Drum wer wolte sonst was lieben Und sich nicht beständig üben, Des Monarchen Braut zu seyn? Muß man gleich allhier viel leyden Sich von allen Dingen scheiden, Bringts ein Tag doch wieder ein.
§. 42.
Eine heitere Probe, daß du unter den Augen JESU wandelst, ist endlich viertens dieses: Wann sich kein unbeständig/ falsches Wesen bey dir befindet/ daß du dich heu- te so/ und morgen anderst stellest/ vor deinen Elteren und Vorgesetzten fromm und aufmercksam bist/ bey deines glei- chen aber wieder frech und unbändig; sondern wann du vielmehr dir immer gleich/ und in einer guten Fassung auch mitten in einem erlaubten Kinder-Spiel bleibest/ so/ daß du auch gerne dich vom Spielen stören/ und was Gutes von JEsu sagen lässest.
Nichts ist nöthiger, seliger und vortheilhafftiger, als Beständigkeit und Aufrichtigkeit/ vermög deren ein Kind allein und überall zu gefallen suchet dem dreyeinigen GOTT, in dessen Namen es eingetauchet ist, und der ihme schon in seinen jungen Jahren das Hertz aufgethan, daß die schö- ne Morgen-Sonne der evangelischen Wahrheit hat hinein leuchten, und das innere Ohr des un- sterblichen Geistes die ruffende Stimme des Vat- [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ers hören können, daß es zum Sohn seiner Liebe kommen solle, den er ihme, als die Quelle und
Wur-
Cap. 1. Die erſte Quelle
Drum wer wolte ſonſt was lieben Und ſich nicht beſtaͤndig uͤben, Des Monarchen Braut zu ſeyn? Muß man gleich allhier viel leyden Sich von allen Dingen ſcheiden, Bringts ein Tag doch wieder ein.
§. 42.
Eine heitere Probe, daß du unter den Augen JESU wandelſt, iſt endlich viertens dieſes: Wann ſich kein unbeſtaͤndig/ falſches Weſen bey dir befindet/ daß du dich heu- te ſo/ und morgen anderſt ſtelleſt/ vor deinen Elteren und Vorgeſetzten fromm und aufmerckſam biſt/ bey deines glei- chen aber wieder frech und unbaͤndig; ſondern wann du vielmehr dir immer gleich/ und in einer guten Faſſung auch mitten in einem erlaubten Kinder-Spiel bleibeſt/ ſo/ daß du auch gerne dich vom Spielen ſtoͤren/ und was Gutes von JEſu ſagen laͤſſeſt.
Nichts iſt noͤthiger, ſeliger und vortheilhafftiger, als Beſtaͤndigkeit und Aufrichtigkeit/ vermoͤg deren ein Kind allein und uͤberall zu gefallen ſuchet dem dreyeinigen GOTT, in deſſen Namen es eingetauchet iſt, und der ihme ſchon in ſeinen jungen Jahren das Hertz aufgethan, daß die ſchoͤ- ne Morgen-Sonne der evangeliſchen Wahrheit hat hinein leuchten, und das innere Ohr des un- ſterblichen Geiſtes die ruffende Stimme des Vat- [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ers hoͤren koͤnnen, daß es zum Sohn ſeiner Liebe kommen ſolle, den er ihme, als die Quelle und
Wur-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0084"n="66"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. 1. Die erſte Quelle</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Drum wer wolte ſonſt was lieben</l><lb/><l>Und ſich nicht beſtaͤndig uͤben,</l><lb/><l>Des Monarchen Braut zu ſeyn?</l><lb/><l>Muß man gleich allhier viel leyden</l><lb/><l>Sich von allen Dingen ſcheiden,</l><lb/><l>Bringts ein Tag doch wieder ein.</l></lg></div><lb/><divn="2"><head>§. 42.</head><lb/><p>Eine heitere Probe, daß du unter den Augen<lb/><hirendition="#g">JESU</hi> wandelſt, iſt endlich viertens dieſes:<lb/><hirendition="#fr">Wann ſich kein unbeſtaͤndig/ falſches<lb/>
Weſen bey dir befindet/ daß du dich heu-<lb/>
te ſo/ und morgen anderſt ſtelleſt/ vor<lb/>
deinen Elteren und Vorgeſetzten fromm<lb/>
und aufmerckſam biſt/ bey deines glei-<lb/>
chen aber wieder frech und unbaͤndig;<lb/>ſondern wann du vielmehr dir immer<lb/>
gleich/ und in einer guten Faſſung auch<lb/>
mitten in einem erlaubten Kinder-Spiel<lb/>
bleibeſt/ ſo/ daß du auch gerne dich<lb/>
vom Spielen ſtoͤren/ und was Gutes<lb/>
von JEſu ſagen laͤſſeſt.</hi></p><lb/><p>Nichts iſt noͤthiger, ſeliger und vortheilhafftiger,<lb/>
als <hirendition="#fr">Beſtaͤndigkeit und Aufrichtigkeit/</hi><lb/>
vermoͤg deren ein Kind allein und uͤberall zu gefallen<lb/>ſuchet dem dreyeinigen GOTT, in deſſen Namen<lb/>
es eingetauchet iſt, und der ihme ſchon in ſeinen<lb/>
jungen Jahren das Hertz aufgethan, daß die ſchoͤ-<lb/>
ne Morgen-Sonne der evangeliſchen Wahrheit<lb/>
hat hinein leuchten, und das innere Ohr des un-<lb/>ſterblichen Geiſtes die ruffende Stimme des Vat-<lb/><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/>ers hoͤren koͤnnen, daß es zum Sohn ſeiner Liebe<lb/>
kommen ſolle, den er ihme, als die Quelle und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wur-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[66/0084]
Cap. 1. Die erſte Quelle
Drum wer wolte ſonſt was lieben
Und ſich nicht beſtaͤndig uͤben,
Des Monarchen Braut zu ſeyn?
Muß man gleich allhier viel leyden
Sich von allen Dingen ſcheiden,
Bringts ein Tag doch wieder ein.
§. 42.
Eine heitere Probe, daß du unter den Augen
JESU wandelſt, iſt endlich viertens dieſes:
Wann ſich kein unbeſtaͤndig/ falſches
Weſen bey dir befindet/ daß du dich heu-
te ſo/ und morgen anderſt ſtelleſt/ vor
deinen Elteren und Vorgeſetzten fromm
und aufmerckſam biſt/ bey deines glei-
chen aber wieder frech und unbaͤndig;
ſondern wann du vielmehr dir immer
gleich/ und in einer guten Faſſung auch
mitten in einem erlaubten Kinder-Spiel
bleibeſt/ ſo/ daß du auch gerne dich
vom Spielen ſtoͤren/ und was Gutes
von JEſu ſagen laͤſſeſt.
Nichts iſt noͤthiger, ſeliger und vortheilhafftiger,
als Beſtaͤndigkeit und Aufrichtigkeit/
vermoͤg deren ein Kind allein und uͤberall zu gefallen
ſuchet dem dreyeinigen GOTT, in deſſen Namen
es eingetauchet iſt, und der ihme ſchon in ſeinen
jungen Jahren das Hertz aufgethan, daß die ſchoͤ-
ne Morgen-Sonne der evangeliſchen Wahrheit
hat hinein leuchten, und das innere Ohr des un-
ſterblichen Geiſtes die ruffende Stimme des Vat-
_ers hoͤren koͤnnen, daß es zum Sohn ſeiner Liebe
kommen ſolle, den er ihme, als die Quelle und
Wur-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/84>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.