Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wechselproceß
schen, wenn der Schuldner eigent-
lich zu Hause ist, damit, wenn sol-
cher abwesend ist, die Wach- und Ge-
richtskosten nicht umsonst angewen-
det werden. Wenn nun der Gläubiger
durch die eingezogene Erkundigung
gewiß weiß, daß der Schuldner die-
se oder jene Stunde zu Hause ist:
so meldet er es dem Gerichte, und
bittet um solche Zeit den Schuldner
zu arretiren. (e) Zu des Schuld-
ners Arretirung wird der Actuarius,
welchem der Wechselgläubiger, oder
dessen Gevollmächtigter, sich zugesel-
let, mit der Wache in des Schuld-
ners Wohnung abgeschickt; und
wenn der Actuarius dem Schuldner
den Wechsel zur Recognition vor-
gewiesen hat, dieser auch selbigen
recognosciret hat, die Wache der-
gestalt gesetzt, daß die Wächter in
die Stube des Schuldners gerufen
und bedeutet werden, auf den
Schuldner fleißig Achtung zu geben,
und solchen niemals allein zu lassen.
Will aber der Wechselschuldner, da der
Actuarius, Creditor und die Wache
im Hause seyn, sich nicht antreffen
lassen, sondern man giebt vor, er
wohne oder sey nicht hier, oder sey
verreiset: so hat der Wechselgläubi-
ger sich daran nicht zu kehren; son-
dern wie vor allen Dingen ein Un-
terschied zu machen ist, ob der
Schuldner in demjenigen Hause,
wo er beständig wohnet, oder in
demjenigen, da er nur auf eine Zeit
seyn soll, gesucht werde: so ist in
jenem Falle der Gläubiger berechti-
get zu begehren, daß alle Behält-
nisse, so dem Schuldner im Hause
zukommen, und worinnen er sich
verbergen kann, eröffnet, oder durch
den Schlösser aufgemacht werden,
indem widrigenfalls, und wenn die
Wache auf bloßes Vorgeben, daß
der Schuldner nicht zu Hause sey,
wieder abziehen müßte; wohl schwer-
lich jemals ein Wechselschuldner
würde arretiret werden. Jn dem
[Spaltenumbruch]
Wechselproceß
andern Falle aber muß der Gläubi-
ger vor allen Dingen eine Vermu-
thung beybringen, daß der Schuld-
ner sich in dem Hause aufhalte;
und alsdenn ist dasjenige Zimmer,
in welchem selbiger nach den ange-
führten Vermuthungen anzutreffen
ist, gleichergestalt durch den Schlös-
ser zu eröffnen, dafern man sich
weigert, solches in Güte aufzuma-
chen. Erbiethet sich der Wechsel-
schuldner zur (f) eidlichen Diffes-
sion des Wechsels;
so ist er so lan-
ge dazu zuzulassen, bis der Gläu-
biger nicht eine bereits gerichtlich
geschehene Recognition dociret.
Jm Gegentheil, wenn der Gläu-
biger durch Zeugen beweisen will,
daß der Schuldner den Wechsel un-
terschrieben, ist er damit nicht zu
hören. Der Diffeßionseid wird
eben so, wie bey andern eigenen
Documenten eingerichtet, siehe Dif-
feßion,
und muß an Gerichtsstelle
abgelegt werden, dahin der Wech-
selschuldner sich zu begeben hat,
jedoch, daß die ihm zuzuordnende
Wache von ferne nachgeht, und ein
wachsames Auge auf ihn hat. Denn
von der Wache kann er nicht in
das Gericht gebracht werden, weil
er den Wechsel noch nicht recogno-
sciret hat, und mithin auch noch
nicht im Arreste sitzt. Nach ge-
schehener Recognition des Wechsels
(g) bringt der Wechselschuldner oft
unterschiedene Ausflüchte vor, wor-
auf aber anderer Gestalt nicht zu
sehen ist, als wenn sie sogleich li-
quid sind, wiewol auch diese zuwei-
len keine Aufmerksamkeit verdienen,
wenn nämlich der Wechsel indoßiret
ist, und die vorgeschützten Ausflüchte
ex facto des Jndossanten herrühren.
