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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tyrol
Jnnland, oder Jnnthal, so wieder
in das obere und untere abgetheilet
wird, machet den obern Theil von
Tyrol aus gegen Bregenz und Grau-
bündten zu; das Etschland aber ist
der untere Theil, der sich gegen die
italienischen und krainerischen Grän-
zen hin erstrecket. Die (4) Haupt-
örter
darinnen sind Jnspruck, Hal-
le, Botzen etc. von denen besondere
Artikel handeln. Daß Tyrol vol-
ler (5) Gebirge sey, weisen alle
Landkarten zur Gnüge. Jnsonder-
heit ist das große Gebirge, der
Brenner genannt, berühmt, über
welches man nothwendig paßiren
muß, wenn man von Jnspruck aus
nach Jtalien will; außer welchem
auch noch der Zirlberg, der Kai-
serberg, der Arlberg, und andere
mehr zu merken sind; der vielen Fel-
sen zugeschweigen. Unter den schö-
nen und anmuthigen, auch frucht-
baren (6) Thälern, mit welchen
Tyrol versehen ist, merken wir vor
andern a) das Jnnthal, welches
einen Theil der Grafschaft ausma-
chet, |und ansehnliche Meyereyen in
sich begreift; b) das Vinstgau, wel-
ches verschiedene Theile, als das
Münsterthal, Passerthal, u. s. w.
hat; c) das Lechthal; d) das
Schernthal; e) das Thal Sugana,
oder Luganea; f) das Val di Le-
der;
g) das Fleimsthal am Lovis-
flusse; h) das Val di Randenna,
durch welches der Sankafluß geht;
i) das Nanthal, welches seinen
Namen von dem Städtchen Nan
hat; k) das Val di Judiciaria;
l) das Val di Anaunia, insgemein
Nasberg genannt; m) das Wipp-
thal;
und n) ein Theil des Puster-
thals.
Unter den (7) Naturgaben
bemerken wir a) das Getreide, so
daselbst, absonderlich im Pustertha-
le, im Vinstgaue, und sterzinger
Districte wächst. Selbiges ist sehr
schön, aber zur Ernährung der
Einwohner nicht hinlänglich, da-
[Spaltenumbruch]
Tyrol
her dieser Grafschaft von den be-
nachbarten Steyermärkern und
Krainern damit ausgeholfen werden
muß; b) die daselbst wachsenden
Baumfrüchte, welche sonderlich
gegen Jtalien zu ungemein delicat
am Geschmacke sind. Vorzüglich
ist im tridentischen Gebiethe bey der
Stadt Riva, oder Reif, eine Ge-
gend, worinnen viele und vortreff-
liche Citronen, Pommeranzen, Li-
monien und Oliven wachsen, wel-
che oft von besserer Dauer, als die
italienischen sind; c) den Wein,
womit Tyrol so reichlich gesegnet ist,
daß man ohne Vergrößerung fast
sagen kann, es sey daselbst mehr
Wein, als Wasser. Jnsonderheit
wächst bey dem Dorfe Tramin der-
jenige herrliche Wein, welcher von
besagtem Orte der Traminer Wein
genennet, und sehr weit verführet
wird. Außerdem aber hat Tyrol
noch verschiedene andere gute Sor-
ten von Weinen, als zu Jsera, die
Leitache zu Botzen, die Siebenai-
cher, Terlaner, Schreckbüchler,
und Zschingner Weine, Goccia d'Oro,
oder Goldtropfen, bey Trident, und
andere mehr. Auch sind d) die
Tartüffeln, oder Trüffeln nicht zu
vergessen, welche in Tyrol |an vie-
len Orten, auch ohne Hunde aus-
gegraben werden. e) Große Wal-
dungen
hat man zwar in Tyrol
nicht: denn auf den ungeheuren
Gebirgen wachsen nur mäßige Fich-
ten und Birken, und in den Grün-
den niedriges Buschwerk; doch hat
diese Grafschaft Holz zur Noth-
durft. f) Die Viehzucht an Och-
sen und Kühen ist daselbst, beson-
ders am Pusterthale, sehr stark und
schön, daher es auch an Butter,
Käse und anderem Milchwerke nicht
mangelt. An Schafviehe, vor-
züglich an Ziegen, ist ebenfalls kein
Mangel, und insonderheit ist die
Schafzucht im Schmalerthale vor-
nehmlich gut. Wegen der Pferde-

zucht

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Tyrol
Jnnland, oder Jnnthal, ſo wieder
in das obere und untere abgetheilet
wird, machet den obern Theil von
Tyrol aus gegen Bregenz und Grau-
buͤndten zu; das Etſchland aber iſt
der untere Theil, der ſich gegen die
italieniſchen und kraineriſchen Graͤn-
zen hin erſtrecket. Die (4) Haupt-
oͤrter
darinnen ſind Jnſpruck, Hal-
le, Botzen ꝛc. von denen beſondere
Artikel handeln. Daß Tyrol vol-
ler (5) Gebirge ſey, weiſen alle
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heit iſt das große Gebirge, der
Brenner genannt, beruͤhmt, uͤber
welches man nothwendig paßiren
muß, wenn man von Jnſpruck aus
nach Jtalien will; außer welchem
auch noch der Zirlberg, der Kai-
ſerberg, der Arlberg, und andere
mehr zu merken ſind; der vielen Fel-
ſen zugeſchweigen. Unter den ſchoͤ-
nen und anmuthigen, auch frucht-
baren (6) Thaͤlern, mit welchen
Tyrol verſehen iſt, merken wir vor
andern a) das Jnnthal, welches
einen Theil der Grafſchaft ausma-
chet, |und anſehnliche Meyereyen in
ſich begreift; b) das Vinſtgau, wel-
ches verſchiedene Theile, als das
Muͤnſterthal, Paſſerthal, u. ſ. w.
