Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Tuch
Durch die (a) rohen Tücher, ver-
steht man die ganz weißen Tücher,
die noch so sind, wie sie von dem We-
berstuhle kommen, und weder Walke
noch eine andere Zurichtung erhal-
ten haben; folglich noch ungewalkt,
ungeschoren, ungepreßt und unge-
färbt sind; wobey wir dieses erin-
nern, daß ein Tuch, welches erst
aus der Walke kömmt, und noch
nicht geschoren ist, ein Haarmann,
franz. Hairement, genennet werde:
Jedoch werden im Handel unter
rohen Tüchern auch diejenigen
weißen Tücher verstauden, die bis
auf das Färben, Pressen, und die
völlige Zurichtung in gehörigem
Stande sind. Hingegen (b) zube-
reitete Tücher
sind, welche schon
alle Zurichtungen erhalten haben,
folglich schon gewalkt, geschoren,
gepreßt und gefärbet sind: 2) Jn
Ansehung der Wolle auf den Tü-
chern
in vollbärige, allzudickhäri-
ge,
und fadenscheinige. Ein
(a) vollhäriges oder gut bedecktes
Tuch,
heißt ein Tuch, das seine ge-
hörige Wolle hat, und nicht zu sehr
abgeschoren ist. Ein (b) allzudick-
häriges
oder mit allzuvieler Wolle
bedecktes Tuch
wird ein nicht ge-
nugsam geschornes Tuch genennet,
siehe Bedeckt. Ein (c) fadenschei-
niges Tuch
heißt, welches auf der
guten Seite nicht mit genugsamer
Wolle versehen ist, und dessen Fä-
den nicht bedeckt sind, siehe Faden-
scheinig.
3) Jn Ansehung des Lan-
des, wo sie fabriciret worden,
wer-
den die Tücher (a) überhaupt ein-
getheilet in Land- und fremde Tü-
cher:
(a) Landtücher heißen die-
jenigen, welche selbst in dem Lande,
wo sie verkauft werden, gemacht
sind; (b) fremde Tücher hingegen,
die nicht in dem Lande, wo sie ver-
kauft werden, gemacht, sondern in
dasselbe gebracht worden sind.
Hingegen (b) insonderheit werden
die Tücher in spanische, englische,
[Spaltenumbruch]
Tuch
holländische, italienische, deutsche etc.
und kurz in so viele besondere Gat-
tungen eingetheilet, als es Länder
und Oerter giebt, in welchen sich be-
rühmte Tuchmanufacturen befinden,
von denen wir hernach bey den
Tuchmanufacturen verschiedener
Länder umständlicher reden werden.
4) Jn Ansehung der Farbe giebt es
dreyerley Tücher; a) weiße, die
aus weißem wollenen Garne gewe-
bet worden; b) melirte oder ge-
sprengte,
die aus solchem Garne
gewebet worden, welches man aus
vorher gefärbter Wolle von mehr
denn einer Farbe, nachdem solche
fleißig durch einander geschlagen
und mit einander vermenget wor-
den, gesponnen hat, wovon die
Tücher selber eine melirte Farbe er-
halten, ohne daß es nöthig ist, sie
durch die Hände des Färbers gehen
zu lassen, siehe Filz und Melirt;
und c) gefärbte Tücher oder Far-
bentücher,
die aus weißen zu Tü-
chern von einer andern, doch aber
von einerley Farbe gefärbt worden
sind; indem den weißen Tüchern
in der Färberey nach Belieben ent-
weder a) eine schlechte und gemeine,
als schwarze, graue, braune etc. oder
b) eine hohe und kostbare Farbe, als
Scharlach, Purpur, Nacarat, Kar-
mesin etc. gegeben wird. Jn Anse-
hung der Tücher von hoher Farbe
excelliren einige Länder in der Far-
be vor andern, wie denn z. E. der
venetianische Scharlach, ingleichen
der holländische und französische
sehr berühmt sind. 5) Jn Ansehung
der Güte werden die Tücher einge-
theilet in gute, und in schlechte.
