Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

dänischen Handlung.
solchem sorget: und wenn ein dergleichen Gefangener sich nicht
selber Brodt schaffen kann, oder andere mitleidende Herzen
ihm nicht solches geben: so muß er im Gefängnisse Hungers
sterben. 3) Ehedem verlor ein Edelmann, wenn er Handlung
trieb, den Adel: allein heut zu Tage ist es umgekehrt, indem
Kaufleute und andere, so sich durch die Handlung in die Höhe
gebracht haben, für Edelleute paßiren. Ja man findet so gar
viele von Adel, welche ihre jüngern Söhne zur Handlung an-
halten, ohne daß sie dadurch den Adel verlieren, oder ihrer
Geburt etwas vergeben.

Das 9 Capitel.
Von der dänischen Handlung.
§. 184.

Den Engländern sind die Dänen gefolget, ihre SchiffeAnfang
der däni-
schen Hand-
lung und
Schifffahrt.

nach Ostindien zu schicken (§. 31). Vorher, und zwar
in den ältern Zeiten, haben die Hansestädte, als damalige Her-
ren der nordischen Handlung und Schifffahrt (§. 29.), den gan-
zen Handel nach Dänemark getrieben, wo sie auch 1368 unter
Waldemarn dem III viele herrliche Freyheiten erhielten. Allein
unter Christian dem III, der 1534 zur Regierung kam, legten
sich die Dänen selber auf die Handlung, und es wurden den
Hansestädten ihre gedachten schönen Freyheiten wiederum
genommen.

§. 185.

Nach der Zeit ist im Jahre 1616 die ostindische Compa-Errichtung
der ostindi-
schen, is-
ländischen
und guinei-
schen Hand-
lungscom-
pagnien.

gnie zu Koppenhagen gestiftet worden, wozu ein misvergnüg-
ter Holländer, Marcellus Buschhouder, oder Bouschhouder,
die erste Gelegenheit gab. Jm Jahre 1618 wurden zum ersten-
male vier Schiffe nach Ostindien abgeschickt, denen der König
Christian der IV zwey Schiffe zur Bedeckung zugab. Das
Commando dieser Flotte führete der Admiral Owe Giedde.
Er kam nach einer beschwerlichen Schifffahrt 1620 auf der
Küste von Koromandel an, und vermochte den König von Tan-
jaur, Ado Chudappanaique, dahin, daß er den Dänen den
Flecken, oder das Dorf Tranquebar verkaufte, woraus sie
nach der Zeit eine ansehnliche Stadt gemacht, und bey dersel-
ben 1621 das Schloß Daneburg erbauet, und dadurch den
Grund zu der ostindischen Handlung geleget haben. Man hat-
te zwar damals auch die Absicht, sich auf Zeilan fest zu setzen;
es wollte aber nicht glücken, ungeachtet der gemeldete und nun
auf der Küste von Koromandel gestorbene Bouschhouder, im
Namen des Königs von Zeilan, den Dänen große Dinge ver-
sprochen hatte, die aber dieser König nach dessen Tode nicht
halten wollte. Jm Jahre 1619 errichtete auch der König zu
Koppenhagen die isländische Compagnie, welche den Koppen-
hagern allein octroyret wurde, und welchen der König die Frey-
heit ertheilete, Jsland mit ihren Schiffen zu beseegeln, und

mit

daͤniſchen Handlung.
ſolchem ſorget: und wenn ein dergleichen Gefangener ſich nicht
ſelber Brodt ſchaffen kann, oder andere mitleidende Herzen
ihm nicht ſolches geben: ſo muß er im Gefaͤngniſſe Hungers
ſterben. 3) Ehedem verlor ein Edelmann, wenn er Handlung
trieb, den Adel: allein heut zu Tage iſt es umgekehrt, indem
Kaufleute und andere, ſo ſich durch die Handlung in die Hoͤhe
gebracht haben, fuͤr Edelleute paßiren. Ja man findet ſo gar
viele von Adel, welche ihre juͤngern Soͤhne zur Handlung an-
halten, ohne daß ſie dadurch den Adel verlieren, oder ihrer
Geburt etwas vergeben.

Das 9 Capitel.
Von der daͤniſchen Handlung.
§. 184.

