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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wein
den unvermischten Wein aber zum
Unterscheide Vin secco, franz. Vin
sec
,
das ist, trocknen Wein, nennet,
weil kein Wasser dazu gekommen ist,
siehe Sect. Außer diesen hier ge-
nannten spanischen Weinen werden
auch noch d) der tarraconische
Wein;
e) der salamankische Wein;
f) der Wein de Taro, welcher den
Titel des Königs der Weine füh-
ret; g) der Wein von Ciudat Real,
welcher sehr gesund | ist, und viel
auf der königlichen Tafel gebraucht
wird; h) der cordubische; und
i) der gallicische Wein, gepriesen.
Zu den spanischen Weinen kann
man 4) die berühmten Weine von
den Canarieninseln rechnen, nicht
allein deswegen, weil diese africa-
nischen Jnseln den Spaniern gehö-
ren; sondern auch deswegen, weil
ein großer Theil von diesen Weinen
nach verschiedenen spanischen Hä-
fen geführet wird, wo ihn hernach
die Europäer abhohlen: wiewol
auch von den Engländern und Hol-
ländern sehr viel, ja das meiste
davon aus der ersten Hand gehoh-
let wird. Alle Weine von diesen
Jnseln sind zwar vortrefflich; man
giebt aber doch denenjenigen den
Vorzug, die von den Jnseln Palma
und Fano kommen. Den größten
Handel damit treiben die Holländer
und Engländer, insonderheit die
letzten, die davon jährlich an die
16000 Oxhöfte für sich selbst nehmen,
theils aber solchen nach den nordi-
schen Ländern führen. Derjenige
Wein hingegen, so auf der Jnsel
Teneriffa wächst, und Verdona-
wein
genennet wird, von Farbe
grün, dick und stark, auch schwe-
rer als der andere Canarienwein ist,
wird in Europa nicht sehr geachtet:
nach Westindien aber stark verfüh-
ret, weil er in den heißen Ländern
lange gut bleibt. 5) Der portu-
giesische Wein von rother Farbe
und so hoch, daß er fast schwarz
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Wein
aussieht, und daher Vin tinto,
das ist gefärbter Wein heißt. Er
ist aber bey weitem nicht so gut, als
der spanische Wein, und hat einen
nicht eben angenehmen Nachschmack,
den die Ausländer nicht leicht ge-
wohnt werden, und wird auch für
diejenigen, die ihn nicht zu trin-
cken gewohnt sind, für ungesund ge-
halten. Die Engländer haben
zwar in denen im Anfange des itzi-
gen Jahrhunderts geführten spani-
schen und österreichischen Succes-
sionskriegen sich alle Mühe gegeben,
die portugiesischen Weine an statt der
spanischen und französischen, die sie
beyde nicht wohl haben konnten,
bey sich einzuführen; allein ihre
Versuche haben nicht recht gelingen
wollen. Denn so sehr sie auch sol-
chen umzubrauen oder zu schnei-
den gesucht haben: so haben doch
die Aerzte gefunden, daß er der Ge-
sundheit nachtheilig sey. Unter den
portugiesischen Weinen nennen wir
den Passatwein, welches ein vor-
trefflicher Wein ist, der in der por-
tugiesischen Landschaft Pasatos
wächst. Zu den portugiesischen
Weinen gehören auch 6) die Weine
von der bey Africa gelegenen und
den Portugiesen gehörenden Jnsel
Madera. Dieser Wein ist sehr
delicat, und von eben der Art, wie
der Malvasier von Candia, weil
die Weinstöcke, die diesen Wein tra-
gen, aus dieser letzten griechischen
Jnsel dahin gebracht sind. Er ist
aber besser, wenn er sich 2 bis 3
Jahre ausgelegen hat, als in dem
ersten Jahre. Denn in dem ersten
Jahre hat er einen herben und bren-
nenden Geschmack, der sich nicht
anders verliert, als dadurch, wenn
er eine Zeitlang liegt, da er sich in
eine Süßigkeit und Stärke verwan-
delt. Jährlich geht von demselben
aus der Jnsel Madera an die 30000
Stari, nach italienischem Maaße,
aus, jeden Staro zu 140 Pfunden

gerechnet.
B b 2

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Wein
den unvermiſchten Wein aber zum
Unterſcheide Vin ſecco, franz. Vin
ſec
,
das iſt, trocknen Wein, nennet,
weil kein Waſſer dazu gekommen iſt,
ſiehe Sect. Außer dieſen hier ge-
nannten ſpaniſchen Weinen werden
auch noch d) der tarraconiſche
Wein;
e) der ſalamankiſche Wein;
f) der Wein de Taro, welcher den
Titel des Koͤnigs der Weine fuͤh-
ret; g) der Wein von Ciudat Real,
welcher ſehr geſund | iſt, und viel
auf der koͤniglichen Tafel gebraucht
wird; h) der cordubiſche; und
i) der galliciſche Wein, geprieſen.
