deine Seligkeit zu schaffen und bewah- ren mit Furcht und Zittern. Jnsonder- heit hüte dich sehr/ daß du nicht bösen und unnützen Gedancken/ die offtmals in der Seele aufsteigen/ nachhängest; sonst gibst du selbst deinem unbändi- gen Hertzen Anlaß/ dir deine Crone zu rauben.
Ach ja, liebes Kind! a) hohe Einbildung/ b) Nachläßigkeit/ da man nemlich das Ge- bet, und die heilige Schrifft um anderer Wissen- schafften willen armselig unterläßt; c) Unacht- samkeit/ vermög deren man der einfallenden unkenschen, lustsüchtigen, hoffärtigen, gehäßi- gen, geitzigen, neidigen Phantaseyen nicht ach- tet, hat schon manchen an den Rand der Höl- len geworffen, und in das äusserste Verderben gestürtzet. Darum fleuch vor diesen drey Stü- cken als vor teuflischen Schlangen und Scorpio- nen, als vor höllischen Löwen und Drachen, daß du nicht gleich geachtet werdest denen Thoren, die das Licht nie gesehen haben: Behalte treu- lich, was du einmal empfangen hast; beharre auf dem angetrettenen Lebens-Weg bis ans Ende: Sey getreu bis in den Tod; anderst bist du der Crone des Lebens nicht würdig. Nimmest du dich nun vor obigen dreyen Püffen sorgfäl- tig in Acht; so entgehest du einem grausamen, ewigen Jammer und Schaden, und lernest deinen unendlichen Liebhaber und Gutthäter desto besser er- kennen, so, daß du deinen Sinn nimmermehr än- dern, oder das Paradies, welches du zuvor
gegen
der Verfuͤhrung der Jugend.
deine Seligkeit zu ſchaffen und bewah- ren mit Furcht und Zittern. Jnſonder- heit huͤte dich ſehr/ daß du nicht boͤſen und unnuͤtzen Gedancken/ die offtmals in der Seele aufſteigen/ nachhaͤngeſt; ſonſt gibſt du ſelbſt deinem unbaͤndi- gen Hertzen Anlaß/ dir deine Crone zu rauben.
Ach ja, liebes Kind! a) hohe Einbildung/ b) Nachlaͤßigkeit/ da man nemlich das Ge- bet, und die heilige Schrifft um anderer Wiſſen- ſchafften willen armſelig unterlaͤßt; c) Unacht- ſamkeit/ vermoͤg deren man der einfallenden unkenſchen, luſtſuͤchtigen, hoffaͤrtigen, gehaͤßi- gen, geitzigen, neidigen Phantaſeyen nicht ach- tet, hat ſchon manchen an den Rand der Hoͤl- len geworffen, und in das aͤuſſerſte Verderben geſtuͤrtzet. Darum fleuch vor dieſen drey Stuͤ- cken als vor teufliſchen Schlangen und Scorpio- nen, als vor hoͤlliſchen Loͤwen und Drachen, daß du nicht gleich geachtet werdeſt denen Thoren, die das Licht nie geſehen haben: Behalte treu- lich, was du einmal empfangen haſt; beharre auf dem angetrettenen Lebens-Weg bis ans Ende: Sey getreu bis in den Tod; anderſt biſt du der Crone des Lebens nicht wuͤrdig. Nimmeſt du dich nun vor obigen dreyen Puͤffen ſorgfaͤl- tig in Acht; ſo entgeheſt du einem grauſamen, ewigen Jammer und Schaden, und lerneſt deinen unendlichen Liebhaber und Gutthaͤter deſto beſſer er- kennen, ſo, daß du deinen Sinn nimmermehr aͤn- dern, oder das Paradies, welches du zuvor
gegen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0095"n="77"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Verfuͤhrung der Jugend.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">deine Seligkeit zu ſchaffen und bewah-<lb/>
ren mit Furcht und Zittern. Jnſonder-<lb/>
heit huͤte dich ſehr/ daß du nicht boͤſen<lb/>
und unnuͤtzen Gedancken/ die offtmals<lb/>
