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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tuch
weitem nicht so viel, als der große
Begriff des Landes, und die An-
zahl seiner Einwohner wohl erfor-
derte, oder als das Land Materia-
lien dazu hergiebt, indem, was
diese letztern anbelanget, wir ja
täglich so viel 1000 Centner Wolle
von Spanien aus und in andere
Länder verschiffen sehen, welche die
Spanier selbst verarbeiten, und da-
durch um so viel mehrere Untertha-
nen in ihrem fast verödeten Lande
ernähren könnten, wenn nicht die
Jnquisition solches verhinderte, und
wenn nicht die Spanier, die alle
Hidalgos, das ist Edelleute, seyn
wollen, sich viel zu vornehm zu
seyn dünkten, als daß sie ein Hand-
werk lernen und treiben sollten, da-
her die meisten Tuchmacher in Spa-
nien Ausländer, und mehrentheils
Franzosen sind. Vorzüglich wer-
den die feinsten spanischen Tücher
aus Wolle, so um Segovia fällt,
von einem besondern Gespinnste ge-
macht. Aus Spanien gehen wir
nach (2) England, indem die eng-
lischen Tücher, weil sie für die fein-
sten nach den spanischen gehalten
werden, und weil sie hiernächst in
Ansehung des Glanzes sowol, als
an der Dauerhaftigkeit die Tücher
aller Nationen übertreffen, noch
heut zu Tage den Preiß vor allen
behalten. An selbigen ist die Kette
von feiner englischer, der Eintrag
aber von spanischer Wolle. Die
gerühmte Dauerhaftigkeit der eng-
lischen Tücher rühret daher, weil
sie derber sind, als andere: und
dieses kömmt daher, theils, weil
im Weben derselben nicht etwann
nur sechsmal, wie in Holland, son-
dern zehnmal mit dem Blatte zuge-
schlagen wird, theils auch, weil
die Kette von englischer Wolle ist.
Da wir von ihnen in dem beson-
dern Artikel: Englische Tücher,
umständlich gehandelt haben: so be-
merken wir hier nur die Provinzen
[Spaltenumbruch]
Tuch
und Oerter, wo sich die vornehm-
sten Tuchfabriken befinden, und sol-
che sind, außer Worcester, wo das
Tuch am besten in ganz England
gemacht wird, Kent, York, Re-
ding, Suffolk, Norfolk, Essex,
Conventri, Hereford, Glocester,
Oxfort, Wiltshire, Sommerset,
Taunton, Bridgewater etc. Jn
(3) Holland werden die Tücher aus
lauter spanischer Wolle verfertiget.
Sie sind nicht nur die feinsten nach
den englischen, wie wir oben unter
Nummer VI bey den feinen Tüchern
erinnert haben, sondern auch ab-
sonderlich gut gefärbet, und zube-
reitet. Ferner stehen sie dicht in
der Kette und im Blatte; und sind
dabey vor allen Tüchern vorzüglich
weich und subtil im Angriffe. Es
wollen auch die Holländer, sonder-
lich in Ansehung der melirten Tü-
cher den Engländern gleich kommen,
wie schon oben unter Nummer IV
ist erinnert worden. Die meisten
holländischen Tücher werden zu Har-
lem, Amsterdam, Utrecht, und in-
sonderheit zu Leiden gemacht, als
an welchem letzten Orte täglich über
100 Stücke Tuch zur Schau ge-
bracht werden. Daß aber auch
viele feine schlesische Tücher unter
den holländischen mit durchlaufen,
wie einige vorgeben, und dabey be-
haupten, daß die Holländer diesel-
ben ganz weiß, mit schwarzen Lei-
sten, wie sie vom Stuhle kommen,
kaufen, und ihnen hernach eine sol-
che Zubereitung an Walken, Sche-
ren, Pressen, und Färben geben
können, daß man sie für keine an-
dere, als holländische halten kann;
können wir vor gewiß nicht sagen.
Jn (4) Frankreich werden zu Pa-
ris, Sedan, Rouen, Darnatal,
Dieppe, Orival, Caen, Abbeville,
Louviers, Rheims, Chalons, El-
boeuf, Romorentin, Bourges, Js-
soudün, Aubigny, Vierzon, St.