Zu den ſpaniſchen Weinen kann
man 4) die beruͤhmten Weine von
den Canarieninſeln rechnen, nicht
allein deswegen, weil dieſe africa-
niſchen Jnſeln den Spaniern gehoͤ-
ren; ſondern auch deswegen, weil
ein großer Theil von dieſen Weinen
nach verſchiedenen ſpaniſchen Haͤ-
fen gefuͤhret wird, wo ihn hernach
die Europaͤer abhohlen: wiewol
auch von den Englaͤndern und Hol-
laͤndern ſehr viel, ja das meiſte
davon aus der erſten Hand gehoh-
let wird. Alle Weine von dieſen
Jnſeln ſind zwar vortrefflich; man
giebt aber doch denenjenigen den
Vorzug, die von den Jnſeln Palma
und Fano kommen. Den groͤßten
Handel damit treiben die Hollaͤnder
und Englaͤnder, inſonderheit die
letzten, die davon jaͤhrlich an die
16000 Oxhoͤfte fuͤr ſich ſelbſt nehmen,
theils aber ſolchen nach den nordi-
ſchen Laͤndern fuͤhren. Derjenige
Wein hingegen, ſo auf der Jnſel
Teneriffa waͤchſt, und Verdona-
wein
genennet wird, von Farbe
gruͤn, dick und ſtark, auch ſchwe-
rer als der andere Canarienwein iſt,
wird in Europa nicht ſehr geachtet:
nach Weſtindien aber ſtark verfuͤh-
ret, weil er in den heißen Laͤndern
lange gut bleibt. 5) Der portu-
gieſiſche Wein von rother Farbe
und ſo hoch, daß er faſt ſchwarz
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Wein
ausſieht, und daher Vin tinto,
das iſt gefaͤrbter Wein heißt. Er
iſt aber bey weitem nicht ſo gut, als
der ſpaniſche Wein, und hat einen
nicht eben angenehmen Nachſchmack,
den die Auslaͤnder nicht leicht ge-
wohnt werden, und wird auch fuͤr
diejenigen, die ihn nicht zu trin-
cken gewohnt ſind, fuͤr ungeſund ge-
halten. Die Englaͤnder haben
zwar in denen im Anfange des itzi-
gen Jahrhunderts gefuͤhrten ſpani-
ſchen und oͤſterreichiſchen Succeſ-
ſionskriegen ſich alle Muͤhe gegeben,
die portugieſiſchen Weine an ſtatt der
ſpaniſchen und franzoͤſiſchen, die ſie
beyde nicht wohl haben konnten,
bey ſich einzufuͤhren; allein ihre
Verſuche haben nicht recht gelingen
wollen. Denn ſo ſehr ſie auch ſol-
chen umzubrauen oder zu ſchnei-
den geſucht haben: ſo haben doch
die Aerzte gefunden, daß er der Ge-
ſundheit nachtheilig ſey. Unter den
portugieſiſchen Weinen nennen wir
den Paſſatwein, welches ein vor-
trefflicher Wein iſt, der in der por-
tugieſiſchen Landſchaft Paſatos
waͤchſt. Zu den portugieſiſchen
Weinen gehoͤren auch 6) die Weine
von der bey Africa gelegenen und
den Portugieſen gehoͤrenden Jnſel
Madera. Dieſer Wein iſt ſehr
delicat, und von eben der Art, wie
der Malvaſier von Candia, weil
die Weinſtoͤcke, die dieſen Wein tra-
gen, aus dieſer letzten griechiſchen
Jnſel dahin gebracht ſind. Er iſt
aber beſſer, wenn er ſich 2 bis 3
Jahre ausgelegen hat, als in dem
erſten Jahre. Denn in dem erſten
Jahre hat er einen herben und bren-
nenden Geſchmack, der ſich nicht
anders verliert, als dadurch, wenn
er eine Zeitlang liegt, da er ſich in
eine Suͤßigkeit und Staͤrke verwan-
delt. Jaͤhrlich geht von demſelben
aus der Jnſel Madera an die 30000
Stari, nach italieniſchem Maaße,
aus, jeden Staro zu 140 Pfunden

gerechnet.