(a) Schlechte oder geringe Tücher
werden diejenigen genennet, welche
entweder aus geringen dazu ge-
brauchten rohen Materialien, als
Wolle und Farbezeug; oder zwar
aus untadelhaften Materialien,
aber nicht mit gehörigem Fleiße,
gemacht sind. Mithin heißen

(b) gute
J 5

[Spaltenumbruch]

Tuch
Durch die (a) rohen Tuͤcher, ver-
ſteht man die ganz weißen Tuͤcher,
die noch ſo ſind, wie ſie von dem We-
berſtuhle kommen, und weder Walke
noch eine andere Zurichtung erhal-
ten haben; folglich noch ungewalkt,
ungeſchoren, ungepreßt und unge-
faͤrbt ſind; wobey wir dieſes erin-
nern, daß ein Tuch, welches erſt
aus der Walke koͤmmt, und noch
nicht geſchoren iſt, ein Haarmann,
franz. Hairement, genennet werde:
Jedoch werden im Handel unter
rohen Tuͤchern auch diejenigen
weißen Tuͤcher verſtauden, die bis
auf das Faͤrben, Preſſen, und die
voͤllige Zurichtung in gehoͤrigem
Stande ſind. Hingegen (b) zube-
reitete Tuͤcher
ſind, welche ſchon
alle Zurichtungen erhalten haben,
folglich ſchon gewalkt, geſchoren,
gepreßt und gefaͤrbet ſind: 2) Jn
Anſehung der Wolle auf den Tuͤ-
chern
in vollbaͤrige, allzudickhaͤri-
ge,
und fadenſcheinige. Ein
(a) vollhaͤriges oder gut bedecktes
Tuch,
heißt ein Tuch, das ſeine ge-
hoͤrige Wolle hat, und nicht zu ſehr
abgeſchoren iſt. Ein (b) allzudick-
haͤriges
oder mit allzuvieler Wolle
bedecktes Tuch
wird ein nicht ge-
nugſam geſchornes Tuch genennet,
ſiehe Bedeckt. Ein (c) fadenſchei-
niges Tuch
heißt, welches auf der
guten Seite nicht mit genugſamer
Wolle verſehen iſt, und deſſen Faͤ-
den nicht bedeckt ſind, ſiehe Faden-
ſcheinig.
3) Jn Anſehung des Lan-
des, wo ſie fabriciret worden,
wer-
den die Tuͤcher (a) uͤberhaupt ein-
getheilet in Land- und fremde Tuͤ-
cher:
(a) Landtuͤcher heißen die-
jenigen, welche ſelbſt in dem Lande,
wo ſie verkauft werden, gemacht
ſind; (b) fremde Tuͤcher hingegen,
die nicht in dem Lande, wo ſie ver-
kauft werden, gemacht, ſondern in
daſſelbe gebracht worden ſind.
Hingegen (b) inſonderheit werden
die Tuͤcher in ſpaniſche, engliſche,
[Spaltenumbruch]
Tuch
hollaͤndiſche, italieniſche, deutſche ꝛc.
und kurz in ſo viele beſondere Gat-
tungen eingetheilet, als es Laͤnder
und Oerter giebt, in welchen ſich be-
ruͤhmte Tuchmanufacturen befinden,
von denen wir hernach bey den
Tuchmanufacturen verſchiedener
Laͤnder umſtaͤndlicher reden werden.
4) Jn Anſehung der Farbe giebt es
dreyerley Tuͤcher; a) weiße, die
aus weißem wollenen Garne gewe-
bet worden; b) melirte oder ge-
ſprengte,
die aus ſolchem Garne
gewebet worden, welches man aus
vorher gefaͤrbter Wolle von mehr
denn einer Farbe, nachdem ſolche
fleißig durch einander geſchlagen
und mit einander vermenget wor-
den, geſponnen hat, wovon die
Tuͤcher ſelber eine melirte Farbe er-
halten, ohne daß es noͤthig iſt, ſie
durch die Haͤnde des Faͤrbers gehen
zu laſſen, ſiehe Filz und Melirt;
und c) gefaͤrbte Tuͤcher oder Far-
bentuͤcher,
die aus weißen zu Tuͤ-
chern von einer andern, doch aber
von einerley Farbe gefaͤrbt worden
ſind; indem den weißen Tuͤchern
in der Faͤrberey nach Belieben ent-
weder a) eine ſchlechte und gemeine,
als ſchwarze, graue, braune ꝛc. oder
b) eine hohe und koſtbare Farbe, als
Scharlach, Purpur, Nacarat, Kar-
meſin ꝛc. gegeben wird. Jn Anſe-
hung der Tuͤcher von hoher Farbe
excelliren einige Laͤnder in der Far-
be vor andern, wie denn z. E. der
venetianiſche Scharlach, ingleichen
der hollaͤndiſche und franzoͤſiſche
ſehr beruͤhmt ſind. 5) Jn Anſehung
der Guͤte werden die Tuͤcher einge-
theilet in gute, und in ſchlechte.