Den Englaͤndern ſind die Daͤnen gefolget, ihre SchiffeAnfang
der daͤni-
ſchen Hand-
lung und
Schifffahrt.

nach Oſtindien zu ſchicken (§. 31). Vorher, und zwar
in den aͤltern Zeiten, haben die Hanſeſtaͤdte, als damalige Her-
ren der nordiſchen Handlung und Schifffahrt (§. 29.), den gan-
zen Handel nach Daͤnemark getrieben, wo ſie auch 1368 unter
Waldemarn dem III viele herrliche Freyheiten erhielten. Allein
unter Chriſtian dem III, der 1534 zur Regierung kam, legten
ſich die Daͤnen ſelber auf die Handlung, und es wurden den
Hanſeſtaͤdten ihre gedachten ſchoͤnen Freyheiten wiederum
genommen.

§. 185.

Nach der Zeit iſt im Jahre 1616 die oſtindiſche Compa-Errichtung
der oſtindi-
ſchen, is-
laͤndiſchen
und guinei-
ſchen Hand-
lungscom-
pagnien.

gnie zu Koppenhagen geſtiftet worden, wozu ein misvergnuͤg-
ter Hollaͤnder, Marcellus Buſchhouder, oder Bouſchhouder,
die erſte Gelegenheit gab. Jm Jahre 1618 wurden zum erſten-
male vier Schiffe nach Oſtindien abgeſchickt, denen der Koͤnig
Chriſtian der IV zwey Schiffe zur Bedeckung zugab. Das
Commando dieſer Flotte fuͤhrete der Admiral Owe Giedde.
Er kam nach einer beſchwerlichen Schifffahrt 1620 auf der
Kuͤſte von Koromandel an, und vermochte den Koͤnig von Tan-
jaur, Ado Chudappanaique, dahin, daß er den Daͤnen den
Flecken, oder das Dorf Tranquebar verkaufte, woraus ſie
nach der Zeit eine anſehnliche Stadt gemacht, und bey derſel-
ben 1621 das Schloß Daneburg erbauet, und dadurch den
Grund zu der oſtindiſchen Handlung geleget haben. Man hat-
te zwar damals auch die Abſicht, ſich auf Zeilan feſt zu ſetzen;
es wollte aber nicht gluͤcken, ungeachtet der gemeldete und nun
auf der Kuͤſte von Koromandel geſtorbene Bouſchhouder, im
Namen des Koͤnigs von Zeilan, den Daͤnen große Dinge ver-
ſprochen hatte, die aber dieſer Koͤnig nach deſſen Tode nicht
halten wollte. Jm Jahre 1619 errichtete auch der Koͤnig zu
Koppenhagen die islaͤndiſche Compagnie, welche den Koppen-
hagern allein octroyret wurde, und welchen der Koͤnig die Frey-
heit ertheilete, Jsland mit ihren Schiffen zu beſeegeln, und

