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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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4 Cap. Von der
Waaren, welche auf die leipziger Messen von fremden Kauf-
leuten gebracht, und von andern hinwiederum daselbst gesuchet
werden, sind unzählich. Denn nicht zu gedenken, daß hier aus
Sachsen alles zusammen gebracht wird: so führet der böhmische
Kaufmann seine Waare, der Schlesier seine Landesproducte,
sonderlich seine Leinwand, der Pole viele polnische Waaren an
Leder, Wachs, Wolle etc. der Pommer und der Brandenburger
verschiedene Kramwaaren und Manufacturen, sonderlich von
allerhand wollenen und seidenen Zeugen; der Franke, und vor-
züglich der Nürnberger, seine verschiedene Kramwaaren; der
Schwabe, und sonderlich der Augspurger, seine Leinwande und
künstlich gearbeitetes Silberwerk; der Oesterreicher, Ungar
und Siebenbürger sein ungarisches Leder, Wein, türkischen
Saffian, und etwas Saffran; der Schweizer seine verschiede-
ne wollene und seidene Zeug- und Leinwandmanufacturen; der
Jtaliener seine Seide und seidene Zeuge; der Franzose seine sei-
dene und wollene Zeugmanufacturen, und allerhand Kram- und
Galanteriewaaren; der Holländer seine Specerey- und Dro-
guereywaaren, Leinwande, Tücher, Spitzen, Gold- und Sil-
berstoffe, und ostindische Waaren; der Engländer sein Leder,
Tücher und Zeuge etc. in großer Menge dahin. Pferde werden
koppelweise allenthalben her herbey geführet, und damit ein
starker Handel getrieben: gleichwie nicht weniger die Buch-
händler in ganz Deutschland, und den benachbarten Ländern,
mit ihren neuen Verlagsbüchern auf die Oster- und Michaelis-
messe, sonderlich aber auf die erstere, zusammen kommen, und
mit ihren Büchern changiren. Eben so nehmen auch alle kurz
vorher angeführte Nationen andere, ihnen wieder nöthige
Waaren, dagegen mit zurück. Unter die Personen, welche
sonst nicht in Sachsen, als nur Messenszeiten geduldet werden,
gehören die Juden. Die Meßwechsel, oder die auf die drey
leipziger Messen gerichteten Wechsel, betreffend: so wird alsbald
des ersten Tages nach eingeläutetem Markte mit Präsentation
und Acceptation derselben der Anfang gemacht, und damit in
den Oster- und Michaelsmessen bis Freytags in der ersten Meß-
woche zu Mittage vor 10 Uhr; in der Neujahrmesse aber bis
auf den Tag vor Ausläutung der Messe fortgefahren, welcher
Tag die endliche Frist ist. Von der Ausläutung der Messe an,
ist die Bezahlzeit der Wechselbriefe, sowol durch Scontro, als
durch Cassa. Von den Messen kommen wir auf die der
Handlung wegen in Leipzig niedergesetzten Collegien,
deren
in und außer der Messe zwey sind: 1) das Handelsgerichte,
welches die streitigen Händel in Wechsel- und Kaufmannssachen
besorget und untersuchet; und seine besondere Handelsgerichts-
ordnung hat; 2) das Büchercommissariat, vor welchem, was
über die Herausgabe und Verlegung eines Buchs an Streitig-
keiten entsteht, oder auch wegen Verboth, und Confiscirung
einer Schrift zu expediren vorfällt, untersuchet, und abgethan
wird. Außer diesen Collegien befindet sich zur Messenszeit noch
