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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wein
det, die ein bis zwey Ellen lange
Trauben tragen, und deren Beeren
an etlichen Orten den mittelmäßi-
gen Aepfeln gleichen. 13) America
hat allerley Gewächs von Wein.
Auf der Jnsel Cuba haben die Spa-
nier Weinstöcke angetroffen, eines
Mannes dick, so sich an die Bäume
gehengt, und säuerliche Trauben
getragen haben. Jn der Land-
schaft Guatimala trägt der Wein-
stock zweymal im Jahre reife Trau-
ben. Jn der Landschaft Chili
wächst ein Weinstock, dessen kleine
röthliche Trauben, Unir, und von
den Spaniern Murtilla genannt,
einen sauersüßen Geschmack haben,
und einen gesunden Wein geben,
daraus ein sonderlich guter Eßig
wird. Jn Carolina wächst wilder
Wein; das europäische Holz aber
will daselbst nicht gedeihen. Fragt
man nach dem (X) Unterschiede,
welchen die bisher nach ihren Län-
dern erzählten Weine in Ansehung
der Erhaltung menschlicher Ge-
sundheit
haben: so sind die deut-
schen und französischen ausgegohr-
nen Weine wohl unstreitig die besten,
weil sie keine neue Gährung im
Leibe erregen, und daher auch keine
Blähungen verursachen: in ihrer
Vermischung gemäßigt sind; dem
Kopfe nicht beschwerlich fallen:
und ohne sonderliche Schwefelung
können aufbehalten werden: da
hingegen die süßen, von sehr ent-
legenen Orten zu uns gebrachten
Weine nicht anders, als durch un-
mäßige Schwefelung zu uns gelan-
gen können, ja wohl gar unter we-
gens einmal verdorben und wieder
durch Kunst zurecht gebracht sind;
daher sie öfters der Gesundheit mehr
Schaden als Nutzen bringen. Das
(XI) Maaß und Visir des Weins
betreffend, ist solches nach dem Un-
terschiede der Oerter auch verschie-
den, siehe Fuder, Faß, Eimer
und Ahm. Ehe wir schließen,
[Spaltenumbruch]
Wein
müssen wir noch der (XII) ange-
machten Weine gedenken. Selbi-
ge werden auf mancherley Weise zu-
gerichtet, entweder 1) wenn sie ver-
fälscht,
und geringe Weine unter
gute gemischt; oder 2) durch aller-
ley Zusatz zu der Gleichheit guter
Weine erhöhet werden, welches ein
zwar nutzbarer, aber nicht wohl er-
laubter Handel ist; oder 3) wenn
ein Wein mit allerley Kräutem
oder Wurzeln versetzt, als ein Art-
neymittel dienen soll, wie man der-
gleichen an dem Alant-Salbey-
Wermuth, etc. Weine
hat, welche
Weine insgesamt am besten gera-
then, wenn man den Most damit
vergähren läßt: oder 4) wenn sie
über etwas, davon sie die Kraft an
sich ziehen, gegossen werden, wel-
cher Gestalt Kirsch-Himbeer-
Schlehenwein,
ingleichen der be-
kannte Hippocras bereitet wer-
den. Was nun insbesondere die nur
gedachte (XII) Verfälschung der
Weine
anbetrifft, so werden nach
dem R. A. vom Jahre 1497 c. 3.
auch die Fuhrleute unter die Wein-
verfälscher gerechnet, welche die ih-
nen anvertrauten Weine bezapfen,
und hernach mit Wasser wieder voll
füllen. Diese sollen nach dem
Maaße ihrer Verhandlung an ih-
ren Ehren, Leibe und Gütern, oh-
ne Nachlassung gestrafet werden,
Für eine Weinverfälschung wird
auch gehalten, wenn die Weine
allzu sehr geschwefelt werden, daß
sie darüber ihren Geschmack ver-
lieren. Etwas Schwefel zur Er-
haltung des Weins hinein zu thun,
ist wohl zugelassen, wenn nur der
Verkäufer dem Käufer anzeiget, daß
es solche geschwefelte Weine sind.
Sollte aber jemand über den zuge-
lassenen Schwefel mehr in den Wein
thun, demselben sollen zuförderst
von Stund an, an den Enden,
da solche Weine gefunden werden,
den Fassen der Boden ausgeschlagen,

der

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Wein
det, die ein bis zwey Ellen lange
Trauben tragen, und deren Beeren
an etlichen Orten den mittelmaͤßi-
gen Aepfeln gleichen. 13) America
hat allerley Gewaͤchs von Wein.
