch keine Vernuͤnffteleyen irre ma-
chen: Befindeſt du was ungemeines an dir, das wohl
vielen, vielen Kindern fremde iſt und fremde bleibet,
ſo ſtutze nicht lang, ſondern falle JEſu zu den Knien
wie Petrus, Luc. 5. erkenne demuͤthiglich die Groͤſſe
ſeiner Hertzens-Neigung gegen dir Allerunwuͤrdig-
ſten und Untuͤchtigſten; dancke, lobe deinen GOtt,
und ſage: JEſus iſt Meiſter/ und kan mit
dem Seinen ſchalten und walten/ wie er
will/ ob ers einem ſtein-alten Mann/ oder
jungen Kind gebe/ wer will ihm vorſchrei-
ben? Will ſein vollmaͤchtige Majeſtaͤt was
beſonders/ ein Liebling/ ein Schoos-
Kind aus mir machen/ wer will es ihm
wehren? Einmal ich nicht.
Trautes Kind!
ſammle du die Bluͤmlein zu deinem Crantz, trage
Sorge darzu, binde ſie zuſammen, ſtelle ſie ein ins
Gnaden-Waſſer; dein JEſus gibt dir heute eins
und morgen wider ein anders, bis ein herrlicher un-

ver-
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[42/0060] Cap. 1. Die erſte Quelle dern und jungen Leuten ſich nicht bemuͤhen moͤge: Er iſt die Demuth, Weisheit und Liebe ſelber. Mag ein irrdiſcher Vatter ſeinem fuͤnffjaͤhrigen Kind wohl Malvaſier zu koſten geben, und das Kind ſchon ſo viel Verſtand haben, ſein Muͤndgen darzu zu gebrau- chen, und von ſolchem ſuͤſſen Wein luſtig zu werden, mithin den guten Vatter deswegen zu ruͤhmen, wann es ſchon nicht weißt, wo und wie derſelbige Wein ge- wachſen ſeye; ey warum ſolte dann der Heyland un- vermoͤgend ſeyn, auch einfaͤltigen Kindern das nied- lichſte ſeines Himmelreichs mitzutheilen, da ers gleich- wohl verſprochen hatte? Wer darff GOttes Gna- de einſchraͤncken? Und wer gibt denen Cherubim und Seraphim ihre Weisheit? Darum mein liebes Kind! laß dich durch keine Vernuͤnffteleyen irre ma- chen: Befindeſt du was ungemeines an dir, das wohl vielen, vielen Kindern fremde iſt und fremde bleibet, ſo ſtutze nicht lang, ſondern falle JEſu zu den Knien wie Petrus, Luc. 5. erkenne demuͤthiglich die Groͤſſe ſeiner Hertzens-Neigung gegen dir Allerunwuͤrdig- ſten und Untuͤchtigſten; dancke, lobe deinen GOtt, und ſage: JEſus iſt Meiſter/ und kan mit dem Seinen ſchalten und walten/ wie er will/ ob ers einem ſtein-alten Mann/ oder jungen Kind gebe/ wer will ihm vorſchrei- ben? Will ſein vollmaͤchtige Majeſtaͤt was beſonders/ ein Liebling/ ein Schoos- Kind aus mir machen/ wer will es ihm wehren? Einmal ich nicht. Trautes Kind! ſammle du die Bluͤmlein zu deinem Crantz, trage Sorge darzu, binde ſie zuſammen, ſtelle ſie ein ins Gnaden-Waſſer; dein JEſus gibt dir heute eins und morgen wider ein anders, bis ein herrlicher un- ver-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/60>, abgerufen am 21.11.2024.