3) eine expedirende Wechselcommißion in Wechselsachen, wel-

che

4 Cap. Von der
Waaren, welche auf die leipziger Meſſen von fremden Kauf-
leuten gebracht, und von andern hinwiederum daſelbſt geſuchet
werden, ſind unzaͤhlich. Denn nicht zu gedenken, daß hier aus
Sachſen alles zuſammen gebracht wird: ſo fuͤhret der boͤhmiſche
Kaufmann ſeine Waare, der Schleſier ſeine Landesproducte,
ſonderlich ſeine Leinwand, der Pole viele polniſche Waaren an
Leder, Wachs, Wolle ꝛc. der Pommer und der Brandenburger
verſchiedene Kramwaaren und Manufacturen, ſonderlich von
allerhand wollenen und ſeidenen Zeugen; der Franke, und vor-
zuͤglich der Nuͤrnberger, ſeine verſchiedene Kramwaaren; der
Schwabe, und ſonderlich der Augſpurger, ſeine Leinwande und
kuͤnſtlich gearbeitetes Silberwerk; der Oeſterreicher, Ungar
und Siebenbuͤrger ſein ungariſches Leder, Wein, tuͤrkiſchen
Saffian, und etwas Saffran; der Schweizer ſeine verſchiede-
ne wollene und ſeidene Zeug- und Leinwandmanufacturen; der
Jtaliener ſeine Seide und ſeidene Zeuge; der Franzoſe ſeine ſei-
dene und wollene Zeugmanufacturen, und allerhand Kram- und
Galanteriewaaren; der Hollaͤnder ſeine Specerey- und Dro-
guereywaaren, Leinwande, Tuͤcher, Spitzen, Gold- und Sil-
berſtoffe, und oſtindiſche Waaren; der Englaͤnder ſein Leder,
Tuͤcher und Zeuge ꝛc. in großer Menge dahin. Pferde werden
koppelweiſe allenthalben her herbey gefuͤhret, und damit ein
ſtarker Handel getrieben: gleichwie nicht weniger die Buch-
haͤndler in ganz Deutſchland, und den benachbarten Laͤndern,
mit ihren neuen Verlagsbuͤchern auf die Oſter- und Michaelis-
meſſe, ſonderlich aber auf die erſtere, zuſammen kommen, und
mit ihren Buͤchern changiren. Eben ſo nehmen auch alle kurz
vorher angefuͤhrte Nationen andere, ihnen wieder noͤthige
Waaren, dagegen mit zuruͤck. Unter die Perſonen, welche
ſonſt nicht in Sachſen, als nur Meſſenszeiten geduldet werden,
gehoͤren die Juden. Die Meßwechſel, oder die auf die drey
leipziger Meſſen gerichteten Wechſel, betreffend: ſo wird alsbald
des erſten Tages nach eingelaͤutetem Markte mit Praͤſentation
und Acceptation derſelben der Anfang gemacht, und damit in
den Oſter- und Michaelsmeſſen bis Freytags in der erſten Meß-
woche zu Mittage vor 10 Uhr; in der Neujahrmeſſe aber bis
auf den Tag vor Auslaͤutung der Meſſe fortgefahren, welcher
Tag die endliche Friſt iſt. Von der Auslaͤutung der Meſſe an,
iſt die Bezahlzeit der Wechſelbriefe, ſowol durch Scontro, als
durch Caſſa. Von den Meſſen kommen wir auf die der
Handlung wegen in Leipzig niedergeſetzten Collegien,
deren
in und außer der Meſſe zwey ſind: 1) das Handelsgerichte,
welches die ſtreitigen Haͤndel in Wechſel- und Kaufmannsſachen
beſorget und unterſuchet; und ſeine beſondere Handelsgerichts-
ordnung hat; 2) das Buͤchercommiſſariat, vor welchem, was
uͤber die Herausgabe und Verlegung eines Buchs an Streitig-
keiten entſteht, oder auch wegen Verboth, und Confiſcirung
einer Schrift zu expediren vorfaͤllt, unterſuchet, und abgethan
wird. Außer dieſen Collegien befindet ſich zur Meſſenszeit noch
3) eine expedirende Wechſelcommißion in Wechſelſachen, wel-

che
