gemeiniglich nach Spanien, Jtalien und nach verschiedenen Häfen des mittelländischen Meeres und auf den Jnseln des Ar- chipelagus. Von den Sardellen und Austern haben wir schon oben (§. 166) geredet.
§. 169.
Die vierte Grundstütze der englischen Handlung ist die4) Schiff- fahrt. Schifffahrt, die in dem allerschönsten Flore ist, den man nur wünschen kann. Die Ursachen dieses so großen Anwachses sind hauptsächlich: 1) die Lage Englands zur Schifffahrt, als welche theils von einem nahen Orte zum andern, theils auch nach den weitentlegensten Plätzen ungemein bequem ist, indem dieses Königreich, wie bekannt, um und um mit Wasser umge- ben ist; und 2) die Geschicklichkeit und Unerschrockenheit ihrer Steuerleute und Bootsknechte.
§. 170.
Auch kann man unter die Grundstützen der englischen5) Art der Engländer, ihre Landes- handlung durch ihre eigene Schiffe und Landesleute zu treiben. Handlung, und zugleich als eine Ursache der großen Schifffahrt Englands, die Art und den Gebrauch der englischen Nation se- tzen, daß sie ihre Landeshandlung durch ihre eigene Schiffe und Landesleute, in- und außerhalb Landes, selber treibt, und mithin lieber theils ihre Waaren den andern zuführet, theils das, was sie nöthig hat, bey selbigen abholet, als daß sie verstatten sollte, daß man in ihrem Lande eine reciprocirliche Handlung anlegen möge: daher sind leicht keine Magazine in Europa anzutreffen, worinnen, nächst denen ungläublichen Magazinen zu Amsterdam, Rotterdam und in den andern vornehmsten holländischen und einigen französischen Seestädten, so vieles an verschiedenen und kostbaren Waaren beysammen gefundin wird, als in denen zu London und in andern englischen Handelsstädten. Weil also die Engländer lieber selbsten, beydes ihre Waaren verführen, als die fremden abholen; so ist auch die Art und Weise wie die fremden Kaufleute in England aufgenommen werden, so beschaffen, daß selbige die Fremden nicht leicht an- reizen wird, daselbst Etablissements anzulegen, und große Cor- respondenzen dahin zu führen; der außerordentlichen und übermäs- sigen Ein- und Ausfahrtszölle, die man sie zu bezahlen nöthiget; und der Plackereyen, die sie gar öfters daselbst leiden müssen, nicht zu gedenken. Jedoch sind in London gleichwol viele deutsche Comtoirs anzutreffen, welche sich sämtlich in gutem Wohl- stande befinden, und stattliche Commißionen haben: welches daher kömmt, weil die Deutschen, wenn sie einmal das Bür- gerrecht erlanget, mit den eingebornen Engländern gleiche Freyheit genießen.
§. 171.
Noch muß man unter die Grundstützen der englischen Hand-6) Neigung der Englän- der zur Handlung, lung, der Engländer besondere Neigung zur Handlung zäh- len, welche unfehlbar daher entstanden ist, weil sie die Beför- derung der Handlung als das vornehmste Erhaltungsmittel des politischen Körpers ansehen. Es versteht auch der Engländer
den
(K k 2)
engliſchen Handlung.
gemeiniglich nach Spanien, Jtalien und nach verſchiedenen Haͤfen des mittellaͤndiſchen Meeres und auf den Jnſeln des Ar- chipelagus. Von den Sardellen und Auſtern haben wir ſchon oben (§. 166) geredet.
§. 169.
Die vierte Grundſtuͤtze der engliſchen Handlung iſt die4) Schiff- fahrt. Schifffahrt, die in dem allerſchoͤnſten Flore iſt, den man nur wuͤnſchen kann. Die Urſachen dieſes ſo großen Anwachſes ſind hauptſaͤchlich: 1) die Lage Englands zur Schifffahrt, als welche theils von einem nahen Orte zum andern, theils auch nach den weitentlegenſten Plaͤtzen ungemein bequem iſt, indem dieſes Koͤnigreich, wie bekannt, um und um mit Waſſer umge- ben iſt; und 2) die Geſchicklichkeit und Unerſchrockenheit ihrer Steuerleute und Bootsknechte.
§. 170.
Auch kann man unter die Grundſtuͤtzen der engliſchen5) Art der Englaͤnder, ihre Landes- handlung durch ihre eigene Schiffe und Landesleute zu treiben. Handlung, und zugleich als eine Urſache der großen Schifffahrt Englands, die Art und den Gebrauch der engliſchen Nation ſe- tzen, daß ſie ihre Landeshandlung durch ihre eigene Schiffe und Landesleute, in- und außerhalb Landes, ſelber treibt, und mithin lieber theils ihre Waaren den andern zufuͤhret, theils das, was ſie noͤthig hat, bey ſelbigen abholet, als daß ſie verſtatten ſollte, daß man in ihrem Lande eine reciprocirliche Handlung anlegen moͤge: daher ſind leicht keine Magazine in Europa anzutreffen, worinnen, naͤchſt denen unglaͤublichen Magazinen zu Amſterdam, Rotterdam und in den andern vornehmſten hollaͤndiſchen und einigen franzoͤſiſchen Seeſtaͤdten, ſo vieles an verſchiedenen und koſtbaren Waaren beyſammen gefundin wird, als in denen zu London und in andern engliſchen Handelsſtaͤdten. Weil alſo die Englaͤnder lieber ſelbſten, beydes ihre Waaren verfuͤhren, als die fremden abholen; ſo iſt auch die Art und Weiſe wie die fremden Kaufleute in England aufgenommen werden, ſo beſchaffen, daß ſelbige die Fremden nicht leicht an- reizen wird, daſelbſt Etabliſſements anzulegen, und große Cor- reſpondenzen dahin zu fuͤhren; der außerordentlichen und uͤbermaͤſ- ſigen Ein- und Ausfahrtszoͤlle, die man ſie zu bezahlen noͤthiget; und der Plackereyen, die ſie gar oͤfters daſelbſt leiden muͤſſen, nicht zu gedenken. Jedoch ſind in London gleichwol viele deutſche Comtoirs anzutreffen, welche ſich ſaͤmtlich in gutem Wohl- ſtande befinden, und ſtattliche Commißionen haben: welches daher koͤmmt, weil die Deutſchen, wenn ſie einmal das Buͤr- gerrecht erlanget, mit den eingebornen Englaͤndern gleiche Freyheit genießen.