Auf der Jnſel Cuba haben die Spa-
nier Weinſtoͤcke angetroffen, eines
Mannes dick, ſo ſich an die Baͤume
gehengt, und ſaͤuerliche Trauben
getragen haben. Jn der Land-
ſchaft Guatimala traͤgt der Wein-
ſtock zweymal im Jahre reife Trau-
ben. Jn der Landſchaft Chili
waͤchſt ein Weinſtock, deſſen kleine
roͤthliche Trauben, Unir, und von
den Spaniern Murtilla genannt,
einen ſauerſuͤßen Geſchmack haben,
und einen geſunden Wein geben,
daraus ein ſonderlich guter Eßig
wird. Jn Carolina waͤchſt wilder
Wein; das europaͤiſche Holz aber
will daſelbſt nicht gedeihen. Fragt
man nach dem (X) Unterſchiede,
welchen die bisher nach ihren Laͤn-
dern erzaͤhlten Weine in Anſehung
der Erhaltung menſchlicher Ge-
ſundheit
haben: ſo ſind die deut-
ſchen und franzoͤſiſchen ausgegohr-
nen Weine wohl unſtreitig die beſten,
weil ſie keine neue Gaͤhrung im
Leibe erregen, und daher auch keine
Blaͤhungen verurſachen: in ihrer
Vermiſchung gemaͤßigt ſind; dem
Kopfe nicht beſchwerlich fallen:
und ohne ſonderliche Schwefelung
koͤnnen aufbehalten werden: da
hingegen die ſuͤßen, von ſehr ent-
legenen Orten zu uns gebrachten
Weine nicht anders, als durch un-
maͤßige Schwefelung zu uns gelan-
gen koͤnnen, ja wohl gar unter we-
gens einmal verdorben und wieder
durch Kunſt zurecht gebracht ſind;
daher ſie oͤfters der Geſundheit mehr
Schaden als Nutzen bringen. Das
(XI) Maaß und Viſir des Weins
betreffend, iſt ſolches nach dem Un-
terſchiede der Oerter auch verſchie-
den, ſiehe Fuder, Faß, Eimer
und Ahm. Ehe wir ſchließen,
[Spaltenumbruch]
Wein
muͤſſen wir noch der (XII) ange-
machten Weine gedenken. Selbi-
ge werden auf mancherley Weiſe zu-
gerichtet, entweder 1) wenn ſie ver-
faͤlſcht,
und geringe Weine unter
gute gemiſcht; oder 2) durch aller-
ley Zuſatz zu der Gleichheit guter
Weine erhoͤhet werden, welches ein
zwar nutzbarer, aber nicht wohl er-
laubter Handel iſt; oder 3) wenn
ein Wein mit allerley Kraͤutem
oder Wurzeln verſetzt, als ein Art-
neymittel dienen ſoll, wie man der-
gleichen an dem Alant-Salbey-
Wermuth, ꝛc. Weine
hat, welche
Weine insgeſamt am beſten gera-
then, wenn man den Moſt damit
vergaͤhren laͤßt: oder 4) wenn ſie
uͤber etwas, davon ſie die Kraft an
ſich ziehen, gegoſſen werden, wel-
cher Geſtalt Kirſch-Himbeer-
Schlehenwein,
ingleichen der be-
kannte Hippocras bereitet wer-
den. Was nun insbeſondere die nur
gedachte (XII) Verfaͤlſchung der
Weine
anbetrifft, ſo werden nach
dem R. A. vom Jahre 1497 c. 3.
auch die Fuhrleute unter die Wein-
verfaͤlſcher gerechnet, welche die ih-
nen anvertrauten Weine bezapfen,
und hernach mit Waſſer wieder voll
fuͤllen. Dieſe ſollen nach dem
Maaße ihrer Verhandlung an ih-
ren Ehren, Leibe und Guͤtern, oh-
ne Nachlaſſung geſtrafet werden,
Fuͤr eine Weinverfaͤlſchung wird
auch gehalten, wenn die Weine
allzu ſehr geſchwefelt werden, daß
ſie daruͤber ihren Geſchmack ver-
lieren. Etwas Schwefel zur Er-
haltung des Weins hinein zu thun,
iſt wohl zugelaſſen, wenn nur der
Verkaͤufer dem Kaͤufer anzeiget, daß
es ſolche geſchwefelte Weine ſind.