Wider die von dem Schuldner ein-
gewendeten Ausflüchte kann der
Gläubiger seine Nothdurft sogleich
vorbringen, und desfalls eine Re-
gistratur fertigen lassen: zu welchem
Ende auch nöthig ist, daß der Gläu-

biger

[Spaltenumbruch]

Wechſelproceß
ſchen, wenn der Schuldner eigent-
lich zu Hauſe iſt, damit, wenn ſol-
cher abweſend iſt, die Wach- und Ge-
richtskoſten nicht umſonſt angewen-
det werden. Wenn nun der Glaͤubiger
durch die eingezogene Erkundigung
gewiß weiß, daß der Schuldner die-
ſe oder jene Stunde zu Hauſe iſt:
ſo meldet er es dem Gerichte, und
bittet um ſolche Zeit den Schuldner
zu arretiren. (e) Zu des Schuld-
ners Arretirung wird der Actuarius,
welchem der Wechſelglaͤubiger, oder
deſſen Gevollmaͤchtigter, ſich zugeſel-
let, mit der Wache in des Schuld-
ners Wohnung abgeſchickt; und
wenn der Actuarius dem Schuldner
den Wechſel zur Recognition vor-
gewieſen hat, dieſer auch ſelbigen
recognoſciret hat, die Wache der-
geſtalt geſetzt, daß die Waͤchter in
die Stube des Schuldners gerufen
und bedeutet werden, auf den
Schuldner fleißig Achtung zu geben,
und ſolchen niemals allein zu laſſen.
Will aber der Wechſelſchuldner, da der
Actuarius, Creditor und die Wache
im Hauſe ſeyn, ſich nicht antreffen
laſſen, ſondern man giebt vor, er
wohne oder ſey nicht hier, oder ſey
verreiſet: ſo hat der Wechſelglaͤubi-
ger ſich daran nicht zu kehren; ſon-
dern wie vor allen Dingen ein Un-
terſchied zu machen iſt, ob der
Schuldner in demjenigen Hauſe,
wo er beſtaͤndig wohnet, oder in
demjenigen, da er nur auf eine Zeit
ſeyn ſoll, geſucht werde: ſo iſt in
jenem Falle der Glaͤubiger berechti-
get zu begehren, daß alle Behaͤlt-
niſſe, ſo dem Schuldner im Hauſe
zukommen, und worinnen er ſich
verbergen kann, eroͤffnet, oder durch
den Schloͤſſer aufgemacht werden,
indem widrigenfalls, und wenn die
Wache auf bloßes Vorgeben, daß
der Schuldner nicht zu Hauſe ſey,
wieder abziehen muͤßte; wohl ſchwer-
lich jemals ein Wechſelſchuldner
wuͤrde arretiret werden. Jn dem
[Spaltenumbruch]
Wechſelproceß
andern Falle aber muß der Glaͤubi-
ger vor allen Dingen eine Vermu-
thung beybringen, daß der Schuld-
ner ſich in dem Hauſe aufhalte;
und alsdenn iſt dasjenige Zimmer,
in welchem ſelbiger nach den ange-
fuͤhrten Vermuthungen anzutreffen
iſt, gleichergeſtalt durch den Schloͤſ-
ſer zu eroͤffnen, dafern man ſich
weigert, ſolches in Guͤte aufzuma-
chen. Erbiethet ſich der Wechſel-
ſchuldner zur (f) eidlichen Diffeſ-
ſion des Wechſels;
ſo iſt er ſo lan-
ge dazu zuzulaſſen, bis der Glaͤu-
biger nicht eine bereits gerichtlich
geſchehene Recognition dociret.
Jm Gegentheil, wenn der Glaͤu-
biger durch Zeugen beweiſen will,
daß der Schuldner den Wechſel un-
terſchrieben, iſt er damit nicht zu
hoͤren. Der Diffeßionseid wird
eben ſo, wie bey andern eigenen
Documenten eingerichtet, ſiehe Dif-
feßion,
und muß an Gerichtsſtelle
abgelegt werden, dahin der Wech-
ſelſchuldner ſich zu begeben hat,
jedoch, daß die ihm zuzuordnende
Wache von ferne nachgeht, und ein
wachſames Auge auf ihn hat. Denn
von der Wache kann er nicht in
das Gericht gebracht werden, weil
er den Wechſel noch nicht recogno-
ſciret hat, und mithin auch noch
nicht im Arreſte ſitzt. Nach ge-
ſchehener Recognition des Wechſels
(g) bringt der Wechſelſchuldner oft
unterſchiedene Ausfluͤchte vor, wor-
auf aber anderer Geſtalt nicht zu
ſehen iſt, als wenn ſie ſogleich li-
quid ſind, wiewol auch dieſe zuwei-
len keine Aufmerkſamkeit verdienen,
wenn naͤmlich der Wechſel indoßiret
iſt, und die vorgeſchuͤtzten Ausfluͤchte
ex facto des Jndoſſanten herruͤhren.
