Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.[Spaltenumbruch] Wein theilet. Jm Markgrafthume(i) Baden, sonderlich um Assen- thal, Eyburg und Durlach herum, sind ebenfalls sehr gute Weingegen- den, daher auch der assenthaler und eyburger Wein gar sehr bekannt sind. So wächst desgleichen bey Gre- tzingen und Sellingen im Amte Durlach viel Wein: und im (k) Brisgau bey Sülzberg, gogen Basel zu, wird ein köstlicher rother Wein gebauet. Es hat aber mit diesen bisher erzählten Weinen eben die Bewandtniß, wie mit den Kocher- und Neckarweinen (l) die Mosel- weine, sind um ein merkliches besser; kommen aber doch darinne mit den Neckarweinen überein, daß sie nicht so in den Kopf steigen, und bald durch den Harn weggehen, auch den Leib offen halten, daher sie denen anzupreisen sind, welche sich vor der Gicht zu verwahren haben. Die besten wachsen um Düssemund, Wela und Zeltingen. Unter den (m) Frankenweinen ist der beste der Steinwein, welcher um Würz- burg auf einem angenehmen Gebir- ge, der Stein genannt, gebauet wird. Diesem folgen die Som- merhäuser, Randsackerer, und Fran- kenhäuser; insonderheit aber wer- den die Jphofener und Redelseer stark nach Sachsen und Böhmen verführet. Ferner sind am Mayn- strome die Werthhsimer und Klin- genberger, sowol wegen ihrer Lieb- lichkeit, als auch wegen der Gesund- heit beliebt, von welchen der letzte dem Moselweine am Geschmacke nicht ungleich ist. Sie werden eben wie die Rhein- und Moselweine we- nigstens in Deutschland stark ver- führet, und auch eben so, wie jene, mehrentheils aus der ersten Hand geholet, und von den Leuten, Klö- stern und Aemtern, die starken Weinbau oder Weinzehenden ha- ben, gekaufet. Unter den (n) meiß- nischen Weinen ist derjenige, [Spaltenumbruch] Wein so zwischen Meißen und Dreß-den erbauet wird, und schlechthin meißner Wein genennet wird, der beste. Je länger diese Weine liegen, je besser werden sie; und wenn sie ein Alter von 10, 20 bis 30 Jahren erreicht haben, so sind sie so gut als Rheinwein. Der (o) naumburger Wein ist etwas leichter, als der meißnische, und will zum Ausliegen fast längere Zeit ha- ben, als die andern Landweine. Jnsgemein schmeckt er stark nach Muscateller, weil viel von folchem Gelege in den dasigen Weinbergen anzutreffen ist. Um Eilau, bey Naumburg, wird ein rother Wein erbauet, welcher gar oft von den Jtalienern, nachdem sie ihn mit Weingeiste und Rosinen ein wenig anders zugerichtet, und auf beson- dere Bouteillen gefüllet haben, an Leute, die keine gar zu großen Wein- kenner sind, für Burgunderwein verkauft wird. Jn der (p) Nie- derlausitz sind besonders die guben- schen Reisberge wegen des Weines, so daselbst erbauet wird, ganz be- rühmt, und liefern, nebst den tzschertschern und meyersdorfischen im Sorauischen, den neuzellischen, fürstenbergischen, triebelischen, lie- beroser und calauer Weinbergen, Wein im Ueberflusse; und ob es wohl kein rheinischer Wein ist: so hat doch ein alter ausgelegener gubenscher Wein seine Kräfte und viel Feuer. Der (q) mährische, und (r) böhmische Wein, insonder- heit der, so um Prag, Leutmeritz, Mießnick, Launa, Usca und Chru- dim fällt, ist zwar gut am Ge- schmacke; aber nicht gar zu gesund, sondern sehr kalkigt. Jedoch wird unter den böhmischen Weinen der melnicker Wein sonderlich wider das Podagra und die Steinschmer- zen sehr gerühmet, wie der im Jahre 1736 davon bey Nüdigern in Nürn- berg und Prag heraus gekommene Tractat B b 3