Sollte aber jemand uͤber den zuge-
laſſenen Schwefel mehr in den Wein
thun, demſelben ſollen zufoͤrderſt
von Stund an, an den Enden,
da ſolche Weine gefunden werden,
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der
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[[392]/0398] Wein Wein det, die ein bis zwey Ellen lange Trauben tragen, und deren Beeren an etlichen Orten den mittelmaͤßi- gen Aepfeln gleichen. 13) America hat allerley Gewaͤchs von Wein. Auf der Jnſel Cuba haben die Spa- nier Weinſtoͤcke angetroffen, eines Mannes dick, ſo ſich an die Baͤume gehengt, und ſaͤuerliche Trauben getragen haben. Jn der Land- ſchaft Guatimala traͤgt der Wein- ſtock zweymal im Jahre reife Trau- ben. Jn der Landſchaft Chili waͤchſt ein Weinſtock, deſſen kleine roͤthliche Trauben, Unir, und von den Spaniern Murtilla genannt, einen ſauerſuͤßen Geſchmack haben, und einen geſunden Wein geben, daraus ein ſonderlich guter Eßig wird. Jn Carolina waͤchſt wilder Wein; das europaͤiſche Holz aber will daſelbſt nicht gedeihen. Fragt man nach dem (X) Unterſchiede, welchen die bisher nach ihren Laͤn- dern erzaͤhlten Weine in Anſehung der Erhaltung menſchlicher Ge- ſundheit haben: ſo ſind die deut- ſchen und franzoͤſiſchen ausgegohr- nen Weine wohl unſtreitig die beſten, weil ſie keine neue Gaͤhrung im Leibe erregen, und daher auch keine Blaͤhungen verurſachen: in ihrer Vermiſchung gemaͤßigt ſind; dem Kopfe nicht beſchwerlich fallen: und ohne ſonderliche Schwefelung koͤnnen aufbehalten werden: da hingegen die ſuͤßen, von ſehr ent- legenen Orten zu uns gebrachten Weine nicht anders, als durch un- maͤßige Schwefelung zu uns gelan- gen koͤnnen, ja wohl gar unter we- gens einmal verdorben und wieder durch Kunſt zurecht gebracht ſind; daher ſie oͤfters der Geſundheit mehr Schaden als Nutzen bringen. Das (XI) Maaß und Viſir des Weins betreffend, iſt ſolches nach dem Un- terſchiede der Oerter auch verſchie- den, ſiehe Fuder, Faß, Eimer und Ahm. Ehe wir ſchließen, muͤſſen wir noch der (XII) ange- machten Weine gedenken. Selbi- ge werden auf mancherley Weiſe zu- gerichtet, entweder 1) wenn ſie ver- faͤlſcht, und geringe Weine unter gute gemiſcht; oder 2) durch aller- ley Zuſatz zu der Gleichheit guter Weine erhoͤhet werden, welches ein zwar nutzbarer, aber nicht wohl er- laubter Handel iſt; oder 3) wenn ein Wein mit allerley Kraͤutem oder Wurzeln verſetzt, als ein Art- neymittel dienen ſoll, wie man der- gleichen an dem Alant-Salbey- Wermuth, ꝛc. Weine hat, welche Weine insgeſamt am beſten gera- then, wenn man den Moſt damit vergaͤhren laͤßt: oder 4) wenn ſie uͤber etwas, davon ſie die Kraft an ſich ziehen, gegoſſen werden, wel- cher Geſtalt Kirſch-Himbeer- Schlehenwein, ingleichen der be- kannte Hippocras bereitet wer- den. Was nun insbeſondere die nur gedachte (XII) Verfaͤlſchung der Weine anbetrifft, ſo werden nach dem R. A. vom Jahre 1497 c. 3. auch die Fuhrleute unter die Wein- verfaͤlſcher gerechnet, welche die ih- nen anvertrauten Weine bezapfen, und hernach mit Waſſer wieder voll fuͤllen. Dieſe ſollen nach dem Maaße ihrer Verhandlung an ih- ren Ehren, Leibe und Guͤtern, oh- ne Nachlaſſung geſtrafet werden, Fuͤr eine Weinverfaͤlſchung wird auch gehalten, wenn die Weine allzu ſehr geſchwefelt werden, daß ſie daruͤber ihren Geſchmack ver- lieren. Etwas Schwefel zur Er- haltung des Weins hinein zu thun, iſt wohl zugelaſſen, wenn nur der Verkaͤufer dem Kaͤufer anzeiget, daß es ſolche geſchwefelte Weine ſind. Sollte aber jemand uͤber den zuge- laſſenen Schwefel mehr in den Wein thun, demſelben ſollen zufoͤrderſt von Stund an, an den Enden, da ſolche Weine gefunden werden, den Faſſen der Boden ausgeſchlagen, der

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [392]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/398>, abgerufen am 22.12.2024.