Wider die von dem Schuldner ein-
gewendeten Ausfluͤchte kann der
Glaͤubiger ſeine Nothdurft ſogleich
vorbringen, und desfalls eine Re-
giſtratur fertigen laſſen: zu welchem
Ende auch noͤthig iſt, daß der Glaͤu-

biger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0373" n="[367]"/><cb n="733"/><fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elproceß</fw><lb/>
&#x017F;chen, wenn der Schuldner eigent-<lb/>
lich zu Hau&#x017F;e i&#x017F;t, damit, wenn &#x017F;ol-<lb/>
cher abwe&#x017F;end i&#x017F;t, die Wach- und Ge-<lb/>
richtsko&#x017F;ten nicht um&#x017F;on&#x017F;t angewen-<lb/>
det werden. Wenn nun der Gla&#x0364;ubiger<lb/>
durch die eingezogene Erkundigung<lb/>
gewiß weiß, daß der Schuldner die-<lb/>
&#x017F;e oder jene Stunde zu Hau&#x017F;e i&#x017F;t:<lb/>
&#x017F;o meldet er es dem Gerichte, und<lb/>
bittet um &#x017F;olche Zeit den Schuldner<lb/>
zu arretiren. (e) Zu des Schuld-<lb/>
ners Arretirung wird der <hi rendition="#fr">Actuarius,</hi><lb/>
welchem der Wech&#x017F;elgla&#x0364;ubiger, oder<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Gevollma&#x0364;chtigter, &#x017F;ich zuge&#x017F;el-<lb/>
let, <hi rendition="#fr">mit der Wache</hi> in des Schuld-<lb/>
ners Wohnung <hi rendition="#fr">abge&#x017F;chickt;</hi> und<lb/>
wenn der Actuarius dem Schuldner<lb/>
den Wech&#x017F;el zur Recognition vor-<lb/>
gewie&#x017F;en hat, die&#x017F;er auch &#x017F;elbigen<lb/>
recogno&#x017F;ciret hat, die Wache der-<lb/>
ge&#x017F;talt ge&#x017F;etzt, daß die Wa&#x0364;chter in<lb/>
die Stube des Schuldners gerufen<lb/>
und bedeutet werden, auf den<lb/>
Schuldner fleißig Achtung zu geben,<lb/>
und &#x017F;olchen niemals allein zu la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Will aber der Wech&#x017F;el&#x017F;chuldner, da der<lb/>
Actuarius, Creditor und die Wache<lb/>
im Hau&#x017F;e &#x017F;eyn, &#x017F;ich nicht antreffen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern man giebt vor, er<lb/>
wohne oder &#x017F;ey nicht hier, oder &#x017F;ey<lb/>
verrei&#x017F;et: &#x017F;o hat der Wech&#x017F;elgla&#x0364;ubi-<lb/>
ger &#x017F;ich daran nicht zu kehren; &#x017F;on-<lb/>
dern wie vor allen Dingen ein Un-<lb/>
ter&#x017F;chied zu machen i&#x017F;t, ob der<lb/>
Schuldner in demjenigen Hau&#x017F;e,<lb/>
wo er be&#x017F;ta&#x0364;ndig wohnet, oder in<lb/>
demjenigen, da er nur auf eine Zeit<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll, ge&#x017F;ucht werde: &#x017F;o i&#x017F;t in<lb/>
jenem Falle der Gla&#x0364;ubiger berechti-<lb/>
get zu begehren, daß alle Beha&#x0364;lt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o dem Schuldner im Hau&#x017F;e<lb/>
zukommen, und worinnen er &#x017F;ich<lb/>
verbergen kann, ero&#x0364;ffnet, oder durch<lb/>
den Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er aufgemacht werden,<lb/>
indem widrigenfalls, und wenn die<lb/>
Wache auf bloßes Vorgeben, daß<lb/>
der Schuldner nicht zu Hau&#x017F;e &#x017F;ey,<lb/>
wieder abziehen mu&#x0364;ßte; wohl &#x017F;chwer-<lb/>
lich jemals ein Wech&#x017F;el&#x017F;chuldner<lb/>
wu&#x0364;rde arretiret werden. Jn dem<lb/><cb n="734"/>
<fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elproceß</fw><lb/>
andern Falle aber muß der Gla&#x0364;ubi-<lb/>