§. 171.
Noch muß man unter die Grundſtuͤtzen der engliſchen Hand-6) Neigung der Englaͤn- der zur Handlung, lung, der Englaͤnder beſondere Neigung zur Handlung zaͤh- len, welche unfehlbar daher entſtanden iſt, weil ſie die Befoͤr- derung der Handlung als das vornehmſte Erhaltungsmittel des politiſchen Koͤrpers anſehen. Es verſteht auch der Englaͤnder
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engliſchen Handlung.
gemeiniglich nach Spanien, Jtalien und nach verſchiedenen
Haͤfen des mittellaͤndiſchen Meeres und auf den Jnſeln des Ar-
chipelagus. Von den Sardellen und Auſtern haben wir ſchon
oben (§. 166) geredet.
§. 169.
Die vierte Grundſtuͤtze der engliſchen Handlung iſt die
Schifffahrt, die in dem allerſchoͤnſten Flore iſt, den man nur
wuͤnſchen kann. Die Urſachen dieſes ſo großen Anwachſes ſind
hauptſaͤchlich: 1) die Lage Englands zur Schifffahrt, als
welche theils von einem nahen Orte zum andern, theils auch
nach den weitentlegenſten Plaͤtzen ungemein bequem iſt, indem
dieſes Koͤnigreich, wie bekannt, um und um mit Waſſer umge-
ben iſt; und 2) die Geſchicklichkeit und Unerſchrockenheit ihrer
Steuerleute und Bootsknechte.
4) Schiff-
fahrt.
§. 170.
Auch kann man unter die Grundſtuͤtzen der engliſchen
Handlung, und zugleich als eine Urſache der großen Schifffahrt
Englands, die Art und den Gebrauch der engliſchen Nation ſe-
tzen, daß ſie ihre Landeshandlung durch ihre eigene Schiffe
und Landesleute, in- und außerhalb Landes, ſelber treibt, und
mithin lieber theils ihre Waaren den andern zufuͤhret, theils das,
was ſie noͤthig hat, bey ſelbigen abholet, als daß ſie verſtatten
ſollte, daß man in ihrem Lande eine reciprocirliche Handlung
anlegen moͤge: daher ſind leicht keine Magazine in Europa
anzutreffen, worinnen, naͤchſt denen unglaͤublichen Magazinen
zu Amſterdam, Rotterdam und in den andern vornehmſten
hollaͤndiſchen und einigen franzoͤſiſchen Seeſtaͤdten, ſo vieles an
verſchiedenen und koſtbaren Waaren beyſammen gefundin wird,
als in denen zu London und in andern engliſchen Handelsſtaͤdten.
Weil alſo die Englaͤnder lieber ſelbſten, beydes ihre Waaren
verfuͤhren, als die fremden abholen; ſo iſt auch die Art und
Weiſe wie die fremden Kaufleute in England aufgenommen
werden, ſo beſchaffen, daß ſelbige die Fremden nicht leicht an-
reizen wird, daſelbſt Etabliſſements anzulegen, und große Cor-
reſpondenzen dahin zu fuͤhren; der außerordentlichen und uͤbermaͤſ-
ſigen Ein- und Ausfahrtszoͤlle, die man ſie zu bezahlen noͤthiget;
und der Plackereyen, die ſie gar oͤfters daſelbſt leiden muͤſſen, nicht
zu gedenken. Jedoch ſind in London gleichwol viele deutſche
Comtoirs anzutreffen, welche ſich ſaͤmtlich in gutem Wohl-
ſtande befinden, und ſtattliche Commißionen haben: welches
daher koͤmmt, weil die Deutſchen, wenn ſie einmal das Buͤr-
gerrecht erlanget, mit den eingebornen Englaͤndern gleiche
Freyheit genießen.
5) Art der
Englaͤnder,
ihre Landes-
handlung
durch ihre
eigene
Schiffe und
Landesleute
zu treiben.
§. 171.
Noch muß man unter die Grundſtuͤtzen der engliſchen Hand-
lung, der Englaͤnder beſondere Neigung zur Handlung zaͤh-
len, welche unfehlbar daher entſtanden iſt, weil ſie die Befoͤr-
derung der Handlung als das vornehmſte Erhaltungsmittel des
politiſchen Koͤrpers anſehen. Es verſteht auch der Englaͤnder
den
6) Neigung
der Englaͤn-
der zur
Handlung,
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1119>, abgerufen am 22.12.2024.
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