lang verharret; nachwerts aber nur einmal auf des Teuffels Grund und Boden sich entweder selber ver- messentlich gewaget, oder von anderen darzu verleiten lassen; da dann der Satan, nachdeme sie ihme so hübsch eingesessen, seine Vortheile in Acht genommen, und das verfluchte Sünden-Garn flugs über sie hin- geworffen; darinnen sie zwar noch eine Weile ge- zappelt, aber vergebens, und ohne Frucht, und konnten sie zur vorigen Lust und Kust zum Wort, Liebe und Leben JEsu nicht wieder gelangen, weilen sie von dem allerschönsten Bräutigam, deme sie, durch ihre leichtfertige Hinwerffung ihrer Neigung in den Schooß seines garstigen, abscheulichen Feindes, einen Eckel erwecket, vollends verlassen worden, so, daß sie die Welt lieb gewonnen, und von GOTT abgewichen, und dem Satan gantz zugeloffen sind.
§. 34.
Dieses erschreckliche Gericht wiederfährt zwar nicht allen und jeden Abtrünnigen. Viele derglei- chen verlockte Täublein, und verirrte, verführte Schäflein bringet der erbarmende Seligmacher wie- der herum, und diese jammerige Gluck-Henne samm- let wohl viele verloffene Küchlein aus der Gefahr wie- der zu sich unter ihre Flügel. Wann demnach auch dir, armes Kind, durch das Essen der verbottenen Frucht, der Appetit nach Christo und seinem Evan- gelio vergangen wäre, so bitte deinen allergetreuesten und liebreichesten Seelen-Artzt, daß er dich purgire, und den bösen Ansatz der höllischen Feuchtigkeit aus- führe, damit du nach einer sothanen boshafften Ver- leitung und allergnädigst-gewirckten Genesung da- von noch hungeriger und durstiger werdest nach der
kost-
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der Verfuͤhrung der Jugend.
lang verharret; nachwerts aber nur einmal auf des Teuffels Grund und Boden ſich entweder ſelber ver- meſſentlich gewaget, oder von anderen darzu verleiten laſſen; da dann der Satan, nachdeme ſie ihme ſo huͤbſch eingeſeſſen, ſeine Vortheile in Acht genommen, und das verfluchte Suͤnden-Garn flugs uͤber ſie hin- geworffen; darinnen ſie zwar noch eine Weile ge- zappelt, aber vergebens, und ohne Frucht, und konnten ſie zur vorigen Luſt und Kuſt zum Wort, Liebe und Leben JEſu nicht wieder gelangen, weilen ſie von dem allerſchoͤnſten Braͤutigam, deme ſie, durch ihre leichtfertige Hinwerffung ihrer Neigung in den Schooß ſeines garſtigen, abſcheulichen Feindes, einen Eckel erwecket, vollends verlaſſen worden, ſo, daß ſie die Welt lieb gewonnen, und von GOTT abgewichen, und dem Satan gantz zugeloffen ſind.
§. 34.
Dieſes erſchreckliche Gericht wiederfaͤhrt zwar nicht allen und jeden Abtruͤnnigen. Viele derglei- chen verlockte Taͤublein, und verirrte, verfuͤhrte Schaͤflein bringet der erbarmende Seligmacher wie- der herum, und dieſe jammerige Gluck-Henne ſamm- let wohl viele verloffene Kuͤchlein aus der Gefahr wie- der zu ſich unter ihre Fluͤgel. Wann demnach auch dir, armes Kind, durch das Eſſen der verbottenen Frucht, der Appetit nach Chriſto und ſeinem Evan- gelio vergangen waͤre, ſo bitte deinen allergetreueſten und liebreicheſten Seelen-Artzt, daß er dich purgire, und den boͤſen Anſatz der hoͤlliſchen Feuchtigkeit aus- fuͤhre, damit du nach einer ſothanen boshafften Ver- leitung und allergnaͤdigſt-gewirckten Geneſung da- von noch hungeriger und durſtiger werdeſt nach der
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der Verfuͤhrung der Jugend.
lang verharret; nachwerts aber nur einmal auf des
Teuffels Grund und Boden ſich entweder ſelber ver-
meſſentlich gewaget, oder von anderen darzu verleiten
laſſen; da dann der Satan, nachdeme ſie ihme ſo
huͤbſch eingeſeſſen, ſeine Vortheile in Acht genommen,
und das verfluchte Suͤnden-Garn flugs uͤber ſie hin-
geworffen; darinnen ſie zwar noch eine Weile ge-
zappelt, aber vergebens, und ohne Frucht, und
konnten ſie zur vorigen Luſt und Kuſt zum Wort,
Liebe und Leben JEſu nicht wieder gelangen, weilen
ſie von dem allerſchoͤnſten Braͤutigam, deme ſie,
durch ihre leichtfertige Hinwerffung ihrer Neigung in
den Schooß ſeines garſtigen, abſcheulichen Feindes,
einen Eckel erwecket, vollends verlaſſen worden, ſo,
daß ſie die Welt lieb gewonnen, und von GOTT
abgewichen, und dem Satan gantz zugeloffen ſind.
§. 34.
Dieſes erſchreckliche Gericht wiederfaͤhrt zwar
nicht allen und jeden Abtruͤnnigen. Viele derglei-
chen verlockte Taͤublein, und verirrte, verfuͤhrte
Schaͤflein bringet der erbarmende Seligmacher wie-
der herum, und dieſe jammerige Gluck-Henne ſamm-
let wohl viele verloffene Kuͤchlein aus der Gefahr wie-
der zu ſich unter ihre Fluͤgel. Wann demnach auch
dir, armes Kind, durch das Eſſen der verbottenen
Frucht, der Appetit nach Chriſto und ſeinem Evan-
gelio vergangen waͤre, ſo bitte deinen allergetreueſten
und liebreicheſten Seelen-Artzt, daß er dich purgire,
und den boͤſen Anſatz der hoͤlliſchen Feuchtigkeit aus-
fuͤhre, damit du nach einer ſothanen boshafften Ver-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/73>, abgerufen am 16.02.2025.
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