Gegenwär- tiger Zustand der schwedi- schen Hand- lung.
Was nun insbesondere den gegenwärtigen Zustand der Handlung in Schweden betrifft; so ist aus den obigen Geschich- ten unleugbar, daß der Handel in den letzt verflossenen Jahren in merkliche Aufnahme gekommen ist. Die (1) Manufacturen haben sich verbessert (§. 289 und 291.); daher die Einfuhre der ausländischen geringer worden, und viel Arbeitslohn im Lande ersparet und behalten ist. Ja die Ausfuhre ist durch einige neue Manufacturwaaren vermehret worden. Wie denn der Manufacturcommissär Eric Salander, in derjenigen Rede, welche er 1754 bey Antretung seines Vorsitzes in der königl. Akademie der Wissenschaften gehalten hat, und die Hauptsächlich den der- maligen Zustand der schwedischen Fabriken betrifft, unter an- dern anführet, daß zu Stockholm in den beyden letzten Jahren einzig und allein an so genannten Hallwaaren, welche mehren- theils aus gewebten Zeugen bestehen, für 48 Tonnen Goldes verfertiget worden sind, und daß die Fabriken in dem St. Ca- tharinen Kirchspiele allein an die Arbeiter alle Sonnabende 33 bis 35000 Thaler Kupfermünze an Arbeitslohn bezahlen, welches 51/2 bis 6 Tonnen Goldes, davon eine aus 300000 Thalern Ku- pfermünze besteht, jährlich ausmacht. Jn Ansehung der (2) Naturgaben ist insonderheit das Eisen, welches der größte Schatz des Reichs ist, und sonst unter dem Preiße war, weil die Niederlage ehedem davon in auswärtigen Handelsplätzen gewe- sen, wieder in guten Preiß gekommen, nachdem man in Schwe- den selbst das Eisenlager errichtet (§. 289.), und man hat dabey solche Einrichtungen gemacht, welche verhüten, daß der Preiß desselben nicht nach Belieben erhöhet, und dadurch die Aufnahme der ausländischen Eisenwerke befördert werden kann. Es ist auch (3) der Wechselcours von Zeit zu Zeit gefallen, und zu mehrerer Gleichheit mit dem Wechselcourse anderer Nationen gekommen, weil itzo weniger Geldsummen für rohe Materien und andere nöthige Waaren aus dem Lande gehen, nachdem man den Bau der Materialien mit allem Ernste treibt (§. 291.). Jndessen führet Schweden doch noch jährlich wenigstens für 6 Tonnen Goldes mehr ein, als aus.
§. 293.
Grundstütze der Hand- lung in Schweden:
Damit wir aber von diesem so blühenden Handel unsere Leser etwas umständlicher unterrichten: so müssen wir zuför- derst die Grundstützen desselben anzeigen. Selbige sind die Naturgaben, die Manufacturen, der Bergbau, die Fischerey, die Schifffahrt, und die bequeme Lage zur Handlung. Die 1) Naturga- ben Schwe- dens.Naturgaben Schwedens bestehen 1) im Getreide; doch ist Schweden an und vor sich selbst reicher an Bergwerken, als an fruchtbaren Aeckern. Gothland hat unter allen Ländern des Reichs das meiste Getreide, als Weizen, Rocken, Gerste, Ha- ber, Erbsen etc. Jm Nordlande kann wenig gesäet werden, weil es mit Bergen und Klippen angefüllet ist. Jn Lappland wächst noch weniger Getreide; Finnland aber ist ganz fruchtbar, ob es
gleich
12 Cap. Von der
§. 292.
Gegenwaͤr- tigeꝛ Zuſtand der ſchwedi- ſchen Hand- lung.