hat; c) das Lechthal; d) das
Schernthal; e) das Thal Sugana,
oder Luganea; f) das Val di Le-
der;
g) das Fleimsthal am Lovis-
fluſſe; h) das Val di Randenna,
durch welches der Sankafluß geht;
i) das Nanthal, welches ſeinen
Namen von dem Staͤdtchen Nan
hat; k) das Val di Judiciaria;
l) das Val di Anaunia, insgemein
Nasberg genannt; m) das Wipp-
thal;
und n) ein Theil des Puſter-
thals.
Unter den (7) Naturgaben
bemerken wir a) das Getreide, ſo
daſelbſt, abſonderlich im Puſtertha-
le, im Vinſtgaue, und ſterzinger
Diſtricte waͤchſt. Selbiges iſt ſehr
ſchoͤn, aber zur Ernaͤhrung der
Einwohner nicht hinlaͤnglich, da-
[Spaltenumbruch]
Tyrol
her dieſer Grafſchaft von den be-
nachbarten Steyermaͤrkern und
Krainern damit ausgeholfen werden
muß; b) die daſelbſt wachſenden
Baumfruͤchte, welche ſonderlich
gegen Jtalien zu ungemein delicat
am Geſchmacke ſind. Vorzuͤglich
iſt im tridentiſchen Gebiethe bey der
Stadt Riva, oder Reif, eine Ge-
gend, worinnen viele und vortreff-
liche Citronen, Pommeranzen, Li-
monien und Oliven wachſen, wel-
che oft von beſſerer Dauer, als die
italieniſchen ſind; c) den Wein,
womit Tyrol ſo reichlich geſegnet iſt,
daß man ohne Vergroͤßerung faſt
ſagen kann, es ſey daſelbſt mehr
Wein, als Waſſer. Jnſonderheit
waͤchſt bey dem Dorfe Tramin der-
jenige herrliche Wein, welcher von
beſagtem Orte der Traminer Wein
genennet, und ſehr weit verfuͤhret
wird. Außerdem aber hat Tyrol
noch verſchiedene andere gute Sor-
ten von Weinen, als zu Jſera, die
Leitache zu Botzen, die Siebenai-
cher, Terlaner, Schreckbuͤchler,
und Zſchingner Weine, Goccia d’Oro,
oder Goldtropfen, bey Trident, und
andere mehr. Auch ſind d) die
Tartuͤffeln, oder Truͤffeln nicht zu
vergeſſen, welche in Tyrol |an vie-
len Orten, auch ohne Hunde aus-
gegraben werden. e) Große Wal-
dungen
hat man zwar in Tyrol
nicht: denn auf den ungeheuren
Gebirgen wachſen nur maͤßige Fich-
ten und Birken, und in den Gruͤn-
den niedriges Buſchwerk; doch hat
dieſe Grafſchaft Holz zur Noth-
durft. f) Die Viehzucht an Och-
ſen und Kuͤhen iſt daſelbſt, beſon-
ders am Puſterthale, ſehr ſtark und
ſchoͤn, daher es auch an Butter,
Kaͤſe und anderem Milchwerke nicht
mangelt. An Schafviehe, vor-
zuͤglich an Ziegen, iſt ebenfalls kein
Mangel, und inſonderheit iſt die
Schafzucht im Schmalerthale vor-
nehmlich gut. Wegen der Pferde-

zucht
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[[170]/0176] Tyrol Tyrol Jnnland, oder Jnnthal, ſo wieder in das obere und untere abgetheilet wird, machet den obern Theil von Tyrol aus gegen Bregenz und Grau- buͤndten zu; das Etſchland aber iſt der untere Theil, der ſich gegen die italieniſchen und kraineriſchen Graͤn- zen hin erſtrecket. Die (4) Haupt- oͤrter darinnen ſind Jnſpruck, Hal- le, Botzen ꝛc. von denen beſondere Artikel handeln. Daß Tyrol vol- ler (5) Gebirge ſey, weiſen alle Landkarten zur Gnuͤge. Jnſonder- heit iſt das große Gebirge, der Brenner genannt, beruͤhmt, uͤber welches man nothwendig paßiren