[Spaltenumbruch] Wein theilet. Jm Markgrafthume(i) Baden, ſonderlich um Aſſen- thal, Eyburg und Durlach herum, ſind ebenfalls ſehr gute Weingegen- den, daher auch der aſſenthaler und eyburger Wein gar ſehr bekannt ſind. So waͤchſt desgleichen bey Gre- tzingen und Sellingen im Amte Durlach viel Wein: und im (k) Brisgau bey Suͤlzberg, gogen Baſel zu, wird ein koͤſtlicher rother Wein gebauet. Es hat aber mit dieſen bisher erzaͤhlten Weinen eben die Bewandtniß, wie mit den Kocher- und Neckarweinen (l) die Moſel- weine, ſind um ein merkliches beſſer; kommen aber doch darinne mit den Neckarweinen uͤberein, daß ſie nicht ſo in den Kopf ſteigen, und bald durch den Harn weggehen, auch den Leib offen halten, daher ſie denen anzupreiſen ſind, welche ſich vor der Gicht zu verwahren haben. Die beſten wachſen um Duͤſſemund, Wela und Zeltingen. Unter den (m) Frankenweinen iſt der beſte der Steinwein, welcher um Wuͤrz- burg auf einem angenehmen Gebir- ge, der Stein genannt, gebauet wird. Dieſem folgen die Som- merhaͤuſer, Randsackerer, und Fran- kenhaͤuſer; inſonderheit aber wer- den die Jphofener und Redelſeer ſtark nach Sachſen und Boͤhmen verfuͤhret. Ferner ſind am Mayn- ſtrome die Werthhsimer und Klin- genberger, ſowol wegen ihrer Lieb- lichkeit, als auch wegen der Geſund- heit beliebt, von welchen der letzte dem Moſelweine am Geſchmacke nicht ungleich iſt. Sie werden eben wie die Rhein- und Moſelweine we- nigſtens in Deutſchland ſtark ver- fuͤhret, und auch eben ſo, wie jene, mehrentheils aus der erſten Hand geholet, und von den Leuten, Kloͤ- ſtern und Aemtern, die ſtarken Weinbau oder Weinzehenden ha- ben, gekaufet. Unter den (n) meiß- niſchen Weinen iſt derjenige, [Spaltenumbruch] Wein ſo zwiſchen Meißen und Dreß-den erbauet wird, und ſchlechthin meißner Wein genennet wird, der beſte. Je laͤnger dieſe Weine liegen, je beſſer werden ſie; und wenn ſie ein Alter von 10, 20 bis 30 Jahren erreicht haben, ſo ſind ſie ſo gut als Rheinwein. Der (o) naumburger Wein iſt etwas leichter, als der meißniſche, und will zum Ausliegen faſt laͤngere Zeit ha- ben, als die andern Landweine. Jnsgemein ſchmeckt er ſtark nach Muſcateller, weil viel von folchem Gelege in den daſigen Weinbergen anzutreffen iſt. Um Eilau, bey Naumburg, wird ein rother Wein erbauet, welcher gar oft von den Jtalienern, nachdem ſie ihn mit Weingeiſte und Roſinen ein wenig anders zugerichtet, und auf beſon- dere Bouteillen gefuͤllet haben, an Leute, die keine gar zu großen Wein- kenner ſind, fuͤr Burgunderwein verkauft wird. Jn der (p) Nie- derlauſitz ſind beſonders die guben- ſchen Reisberge wegen des Weines, ſo daſelbſt erbauet wird, ganz be- ruͤhmt, und liefern, nebſt den tzſchertſchern und meyersdorfiſchen im Sorauiſchen, den neuzelliſchen, fuͤrſtenbergiſchen, triebeliſchen, lie- beroſer und calauer Weinbergen, Wein im Ueberfluſſe; und ob es wohl kein rheiniſcher Wein iſt: ſo hat doch ein alter ausgelegener gubenſcher Wein ſeine Kraͤfte und viel Feuer. Der (q) maͤhriſche, und (r) boͤhmiſche Wein, inſonder- heit der, ſo um Prag, Leutmeritz, Mießnick, Launa, Uſca und Chru- dim faͤllt, iſt zwar gut am Ge- ſchmacke; aber nicht gar zu geſund, ſondern ſehr kalkigt. Jedoch wird unter den boͤhmiſchen Weinen der melnicker Wein ſonderlich wider das Podagra und die Steinſchmer- zen ſehr geruͤhmet, wie der im Jahre 1736 davon bey Nuͤdigern in Nuͤrn- berg und Prag heraus gekommene Tractat B b 3
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Wein
Wein
theilet. Jm Markgrafthume
(i) Baden, ſonderlich um Aſſen-
thal, Eyburg und Durlach herum,
ſind ebenfalls ſehr gute Weingegen-
den, daher auch der aſſenthaler und
eyburger Wein gar ſehr bekannt ſind.