Was nun insbeſondere den gegenwaͤrtigen Zuſtand der Handlung in Schweden betrifft; ſo iſt aus den obigen Geſchich- ten unleugbar, daß der Handel in den letzt verfloſſenen Jahren in merkliche Aufnahme gekommen iſt. Die (1) Manufacturen haben ſich verbeſſert (§. 289 und 291.); daher die Einfuhre der auslaͤndiſchen geringer worden, und viel Arbeitslohn im Lande erſparet und behalten iſt. Ja die Ausfuhre iſt durch einige neue Manufacturwaaren vermehret worden. Wie denn der Manufacturcommiſſaͤr Eric Salander, in derjenigen Rede, welche er 1754 bey Antretung ſeines Vorſitzes in der koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften gehalten hat, und die Hauptſaͤchlich den der- maligen Zuſtand der ſchwediſchen Fabriken betrifft, unter an- dern anfuͤhret, daß zu Stockholm in den beyden letzten Jahren einzig und allein an ſo genannten Hallwaaren, welche mehren- theils aus gewebten Zeugen beſtehen, fuͤr 48 Tonnen Goldes verfertiget worden ſind, und daß die Fabriken in dem St. Ca- tharinen Kirchſpiele allein an die Arbeiter alle Sonnabende 33 bis 35000 Thaler Kupfermuͤnze an Arbeitslohn bezahlen, welches 5½ bis 6 Tonnen Goldes, davon eine aus 300000 Thalern Ku- pfermuͤnze beſteht, jaͤhrlich ausmacht. Jn Anſehung der (2) Naturgaben iſt inſonderheit das Eiſen, welches der groͤßte Schatz des Reichs iſt, und ſonſt unter dem Preiße war, weil die Niederlage ehedem davon in auswaͤrtigen Handelsplaͤtzen gewe- ſen, wieder in guten Preiß gekommen, nachdem man in Schwe- den ſelbſt das Eiſenlager errichtet (§. 289.), und man hat dabey ſolche Einrichtungen gemacht, welche verhuͤten, daß der Preiß deſſelben nicht nach Belieben erhoͤhet, und dadurch die Aufnahme der auslaͤndiſchen Eiſenwerke befoͤrdert werden kann. Es iſt auch (3) der Wechſelcours von Zeit zu Zeit gefallen, und zu mehrerer Gleichheit mit dem Wechſelcourſe anderer Nationen gekommen, weil itzo weniger Geldſummen fuͤr rohe Materien und andere noͤthige Waaren aus dem Lande gehen, nachdem man den Bau der Materialien mit allem Ernſte treibt (§. 291.). Jndeſſen fuͤhret Schweden doch noch jaͤhrlich wenigſtens fuͤr 6 Tonnen Goldes mehr ein, als aus.
§. 293.
Grundſtuͤtzē der Hand- lung in Schweden:
Damit wir aber von dieſem ſo bluͤhenden Handel unſere Leſer etwas umſtaͤndlicher unterrichten: ſo muͤſſen wir zufoͤr- derſt die Grundſtuͤtzen deſſelben anzeigen. Selbige ſind die Naturgaben, die Manufacturen, der Bergbau, die Fiſcherey, die Schifffahrt, und die bequeme Lage zur Handlung. Die 1) Naturga- ben Schwe- dens.Naturgaben Schwedens beſtehen 1) im Getreide; doch iſt Schweden an und vor ſich ſelbſt reicher an Bergwerken, als an fruchtbaren Aeckern. Gothland hat unter allen Laͤndern des Reichs das meiſte Getreide, als Weizen, Rocken, Gerſte, Ha- ber, Erbſen ꝛc. Jm Nordlande kann wenig geſaͤet werden, weil es mit Bergen und Klippen angefuͤllet iſt. Jn Lappland waͤchſt noch weniger Getreide; Finnland aber iſt ganz fruchtbar, ob es
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12 Cap. Von der
§. 292.
