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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Waaren
der Waare angeht, wenn man zum
Exempel die Gewürzwaaren in schön
gemalte Schachteln, die Tücher in
leinwandene Kappen, Zeuge in schön
weißes oder blaues Papier, u. s. w.
thut und einhüllet. Gleichwie nun
aber die Waare verbessert werden
kann; also pflegen sie auch von vie-
len (XII) verfälschet zu werden.
Diese Verfälschung der Waaren ist
im Handel so mannichfaltig, daß
sie mit keiner Feder genugsam zu be-
schreiben ist. Nur etwas weniges
davon zu gedenken; so sind heutiges
Tages gar wenig Waaren zu finden,
die nicht, sonderlich wenn sie eigen-
nützigen und gewinnfüchtigen Leuten
unter die Hände kommen, einer
Verfälschung sollten unterworfen
seyn, sonderlich die Droguerey- und
Specereywaaren, wovon wir in
verschiedenen Artikeln dieser Akade-
mie genugsame Beyspiele angefüh-
ret haben. Daher wird es genug
seyn, wenn wir nur einige Exem-
pel davon in gehöriger Ordnung an-
führen. Es (1) erstrecket sich näm-
lich die Verfälschung der Waaren,
a) auf die ganze Waare, wenn
man nachgemachte Waaren für
ächte verkaufet, die doch von diesen,
in Ansehung der Substanz und innerli-
chen Eigenschaft, ganz unterschieden
sind, als wenn man angemachte
Landweine für ungarische, Land-
tücher für englische etc. verkaufet;
b) auf die Materie allein, und
zwar a) wenn man schlechtere Sa-
chen unter gute mischet, b) wenn
man die Waaren dergestalt verbin-
det, leget, und einwickelt, daß
oben und von außen gute Waare er-
scheine, inwendig aber schlechtere
verstecket ist; c) auf die Gestalt
und das Ansehen, und zwar a)
wenn man falsche Siegel und Bleye
an die falsch gefärbten Tücher hän-
get; b) wenn die Verkäufer die
Waaren an solchen Orten weifen,
an welchen das Licht ihnen so vor-
[Spaltenumbruch]
Waaren
theilhaftig ist, daß sie dadurch schö-
ner scheinen, als sie in der That
sind; u. s. w. d) auf die Farbe,
wenn zu den wollenen Zeugen, oder
Tüchern falsche Farbematerialien
zum Färben genommen, oder wel-
che ausgelassen werden; e) auf das
Gewicht, wenn man die Waare
mit Fleiß an feuchte Orte leget,
oder sie mit Wasser besprenget, nur
damit solche dadurch am Gewichte
schwerer werde. Es sind aber der-
gleichen Verfälschungen nicht nur
einem Kaufmanne (2) höchst unan-
siändig,
sondern sie werden auch,
wofern sie entdecket werden, be-
strafet.
Endlich ist einem Kauf-
manne auch der (XIII) Nutzen und
Gebrauch der Waare zu wissen nö-
thig. Jedoch verstehen wir da-
durch hier nicht überhaupt allen
Nutzen und Gebrauch einer Waare,
sondern nur in so fern solcher zum
Handel und Wandel damit, zu wis-
sen nöthig ist, immaßen selbiger
zum Vertrieb der Waare Anleitung
giebt, da man aus dessen Anzeige
erkennen und wahrnehmen kann,
an wen und wohin man sich mit ihr
zu wenden hat. Von dem (XIV)
Einkaufe der Waaren haben wir
im Artikel: Einkauf; und von dem
(XV) Verkaufe der Waaren in den
Artikeln: Verkauf und Vertrieb,
geredet. Zu dem Verkaufe gehöret
auch die (XVI) Verschleuderung
der Waaren, da mancher Kaufmann
seine Waaren unter dem gewöhnli-
chen Preiße, ja wol vielmals gar
unter dem Preiße des Einkaufs,
oder was sie ihm selbst gekostet, hin-
giebt; worzu denn die treibenden
Ursachen mancherley sind. Wegen
der (XVII) Versendung der Waa-
ren merken wir, daß (1) die Gü-
ter,
welche versendet werden, ent-
weder (a) solche sind, die ein Kauf-
mann auf seine eigene Rechnung
versendet, theils weil sie von ihm
verlanget worden, theils weil er

sie
S 4

[Spaltenumbruch]

Waaren
der Waare angeht, wenn man zum
Exempel die Gewuͤrzwaaren in ſchoͤn
gemalte Schachteln, die Tuͤcher in
leinwandene Kappen, Zeuge in ſchoͤn
weißes oder blaues Papier, u. ſ. w.
thut und einhuͤllet. Gleichwie nun
aber die Waare verbeſſert werden
kann; alſo pflegen ſie auch von vie-
len (XII) verfaͤlſchet zu werden.
