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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Weinstein
den und Münzern, das Silber da-
mit weiß zu sieden; ingleichen von
den Färbern gebrauchet. Diese
letzten setzen ihn unter die nicht fär-
benden Farbezeuge, das ist, unter
dergleichen Farbezeuge, welche die
zu färbende Sache geschickt machen,
diejenige Farbe, welche man ihr
geben will, anzunehmen. Auch ge-
brauchen die Weißgerber den Wein-
stein zur Verfertigung des weißga-
ren Leders. Zur Arztney dienen
vornehmlich die (7) daraus berei-
teten Stücke.
Diese sind (a) die
Weinsteincrystallen, lat. Crystalli
Tartari
,
franz. Cristaux de Tartre,
welche aus dem rohen Weinsteine
durch Kochen im gemeinen Wasser,
und nachheriges Anschießen gemacht
werden. Sie müssen groß, schön
weiß, und durchscheinend seyn, nicht
viel kleinen und schwarzen Unrath
untermischt haben, recht getrocknet,
und schwer seyn, auch lieblich säu-
erlich schmecken; und hat man sich
insonderheit vorzusehen, daß sie
nicht mit Salpeter vermischt seyn,
den einige Betrüger zugleich mit an-
schießen lassen, damit sie desto weis-
ser werden, und das Gewicht der-
selben vermehret werde: (b) Cremor
Tartari
,
franz. Creme de Tartre,
so nichts anders, als ein etwas ge-
sauberter Weinstein ist. Sowol
der Cremor Tartari, als obige
Weinsteincrystallen, werden aus
Frauken Centnerweise nach Frank-
furt am Mayn gebracht, und den
Materialisten verkaufet, bey wel-
chen sie die Apotheker, so die Mü-
he, solche selbst zu machen, sich
nicht nehmen wollen, pfundweise
abholen. Aus Frankreich werden
die besten Weinsteincrystallen und der
beste Cremor Tartari von Montpel-
lier gebracht. Es werden solche
auch zu Nismes und den umliegen-
den Orten gemacht: allein diese
sind nicht so gut, als die von Mont-
pellier. (c) Der Tartarus solubilis,
[Spaltenumbruch]
Weinsteinerde
oder Sal vegetabile Tartari, so
aus den Weinsteincrystallen und
dem Cremor Tartari gemacht wird:
(d) der Tartarus chalybeatus, und
(e) der Tartarus martialis solubilis:
(f) der Brechweinstein, lat. Tar-
tarus emeticus:
(g)
der Weinstein-
geist,
lat. Spiritus Tartari: (h)
das stinkende Weinsteinol, lat.
Oleum Tartari foetidum, so zu-
gleich bey der Bereitung des Wein-
steingeistes mit erhalten wird; (i)
das Weinsteinsalz, lat. Sal Tar-
tari
,
so entweder durch Calciniren
des rohen Weinsteins, oder bey der
Destillirung des Weinsteingeistes und
stinkenden Weinsteinöls erhalten
wird, und an der Luft sehr leicht zer-
geht; daher man es an einem tro-
ckenen Orte wohl verwahren muß.
Dieses Weinsteinsalz, welches auch
bey Handlungen gesuchet und pfund-
weise verkauft wird, giebt ein (k)
Oleum Tartari per deliquium: (l)

die Weinsteintinctur, so aus dem
Weinsteinsalze mit Weingeist ausge-
zogen wird, und wenn sie gut ist,
hochroth seyn soll; wenn sie aber
veraltet ist, gelb wird: (m) das
flüchtige Weinsteinsalz, lat. Sal
Tartari volatile
,
so nicht nur in
der Arztney, sondern auch zu der
geheimen Arbeit in der Chymie ge-
braucht wird: und endlich (n) der
vitriolisirte Weinstein, lat. Tar-
tarus vitriolatus.

Weinsteinerde, (blätterichte)
lat. Terra foliata Tartari, ist ein
chymisches Salz, welches aus dem
Alkali des Weinsteins und Weineßige
gemacht wird. Sein Geschmack ist
lieblich, salzig, die Gestalt blätte-
richt, und die Farbe gläuzend
weißlicht. Jn feuchten Orten
fließt es per Deliquium, und wird
hernach Liquor terrae foliatae tarta-
ri
genennet. Seine Urheber schrei-
ben ihm übermäßige Kräfte zu,
welche sich aber doch über die Kraft
zu digeriren, die dicken und zähen

Säfte
C c 2

[Spaltenumbruch]