ger vor allen Dingen eine Vermu-<lb/>
thung beybringen, daß der Schuld-<lb/>
ner &#x017F;ich in dem Hau&#x017F;e aufhalte;<lb/>
und alsdenn i&#x017F;t dasjenige Zimmer,<lb/>
in welchem &#x017F;elbiger nach den ange-<lb/>
fu&#x0364;hrten Vermuthungen anzutreffen<lb/>
i&#x017F;t, gleicherge&#x017F;talt durch den Schlo&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er zu ero&#x0364;ffnen, dafern man &#x017F;ich<lb/>
weigert, &#x017F;olches in Gu&#x0364;te aufzuma-<lb/>
chen. Erbiethet &#x017F;ich der Wech&#x017F;el-<lb/>
&#x017F;chuldner zur (f) <hi rendition="#fr">eidlichen Diffe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ion des Wech&#x017F;els;</hi> &#x017F;o i&#x017F;t er &#x017F;o lan-<lb/>
ge dazu zuzula&#x017F;&#x017F;en, bis der Gla&#x0364;u-<lb/>
biger nicht eine bereits gerichtlich<lb/>
ge&#x017F;chehene Recognition dociret.<lb/>
Jm Gegentheil, wenn der Gla&#x0364;u-<lb/>
biger durch Zeugen bewei&#x017F;en will,<lb/>
daß der Schuldner den Wech&#x017F;el un-<lb/>
ter&#x017F;chrieben, i&#x017F;t er damit nicht zu<lb/>
ho&#x0364;ren. Der Diffeßionseid wird<lb/>
eben &#x017F;o, wie bey andern eigenen<lb/>
Documenten eingerichtet, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Dif-<lb/>
feßion,</hi> und muß an Gerichts&#x017F;telle<lb/>
abgelegt werden, dahin der Wech-<lb/>
&#x017F;el&#x017F;chuldner &#x017F;ich zu begeben hat,<lb/>
jedoch, daß die ihm zuzuordnende<lb/>
Wache von ferne nachgeht, und ein<lb/>
wach&#x017F;ames Auge auf ihn hat. Denn<lb/>
von der Wache kann er nicht in<lb/>
das Gericht gebracht werden, weil<lb/>
er den Wech&#x017F;el noch nicht recogno-<lb/>
&#x017F;ciret hat, und mithin auch noch<lb/>
nicht im Arre&#x017F;te &#x017F;itzt. Nach ge-<lb/>
&#x017F;chehener Recognition des Wech&#x017F;els<lb/>
(g) bringt der <hi rendition="#fr">Wech&#x017F;el&#x017F;chuldner</hi> oft<lb/>
unter&#x017F;chiedene <hi rendition="#fr">Ausflu&#x0364;chte</hi> vor, wor-<lb/>
auf aber anderer Ge&#x017F;talt nicht zu<lb/>
&#x017F;ehen i&#x017F;t, als wenn &#x017F;ie &#x017F;ogleich li-<lb/>
quid &#x017F;ind, wiewol auch die&#x017F;e zuwei-<lb/>
len keine Aufmerk&#x017F;amkeit verdienen,<lb/>
wenn na&#x0364;mlich der Wech&#x017F;el indoßiret<lb/>
i&#x017F;t, und die vorge&#x017F;chu&#x0364;tzten Ausflu&#x0364;chte<lb/><hi rendition="#aq">ex facto</hi> des Jndo&#x017F;&#x017F;anten herru&#x0364;hren.<lb/>
Wider die von dem Schuldner ein-<lb/>
gewendeten Ausflu&#x0364;chte kann der<lb/>
Gla&#x0364;ubiger &#x017F;eine Nothdurft &#x017F;ogleich<lb/>
vorbringen, und desfalls eine Re-<lb/>
gi&#x017F;tratur fertigen la&#x017F;&#x017F;en: zu welchem<lb/>
Ende auch no&#x0364;thig i&#x017F;t, daß der Gla&#x0364;u-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">biger</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[367]/0373] Wechſelproceß Wechſelproceß ſchen, wenn der Schuldner eigent- lich zu Hauſe iſt, damit, wenn ſol- cher abweſend iſt, die Wach- und Ge- richtskoſten nicht umſonſt angewen- det werden. Wenn nun der Glaͤubiger durch die eingezogene Erkundigung gewiß weiß, daß der Schuldner die- ſe oder jene Stunde zu Hauſe iſt: ſo meldet er es dem Gerichte, und bittet um ſolche Zeit den Schuldner zu arretiren. (e) Zu des Schuld- ners Arretirung wird der Actuarius, welchem