Dieſe Verfaͤlſchung der Waaren iſt
im Handel ſo mannichfaltig, daß
ſie mit keiner Feder genugſam zu be-
ſchreiben iſt. Nur etwas weniges
davon zu gedenken; ſo ſind heutiges
Tages gar wenig Waaren zu finden,
die nicht, ſonderlich wenn ſie eigen-
nuͤtzigen und gewinnfuͤchtigen Leuten
unter die Haͤnde kommen, einer
Verfaͤlſchung ſollten unterworfen
ſeyn, ſonderlich die Droguerey- und
Specereywaaren, wovon wir in
verſchiedenen Artikeln dieſer Akade-
mie genugſame Beyſpiele angefuͤh-
ret haben. Daher wird es genug
ſeyn, wenn wir nur einige Exem-
pel davon in gehoͤriger Ordnung an-
fuͤhren. Es (1) erſtrecket ſich naͤm-
lich die Verfaͤlſchung der Waaren,
a) auf die ganze Waare, wenn
man nachgemachte Waaren fuͤr
aͤchte verkaufet, die doch von dieſen,
in Anſehung der Subſtanz und innerli-
chen Eigenſchaft, ganz unterſchieden
ſind, als wenn man angemachte
Landweine fuͤr ungariſche, Land-
tuͤcher fuͤr engliſche ꝛc. verkaufet;
b) auf die Materie allein, und
zwar a) wenn man ſchlechtere Sa-
chen unter gute miſchet, b) wenn
man die Waaren dergeſtalt verbin-
det, leget, und einwickelt, daß
oben und von außen gute Waare er-
ſcheine, inwendig aber ſchlechtere
verſtecket iſt; c) auf die Geſtalt
und das Anſehen, und zwar a)
wenn man falſche Siegel und Bleye
an die falſch gefaͤrbten Tuͤcher haͤn-
get; b) wenn die Verkaͤufer die
Waaren an ſolchen Orten weifen,
an welchen das Licht ihnen ſo vor-
[Spaltenumbruch]
Waaren
theilhaftig iſt, daß ſie dadurch ſchoͤ-
ner ſcheinen, als ſie in der That
ſind; u. ſ. w. d) auf die Farbe,
wenn zu den wollenen Zeugen, oder
Tuͤchern falſche Farbematerialien
zum Faͤrben genommen, oder wel-
che ausgelaſſen werden; e) auf das
Gewicht, wenn man die Waare
mit Fleiß an feuchte Orte leget,
oder ſie mit Waſſer beſprenget, nur
damit ſolche dadurch am Gewichte
ſchwerer werde. Es ſind aber der-
gleichen Verfaͤlſchungen nicht nur
einem Kaufmanne (2) hoͤchſt unan-
ſiaͤndig,
ſondern ſie werden auch,
wofern ſie entdecket werden, be-
ſtrafet.
Endlich iſt einem Kauf-
manne auch der (XIII) Nutzen und
Gebrauch der Waare zu wiſſen noͤ-
thig. Jedoch verſtehen wir da-
durch hier nicht uͤberhaupt allen
Nutzen und Gebrauch einer Waare,
ſondern nur in ſo fern ſolcher zum
Handel und Wandel damit, zu wiſ-
ſen noͤthig iſt, immaßen ſelbiger
zum Vertrieb der Waare Anleitung
giebt, da man aus deſſen Anzeige
erkennen und wahrnehmen kann,
an wen und wohin man ſich mit ihr
zu wenden hat. Von dem (XIV)
Einkaufe der Waaren haben wir
im Artikel: Einkauf; und von dem
(XV) Verkaufe der Waaren in den
Artikeln: Verkauf und Vertrieb,
geredet. Zu dem Verkaufe gehoͤret
auch die (XVI) Verſchleuderung
der Waaren, da mancher Kaufmann
ſeine Waaren unter dem gewoͤhnli-
chen Preiße, ja wol vielmals gar
unter dem Preiße des Einkaufs,
oder was ſie ihm ſelbſt gekoſtet, hin-
giebt; worzu denn die treibenden
Urſachen mancherley ſind. Wegen
der (XVII) Verſendung der Waa-
ren merken wir, daß (1) die Guͤ-
ter,
welche verſendet werden, ent-
weder (a) ſolche ſind, die ein Kauf-
mann auf ſeine eigene Rechnung
verſendet, theils weil ſie von ihm
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ſie
S 4