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <div n="3">
                  <p><pb facs="#f1131" n="527"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">da&#x0364;ni&#x017F;chen Handlung.</hi></fw><lb/>
&#x017F;olchem &#x017F;orget: und wenn ein dergleichen Gefangener &#x017F;ich nicht<lb/>
&#x017F;elber Brodt &#x017F;chaffen kann, oder andere mitleidende Herzen<lb/>
ihm nicht &#x017F;olches geben: &#x017F;o muß er im Gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;e Hungers<lb/>
&#x017F;terben. 3) Ehedem verlor ein <hi rendition="#fr">Edelmann,</hi> wenn er Handlung<lb/>
trieb, den Adel: allein heut zu Tage i&#x017F;t es umgekehrt, indem<lb/>
Kaufleute und andere, &#x017F;o &#x017F;ich durch die Handlung in die Ho&#x0364;he<lb/>
gebracht haben, fu&#x0364;r Edelleute paßiren. Ja man findet &#x017F;o gar<lb/>
viele von Adel, welche ihre ju&#x0364;ngern So&#x0364;hne zur Handlung an-<lb/>
halten, ohne daß &#x017F;ie dadurch den Adel verlieren, oder ihrer<lb/>
Geburt etwas vergeben.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div n="2">
                <head> <hi rendition="#b">Das 9 Capitel.<lb/>
Von der da&#x0364;ni&#x017F;chen Handlung.</hi> </head><lb/>
                <div n="3">
                  <head>§. 184.</head><lb/>
                  <p><hi rendition="#in">D</hi>en Engla&#x0364;ndern &#x017F;ind die Da&#x0364;nen gefolget, ihre Schiffe<note place="right">Anfang<lb/>
der da&#x0364;ni-<lb/>
&#x017F;chen Hand-<lb/>
lung und<lb/>
Schifffahrt.</note><lb/>
nach O&#x017F;tindien zu &#x017F;chicken (§. 31). Vorher, und zwar<lb/>
in den a&#x0364;ltern Zeiten, haben die Han&#x017F;e&#x017F;ta&#x0364;dte, als damalige Her-<lb/>
ren der nordi&#x017F;chen Handlung und Schifffahrt (§. 29.), den gan-<lb/>
zen Handel nach Da&#x0364;nemark getrieben, wo &#x017F;ie auch 1368 unter<lb/>
Waldemarn dem <hi rendition="#aq">III</hi> viele herrliche Freyheiten erhielten. Allein<lb/>
unter Chri&#x017F;tian dem <hi rendition="#aq">III,</hi> der 1534 zur Regierung kam, legten<lb/>
&#x017F;ich die Da&#x0364;nen &#x017F;elber auf die Handlung, und es wurden den<lb/>
Han&#x017F;e&#x017F;ta&#x0364;dten ihre gedachten &#x017F;cho&#x0364;nen Freyheiten wiederum<lb/>
genommen.</p>
                </div><lb/>
                <div n="3">
                  <head>§. 185.</head><lb/>
                  <p>Nach der Zeit i&#x017F;t im Jahre 1616 die <hi rendition="#fr">o&#x017F;tindi&#x017F;che Compa-</hi><note place="right">Errichtung<lb/>
der o&#x017F;tindi-<lb/>
&#x017F;chen, is-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
und guinei-<lb/>
&#x017F;chen Hand-<lb/>
lungscom-<lb/>
pagnien.</note><lb/><hi rendition="#fr">gnie</hi> zu Koppenhagen ge&#x017F;tiftet worden, wozu ein misvergnu&#x0364;g-<lb/>
ter Holla&#x0364;nder, Marcellus Bu&#x017F;chhouder, oder Bou&#x017F;chhouder,<lb/>
die er&#x017F;te Gelegenheit gab. Jm Jahre 1618 wurden zum er&#x017F;ten-<lb/>
male vier Schiffe nach O&#x017F;tindien abge&#x017F;chickt, denen der Ko&#x0364;nig<lb/>
Chri&#x017F;tian der <hi rendition="#aq">IV</hi> zwey Schiffe zur Bedeckung zugab. Das<lb/>
Commando die&#x017F;er Flotte fu&#x0364;hrete der Admiral Owe Giedde.<lb/>
Er kam nach einer be&#x017F;chwerlichen Schifffahrt 1620 auf der<lb/>
Ku&#x0364;&#x017F;te von Koromandel an, und vermochte den Ko&#x0364;nig von Tan-<lb/>
jaur, Ado Chudappanaique, dahin, daß er den Da&#x0364;nen den<lb/>
Flecken, oder das Dorf Tranquebar verkaufte, woraus &#x017F;ie<lb/>
nach der Zeit eine an&#x017F;ehnliche Stadt gemacht, und bey der&#x017F;el-<lb/>
ben 1621 das Schloß Daneburg erbauet, und dadurch den<lb/>
Grund zu der o&#x017F;tindi&#x017F;chen Handlung geleget haben. Man hat-<lb/>
