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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wachs
ser häufige Gebrauch des Wachses
macht, daß der (7) Wachshandel
(a) ein ungemein einträglicher Han-
del
ist, weil diese Waare nicht fal-
len, noch aus der Mode kommen
kann. Es wird davon für unzäh-
lige Summen Geldes in den größten
und besten Theilen von Europa ab-
gesetzt und verbraucht; und die
Consumtion, so vornehmlich in
Spanien und America davon ge-
schieht, ist erstaunend groß, weil
die Spanier insonderheit die, so in
Westindien leben, es in großer
Menge verbrauchen, indem sie
ihre Kirchen, sonderlich an den
Sonn- und Festtagen, gerne illu-
miniren; daß man also diese Waa-
re, welche ihnen insonderheit die
Holländer aus den Nordländern zu-
führen, als einen der stärksten Aeste
der Handlung der Holländer mit
Spanien betrachten muß. Gleiche
Bewandtniß hat es auch fast mit
Jtalien und Frankreich, als in
welchem Lande mehr Wachs, als
irgend in einem Lande in Europa,
verthan wird, vornehmlich zu Pa-
ris, wo mehr als 3/4 von dem Wach-
se verbraucht wird, das man in
Frankreich macht, und aus andern
Ländern nach diesem Königreiche
bringt. Man (b) verkauft das
Wachs bey Pfunden oder Centnern.
Bey dem (c) Einkaufe des a) ge-
meinen gelben Wachses
muß man
allezeit dahin sehen, daß solches
dottergelb oder feuerroth, mit einem
Worte hoch an Farbe, von einem
guten und lieblichen honigsüßen
Geruche (je neuer es ist, je schöner
und lieblicher riecht es) nicht zu
fett und leicht zu zerbrechen sey,
und wenn man es käuet, nicht an
den Zähnen kleben bleibe, wie auch
daß es keinen Fuß habe, sondern
wohl gereiniget sey. Unter demje-
nigen Wachse, so aus den nordi-
schen Ländern, als aus Polen, Ruß-
land etc. kömmt, wird dasjenige, so von
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Wachs
Danzig gebracht wird, für das be-
ste gehalten. Man muß sich aber
bey diesem Wachse wohl in Acht
nehmen, weil es, um das Gewicht
desselben zu vermehren, inwendig
oft mit Wasser, Steinen, Erde,
Sand, oder Mehl angefüllt, in-
geichen mit Unschlitt, Harz etc. ver-
fälscht ist. Jnsonderheit traue man
ja dem polnischen Wachse nicht, das
man von Hamburg und Amsterdam
bekömmt, und wenn gleich solches
mit dem Wapen dieser beyden Städ-
te gezeichnet ist. Denn mehren-
theils ist solches umgeschmolzenes
und bey dem Umschmelzen mit Jn-
schlitt oder Harz vermischtes Wachs.
Das sicherste Mittel dabey ist die-
ses, daß, wenn man es in gegos-
senen großen Wachsboden kauft,
man solche bey der Waage entzwey
schlage, und die innere Beschaffen-
heit des Wachses genauer erforsche.
Alle Provinzen von Frankreich, die
Honig liefern, geben auch gelbes
Wachs. Unter demselben aber
wird das aus Bretagne und Cham-
pagne für das beste gehalten. Es
wird aber auch viel Wachs aus
Polen, der Levante und der Bar-
barey nach Frankreich geführet.
Smyrna kann jährlich wohl 3000
bis 4000 Centner Wachs liefern.
Man muß sich aber bey dem Ein-
kaufe in Acht nehmen, daß solches
nicht mit Jnschlitt, Erbsen- oder
Bohnenmehle vermischt sey, weil
dieses also verfälschte Wachs nicht
halb so gut ist, als das andere;
auch dahin sehen, daß solches aus-
und inwendig fein gelb sey. Zu
dem Ende muß man solches allemal
von einander schlagen. Aus Con-
stantinopel, Alexandria, Satalia,

und andern Orten der Levante, des-
gleichen aus der Barbarey, kömmt
ebenfalls viel Wachs, welches ins-
gemein in Säcken verkauft wird.
Desgleichen bekömmt man aus ver-
schiedenen Jnseln des griechischen