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[[279]/0285] Waaren Waaren der Waare angeht, wenn man zum Exempel die Gewuͤrzwaaren in ſchoͤn gemalte Schachteln, die Tuͤcher in leinwandene Kappen, Zeuge in ſchoͤn weißes oder blaues Papier, u. ſ. w. thut und einhuͤllet. Gleichwie nun aber die Waare verbeſſert werden kann; alſo pflegen ſie auch von vie- len (XII) verfaͤlſchet zu werden. Dieſe Verfaͤlſchung der Waaren iſt im Handel ſo mannichfaltig, daß ſie mit keiner Feder genugſam zu be- ſchreiben iſt. Nur etwas weniges davon zu gedenken; ſo ſind heutiges Tages gar wenig Waaren zu finden, die nicht, ſonderlich wenn ſie eigen- nuͤtzigen und gewinnfuͤchtigen Leuten unter die Haͤnde kommen, einer Verfaͤlſchung ſollten unterworfen ſeyn, ſonderlich die Droguerey- und Specereywaaren, wovon wir in verſchiedenen Artikeln dieſer Akade- mie genugſame Beyſpiele angefuͤh- ret haben. Daher wird es genug ſeyn, wenn wir nur einige Exem- pel davon in gehoͤriger Ordnung an- fuͤhren. Es (1) erſtrecket ſich naͤm- lich die Verfaͤlſchung der Waaren, a) auf die ganze Waare, wenn man nachgemachte Waaren fuͤr aͤchte verkaufet, die doch von dieſen, in Anſehung der Subſtanz und innerli- chen Eigenſchaft, ganz unterſchieden ſind, als wenn man angemachte Landweine fuͤr ungariſche, Land- tuͤcher fuͤr engliſche ꝛc. verkaufet; b) auf die Materie allein, und zwar a) wenn man ſchlechtere Sa- chen unter gute miſchet, b) wenn man die Waaren dergeſtalt verbin- det, leget, und einwickelt, daß oben und von außen gute Waare er- ſcheine, inwendig aber ſchlechtere verſtecket iſt; c) auf die Geſtalt und das Anſehen, und zwar a) wenn man falſche Siegel und Bleye an die falſch gefaͤrbten Tuͤcher haͤn- get; b) wenn die Verkaͤufer die Waaren an ſolchen Orten weifen, an welchen das Licht ihnen ſo vor- theilhaftig iſt, daß ſie dadurch ſchoͤ- ner ſcheinen, als ſie in der That ſind; u. ſ. w. d) auf die Farbe, wenn zu den wollenen Zeugen, oder Tuͤchern falſche Farbematerialien zum Faͤrben genommen, oder wel- che ausgelaſſen werden; e) auf das Gewicht, wenn man die Waare mit Fleiß an feuchte Orte leget, oder ſie mit Waſſer beſprenget, nur damit ſolche dadurch am Gewichte ſchwerer werde. Es ſind aber der- gleichen Verfaͤlſchungen nicht nur einem Kaufmanne (2) hoͤchſt unan- ſiaͤndig, ſondern ſie werden auch, wofern ſie entdecket werden, be- ſtrafet. Endlich iſt einem Kauf- manne auch der (XIII) Nutzen und Gebrauch der Waare zu wiſſen noͤ- thig. Jedoch verſtehen wir da- durch hier nicht uͤberhaupt allen Nutzen und Gebrauch einer Waare, ſondern nur in ſo fern ſolcher zum Handel und Wandel damit, zu wiſ- ſen noͤthig iſt, immaßen ſelbiger zum Vertrieb der Waare Anleitung giebt, da man aus deſſen Anzeige erkennen und wahrnehmen kann, an wen und wohin man ſich mit ihr zu wenden hat. Von dem (XIV) Einkaufe der Waaren haben wir im Artikel: Einkauf; und von dem (XV) Verkaufe der Waaren in den Artikeln: Verkauf und Vertrieb, geredet. Zu dem Verkaufe gehoͤret auch die (XVI) Verſchleuderung der Waaren, da mancher Kaufmann ſeine Waaren unter dem gewoͤhnli- chen Preiße, ja wol vielmals gar unter dem Preiße des Einkaufs, oder was ſie ihm ſelbſt gekoſtet, hin- giebt; worzu denn die treibenden Urſachen mancherley ſind. Wegen der (XVII) Verſendung der Waa- ren merken wir, daß (1) die Guͤ- ter, welche verſendet werden, ent- weder (a) ſolche ſind, die ein Kauf- mann auf ſeine eigene Rechnung verſendet, theils weil ſie von ihm verlanget worden, theils weil er ſie S 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/285>, abgerufen am 22.12.2024.