(a) Schlechte oder geringe Tuͤcher
werden diejenigen genennet, welche
entweder aus geringen dazu ge-
brauchten rohen Materialien, als
Wolle und Farbezeug; oder zwar
aus untadelhaften Materialien,
aber nicht mit gehoͤrigem Fleiße,
gemacht ſind. Mithin heißen

(b) gute
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="[137]"/><cb n="273"/><fw place="top" type="header">Tuch</fw><lb/>
Durch die (<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">rohen Tu&#x0364;cher,</hi> ver-<lb/>
&#x017F;teht man die ganz weißen Tu&#x0364;cher,<lb/>
die noch &#x017F;o &#x017F;ind, wie &#x017F;ie von dem We-<lb/>
ber&#x017F;tuhle kommen, und weder Walke<lb/>
noch eine andere Zurichtung erhal-<lb/>
ten haben; folglich noch ungewalkt,<lb/>
unge&#x017F;choren, ungepreßt und unge-<lb/>
fa&#x0364;rbt &#x017F;ind; wobey wir die&#x017F;es erin-<lb/>
nern, daß ein Tuch, welches er&#x017F;t<lb/>
aus der Walke ko&#x0364;mmt, und noch<lb/>
nicht ge&#x017F;choren i&#x017F;t, ein <hi rendition="#fr">Haarmann,</hi><lb/>
franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hairement,</hi></hi> genennet werde:<lb/>
Jedoch werden im Handel unter<lb/><hi rendition="#fr">rohen</hi> Tu&#x0364;chern auch diejenigen<lb/>
weißen Tu&#x0364;cher ver&#x017F;tauden, die bis<lb/>
auf das Fa&#x0364;rben, Pre&#x017F;&#x017F;en, und die<lb/>
vo&#x0364;llige Zurichtung in geho&#x0364;rigem<lb/>
Stande &#x017F;ind. Hingegen (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">zube-<lb/>
reitete Tu&#x0364;cher</hi> &#x017F;ind, welche &#x017F;chon<lb/>
alle Zurichtungen erhalten haben,<lb/>
folglich &#x017F;chon gewalkt, ge&#x017F;choren,<lb/>
gepreßt und gefa&#x0364;rbet &#x017F;ind: 2) Jn<lb/>
An&#x017F;ehung der <hi rendition="#fr">Wolle auf den Tu&#x0364;-<lb/>
chern</hi> in <hi rendition="#fr">vollba&#x0364;rige, allzudickha&#x0364;ri-<lb/>
ge,</hi> und <hi rendition="#fr">faden&#x017F;cheinige.</hi> Ein<lb/>
(<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">vollha&#x0364;riges</hi> oder <hi rendition="#fr">gut bedecktes<lb/>
Tuch,</hi> heißt ein Tuch, das &#x017F;eine ge-<lb/>
ho&#x0364;rige Wolle hat, und nicht zu &#x017F;ehr<lb/>
abge&#x017F;choren i&#x017F;t. Ein (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">allzudick-<lb/>
ha&#x0364;riges</hi> oder <hi rendition="#fr">mit allzuvieler Wolle<lb/>
bedecktes Tuch</hi> wird ein nicht ge-<lb/>
nug&#x017F;am ge&#x017F;chornes Tuch genennet,<lb/>
&#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Bedeckt.</hi> Ein (<hi rendition="#aq">c</hi>) <hi rendition="#fr">faden&#x017F;chei-<lb/>
niges Tuch</hi> heißt, welches auf der<lb/>
guten Seite nicht mit genug&#x017F;amer<lb/>
Wolle ver&#x017F;ehen i&#x017F;t, und de&#x017F;&#x017F;en Fa&#x0364;-<lb/>
den nicht bedeckt &#x017F;ind, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Faden-<lb/>
&#x017F;cheinig.</hi> 3) Jn An&#x017F;ehung des <hi rendition="#fr">Lan-<lb/>
des, wo &#x017F;ie fabriciret worden,</hi> wer-<lb/>
den die Tu&#x0364;cher (<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">u&#x0364;berhaupt</hi> ein-<lb/>
getheilet in <hi rendition="#fr">Land-</hi> und <hi rendition="#fr">fremde Tu&#x0364;-<lb/>
cher:</hi> (a) <hi rendition="#fr">Landtu&#x0364;cher</hi> heißen die-<lb/>
jenigen, welche &#x017F;elb&#x017F;t in dem Lande,<lb/>
wo &#x017F;ie verkauft werden, gemacht<lb/>
&#x017F;ind; (b) <hi rendition="#fr">fremde Tu&#x0364;cher</hi> hingegen,<lb/>
die nicht in dem Lande, wo &#x017F;ie ver-<lb/>
kauft werden, gemacht, &#x017F;ondern in<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe gebracht worden &#x017F;ind.<lb/>