Was nun insbeſondere den gegenwaͤrtigen Zuſtand der
Handlung in Schweden betrifft; ſo iſt aus den obigen Geſchich-
ten unleugbar, daß der Handel in den letzt verfloſſenen Jahren
in merkliche Aufnahme gekommen iſt. Die (1) Manufacturen
haben ſich verbeſſert (§. 289 und 291.); daher die Einfuhre der
auslaͤndiſchen geringer worden, und viel Arbeitslohn im Lande
erſparet und behalten iſt. Ja die Ausfuhre iſt durch einige
neue Manufacturwaaren vermehret worden. Wie denn der
Manufacturcommiſſaͤr Eric Salander, in derjenigen Rede, welche
er 1754 bey Antretung ſeines Vorſitzes in der koͤnigl. Akademie
der Wiſſenſchaften gehalten hat, und die Hauptſaͤchlich den der-
maligen Zuſtand der ſchwediſchen Fabriken betrifft, unter an-
dern anfuͤhret, daß zu Stockholm in den beyden letzten Jahren
einzig und allein an ſo genannten Hallwaaren, welche mehren-
theils aus gewebten Zeugen beſtehen, fuͤr 48 Tonnen Goldes
verfertiget worden ſind, und daß die Fabriken in dem St. Ca-
tharinen Kirchſpiele allein an die Arbeiter alle Sonnabende 33 bis
35000 Thaler Kupfermuͤnze an Arbeitslohn bezahlen, welches
5½ bis 6 Tonnen Goldes, davon eine aus 300000 Thalern Ku-
pfermuͤnze beſteht, jaͤhrlich ausmacht. Jn Anſehung der
(2) Naturgaben iſt inſonderheit das Eiſen, welches der groͤßte
Schatz des Reichs iſt, und ſonſt unter dem Preiße war, weil die
Niederlage ehedem davon in auswaͤrtigen Handelsplaͤtzen gewe-
ſen, wieder in guten Preiß gekommen, nachdem man in Schwe-
den ſelbſt das Eiſenlager errichtet (§. 289.), und man hat dabey
ſolche Einrichtungen gemacht, welche verhuͤten, daß der Preiß
deſſelben nicht nach Belieben erhoͤhet, und dadurch die Aufnahme
der auslaͤndiſchen Eiſenwerke befoͤrdert werden kann. Es iſt
auch (3) der Wechſelcours von Zeit zu Zeit gefallen, und zu
mehrerer Gleichheit mit dem Wechſelcourſe anderer Nationen
gekommen, weil itzo weniger Geldſummen fuͤr rohe Materien
und andere noͤthige Waaren aus dem Lande gehen, nachdem man
den Bau der Materialien mit allem Ernſte treibt (§. 291.).
Jndeſſen fuͤhret Schweden doch noch jaͤhrlich wenigſtens fuͤr
6 Tonnen Goldes mehr ein, als aus.
§. 293.
Damit wir aber von dieſem ſo bluͤhenden Handel unſere
Leſer etwas umſtaͤndlicher unterrichten: ſo muͤſſen wir zufoͤr-
derſt die Grundſtuͤtzen deſſelben anzeigen. Selbige ſind die
Naturgaben, die Manufacturen, der Bergbau, die Fiſcherey,
die Schifffahrt, und die bequeme Lage zur Handlung. Die
Naturgaben Schwedens beſtehen 1) im Getreide; doch iſt
Schweden an und vor ſich ſelbſt reicher an Bergwerken, als
an fruchtbaren Aeckern. Gothland hat unter allen Laͤndern des
Reichs das meiſte Getreide, als Weizen, Rocken, Gerſte, Ha-
ber, Erbſen ꝛc. Jm Nordlande kann wenig geſaͤet werden, weil
es mit Bergen und Klippen angefuͤllet iſt. Jn Lappland waͤchſt
noch weniger Getreide; Finnland aber iſt ganz fruchtbar, ob es
gleich
1) Naturga-
ben Schwe-
dens.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1208>, abgerufen am 22.12.2024.
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