So waͤchſt desgleichen bey Gre-
tzingen und Sellingen im Amte
Durlach viel Wein: und im
(k) Brisgau bey Suͤlzberg, gogen
Baſel zu, wird ein koͤſtlicher rother
Wein gebauet. Es hat aber mit
dieſen bisher erzaͤhlten Weinen eben
die Bewandtniß, wie mit den Kocher-
und Neckarweinen (l) die Moſel-
weine, ſind um ein merkliches beſſer;
kommen aber doch darinne mit den
Neckarweinen uͤberein, daß ſie nicht
ſo in den Kopf ſteigen, und bald
durch den Harn weggehen, auch den
Leib offen halten, daher ſie denen
anzupreiſen ſind, welche ſich vor
der Gicht zu verwahren haben. Die
beſten wachſen um Duͤſſemund,
Wela und Zeltingen. Unter den
(m) Frankenweinen iſt der beſte der
Steinwein, welcher um Wuͤrz-
burg auf einem angenehmen Gebir-
ge, der Stein genannt, gebauet
wird. Dieſem folgen die Som-
merhaͤuſer, Randsackerer, und Fran-
kenhaͤuſer; inſonderheit aber wer-
den die Jphofener und Redelſeer
ſtark nach Sachſen und Boͤhmen
verfuͤhret. Ferner ſind am Mayn-
ſtrome die Werthhsimer und Klin-
genberger, ſowol wegen ihrer Lieb-
lichkeit, als auch wegen der Geſund-
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wie die Rhein- und Moſelweine we-
nigſtens in Deutſchland ſtark ver-
fuͤhret, und auch eben ſo, wie jene,
mehrentheils aus der erſten Hand
geholet, und von den Leuten, Kloͤ-
ſtern und Aemtern, die ſtarken
Weinbau oder Weinzehenden ha-
ben, gekaufet. Unter den (n) meiß-
niſchen Weinen iſt derjenige,
ſo zwiſchen Meißen und Dreß-
den erbauet wird, und ſchlechthin
meißner Wein genennet wird,
der beſte. Je laͤnger dieſe Weine
liegen, je beſſer werden ſie; und
wenn ſie ein Alter von 10, 20 bis
30 Jahren erreicht haben, ſo ſind
ſie ſo gut als Rheinwein. Der
(o) naumburger Wein iſt etwas
leichter, als der meißniſche, und will
zum Ausliegen faſt laͤngere Zeit ha-
ben, als die andern Landweine.
Jnsgemein ſchmeckt er ſtark nach
Muſcateller, weil viel von folchem
Gelege in den daſigen Weinbergen
anzutreffen iſt. Um Eilau, bey
Naumburg, wird ein rother Wein
erbauet, welcher gar oft von den
Jtalienern, nachdem ſie ihn mit
Weingeiſte und Roſinen ein wenig
anders zugerichtet, und auf beſon-
dere Bouteillen gefuͤllet haben, an
Leute, die keine gar zu großen Wein-
kenner ſind, fuͤr Burgunderwein
verkauft wird. Jn der (p) Nie-
derlauſitz ſind beſonders die guben-
ſchen Reisberge wegen des Weines,
ſo daſelbſt erbauet wird, ganz be-
ruͤhmt, und liefern, nebſt den
tzſchertſchern und meyersdorfiſchen
im Sorauiſchen, den neuzelliſchen,
fuͤrſtenbergiſchen, triebeliſchen, lie-
beroſer und calauer Weinbergen,
Wein im Ueberfluſſe; und ob es
wohl kein rheiniſcher Wein iſt: ſo
hat doch ein alter ausgelegener
gubenſcher Wein ſeine Kraͤfte und
viel Feuer. Der (q) maͤhriſche,
und (r) boͤhmiſche Wein, inſonder-
heit der, ſo um Prag, Leutmeritz,
Mießnick, Launa, Uſca und Chru-
dim faͤllt, iſt zwar gut am Ge-
ſchmacke; aber nicht gar zu geſund,
ſondern ſehr kalkigt. Jedoch wird
unter den boͤhmiſchen Weinen der
melnicker Wein ſonderlich wider
das Podagra und die Steinſchmer-
zen ſehr geruͤhmet, wie der im Jahre
1736 davon bey Nuͤdigern in Nuͤrn-
berg und Prag heraus gekommene
Tractat
B b 3
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