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[430/1034] 4 Cap. Von der Waaren, welche auf die leipziger Meſſen von fremden Kauf- leuten gebracht, und von andern hinwiederum daſelbſt geſuchet werden, ſind unzaͤhlich. Denn nicht zu gedenken, daß hier aus Sachſen alles zuſammen gebracht wird: ſo fuͤhret der boͤhmiſche Kaufmann ſeine Waare, der Schleſier ſeine Landesproducte, ſonderlich ſeine Leinwand, der Pole viele polniſche Waaren an Leder, Wachs, Wolle ꝛc. der Pommer und der Brandenburger verſchiedene Kramwaaren und Manufacturen, ſonderlich von allerhand wollenen und ſeidenen Zeugen; der Franke, und vor- zuͤglich der Nuͤrnberger, ſeine verſchiedene Kramwaaren; der Schwabe, und ſonderlich der Augſpurger, ſeine Leinwande und kuͤnſtlich gearbeitetes Silberwerk; der Oeſterreicher, Ungar und Siebenbuͤrger ſein ungariſches Leder, Wein, tuͤrkiſchen Saffian, und etwas Saffran; der Schweizer ſeine verſchiede- ne wollene und ſeidene Zeug- und Leinwandmanufacturen; der Jtaliener ſeine Seide und ſeidene Zeuge; der Franzoſe ſeine ſei- dene und wollene Zeugmanufacturen, und allerhand Kram- und Galanteriewaaren; der Hollaͤnder ſeine Specerey- und Dro- guereywaaren, Leinwande, Tuͤcher, Spitzen, Gold- und Sil- berſtoffe, und oſtindiſche Waaren; der Englaͤnder ſein Leder, Tuͤcher und Zeuge ꝛc. in großer Menge dahin. Pferde werden koppelweiſe allenthalben her herbey gefuͤhret, und damit ein ſtarker Handel getrieben: gleichwie nicht weniger die Buch- haͤndler in ganz Deutſchland, und den benachbarten Laͤndern, mit ihren neuen Verlagsbuͤchern auf die Oſter- und Michaelis- meſſe, ſonderlich aber auf die erſtere, zuſammen kommen, und mit ihren Buͤchern changiren. Eben ſo nehmen auch alle kurz vorher angefuͤhrte Nationen andere, ihnen wieder noͤthige Waaren, dagegen mit zuruͤck. Unter die Perſonen, welche ſonſt nicht in Sachſen, als nur Meſſenszeiten geduldet werden, gehoͤren die Juden. Die Meßwechſel, oder die auf die drey leipziger Meſſen gerichteten Wechſel, betreffend: ſo wird alsbald des erſten Tages nach eingelaͤutetem Markte mit Praͤſentation und Acceptation derſelben der Anfang gemacht, und damit in den Oſter- und Michaelsmeſſen bis Freytags in der erſten Meß- woche zu Mittage vor 10 Uhr; in der Neujahrmeſſe aber bis auf den Tag vor Auslaͤutung der Meſſe fortgefahren, welcher Tag die endliche Friſt iſt. Von der Auslaͤutung der Meſſe an, iſt die Bezahlzeit der Wechſelbriefe, ſowol durch Scontro, als durch Caſſa. Von den Meſſen kommen wir auf die der Handlung wegen in Leipzig niedergeſetzten Collegien, deren in und außer der Meſſe zwey ſind: 1) das Handelsgerichte, welches die ſtreitigen Haͤndel in Wechſel- und Kaufmannsſachen beſorget und unterſuchet; und ſeine beſondere Handelsgerichts- ordnung hat; 2) das Buͤchercommiſſariat, vor welchem, was uͤber die Herausgabe und Verlegung eines Buchs an Streitig- keiten entſteht, oder auch wegen Verboth, und Confiſcirung einer Schrift zu expediren vorfaͤllt, unterſuchet, und abgethan wird. Außer dieſen Collegien befindet ſich zur Meſſenszeit noch 3) eine expedirende Wechſelcommißion in Wechſelſachen, wel- che

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1034>, abgerufen am 22.12.2024.