Hingegen (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">in&#x017F;onderheit</hi> werden<lb/>
die Tu&#x0364;cher in <hi rendition="#fr">&#x017F;pani&#x017F;che, engli&#x017F;che,</hi><lb/><cb n="274"/>
<fw place="top" type="header">Tuch</fw><lb/><hi rendition="#fr">holla&#x0364;ndi&#x017F;che, italieni&#x017F;che, deut&#x017F;che</hi> &#xA75B;c.<lb/>
und kurz in &#x017F;o viele be&#x017F;ondere Gat-<lb/>
tungen eingetheilet, als es La&#x0364;nder<lb/>
und Oerter giebt, in welchen &#x017F;ich be-<lb/>
ru&#x0364;hmte Tuchmanufacturen befinden,<lb/>
von denen wir hernach bey den<lb/>
Tuchmanufacturen ver&#x017F;chiedener<lb/>
La&#x0364;nder um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher reden werden.<lb/>
4) Jn An&#x017F;ehung der <hi rendition="#fr">Farbe</hi> giebt es<lb/>
dreyerley Tu&#x0364;cher; <hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">weiße,</hi> die<lb/>
aus weißem wollenen Garne gewe-<lb/>
bet worden; <hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">melirte</hi> oder <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
&#x017F;prengte,</hi> die aus &#x017F;olchem Garne<lb/>
gewebet worden, welches man aus<lb/>
vorher gefa&#x0364;rbter Wolle von mehr<lb/>
denn einer Farbe, nachdem &#x017F;olche<lb/>
fleißig durch einander ge&#x017F;chlagen<lb/>
und mit einander vermenget wor-<lb/>
den, ge&#x017F;ponnen hat, wovon die<lb/>
Tu&#x0364;cher &#x017F;elber eine melirte Farbe er-<lb/>
halten, ohne daß es no&#x0364;thig i&#x017F;t, &#x017F;ie<lb/>
durch die Ha&#x0364;nde des Fa&#x0364;rbers gehen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Filz</hi> und <hi rendition="#fr">Melirt</hi>;<lb/>
und <hi rendition="#aq">c</hi>) <hi rendition="#fr">gefa&#x0364;rbte Tu&#x0364;cher</hi> oder <hi rendition="#fr">Far-<lb/>
bentu&#x0364;cher,</hi> die aus weißen zu Tu&#x0364;-<lb/>
chern von einer andern, doch aber<lb/>
von einerley Farbe gefa&#x0364;rbt worden<lb/>
&#x017F;ind; indem den weißen Tu&#x0364;chern<lb/>
in der Fa&#x0364;rberey nach Belieben ent-<lb/>
weder a) eine &#x017F;chlechte und gemeine,<lb/>
als &#x017F;chwarze, graue, braune &#xA75B;c. oder<lb/>
b) eine hohe und ko&#x017F;tbare Farbe, als<lb/>
Scharlach, Purpur, Nacarat, Kar-<lb/>
me&#x017F;in &#xA75B;c. gegeben wird. Jn An&#x017F;e-<lb/>
hung der Tu&#x0364;cher von hoher Farbe<lb/>
excelliren einige La&#x0364;nder in der Far-<lb/>
be vor andern, wie denn z. E. der<lb/>
venetiani&#x017F;che Scharlach, ingleichen<lb/>
der holla&#x0364;ndi&#x017F;che und franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
&#x017F;ehr beru&#x0364;hmt &#x017F;ind. 5) Jn An&#x017F;ehung<lb/>
der <hi rendition="#fr">Gu&#x0364;te</hi> werden die Tu&#x0364;cher einge-<lb/>
theilet in <hi rendition="#fr">gute,</hi> und in <hi rendition="#fr">&#x017F;chlechte.</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">Schlechte</hi> oder <hi rendition="#fr">geringe Tu&#x0364;cher</hi><lb/>
werden diejenigen genennet, welche<lb/>
entweder aus geringen dazu ge-<lb/>
brauchten rohen Materialien, als<lb/>
Wolle und Farbezeug; oder zwar<lb/>
aus untadelhaften Materialien,<lb/>
aber nicht mit geho&#x0364;rigem Fleiße,<lb/>
