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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wechselhandel
chem insgemein der (11) Gewinn,
den der Wechsler vor seine Mühe
des Zählens zieht, mit geschlagen
wird, kann man aus den sogenann-
ten (12) Gelderpreißzetteln, oder
Preißcouranten ersehen. Biswei-
len wird, wenn der Aufwechsel,
oder Agio eines bessern Geldes ge-
gen ein geringeres schon reguliret
ist, gleichwol nach den Umständen
der Zeit ein mehrers bezahlet; und
dieses heißt (13) Sopra Agio. Die
(14) Berechnung des Agio geschieht
auf zweyerley Art: a) wenn schlech-
tes Geld gegen ein besseres umgese-
tzet; oder verwechselt wird, so muß
derjenige, der das bessere Geld be-
kömmt, nicht nur eben so viel schlech-
teres, sondern noch ein mehrers,
nämlich das auf jedes Hundert be-
dungene Agio, dazu aufgeben, und
solche Zugabe heißt alsdann das
Aufgeld; diesemnach gehöret der
Aufsatz von dergleichen Vorfällen
zur Jntereßrechnung: hingegen
b) wenn man besseres Geld für
schlechteres einwechselt, und das
bedungene Agio nicht besonders auf-
giebt oder bezahlet, sondern dassel-
be aus der Hauptsumme des zu ver-
wechseln habenden schlechtern Gel-
des, abrechnen läßt, so heißt Agio
nicht ein Aufgeld, sondern ein Ab-
zug,
oder Kürzung; und in die-
sem Verstande fällt der Aufsatz in
die Rabatrechnung. Dem Agio-
zahlen, oder dem Gewinne, oder
Verluste, ist das (15) Pari, oder
al Pari entgegen gesetzet, da Geld
gegen Geld ohne Agio, oder Auf-
geld von beyderseits Wechselnden,
und also Zug um Zug verwechselt,
oder umgesetzet wird. Der (16)
Mäcklerlohn, oder die Courtage,
so man dem Geldmäckler giebt, wenn
man sich nämlich eines seiner Hülfe
beym Umsetzen des Geldes bedienet,
und etwann eines vor Tausend be-
trägt, ist nach eines jeden Orts
Gewohnheit zu bezahlen, siehe Cour-
[Spaltenumbruch]
Wechselhandel
tage.
Die (B) reale Wechselhand-
lung,
(so eigentlich das Wechsel-
negotium,
oder auch die Wechsel-
handlung
schlechthin und vorzügli-
cher Weise, desgleichen die Banco-
handlung
heißt,) ist ein Wort von
gedoppelter (1) Bedeutung, indem
es entweder in einem weitschweifi-
gen, oder aber in einem engern
Verstande genommen werden kann.
a) Die reale Wechselhandlung, im
weitschweifigen Verstande,
ist die-
jenige Art der Wechselhandlung,
welche mit Wechselbriefen, Sub-
scriptionen, Steuerscheinen, Ban-
cobillets, Handelsobligationen, As-
signationen, Quittungen und Actien,
(von dem Actienhandel ist bereits
im Artikel: Actien, Nachricht er-
theilet worden,) getrieben; und zu-
weilen auch der Papierhandel, franz.
Commerce en Papier, genennet
wird. Haben die Wechsel und an-
dere Briefe, so verhandelt werden
sollen, noch auf Zeit zu laufen: so
werden die Jnteressen aus der Haupt-
summe nach Proportion der Zeit ab-
gekürzet: und heißt sodann einen
solchen Wechsel- oder andern Brief
auf diese Art verhandeln, unter
Kaufleuten discontriren, s. Rabat.
b) Die reale Wechselhandlung im
engern Verstande,
ist diejenige Art
der Wechselhandlung, da man durch
traßirte Wechselbriefe Geld aus-
wärts übermachet, oder von andern
Orten es auf eben die Weise wie-
der heraus zieht; und diese ist es,
von der wir hauptsächlich in der
Folge dieses Artikels reden werden.
Der (2) Unterschied der realen
Wechselhandlung von der Klein-

oder Handwechselung besteht dar-
innen, daß diese sich bloß allein mit
Gelde beschäfftiget; dahingegen je-
ne zwar wol ebenfalls Geld, aber
nebst solchem auch Wechsel, die für
das Geld dagegen gegeben werden,
zu ihrem Gegenstande hat. Der
(3) Ursprung der realen Wechsel-

hand-
Z 2

[Spaltenumbruch]