in der Seele aufſteigen/ nachhaͤngeſt;<lb/>ſonſt gibſt du ſelbſt deinem unbaͤndi-<lb/>
gen Hertzen Anlaß/ dir deine Crone zu<lb/>
rauben.</hi></p><lb/><p>Ach ja, liebes Kind! <hirendition="#aq">a</hi>) hohe <hirendition="#fr">Einbildung/</hi><lb/><hirendition="#aq">b</hi>) <hirendition="#fr">Nachlaͤßigkeit/</hi> da man nemlich das Ge-<lb/>
bet, und die heilige Schrifft um anderer Wiſſen-<lb/>ſchafften willen armſelig unterlaͤßt; <hirendition="#aq">c</hi>) <hirendition="#fr">Unacht-<lb/>ſamkeit/</hi> vermoͤg deren man der einfallenden<lb/>
unkenſchen, luſtſuͤchtigen, hoffaͤrtigen, gehaͤßi-<lb/>
gen, geitzigen, neidigen Phantaſeyen nicht ach-<lb/>
tet, hat ſchon manchen an den Rand der Hoͤl-<lb/>
len geworffen, und in das aͤuſſerſte Verderben<lb/>
geſtuͤrtzet. Darum fleuch vor dieſen drey Stuͤ-<lb/>
cken als vor teufliſchen Schlangen und Scorpio-<lb/>
nen, als vor hoͤlliſchen Loͤwen und Drachen, daß<lb/>
du nicht gleich geachtet werdeſt denen Thoren,<lb/>
die das Licht nie geſehen haben: Behalte treu-<lb/>
lich, was du einmal empfangen haſt; beharre auf<lb/>
dem angetrettenen Lebens-Weg bis ans Ende:<lb/>
Sey getreu bis in den Tod; anderſt biſt du<lb/>
der Crone des Lebens nicht wuͤrdig. Nimmeſt<lb/>
du dich nun vor obigen dreyen Puͤffen ſorgfaͤl-<lb/>
tig in Acht; ſo entgeheſt du einem grauſamen,<lb/>
ewigen Jammer und Schaden, und lerneſt deinen<lb/>
unendlichen Liebhaber und Gutthaͤter deſto beſſer er-<lb/>
kennen, ſo, daß du deinen Sinn nimmermehr aͤn-<lb/>
dern, oder das Paradies, welches du zuvor<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gegen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[77/0095]
der Verfuͤhrung der Jugend.
deine Seligkeit zu ſchaffen und bewah-
ren mit Furcht und Zittern. Jnſonder-
heit huͤte dich ſehr/ daß du nicht boͤſen
und unnuͤtzen Gedancken/ die offtmals
in der Seele aufſteigen/ nachhaͤngeſt;
ſonſt gibſt du ſelbſt deinem unbaͤndi-
gen Hertzen Anlaß/ dir deine Crone zu
rauben.
Ach ja, liebes Kind! a) hohe Einbildung/
b) Nachlaͤßigkeit/ da man nemlich das Ge-
bet, und die heilige Schrifft um anderer Wiſſen-
ſchafften willen armſelig unterlaͤßt; c) Unacht-
ſamkeit/ vermoͤg deren man der einfallenden
unkenſchen, luſtſuͤchtigen, hoffaͤrtigen, gehaͤßi-
gen, geitzigen, neidigen Phantaſeyen nicht ach-
tet, hat ſchon manchen an den Rand der Hoͤl-
len geworffen, und in das aͤuſſerſte Verderben
geſtuͤrtzet. Darum fleuch vor dieſen drey Stuͤ-
cken als vor teufliſchen Schlangen und Scorpio-
nen, als vor hoͤlliſchen Loͤwen und Drachen, daß
du nicht gleich geachtet werdeſt denen Thoren,
die das Licht nie geſehen haben: Behalte treu-
lich, was du einmal empfangen haſt; beharre auf
dem angetrettenen Lebens-Weg bis ans Ende:
Sey getreu bis in den Tod; anderſt biſt du
der Crone des Lebens nicht wuͤrdig. Nimmeſt
du dich nun vor obigen dreyen Puͤffen ſorgfaͤl-
tig in Acht; ſo entgeheſt du einem grauſamen,
ewigen Jammer und Schaden, und lerneſt deinen
unendlichen Liebhaber und Gutthaͤter deſto beſſer er-
kennen, ſo, daß du deinen Sinn nimmermehr aͤn-
dern, oder das Paradies, welches du zuvor
gegen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/95>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.