gemacht &#x017F;ind. Mithin heißen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 5</fw><fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">gute</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[137]/0143] Tuch Tuch Durch die (a) rohen Tuͤcher, ver- ſteht man die ganz weißen Tuͤcher, die noch ſo ſind, wie ſie von dem We- berſtuhle kommen, und weder Walke noch eine andere Zurichtung erhal- ten haben; folglich noch ungewalkt, ungeſchoren, ungepreßt und unge- faͤrbt ſind; wobey wir dieſes erin- nern, daß ein Tuch, welches erſt aus der Walke koͤmmt, und noch nicht geſchoren iſt, ein Haarmann, franz. Hairement, genennet werde: Jedoch werden im Handel unter rohen Tuͤchern auch diejenigen weißen Tuͤcher verſtauden, die bis auf das Faͤrben, Preſſen, und die voͤllige Zurichtung in gehoͤrigem Stande ſind. Hingegen (b) zube- reitete Tuͤcher ſind, welche ſchon alle Zurichtungen erhalten haben, folglich ſchon gewalkt, geſchoren, gepreßt und gefaͤrbet ſind: 2) Jn Anſehung der Wolle auf den Tuͤ- chern in vollbaͤrige, allzudickhaͤri- ge, und fadenſcheinige. Ein (a) vollhaͤriges oder gut bedecktes Tuch, heißt ein Tuch, das ſeine ge- hoͤrige Wolle hat, und nicht zu ſehr abgeſchoren iſt. Ein (b) allzudick- haͤriges oder mit allzuvieler Wolle bedecktes Tuch wird ein nicht ge- nugſam geſchornes Tuch genennet, ſiehe Bedeckt. Ein (c) fadenſchei- niges Tuch heißt, welches auf der guten Seite nicht mit genugſamer Wolle verſehen iſt, und deſſen Faͤ- den nicht bedeckt ſind, ſiehe Faden- ſcheinig. 3) Jn Anſehung des Lan- des, wo ſie fabriciret worden, wer- den die Tuͤcher (a) uͤberhaupt ein- getheilet in Land- und fremde Tuͤ- cher: (a) Landtuͤcher heißen die- jenigen, welche ſelbſt in dem Lande, wo ſie verkauft werden, gemacht ſind; (b) fremde Tuͤcher hingegen, die nicht in dem Lande, wo ſie ver- kauft werden, gemacht, ſondern in daſſelbe gebracht worden ſind. Hingegen (b) inſonderheit werden die Tuͤcher in ſpaniſche, engliſche, hollaͤndiſche, italieniſche, deutſche ꝛc. und kurz in ſo viele beſondere Gat- tungen eingetheilet, als es Laͤnder und Oerter giebt, in welchen ſich be- ruͤhmte Tuchmanufacturen befinden, von denen wir hernach bey den Tuchmanufacturen verſchiedener Laͤnder umſtaͤndlicher reden werden. 4) Jn Anſehung der Farbe giebt es dreyerley Tuͤcher; a) weiße, die aus weißem wollenen Garne gewe- bet worden; b) melirte oder ge- ſprengte, die aus ſolchem Garne gewebet worden, welches man aus vorher gefaͤrbter Wolle von mehr denn einer Farbe, nachdem ſolche fleißig durch einander geſchlagen und mit einander vermenget wor- den, geſponnen hat, wovon die Tuͤcher ſelber eine melirte Farbe er- halten, ohne daß es noͤthig iſt, ſie durch die Haͤnde des Faͤrbers gehen zu laſſen, ſiehe Filz und Melirt; und c) gefaͤrbte Tuͤcher oder Far- bentuͤcher, die aus weißen zu Tuͤ- chern von einer andern, doch aber von einerley Farbe gefaͤrbt worden ſind; indem den weißen Tuͤchern in der Faͤrberey nach Belieben ent- weder a) eine ſchlechte und gemeine, als ſchwarze, graue, braune ꝛc. oder b) eine hohe und koſtbare Farbe, als Scharlach, Purpur, Nacarat, Kar- meſin ꝛc. gegeben wird. Jn Anſe- hung der Tuͤcher von hoher Farbe excelliren einige Laͤnder in der Far- be vor andern, wie denn z. E. der venetianiſche Scharlach, ingleichen der hollaͤndiſche und franzoͤſiſche ſehr beruͤhmt ſind. 5) Jn Anſehung der Guͤte werden die Tuͤcher einge- theilet in gute, und in ſchlechte. (a) Schlechte oder geringe Tuͤcher werden diejenigen genennet, welche entweder aus geringen dazu ge- brauchten rohen Materialien, als Wolle und Farbezeug; oder zwar aus untadelhaften Materialien, aber nicht mit gehoͤrigem Fleiße, gemacht ſind. Mithin heißen (b) gute J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/143
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [137]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/143>, abgerufen am 22.12.2024.