Wechſelhandel
chem insgemein der (11) Gewinn,
den der Wechsler vor ſeine Muͤhe
des Zaͤhlens zieht, mit geſchlagen
wird, kann man aus den ſogenann-
ten (12) Gelderpreißzetteln, oder
Preißcouranten erſehen. Biswei-
len wird, wenn der Aufwechſel,
oder Agio eines beſſern Geldes ge-
gen ein geringeres ſchon reguliret
iſt, gleichwol nach den Umſtaͤnden
der Zeit ein mehrers bezahlet; und
dieſes heißt (13) Sopra Agio. Die
(14) Berechnung des Agio geſchieht
auf zweyerley Art: a) wenn ſchlech-
tes Geld gegen ein beſſeres umgeſe-
tzet; oder verwechſelt wird, ſo muß
derjenige, der das beſſere Geld be-
koͤmmt, nicht nur eben ſo viel ſchlech-
teres, ſondern noch ein mehrers,
naͤmlich das auf jedes Hundert be-
dungene Agio, dazu aufgeben, und
ſolche Zugabe heißt alsdann das
Aufgeld; dieſemnach gehoͤret der
Aufſatz von dergleichen Vorfaͤllen
zur Jntereßrechnung: hingegen
b) wenn man beſſeres Geld fuͤr
ſchlechteres einwechſelt, und das
bedungene Agio nicht beſonders auf-
giebt oder bezahlet, ſondern daſſel-
be aus der Hauptſumme des zu ver-
wechſeln habenden ſchlechtern Gel-
des, abrechnen laͤßt, ſo heißt Agio
nicht ein Aufgeld, ſondern ein Ab-
zug,
oder Kuͤrzung; und in die-
ſem Verſtande faͤllt der Aufſatz in
die Rabatrechnung. Dem Agio-
zahlen, oder dem Gewinne, oder
Verluſte, iſt das (15) Pari, oder
al Pari entgegen geſetzet, da Geld
gegen Geld ohne Agio, oder Auf-
geld von beyderſeits Wechſelnden,
und alſo Zug um Zug verwechſelt,
oder umgeſetzet wird. Der (16)
Maͤcklerlohn, oder die Courtage,
ſo man dem Geldmaͤckler giebt, wenn
man ſich naͤmlich eines ſeiner Huͤlfe
beym Umſetzen des Geldes bedienet,
und etwann eines vor Tauſend be-
traͤgt, iſt nach eines jeden Orts
Gewohnheit zu bezahlen, ſiehe Cour-
[Spaltenumbruch]
Wechſelhandel
tage.
Die (B) reale Wechſelhand-
lung,
(ſo eigentlich das Wechſel-
negotium,
oder auch die Wechſel-
handlung
ſchlechthin und vorzuͤgli-
cher Weiſe, desgleichen die Banco-
handlung
heißt,) iſt ein Wort von
gedoppelter (1) Bedeutung, indem
es entweder in einem weitſchweifi-
gen, oder aber in einem engern
Verſtande genommen werden kann.
a) Die reale Wechſelhandlung, im
weitſchweifigen Verſtande,
iſt die-
jenige Art der Wechſelhandlung,
welche mit Wechſelbriefen, Sub-
ſcriptionen, Steuerſcheinen, Ban-
cobillets, Handelsobligationen, Aſ-
ſignationen, Quittungen und Actien,
(von dem Actienhandel iſt bereits
im Artikel: Actien, Nachricht er-
theilet worden,) getrieben; und zu-
weilen auch der Papierhandel, franz.
Commerce en Papier, genennet
wird. Haben die Wechſel und an-
dere Briefe, ſo verhandelt werden
ſollen, noch auf Zeit zu laufen: ſo
werden die Jntereſſen aus der Haupt-
ſumme nach Proportion der Zeit ab-
gekuͤrzet: und heißt ſodann einen
ſolchen Wechſel- oder andern Brief
auf dieſe Art verhandeln, unter
Kaufleuten diſcontriren, ſ. Rabat.
b) Die reale Wechſelhandlung im
engern Verſtande,
iſt diejenige Art
der Wechſelhandlung, da man durch
traßirte Wechſelbriefe Geld aus-
waͤrts uͤbermachet, oder von andern
Orten es auf eben die Weiſe wie-
der heraus zieht; und dieſe iſt es,
von der wir hauptſaͤchlich in der
Folge dieſes Artikels reden werden.
Der (2) Unterſchied der realen
Wechſelhandlung von der Klein-

oder Handwechſelung beſteht dar-
innen, daß dieſe ſich bloß allein mit
Gelde beſchaͤfftiget; dahingegen je-
ne zwar wol ebenfalls Geld, aber
nebſt ſolchem auch Wechſel, die fuͤr
das Geld dagegen gegeben werden,
zu ihrem Gegenſtande hat. Der
(3) Urſprung der realen Wechſel-