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[[387]/0393] Wein Wein den unvermiſchten Wein aber zum Unterſcheide Vin ſecco, franz. Vin ſec, das iſt, trocknen Wein, nennet, weil kein Waſſer dazu gekommen iſt, ſiehe Sect. Außer dieſen hier ge- nannten ſpaniſchen Weinen werden auch noch d) der tarraconiſche Wein; e) der ſalamankiſche Wein; f) der Wein de Taro, welcher den Titel des Koͤnigs der Weine fuͤh- ret; g) der Wein von Ciudat Real, welcher ſehr geſund | iſt, und viel auf der koͤniglichen Tafel gebraucht wird; h) der cordubiſche; und i) der galliciſche Wein, geprieſen. Zu den ſpaniſchen Weinen kann man 4) die beruͤhmten Weine von den Canarieninſeln rechnen, nicht allein deswegen, weil dieſe africa- niſchen Jnſeln den Spaniern gehoͤ- ren; ſondern auch deswegen, weil ein großer Theil von dieſen Weinen nach verſchiedenen ſpaniſchen Haͤ- fen gefuͤhret wird, wo ihn hernach die Europaͤer abhohlen: wiewol auch von den Englaͤndern und Hol- laͤndern ſehr viel, ja das meiſte davon aus der erſten Hand gehoh- let wird. Alle Weine von dieſen Jnſeln ſind zwar vortrefflich; man giebt aber doch denenjenigen den Vorzug, die von den Jnſeln Palma und Fano kommen. Den groͤßten Handel damit treiben die Hollaͤnder und Englaͤnder, inſonderheit die letzten, die davon jaͤhrlich an die 16000 Oxhoͤfte fuͤr ſich ſelbſt nehmen, theils aber ſolchen nach den nordi- ſchen Laͤndern fuͤhren. Derjenige Wein hingegen, ſo auf der Jnſel Teneriffa waͤchſt, und Verdona- wein genennet wird, von Farbe gruͤn, dick und ſtark, auch ſchwe- rer als der andere Canarienwein iſt, wird in Europa nicht ſehr geachtet: nach Weſtindien aber ſtark verfuͤh- ret, weil er in den heißen Laͤndern lange gut bleibt. 5) Der portu- gieſiſche Wein von rother Farbe und ſo hoch, daß er faſt ſchwarz ausſieht, und daher Vin tinto, das iſt gefaͤrbter Wein heißt. Er iſt aber bey weitem nicht ſo gut, als der ſpaniſche Wein, und hat einen nicht eben angenehmen Nachſchmack, den die Auslaͤnder nicht leicht ge- wohnt werden, und wird auch fuͤr diejenigen, die ihn nicht zu trin- cken gewohnt ſind, fuͤr ungeſund ge- halten. Die Englaͤnder haben zwar in denen im Anfange des itzi- gen Jahrhunderts gefuͤhrten ſpani- ſchen und oͤſterreichiſchen Succeſ- ſionskriegen ſich alle Muͤhe gegeben, die portugieſiſchen Weine an ſtatt der ſpaniſchen und franzoͤſiſchen, die ſie beyde nicht wohl haben konnten, bey ſich einzufuͤhren; allein ihre Verſuche haben nicht recht gelingen wollen. Denn ſo ſehr ſie auch ſol- chen umzubrauen oder zu ſchnei- den geſucht haben: ſo haben doch die Aerzte gefunden, daß er der Ge- ſundheit nachtheilig ſey. Unter den portugieſiſchen Weinen nennen wir den Paſſatwein, welches ein vor- trefflicher Wein iſt, der in der por- tugieſiſchen Landſchaft Paſatos waͤchſt. Zu den portugieſiſchen Weinen gehoͤren auch 6) die Weine von der bey Africa gelegenen und den Portugieſen gehoͤrenden Jnſel Madera. Dieſer Wein iſt ſehr delicat, und von eben der Art, wie der Malvaſier von Candia, weil die Weinſtoͤcke, die dieſen Wein tra- gen, aus dieſer letzten griechiſchen Jnſel dahin gebracht ſind. Er iſt aber beſſer, wenn er ſich 2 bis 3 Jahre ausgelegen hat, als in dem erſten Jahre. Denn in dem erſten Jahre hat er einen herben und bren- nenden Geſchmack, der ſich nicht anders verliert, als dadurch, wenn er eine Zeitlang liegt, da er ſich in eine Suͤßigkeit und Staͤrke verwan- delt. Jaͤhrlich geht von demſelben aus der Jnſel Madera an die 30000 Stari, nach italieniſchem Maaße, aus, jeden Staro zu 140 Pfunden gerechnet. B b 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [387]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/393>, abgerufen am 22.12.2024.