muß, wenn man von Jnſpruck aus nach Jtalien will; außer welchem auch noch der Zirlberg, der Kai- ſerberg, der Arlberg, und andere mehr zu merken ſind; der vielen Fel- ſen zugeſchweigen. Unter den ſchoͤ- nen und anmuthigen, auch frucht- baren (6) Thaͤlern, mit welchen Tyrol verſehen iſt, merken wir vor andern a) das Jnnthal, welches einen Theil der Grafſchaft ausma- chet, |und anſehnliche Meyereyen in ſich begreift; b) das Vinſtgau, wel- ches verſchiedene Theile, als das Muͤnſterthal, Paſſerthal, u. ſ. w. hat; c) das Lechthal; d) das Schernthal; e) das Thal Sugana, oder Luganea; f) das Val di Le- der; g) das Fleimsthal am Lovis- fluſſe; h) das Val di Randenna, durch welches der Sankafluß geht; i) das Nanthal, welches ſeinen Namen von dem Staͤdtchen Nan hat; k) das Val di Judiciaria; l) das Val di Anaunia, insgemein Nasberg genannt; m) das Wipp- thal; und n) ein Theil des Puſter- thals. Unter den (7) Naturgaben bemerken wir a) das Getreide, ſo daſelbſt, abſonderlich im Puſtertha- le, im Vinſtgaue, und ſterzinger Diſtricte waͤchſt. Selbiges iſt ſehr ſchoͤn, aber zur Ernaͤhrung der Einwohner nicht hinlaͤnglich, da- her dieſer Grafſchaft von den be- nachbarten Steyermaͤrkern und Krainern damit ausgeholfen werden muß; b) die daſelbſt wachſenden Baumfruͤchte, welche ſonderlich gegen Jtalien zu ungemein delicat am Geſchmacke ſind. Vorzuͤglich iſt im tridentiſchen Gebiethe bey der Stadt Riva, oder Reif, eine Ge- gend, worinnen viele und vortreff- liche Citronen, Pommeranzen, Li- monien und Oliven wachſen, wel- che oft von beſſerer Dauer, als die italieniſchen ſind; c) den Wein, womit Tyrol ſo reichlich geſegnet iſt, daß man ohne Vergroͤßerung faſt ſagen kann, es ſey daſelbſt mehr Wein, als Waſſer. Jnſonderheit waͤchſt bey dem Dorfe Tramin der- jenige herrliche Wein, welcher von beſagtem Orte der Traminer Wein genennet, und ſehr weit verfuͤhret wird. Außerdem aber hat Tyrol noch verſchiedene andere gute Sor- ten von Weinen, als zu Jſera, die Leitache zu Botzen, die Siebenai- cher, Terlaner, Schreckbuͤchler, und Zſchingner Weine, Goccia d’Oro, oder Goldtropfen, bey Trident, und andere mehr. Auch ſind d) die Tartuͤffeln, oder Truͤffeln nicht zu vergeſſen, welche in Tyrol |an vie- len Orten, auch ohne Hunde aus- gegraben werden. e) Große Wal- dungen hat man zwar in Tyrol nicht: denn auf den ungeheuren Gebirgen wachſen nur maͤßige Fich- ten und Birken, und in den Gruͤn- den niedriges Buſchwerk; doch hat dieſe Grafſchaft Holz zur Noth- durft. f) Die Viehzucht an Och- ſen und Kuͤhen iſt daſelbſt, beſon- ders am Puſterthale, ſehr ſtark und ſchoͤn, daher es auch an Butter, Kaͤſe und anderem Milchwerke nicht mangelt. An Schafviehe, vor- zuͤglich an Ziegen, iſt ebenfalls kein Mangel, und inſonderheit iſt die Schafzucht im Schmalerthale vor- nehmlich gut. Wegen der Pferde- zucht

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [170]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/176>, abgerufen am 22.12.2024.