Archi-
T 2

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Wachs
ſer haͤufige Gebrauch des Wachſes
macht, daß der (7) Wachshandel
(a) ein ungemein eintraͤglicher Han-
del
iſt, weil dieſe Waare nicht fal-
len, noch aus der Mode kommen
kann. Es wird davon fuͤr unzaͤh-
lige Summen Geldes in den groͤßten
und beſten Theilen von Europa ab-
geſetzt und verbraucht; und die
Conſumtion, ſo vornehmlich in
Spanien und America davon ge-
ſchieht, iſt erſtaunend groß, weil
die Spanier inſonderheit die, ſo in
Weſtindien leben, es in großer
Menge verbrauchen, indem ſie
ihre Kirchen, ſonderlich an den
Sonn- und Feſttagen, gerne illu-
miniren; daß man alſo dieſe Waa-
re, welche ihnen inſonderheit die
Hollaͤnder aus den Nordlaͤndern zu-
fuͤhren, als einen der ſtaͤrkſten Aeſte
der Handlung der Hollaͤnder mit
Spanien betrachten muß. Gleiche
Bewandtniß hat es auch faſt mit
Jtalien und Frankreich, als in
welchem Lande mehr Wachs, als
irgend in einem Lande in Europa,
verthan wird, vornehmlich zu Pa-
ris, wo mehr als ¾ von dem Wach-
ſe verbraucht wird, das man in
Frankreich macht, und aus andern
Laͤndern nach dieſem Koͤnigreiche
bringt. Man (b) verkauft das
Wachs bey Pfunden oder Centnern.
Bey dem (c) Einkaufe des a) ge-
meinen gelben Wachſes
muß man
allezeit dahin ſehen, daß ſolches
dottergelb oder feuerroth, mit einem
Worte hoch an Farbe, von einem
guten und lieblichen honigſuͤßen
Geruche (je neuer es iſt, je ſchoͤner
und lieblicher riecht es) nicht zu
fett und leicht zu zerbrechen ſey,
und wenn man es kaͤuet, nicht an
den Zaͤhnen kleben bleibe, wie auch
daß es keinen Fuß habe, ſondern
wohl gereiniget ſey. Unter demje-
nigen Wachſe, ſo aus den nordi-
ſchen Laͤndern, als aus Polen, Ruß-
land ꝛc. koͤmmt, wird dasjenige, ſo von
[Spaltenumbruch]
Wachs
Danzig gebracht wird, fuͤr das be-
ſte gehalten. Man muß ſich aber
bey dieſem Wachſe wohl in Acht
nehmen, weil es, um das Gewicht
deſſelben zu vermehren, inwendig
oft mit Waſſer, Steinen, Erde,
Sand, oder Mehl angefuͤllt, in-
geichen mit Unſchlitt, Harz ꝛc. ver-
faͤlſcht iſt. Jnſonderheit traue man
ja dem polniſchen Wachſe nicht, das
man von Hamburg und Amſterdam
bekoͤmmt, und wenn gleich ſolches
mit dem Wapen dieſer beyden Staͤd-
te gezeichnet iſt. Denn mehren-
theils iſt ſolches umgeſchmolzenes
und bey dem Umſchmelzen mit Jn-
ſchlitt oder Harz vermiſchtes Wachs.
Das ſicherſte Mittel dabey iſt die-
ſes, daß, wenn man es in gegoſ-
ſenen großen Wachsboden kauft,
man ſolche bey der Waage entzwey
ſchlage, und die innere Beſchaffen-
heit des Wachſes genauer erforſche.
Alle Provinzen von Frankreich, die
Honig liefern, geben auch gelbes
Wachs. Unter demſelben aber
wird das aus Bretagne und Cham-
pagne fuͤr das beſte gehalten. Es
wird aber auch viel Wachs aus
Polen, der Levante und der Bar-
barey nach Frankreich gefuͤhret.
Smyrna kann jaͤhrlich wohl 3000
bis 4000 Centner Wachs liefern.
Man muß ſich aber bey dem Ein-
kaufe in Acht nehmen, daß ſolches
nicht mit Jnſchlitt, Erbſen- oder
Bohnenmehle vermiſcht ſey, weil
dieſes alſo verfaͤlſchte Wachs nicht
halb ſo gut iſt, als das andere;
auch dahin ſehen, daß ſolches aus-
und inwendig fein gelb ſey. Zu
dem Ende muß man ſolches allemal
von einander ſchlagen. Aus Con-
ſtantinopel, Alexandria, Satalia,

und andern Orten der Levante, des-
gleichen aus der Barbarey, koͤmmt
ebenfalls viel Wachs, welches ins-
gemein in Saͤcken verkauft wird.
Desgleichen bekoͤmmt man aus ver-
ſchiedenen Jnſeln des griechiſchen