der Wechſelglaͤubiger, oder deſſen Gevollmaͤchtigter, ſich zugeſel- let, mit der Wache in des Schuld- ners Wohnung abgeſchickt; und wenn der Actuarius dem Schuldner den Wechſel zur Recognition vor- gewieſen hat, dieſer auch ſelbigen recognoſciret hat, die Wache der- geſtalt geſetzt, daß die Waͤchter in die Stube des Schuldners gerufen und bedeutet werden, auf den Schuldner fleißig Achtung zu geben, und ſolchen niemals allein zu laſſen. Will aber der Wechſelſchuldner, da der Actuarius, Creditor und die Wache im Hauſe ſeyn, ſich nicht antreffen laſſen, ſondern man giebt vor, er wohne oder ſey nicht hier, oder ſey verreiſet: ſo hat der Wechſelglaͤubi- ger ſich daran nicht zu kehren; ſon- dern wie vor allen Dingen ein Un- terſchied zu machen iſt, ob der Schuldner in demjenigen Hauſe, wo er beſtaͤndig wohnet, oder in demjenigen, da er nur auf eine Zeit ſeyn ſoll, geſucht werde: ſo iſt in jenem Falle der Glaͤubiger berechti- get zu begehren, daß alle Behaͤlt- niſſe, ſo dem Schuldner im Hauſe zukommen, und worinnen er ſich verbergen kann, eroͤffnet, oder durch den Schloͤſſer aufgemacht werden, indem widrigenfalls, und wenn die Wache auf bloßes Vorgeben, daß der Schuldner nicht zu Hauſe ſey, wieder abziehen muͤßte; wohl ſchwer- lich jemals ein Wechſelſchuldner wuͤrde arretiret werden. Jn dem andern Falle aber muß der Glaͤubi- ger vor allen Dingen eine Vermu- thung beybringen, daß der Schuld- ner ſich in dem Hauſe aufhalte; und alsdenn iſt dasjenige Zimmer, in welchem ſelbiger nach den ange- fuͤhrten Vermuthungen anzutreffen iſt, gleichergeſtalt durch den Schloͤſ- ſer zu eroͤffnen, dafern man ſich weigert, ſolches in Guͤte aufzuma- chen. Erbiethet ſich der Wechſel- ſchuldner zur (f) eidlichen Diffeſ- ſion des Wechſels; ſo iſt er ſo lan- ge dazu zuzulaſſen, bis der Glaͤu- biger nicht eine bereits gerichtlich geſchehene Recognition dociret. Jm Gegentheil, wenn der Glaͤu- biger durch Zeugen beweiſen will, daß der Schuldner den Wechſel un- terſchrieben, iſt er damit nicht zu hoͤren. Der Diffeßionseid wird eben ſo, wie bey andern eigenen Documenten eingerichtet, ſiehe Dif- feßion, und muß an Gerichtsſtelle abgelegt werden, dahin der Wech- ſelſchuldner ſich zu begeben hat, jedoch, daß die ihm zuzuordnende Wache von ferne nachgeht, und ein wachſames Auge auf ihn hat. Denn von der Wache kann er nicht in das Gericht gebracht werden, weil er den Wechſel noch nicht recogno- ſciret hat, und mithin auch noch nicht im Arreſte ſitzt. Nach ge- ſchehener Recognition des Wechſels (g) bringt der Wechſelſchuldner oft unterſchiedene Ausfluͤchte vor, wor- auf aber anderer Geſtalt nicht zu ſehen iſt, als wenn ſie ſogleich li- quid ſind, wiewol auch dieſe zuwei- len keine Aufmerkſamkeit verdienen, wenn naͤmlich der Wechſel indoßiret iſt, und die vorgeſchuͤtzten Ausfluͤchte ex facto des Jndoſſanten herruͤhren. Wider die von dem Schuldner ein- gewendeten Ausfluͤchte kann der Glaͤubiger ſeine Nothdurft ſogleich vorbringen, und desfalls eine Re- giſtratur fertigen laſſen: zu welchem Ende auch noͤthig iſt, daß der Glaͤu- biger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/373
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [367]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/373>, abgerufen am 22.12.2024.