te zwar damals auch die Ab&#x017F;icht, &#x017F;ich auf Zeilan fe&#x017F;t zu &#x017F;etzen;<lb/>
es wollte aber nicht glu&#x0364;cken, ungeachtet der gemeldete und nun<lb/>
auf der Ku&#x0364;&#x017F;te von Koromandel ge&#x017F;torbene Bou&#x017F;chhouder, im<lb/>
Namen des Ko&#x0364;nigs von Zeilan, den Da&#x0364;nen große Dinge ver-<lb/>
&#x017F;prochen hatte, die aber die&#x017F;er Ko&#x0364;nig nach de&#x017F;&#x017F;en Tode nicht<lb/>
halten wollte. Jm Jahre 1619 errichtete auch der Ko&#x0364;nig zu<lb/>
Koppenhagen die <hi rendition="#fr">isla&#x0364;ndi&#x017F;che Compagnie,</hi> welche den Koppen-<lb/>
hagern allein octroyret wurde, und welchen der Ko&#x0364;nig die Frey-<lb/>
heit ertheilete, Jsland mit ihren Schiffen zu be&#x017F;eegeln, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527/1131] daͤniſchen Handlung. ſolchem ſorget: und wenn ein dergleichen Gefangener ſich nicht ſelber Brodt ſchaffen kann, oder andere mitleidende Herzen ihm nicht ſolches geben: ſo muß er im Gefaͤngniſſe Hungers ſterben. 3) Ehedem verlor ein Edelmann, wenn er Handlung trieb, den Adel: allein heut zu Tage iſt es umgekehrt, indem Kaufleute und andere, ſo ſich durch die Handlung in die Hoͤhe gebracht haben, fuͤr Edelleute paßiren. Ja man findet ſo gar viele von Adel, welche ihre juͤngern Soͤhne zur Handlung an- halten, ohne daß ſie dadurch den Adel verlieren, oder ihrer Geburt etwas vergeben. Das 9 Capitel. Von der daͤniſchen Handlung. §. 184. Den Englaͤndern ſind die Daͤnen gefolget, ihre Schiffe nach Oſtindien zu ſchicken (§. 31). Vorher, und zwar in den aͤltern Zeiten, haben die Hanſeſtaͤdte, als damalige Her- ren der nordiſchen Handlung und Schifffahrt (§. 29.), den gan- zen Handel nach Daͤnemark getrieben, wo ſie auch 1368 unter Waldemarn dem III viele herrliche Freyheiten erhielten. Allein unter Chriſtian dem III, der 1534 zur Regierung kam, legten ſich die Daͤnen ſelber auf die Handlung, und es wurden den Hanſeſtaͤdten ihre gedachten ſchoͤnen Freyheiten wiederum genommen. Anfang der daͤni- ſchen Hand- lung und Schifffahrt. §. 185. Nach der Zeit iſt im Jahre 1616 die oſtindiſche Compa- gnie zu Koppenhagen geſtiftet worden, wozu ein misvergnuͤg- ter Hollaͤnder, Marcellus Buſchhouder, oder Bouſchhouder, die erſte Gelegenheit gab. Jm Jahre 1618 wurden zum erſten- male vier Schiffe nach Oſtindien abgeſchickt, denen der Koͤnig Chriſtian der IV zwey Schiffe zur Bedeckung zugab. Das Commando dieſer Flotte fuͤhrete der Admiral Owe Giedde. Er kam nach einer beſchwerlichen Schifffahrt 1620 auf der Kuͤſte von Koromandel an, und vermochte den Koͤnig von Tan- jaur, Ado Chudappanaique, dahin, daß er den Daͤnen den Flecken, oder das Dorf Tranquebar verkaufte, woraus ſie nach der Zeit eine anſehnliche Stadt gemacht, und bey derſel- ben 1621 das Schloß Daneburg erbauet, und dadurch den Grund zu der oſtindiſchen Handlung geleget haben. Man hat- te zwar damals auch die Abſicht, ſich auf Zeilan feſt zu ſetzen; es wollte aber nicht gluͤcken, ungeachtet der gemeldete und nun auf der Kuͤſte von Koromandel geſtorbene Bouſchhouder, im Namen des Koͤnigs von Zeilan, den Daͤnen große Dinge ver- ſprochen hatte, die aber dieſer Koͤnig nach deſſen Tode nicht halten wollte. Jm Jahre 1619 errichtete auch der Koͤnig zu Koppenhagen die islaͤndiſche Compagnie, welche den Koppen- hagern allein octroyret wurde, und welchen der Koͤnig die Frey- heit ertheilete, Jsland mit ihren Schiffen zu beſeegeln, und mit Errichtung der oſtindi- ſchen, is- laͤndiſchen und guinei- ſchen Hand- lungscom- pagnien.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1131
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1131>, abgerufen am 22.12.2024.