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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Türkey
stehende und derselben zinsbare Län-
der in Europa gehören, nämlich die
Wallachey, die Moldau, und ver-
schiedene Tartarn und deren Di-
stricte. Die (2) asiatische Türkey,
(a) gränzet gegen Abend an das
Meer von Marmora, das mittel-
ländische Meer, die Meerengen von
Gallipoli und Constantinopel, und
an Aegypten; gegen Mittag an Ara-
bien; gegen Morgen an Persien;
und gegen Mitternacht an Georgien
und das schwarze Meer. Die
(b) Provinzen in der asiatischen
Türkey sind Natolien, Turcoman-
nien oder Groß-Armenien, und
Diarbeck, siehe Natolien und Ar-
menien:
wozu noch verschiedene
tributbare Länder kommen, nämlich
Mingrelien, Guriel, Jmerete, die
Fürsten im felsigten Arabien, und
der meiste Theil der Fürsten im wü-
sten Arabien. Die (3) africanische
Türkey,
(a) gränzet gegen Mitter-
nacht an das mittelländische Meer;
gegen Morgen an die Meerenge von
Suez und an das rothe Meer; ge-
gen Mittag an Abyssinien, Nubien,
und die Wüste Barca; gegen Abend
aber an das Königreich Tripoli.
Die (b) Provinzen in der africa-
nischen Türkey sind Aegypten, das
Königreich Barca, und die Küste
von Abex, siehe Aegypten, Barca,
und Abex: auch sind in Africa die
Königreiche Tripoli, Tunis, und
Algier den Türken tributbar. Alle
Landschaften der europäischen Tür-
key haben einen (II) fruchtbaren
Boden, doch eine mehr als die an-
dere; daher der Ackerbau und die
Viehzucht sehr vortheilhaftig und
einträglich ist, und jährlich eine un-
gemein große Menge von allerley
vortrefflichen Landesfrüchten durch
die Schiffe abgeholet und ausgefüh-
ret wird, welcher starken Ausfuhr
ungeachtet dennoch die Lebensmittel
in der Türkey reichlich, schön und
wohlfeil sind. Eben so sind auch
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Türkey
in der asiatischen Türkey alle Pro-
vinzen, und in der africanischen
Türkey insonderheit Aegypten sehr
fruchtbar. Die vornehmsten
(III) Flüsse in der europäischen Tür-
key sind die Sau, die Donau, der
Niester oder Dniester, der Nieper
oder Dnieper, und der Don, von
denen insgesamt besondere Artikel
handeln. Die (IV) Handelsstädte
in der (1) europäischen Türkey sind,
Constantinopel, die Residenz des
türkischen Kaisers und die Haupt-
stadt des türkischen Reichs; Grie-
chisch-Weißenburg, Salonichi, Du-
razzo, Dulcigno, Napoli di Roma-
nia etc. in der (2) asiatischen Tür-
key: Aleppo, Smyrna, Bagdad,
Diarbekir etc. und in der (3) afri-
canischen
Türkey: Alexandria,
Cairo, Rosetta etc. Von allen die-
sen Städten sind die besondern Ar-
tikel aufzuschlagen. Was die
(V) Einwohner der Türkey beson-
ders der europäischen, betrifft, so
ist ihre (1) Anzahl in Ansehung der
Größe und Güte des Landes viel zu
geringe, woran die Pest, Vielwei-
berey, und der Krieg wohl hauptsäch-
lich schuld sind; daher man sich nicht
wundern darf, daß so viel Land in
der Türkey ungebauet liegt, wiewol
auch die Habsucht der| Unterrichter
eine Ursache davon ist. Diese Ein-
wohner sind von verschiedener
(2) Art, nämlich Türken, Griechen,
Armenier, Servier, Bosnier, Bul-
garen, Wallachen, Tartarn, und
Juden. Anlangend die (a) Türken, so
sind selbige zwar unter den Christen
als Unmenschen und Barbaren, Faule
und Ungeschickte beschrien: sie sind
aber keinesweges so schlimm und
fürchterlich, als sie das Pabstthum
abgemalet hat. Es giebt ehrliche
und aufrichtige, gutthätige und lieb-
reiche, mäßige und artige, fleißige
und geschickte Leute genug unter ih-
nen. Kurz, es sind bey ihnen, so wie
bey allen andern Völkern und Na-

tionen,

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Tuͤrkey
ſtehende und derſelben zinsbare Laͤn-
der in Europa gehoͤren, naͤmlich die
Wallachey, die Moldau, und ver-
ſchiedene Tartarn und deren Di-
ſtricte. Die (2) aſiatiſche Tuͤrkey,
(a) graͤnzet gegen Abend an das
Meer von Marmora, das mittel-
laͤndiſche Meer, die Meerengen von
Gallipoli und Conſtantinopel, und
an Aegypten; gegen Mittag an Ara-
bien; gegen Morgen an Perſien;
und gegen Mitternacht an Georgien
und das ſchwarze Meer. Die
(b) Provinzen in der aſiatiſchen
Tuͤrkey ſind Natolien, Turcoman-
nien oder Groß-Armenien, und
Diarbeck, ſiehe Natolien und Ar-
menien:
wozu noch verſchiedene
tributbare Laͤnder kommen, naͤmlich
Mingrelien, Guriel, Jmerete, die
Fuͤrſten im felſigten Arabien, und
der meiſte Theil der Fuͤrſten im wuͤ-
ſten Arabien. Die (3) africaniſche
Tuͤrkey,
(a) graͤnzet gegen Mitter-
nacht an das mittellaͤndiſche Meer;
gegen Morgen an die Meerenge von
Suez und an das rothe Meer; ge-
gen Mittag an Abyſſinien, Nubien,
und die Wuͤſte Barca; gegen Abend
aber an das Koͤnigreich Tripoli.