Genoux, Laon, Salbry, Seigne-

lay,

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Tuch
weitem nicht ſo viel, als der große
Begriff des Landes, und die An-
zahl ſeiner Einwohner wohl erfor-
derte, oder als das Land Materia-
lien dazu hergiebt, indem, was
dieſe letztern anbelanget, wir ja
taͤglich ſo viel 1000 Centner Wolle
von Spanien aus und in andere
Laͤnder verſchiffen ſehen, welche die
Spanier ſelbſt verarbeiten, und da-
durch um ſo viel mehrere Untertha-
nen in ihrem faſt veroͤdeten Lande
ernaͤhren koͤnnten, wenn nicht die
Jnquiſition ſolches verhinderte, und
wenn nicht die Spanier, die alle
Hidalgos, das iſt Edelleute, ſeyn
wollen, ſich viel zu vornehm zu
ſeyn duͤnkten, als daß ſie ein Hand-
werk lernen und treiben ſollten, da-
her die meiſten Tuchmacher in Spa-
nien Auslaͤnder, und mehrentheils
Franzoſen ſind. Vorzuͤglich wer-
den die feinſten ſpaniſchen Tuͤcher
aus Wolle, ſo um Segovia faͤllt,
von einem beſondern Geſpinnſte ge-
macht. Aus Spanien gehen wir
nach (2) England, indem die eng-
liſchen Tuͤcher, weil ſie fuͤr die fein-
ſten nach den ſpaniſchen gehalten
werden, und weil ſie hiernaͤchſt in
Anſehung des Glanzes ſowol, als
an der Dauerhaftigkeit die Tuͤcher
aller Nationen uͤbertreffen, noch
heut zu Tage den Preiß vor allen
behalten. An ſelbigen iſt die Kette
von feiner engliſcher, der Eintrag
aber von ſpaniſcher Wolle. Die
geruͤhmte Dauerhaftigkeit der eng-
liſchen Tuͤcher ruͤhret daher, weil
ſie derber ſind, als andere: und
dieſes koͤmmt daher, theils, weil
im Weben derſelben nicht etwann
nur ſechsmal, wie in Holland, ſon-
dern zehnmal mit dem Blatte zuge-
ſchlagen wird, theils auch, weil
die Kette von engliſcher Wolle iſt.
Da wir von ihnen in dem beſon-
dern Artikel: Engliſche Tuͤcher,
umſtaͤndlich gehandelt haben: ſo be-
merken wir hier nur die Provinzen
[Spaltenumbruch]
Tuch
und Oerter, wo ſich die vornehm-
ſten Tuchfabriken befinden, und ſol-
che ſind, außer Worceſter, wo das
Tuch am beſten in ganz England
gemacht wird, Kent, York, Re-
ding, Suffolk, Norfolk, Eſſex,
Conventri, Hereford, Gloceſter,
Oxfort, Wiltſhire, Sommerſet,
Taunton, Bridgewater ꝛc. Jn
(3) Holland werden die Tuͤcher aus
lauter ſpaniſcher Wolle verfertiget.
Sie ſind nicht nur die feinſten nach
den engliſchen, wie wir oben unter
Nummer VI bey den feinen Tuͤchern
erinnert haben, ſondern auch ab-
ſonderlich gut gefaͤrbet, und zube-
reitet. Ferner ſtehen ſie dicht in
der Kette und im Blatte; und ſind
dabey vor allen Tuͤchern vorzuͤglich
weich und ſubtil im Angriffe. Es
wollen auch die Hollaͤnder, ſonder-
lich in Anſehung der melirten Tuͤ-
cher den Englaͤndern gleich kommen,
wie ſchon oben unter Nummer IV
iſt erinnert worden. Die meiſten
hollaͤndiſchen Tuͤcher werden zu Har-
lem, Amſterdam, Utrecht, und in-
ſonderheit zu Leiden gemacht, als
an welchem letzten Orte taͤglich uͤber
100 Stuͤcke Tuch zur Schau ge-
bracht werden. Daß aber auch
viele feine ſchleſiſche Tuͤcher unter
den hollaͤndiſchen mit durchlaufen,
wie einige vorgeben, und dabey be-
haupten, daß die Hollaͤnder dieſel-
ben ganz weiß, mit ſchwarzen Lei-
ſten, wie ſie vom Stuhle kommen,
kaufen, und ihnen hernach eine ſol-
che Zubereitung an Walken, Sche-
ren, Preſſen, und Faͤrben geben
koͤnnen, daß man ſie fuͤr keine an-
dere, als hollaͤndiſche halten kann;
koͤnnen wir vor gewiß nicht ſagen.
Jn (4) Frankreich werden zu Pa-
ris, Sedan, Rouen, Darnatal,
Dieppe, Orival, Caen, Abbeville,
Louviers, Rheims, Chalons, El-
boeuf, Romorentin, Bourges, Jſ-
ſouduͤn, Aubigny, Vierzon, St.