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[[291]/0297] Wachs Wachs ſer haͤufige Gebrauch des Wachſes macht, daß der (7) Wachshandel (a) ein ungemein eintraͤglicher Han- del iſt, weil dieſe Waare nicht fal- len, noch aus der Mode kommen kann. Es wird davon fuͤr unzaͤh- lige Summen Geldes in den groͤßten und beſten Theilen von Europa ab- geſetzt und verbraucht; und die Conſumtion, ſo vornehmlich in Spanien und America davon ge- ſchieht, iſt erſtaunend groß, weil die Spanier inſonderheit die, ſo in Weſtindien leben, es in großer Menge verbrauchen, indem ſie ihre Kirchen, ſonderlich an den Sonn- und Feſttagen, gerne illu- miniren; daß man alſo dieſe Waa- re, welche ihnen inſonderheit die Hollaͤnder aus den Nordlaͤndern zu- fuͤhren, als einen der ſtaͤrkſten Aeſte der Handlung der Hollaͤnder mit Spanien betrachten muß. Gleiche Bewandtniß hat es auch faſt mit Jtalien und Frankreich, als in welchem Lande mehr Wachs, als irgend in einem Lande in Europa, verthan wird, vornehmlich zu Pa- ris, wo mehr als ¾ von dem Wach- ſe verbraucht wird, das man in Frankreich macht, und aus andern Laͤndern nach dieſem Koͤnigreiche bringt. Man (b) verkauft das Wachs bey Pfunden oder Centnern. Bey dem (c) Einkaufe des a) ge- meinen gelben Wachſes muß man allezeit dahin ſehen, daß ſolches dottergelb oder feuerroth, mit einem Worte hoch an Farbe, von einem guten und lieblichen honigſuͤßen Geruche (je neuer es iſt, je ſchoͤner und lieblicher riecht es) nicht zu fett und leicht zu zerbrechen ſey, und wenn man es kaͤuet, nicht an den Zaͤhnen kleben bleibe, wie auch daß es keinen Fuß habe, ſondern wohl gereiniget ſey. Unter demje- nigen Wachſe, ſo aus den nordi- ſchen Laͤndern, als aus Polen, Ruß- land ꝛc. koͤmmt, wird dasjenige, ſo von Danzig gebracht wird, fuͤr das be- ſte gehalten. Man muß ſich aber bey dieſem Wachſe wohl in Acht nehmen, weil es, um das Gewicht deſſelben zu vermehren, inwendig oft mit Waſſer, Steinen, Erde, Sand, oder Mehl angefuͤllt, in- geichen mit Unſchlitt, Harz ꝛc. ver- faͤlſcht iſt. Jnſonderheit traue man ja dem polniſchen Wachſe nicht, das man von Hamburg und Amſterdam bekoͤmmt, und wenn gleich ſolches mit dem Wapen dieſer beyden Staͤd- te gezeichnet iſt. Denn mehren- theils iſt ſolches umgeſchmolzenes und bey dem Umſchmelzen mit Jn- ſchlitt oder Harz vermiſchtes Wachs. Das ſicherſte Mittel dabey iſt die- ſes, daß, wenn man es in gegoſ- ſenen großen Wachsboden kauft, man ſolche bey der Waage entzwey ſchlage, und die innere Beſchaffen- heit des Wachſes genauer erforſche. Alle Provinzen von Frankreich, die Honig liefern, geben auch gelbes Wachs. Unter demſelben aber wird das aus Bretagne und Cham- pagne fuͤr das beſte gehalten. Es wird aber auch viel Wachs aus Polen, der Levante und der Bar- barey nach Frankreich gefuͤhret. Smyrna kann jaͤhrlich wohl 3000 bis 4000 Centner Wachs liefern. Man muß ſich aber bey dem Ein- kaufe in Acht nehmen, daß ſolches nicht mit Jnſchlitt, Erbſen- oder Bohnenmehle vermiſcht ſey, weil dieſes alſo verfaͤlſchte Wachs nicht halb ſo gut iſt, als das andere; auch dahin ſehen, daß ſolches aus- und inwendig fein gelb ſey. Zu dem Ende muß man ſolches allemal von einander ſchlagen. Aus Con- ſtantinopel, Alexandria, Satalia, und andern Orten der Levante, des- gleichen aus der Barbarey, koͤmmt ebenfalls viel Wachs, welches ins- gemein in Saͤcken verkauft wird. Desgleichen bekoͤmmt man aus ver- ſchiedenen Jnſeln des griechiſchen Archi- T 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [291]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/297>, abgerufen am 22.12.2024.