Die (b) Provinzen in der africa-
niſchen Tuͤrkey ſind Aegypten, das
Koͤnigreich Barca, und die Kuͤſte
von Abex, ſiehe Aegypten, Barca,
und Abex: auch ſind in Africa die
Koͤnigreiche Tripoli, Tunis, und
Algier den Tuͤrken tributbar. Alle
Landſchaften der europaͤiſchen Tuͤr-
key haben einen (II) fruchtbaren
Boden, doch eine mehr als die an-
dere; daher der Ackerbau und die
Viehzucht ſehr vortheilhaftig und
eintraͤglich iſt, und jaͤhrlich eine un-
gemein große Menge von allerley
vortrefflichen Landesfruͤchten durch
die Schiffe abgeholet und ausgefuͤh-
ret wird, welcher ſtarken Ausfuhr
ungeachtet dennoch die Lebensmittel
in der Tuͤrkey reichlich, ſchoͤn und
wohlfeil ſind. Eben ſo ſind auch
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Tuͤrkey
in der aſiatiſchen Tuͤrkey alle Pro-
vinzen, und in der africaniſchen
Tuͤrkey inſonderheit Aegypten ſehr
fruchtbar. Die vornehmſten
(III) Fluͤſſe in der europaͤiſchen Tuͤr-
key ſind die Sau, die Donau, der
Nieſter oder Dnieſter, der Nieper
oder Dnieper, und der Don, von
denen insgeſamt beſondere Artikel
handeln. Die (IV) Handelsſtaͤdte
in der (1) europaͤiſchen Tuͤrkey ſind,
Conſtantinopel, die Reſidenz des
tuͤrkiſchen Kaiſers und die Haupt-
ſtadt des tuͤrkiſchen Reichs; Grie-
chiſch-Weißenburg, Salonichi, Du-
razzo, Dulcigno, Napoli di Roma-
nia ꝛc. in der (2) aſiatiſchen Tuͤr-
key: Aleppo, Smyrna, Bagdad,
Diarbekir ꝛc. und in der (3) afri-
caniſchen
Tuͤrkey: Alexandria,
Cairo, Roſetta ꝛc. Von allen die-
ſen Staͤdten ſind die beſondern Ar-
tikel aufzuſchlagen. Was die
(V) Einwohner der Tuͤrkey beſon-
ders der europaͤiſchen, betrifft, ſo
iſt ihre (1) Anzahl in Anſehung der
Groͤße und Guͤte des Landes viel zu
geringe, woran die Peſt, Vielwei-
berey, und der Krieg wohl hauptſaͤch-
lich ſchuld ſind; daher man ſich nicht
wundern darf, daß ſo viel Land in
der Tuͤrkey ungebauet liegt, wiewol
auch die Habſucht der| Unterrichter
eine Urſache davon iſt. Dieſe Ein-
wohner ſind von verſchiedener
(2) Art, naͤmlich Tuͤrken, Griechen,
Armenier, Servier, Bosnier, Bul-
garen, Wallachen, Tartarn, und
Juden. Anlangend die (a) Tuͤrken, ſo
ſind ſelbige zwar unter den Chriſten
als Unmenſchen und Barbaren, Faule
und Ungeſchickte beſchrien: ſie ſind
aber keinesweges ſo ſchlimm und
fuͤrchterlich, als ſie das Pabſtthum
abgemalet hat. Es giebt ehrliche
und aufrichtige, gutthaͤtige und lieb-
reiche, maͤßige und artige, fleißige
und geſchickte Leute genug unter ih-
nen. Kurz, es ſind bey ihnen, ſo wie
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[[157]/0163] Tuͤrkey Tuͤrkey ſtehende und derſelben zinsbare Laͤn- der in Europa gehoͤren, naͤmlich die Wallachey, die Moldau, und ver- ſchiedene Tartarn und deren Di- ſtricte. Die (2) aſiatiſche Tuͤrkey, (a) graͤnzet gegen Abend an das Meer von Marmora, das mittel- laͤndiſche Meer, die Meerengen von Gallipoli und Conſtantinopel, und an Aegypten; gegen Mittag an Ara- bien; gegen Morgen an Perſien; und gegen Mitternacht an Georgien und das ſchwarze Meer. Die (b) Provinzen in der aſiatiſchen Tuͤrkey ſind Natolien, Turcoman- nien oder Groß-Armenien, und