Weinſtein
den und Muͤnzern, das Silber da-
mit weiß zu ſieden; ingleichen von
den Faͤrbern gebrauchet. Dieſe
letzten ſetzen ihn unter die nicht faͤr-
benden Farbezeuge, das iſt, unter
dergleichen Farbezeuge, welche die
zu faͤrbende Sache geſchickt machen,
diejenige Farbe, welche man ihr
geben will, anzunehmen. Auch ge-
brauchen die Weißgerber den Wein-
ſtein zur Verfertigung des weißga-
ren Leders. Zur Arztney dienen
vornehmlich die (7) daraus berei-
teten Stuͤcke.
Dieſe ſind (a) die
Weinſteincryſtallen, lat. Cryſtalli
Tartari
,
franz. Criſtaux de Tartre,
welche aus dem rohen Weinſteine
durch Kochen im gemeinen Waſſer,
und nachheriges Anſchießen gemacht
werden. Sie muͤſſen groß, ſchoͤn
weiß, und durchſcheinend ſeyn, nicht
viel kleinen und ſchwarzen Unrath
untermiſcht haben, recht getrocknet,
und ſchwer ſeyn, auch lieblich ſaͤu-
erlich ſchmecken; und hat man ſich
inſonderheit vorzuſehen, daß ſie
nicht mit Salpeter vermiſcht ſeyn,
den einige Betruͤger zugleich mit an-
ſchießen laſſen, damit ſie deſto weiſ-
ſer werden, und das Gewicht der-
ſelben vermehret werde: (b) Cremor
Tartari
,
franz. Creme de Tartre,
ſo nichts anders, als ein etwas ge-
ſauberter Weinſtein iſt. Sowol
der Cremor Tartari, als obige
Weinſteincryſtallen, werden aus
Frauken Centnerweiſe nach Frank-
furt am Mayn gebracht, und den
Materialiſten verkaufet, bey wel-
chen ſie die Apotheker, ſo die Muͤ-
he, ſolche ſelbſt zu machen, ſich
nicht nehmen wollen, pfundweiſe
abholen. Aus Frankreich werden
die beſten Weinſteincryſtallen und der
beſte Cremor Tartari von Montpel-
lier gebracht. Es werden ſolche
auch zu Nismes und den umliegen-
den Orten gemacht: allein dieſe
ſind nicht ſo gut, als die von Mont-
pellier. (c) Der Tartarus ſolubilis,
[Spaltenumbruch]
Weinſteinerde
oder Sal vegetabile Tartari, ſo
aus den Weinſteincryſtallen und
dem Cremor Tartari gemacht wird:
(d) der Tartarus chalybeatus, und
(e) der Tartarus martialis ſolubilis:
(f) der Brechweinſtein, lat. Tar-
tarus emeticus:
(g)
der Weinſtein-
geiſt,
lat. Spiritus Tartari: (h)
das ſtinkende Weinſteinol, lat.
Oleum Tartari fœtidum, ſo zu-
gleich bey der Bereitung des Wein-
ſteingeiſtes mit erhalten wird; (i)
das Weinſteinſalz, lat. Sal Tar-
tari
,
ſo entweder durch Calciniren
des rohen Weinſteins, oder bey der
Deſtillirung des Weinſteingeiſtes und
ſtinkenden Weinſteinoͤls erhalten
wird, und an der Luft ſehr leicht zer-
geht; daher man es an einem tro-
ckenen Orte wohl verwahren muß.
Dieſes Weinſteinſalz, welches auch
bey Handlungen geſuchet und pfund-
weiſe verkauft wird, giebt ein (k)
Oleum Tartari per deliquium: (l)

die Weinſteintinctur, ſo aus dem
Weinſteinſalze mit Weingeiſt ausge-
zogen wird, und wenn ſie gut iſt,
hochroth ſeyn ſoll; wenn ſie aber
veraltet iſt, gelb wird: (m) das
fluͤchtige Weinſteinſalz, lat. Sal
Tartari volatile
,
ſo nicht nur in
der Arztney, ſondern auch zu der
geheimen Arbeit in der Chymie ge-
braucht wird: und endlich (n) der
vitrioliſirte Weinſtein, lat. Tar-
tarus vitriolatus.