hand-
Z 2
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[[355]/0361] Wechſelhandel Wechſelhandel chem insgemein der (11) Gewinn, den der Wechsler vor ſeine Muͤhe des Zaͤhlens zieht, mit geſchlagen wird, kann man aus den ſogenann- ten (12) Gelderpreißzetteln, oder Preißcouranten erſehen. Biswei- len wird, wenn der Aufwechſel, oder Agio eines beſſern Geldes ge- gen ein geringeres ſchon reguliret iſt, gleichwol nach den Umſtaͤnden der Zeit ein mehrers bezahlet; und dieſes heißt (13) Sopra Agio. Die (14) Berechnung des Agio geſchieht auf zweyerley Art: a) wenn ſchlech- tes Geld gegen ein beſſeres umgeſe- tzet; oder verwechſelt wird, ſo muß derjenige, der das beſſere Geld be- koͤmmt, nicht nur eben ſo viel ſchlech- teres, ſondern noch ein mehrers, naͤmlich das auf jedes Hundert be- dungene Agio, dazu aufgeben, und ſolche Zugabe heißt alsdann das Aufgeld; dieſemnach gehoͤret der Aufſatz von dergleichen Vorfaͤllen zur Jntereßrechnung: hingegen b) wenn man beſſeres Geld fuͤr ſchlechteres einwechſelt, und das bedungene Agio nicht beſonders auf- giebt oder bezahlet, ſondern daſſel- be aus der Hauptſumme des zu ver- wechſeln habenden ſchlechtern Gel- des, abrechnen laͤßt, ſo heißt Agio nicht ein Aufgeld, ſondern ein Ab- zug, oder Kuͤrzung; und in die- ſem Verſtande faͤllt der Aufſatz in die Rabatrechnung. Dem Agio- zahlen, oder dem Gewinne, oder Verluſte, iſt das (15) Pari, oder al Pari entgegen geſetzet, da Geld gegen Geld ohne Agio, oder Auf- geld von beyderſeits Wechſelnden, und alſo Zug um Zug verwechſelt, oder umgeſetzet wird. Der (16) Maͤcklerlohn, oder die Courtage, ſo man dem Geldmaͤckler giebt, wenn man ſich naͤmlich eines ſeiner Huͤlfe beym Umſetzen des Geldes bedienet, und etwann eines vor Tauſend be- traͤgt, iſt nach eines jeden Orts Gewohnheit zu bezahlen, ſiehe Cour- tage. Die (B) reale Wechſelhand- lung, (ſo eigentlich das Wechſel- negotium, oder auch die Wechſel- handlung ſchlechthin und vorzuͤgli- cher Weiſe, desgleichen die Banco- handlung heißt,) iſt ein Wort von gedoppelter (1) Bedeutung, indem es entweder in einem weitſchweifi- gen, oder aber in einem engern Verſtande genommen werden kann. a) Die reale Wechſelhandlung, im weitſchweifigen Verſtande, iſt die- jenige Art der Wechſelhandlung, welche mit Wechſelbriefen, Sub- ſcriptionen, Steuerſcheinen, Ban- cobillets, Handelsobligationen, Aſ- ſignationen, Quittungen und Actien, (von dem Actienhandel iſt bereits im Artikel: Actien, Nachricht er- theilet worden,) getrieben; und zu- weilen auch der Papierhandel, franz. Commerce en Papier, genennet wird. Haben die Wechſel und an- dere Briefe, ſo verhandelt werden ſollen, noch auf Zeit zu laufen: ſo werden die Jntereſſen aus der Haupt- ſumme nach Proportion der Zeit ab- gekuͤrzet: und heißt ſodann einen ſolchen Wechſel- oder andern Brief auf dieſe Art verhandeln, unter Kaufleuten diſcontriren, ſ. Rabat. b) Die reale Wechſelhandlung im engern Verſtande, iſt diejenige Art der Wechſelhandlung, da man durch traßirte Wechſelbriefe Geld aus- waͤrts uͤbermachet, oder von andern Orten es auf eben die Weiſe wie- der heraus zieht; und dieſe iſt es, von der wir hauptſaͤchlich in der Folge dieſes Artikels reden werden. Der (2) Unterſchied der realen Wechſelhandlung von der Klein- oder Handwechſelung beſteht dar- innen, daß dieſe ſich bloß allein mit Gelde beſchaͤfftiget; dahingegen je- ne zwar wol ebenfalls Geld, aber nebſt ſolchem auch Wechſel, die fuͤr das Geld dagegen gegeben werden, zu ihrem Gegenſtande hat. Der (3) Urſprung der realen Wechſel- hand- Z 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [355]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/361>, abgerufen am 22.12.2024.