Diarbeck, ſiehe Natolien und Ar- menien: wozu noch verſchiedene tributbare Laͤnder kommen, naͤmlich Mingrelien, Guriel, Jmerete, die Fuͤrſten im felſigten Arabien, und der meiſte Theil der Fuͤrſten im wuͤ- ſten Arabien. Die (3) africaniſche Tuͤrkey, (a) graͤnzet gegen Mitter- nacht an das mittellaͤndiſche Meer; gegen Morgen an die Meerenge von Suez und an das rothe Meer; ge- gen Mittag an Abyſſinien, Nubien, und die Wuͤſte Barca; gegen Abend aber an das Koͤnigreich Tripoli. Die (b) Provinzen in der africa- niſchen Tuͤrkey ſind Aegypten, das Koͤnigreich Barca, und die Kuͤſte von Abex, ſiehe Aegypten, Barca, und Abex: auch ſind in Africa die Koͤnigreiche Tripoli, Tunis, und Algier den Tuͤrken tributbar. Alle Landſchaften der europaͤiſchen Tuͤr- key haben einen (II) fruchtbaren Boden, doch eine mehr als die an- dere; daher der Ackerbau und die Viehzucht ſehr vortheilhaftig und eintraͤglich iſt, und jaͤhrlich eine un- gemein große Menge von allerley vortrefflichen Landesfruͤchten durch die Schiffe abgeholet und ausgefuͤh- ret wird, welcher ſtarken Ausfuhr ungeachtet dennoch die Lebensmittel in der Tuͤrkey reichlich, ſchoͤn und wohlfeil ſind. Eben ſo ſind auch in der aſiatiſchen Tuͤrkey alle Pro- vinzen, und in der africaniſchen Tuͤrkey inſonderheit Aegypten ſehr fruchtbar. Die vornehmſten (III) Fluͤſſe in der europaͤiſchen Tuͤr- key ſind die Sau, die Donau, der Nieſter oder Dnieſter, der Nieper oder Dnieper, und der Don, von denen insgeſamt beſondere Artikel handeln. Die (IV) Handelsſtaͤdte in der (1) europaͤiſchen Tuͤrkey ſind, Conſtantinopel, die Reſidenz des tuͤrkiſchen Kaiſers und die Haupt- ſtadt des tuͤrkiſchen Reichs; Grie- chiſch-Weißenburg, Salonichi, Du- razzo, Dulcigno, Napoli di Roma- nia ꝛc. in der (2) aſiatiſchen Tuͤr- key: Aleppo, Smyrna, Bagdad, Diarbekir ꝛc. und in der (3) afri- caniſchen Tuͤrkey: Alexandria, Cairo, Roſetta ꝛc. Von allen die- ſen Staͤdten ſind die beſondern Ar- tikel aufzuſchlagen. Was die (V) Einwohner der Tuͤrkey beſon- ders der europaͤiſchen, betrifft, ſo iſt ihre (1) Anzahl in Anſehung der Groͤße und Guͤte des Landes viel zu geringe, woran die Peſt, Vielwei- berey, und der Krieg wohl hauptſaͤch- lich ſchuld ſind; daher man ſich nicht wundern darf, daß ſo viel Land in der Tuͤrkey ungebauet liegt, wiewol auch die Habſucht der| Unterrichter eine Urſache davon iſt. Dieſe Ein- wohner ſind von verſchiedener (2) Art, naͤmlich Tuͤrken, Griechen, Armenier, Servier, Bosnier, Bul- garen, Wallachen, Tartarn, und Juden. Anlangend die (a) Tuͤrken, ſo ſind ſelbige zwar unter den Chriſten als Unmenſchen und Barbaren, Faule und Ungeſchickte beſchrien: ſie ſind aber keinesweges ſo ſchlimm und fuͤrchterlich, als ſie das Pabſtthum abgemalet hat. Es giebt ehrliche und aufrichtige, gutthaͤtige und lieb- reiche, maͤßige und artige, fleißige und geſchickte Leute genug unter ih- nen. Kurz, es ſind bey ihnen, ſo wie bey allen andern Voͤlkern und Na- tionen,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [157]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/163>, abgerufen am 22.12.2024.