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[[139]/0145] Tuch Tuch weitem nicht ſo viel, als der große Begriff des Landes, und die An- zahl ſeiner Einwohner wohl erfor- derte, oder als das Land Materia- lien dazu hergiebt, indem, was dieſe letztern anbelanget, wir ja taͤglich ſo viel 1000 Centner Wolle von Spanien aus und in andere Laͤnder verſchiffen ſehen, welche die Spanier ſelbſt verarbeiten, und da- durch um ſo viel mehrere Untertha- nen in ihrem faſt veroͤdeten Lande ernaͤhren koͤnnten, wenn nicht die Jnquiſition ſolches verhinderte, und wenn nicht die Spanier, die alle Hidalgos, das iſt Edelleute, ſeyn wollen, ſich viel zu vornehm zu ſeyn duͤnkten, als daß ſie ein Hand- werk lernen und treiben ſollten, da- her die meiſten Tuchmacher in Spa- nien Auslaͤnder, und mehrentheils Franzoſen ſind. Vorzuͤglich wer- den die feinſten ſpaniſchen Tuͤcher aus Wolle, ſo um Segovia faͤllt, von einem beſondern Geſpinnſte ge- macht. Aus Spanien gehen wir nach (2) England, indem die eng- liſchen Tuͤcher, weil ſie fuͤr die fein- ſten nach den ſpaniſchen gehalten werden, und weil ſie hiernaͤchſt in Anſehung des Glanzes ſowol, als an der Dauerhaftigkeit die Tuͤcher aller Nationen uͤbertreffen, noch heut zu Tage den Preiß vor allen behalten. An ſelbigen iſt die Kette von feiner engliſcher, der Eintrag aber von ſpaniſcher Wolle. Die geruͤhmte Dauerhaftigkeit der eng- liſchen Tuͤcher ruͤhret daher, weil ſie derber ſind, als andere: und dieſes koͤmmt daher, theils, weil im Weben derſelben nicht etwann nur ſechsmal, wie in Holland, ſon- dern zehnmal mit dem Blatte zuge- ſchlagen wird, theils auch, weil die Kette von engliſcher Wolle iſt. Da wir von ihnen in dem beſon- dern Artikel: Engliſche Tuͤcher, umſtaͤndlich gehandelt haben: ſo be- merken wir hier nur die Provinzen und Oerter, wo ſich die vornehm- ſten Tuchfabriken befinden, und ſol- che ſind, außer Worceſter, wo das Tuch am beſten in ganz England gemacht wird, Kent, York, Re- ding, Suffolk, Norfolk, Eſſex, Conventri, Hereford, Gloceſter, Oxfort, Wiltſhire, Sommerſet, Taunton, Bridgewater ꝛc. Jn (3) Holland werden die Tuͤcher aus lauter ſpaniſcher Wolle verfertiget. Sie ſind nicht nur die feinſten nach den engliſchen, wie wir oben unter Nummer VI bey den feinen Tuͤchern erinnert haben, ſondern auch ab- ſonderlich gut gefaͤrbet, und zube- reitet. Ferner ſtehen ſie dicht in der Kette und im Blatte; und ſind dabey vor allen Tuͤchern vorzuͤglich weich und ſubtil im Angriffe. Es wollen auch die Hollaͤnder, ſonder- lich in Anſehung der melirten Tuͤ- cher den Englaͤndern gleich kommen, wie ſchon oben unter Nummer IV iſt erinnert worden. Die meiſten hollaͤndiſchen Tuͤcher werden zu Har- lem, Amſterdam, Utrecht, und in- ſonderheit zu Leiden gemacht, als an welchem letzten Orte taͤglich uͤber 100 Stuͤcke Tuch zur Schau ge- bracht werden. Daß aber auch viele feine ſchleſiſche Tuͤcher unter den hollaͤndiſchen mit durchlaufen, wie einige vorgeben, und dabey be- haupten, daß die Hollaͤnder dieſel- ben ganz weiß, mit ſchwarzen Lei- ſten, wie ſie vom Stuhle kommen, kaufen, und ihnen hernach eine ſol- che Zubereitung an Walken, Sche- ren, Preſſen, und Faͤrben geben koͤnnen, daß man ſie fuͤr keine an- dere, als hollaͤndiſche halten kann; koͤnnen wir vor gewiß nicht ſagen. Jn (4) Frankreich werden zu Pa- ris, Sedan, Rouen, Darnatal, Dieppe, Orival, Caen, Abbeville, Louviers, Rheims, Chalons, El- boeuf, Romorentin, Bourges, Jſ- ſouduͤn, Aubigny, Vierzon, St. Genoux, Laon, Salbry, Seigne- lay,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [139]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/145>, abgerufen am 22.12.2024.