Weinſteinerde, (blaͤtterichte)
lat. Terra foliata Tartari, iſt ein
chymiſches Salz, welches aus dem
Alkali des Weinſteins und Weineßige
gemacht wird. Sein Geſchmack iſt
lieblich, ſalzig, die Geſtalt blaͤtte-
richt, und die Farbe glaͤuzend
weißlicht. Jn feuchten Orten
fließt es per Deliquium, und wird
hernach Liquor terræ foliatæ tarta-
ri
genennet. Seine Urheber ſchrei-
ben ihm uͤbermaͤßige Kraͤfte zu,
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[[403]/0409] Weinſtein Weinſteinerde den und Muͤnzern, das Silber da- mit weiß zu ſieden; ingleichen von den Faͤrbern gebrauchet. Dieſe letzten ſetzen ihn unter die nicht faͤr- benden Farbezeuge, das iſt, unter dergleichen Farbezeuge, welche die zu faͤrbende Sache geſchickt machen, diejenige Farbe, welche man ihr geben will, anzunehmen. Auch ge- brauchen die Weißgerber den Wein- ſtein zur Verfertigung des weißga- ren Leders. Zur Arztney dienen vornehmlich die (7) daraus berei- teten Stuͤcke. Dieſe ſind (a) die Weinſteincryſtallen, lat. Cryſtalli Tartari, franz. Criſtaux de Tartre, welche aus dem rohen Weinſteine durch Kochen im gemeinen Waſſer, und nachheriges Anſchießen gemacht werden. Sie muͤſſen groß, ſchoͤn weiß, und durchſcheinend ſeyn, nicht viel kleinen und ſchwarzen Unrath untermiſcht haben, recht getrocknet, und ſchwer ſeyn, auch lieblich ſaͤu- erlich ſchmecken; und hat man ſich inſonderheit vorzuſehen, daß ſie nicht mit Salpeter vermiſcht ſeyn, den einige Betruͤger zugleich mit an- ſchießen laſſen, damit ſie deſto weiſ- ſer werden, und das Gewicht der- ſelben vermehret werde: (b) Cremor Tartari, franz. Creme de Tartre, ſo nichts anders, als ein etwas ge- ſauberter Weinſtein iſt. Sowol der Cremor Tartari, als obige Weinſteincryſtallen, werden aus Frauken Centnerweiſe nach Frank- furt am Mayn gebracht, und den Materialiſten verkaufet, bey wel- chen ſie die Apotheker, ſo die Muͤ- he, ſolche ſelbſt zu machen, ſich nicht nehmen wollen, pfundweiſe abholen. Aus Frankreich werden die beſten Weinſteincryſtallen und der beſte Cremor Tartari von Montpel- lier gebracht. Es werden ſolche auch zu Nismes und den umliegen- den Orten gemacht: allein dieſe ſind nicht ſo gut, als die von Mont- pellier. (c) Der Tartarus ſolubilis, oder Sal vegetabile Tartari, ſo aus den Weinſteincryſtallen und dem Cremor Tartari gemacht wird: (d) der Tartarus chalybeatus, und (e) der Tartarus martialis ſolubilis: (f) der Brechweinſtein, lat. Tar- tarus emeticus: (g) der Weinſtein- geiſt, lat. Spiritus Tartari: (h) das ſtinkende Weinſteinol, lat. Oleum Tartari fœtidum, ſo zu- gleich bey der Bereitung des Wein- ſteingeiſtes mit erhalten wird; (i) das Weinſteinſalz, lat. Sal Tar- tari, ſo entweder durch Calciniren des rohen Weinſteins, oder bey der Deſtillirung des Weinſteingeiſtes und ſtinkenden Weinſteinoͤls erhalten wird, und an der Luft ſehr leicht zer- geht; daher man es an einem tro- ckenen Orte wohl verwahren muß. Dieſes Weinſteinſalz, welches auch bey Handlungen geſuchet und pfund- weiſe verkauft wird, giebt ein (k) Oleum Tartari per deliquium: (l) die Weinſteintinctur, ſo aus dem Weinſteinſalze mit Weingeiſt ausge- zogen wird, und wenn ſie gut iſt, hochroth ſeyn ſoll; wenn ſie aber veraltet iſt, gelb wird: (m) das fluͤchtige Weinſteinſalz, lat. Sal Tartari volatile, ſo nicht nur in der Arztney, ſondern auch zu der geheimen Arbeit in der Chymie ge- braucht wird: und endlich (n) der vitrioliſirte Weinſtein, lat. Tar- tarus vitriolatus. Weinſteinerde, (blaͤtterichte) lat. Terra foliata Tartari, iſt ein chymiſches Salz, welches aus dem Alkali des Weinſteins und Weineßige gemacht wird. Sein Geſchmack iſt lieblich, ſalzig, die Geſtalt blaͤtte- richt, und die Farbe glaͤuzend weißlicht. Jn feuchten Orten fließt es per Deliquium, und wird hernach Liquor terræ foliatæ tarta- ri genennet. Seine Urheber ſchrei- ben ihm uͤbermaͤßige Kraͤfte zu, welche ſich aber doch uͤber die Kraft zu digeriren, die dicken und zaͤhen Saͤfte C c 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [403]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/409>, abgerufen am 22.12.2024.