die Hände der Ausländer kommen werde, und also, eigentlich zu re- den, diese Compagnie nicht mehr nöthig war. Von der westlichen oder vielmehr occidentalischen Compagnie, siehe den Artikel: Mis- sißipi.
Westindische Compagnie, in Holland, oder westindische Com- pagnie der vereinigten Niederlan- de, ist später als die ostindische Compagnie in Holland aufgerichtet worden, und gleichwol dieser an Macht und Reichthum vormals weit überlegen gewesen. Jhre (1) Ge- schichte bestehen kürzlich in solgen- dem: Es war die ostindische Com- pagnie in Holland noch in ihrer Blüthe, als man darauf bedacht war, auch nach Westindien den Handel fortzusetzen. Johann von Oldenbarneveld, Advocat von Holland, arbeitete am meisten, sei- nem Vaterlande nebst den östlichen auch die westlichen Schätze zuzuwen- den. Es wurden zwischen ihm und den Syndicis verschiedener Städte von Zeit zu Zeit Zusammenkünfte gehalten, und ob er wohl nicht das Glück hatte, vor seinem jäm- merlichen Ende die westindische Compagnie errichtet zu sehen: so unterließ doch die hohe Landesre- gierung schon bey seinem Leben nicht, den westindischen Handel zur See merklich zu unterstützen. Jm Jahre 1615 bekam ein jeder, der neue Länder entdecken würde, die Frey- heit, solche mit Ausschließung an- derer 4 Jahre lang zu besuchen. Le Maire und Schouten giengen darauf 1617 vom Texel in die See, segelten das grüne Vorgebirge und die dasigen Jnseln vorbey, und entdeck- ten seitwärts der Straße von Ma- gellan einen neuen Weg, welcher seitdem die Straße le Maire genen- net wird. Durch diesen Weg kamen sie in die Südsee, und erweckten bey ihrer Zurückkunft nach Holland die [Spaltenumbruch]
Westindische Compagnie
Lust| zur Schiffahrt nach America dermaßen, daß man anfieng, viel stärker von einer westindischen Ge- sellschaft zu sprechen, als zuvor. Wilhelm Usselinks, ein Kaufmann von Antwerpen, der sich zu Am- sterdam häuslich niedergelassen hat- te, machte sich die Nachrichten von der Schiffahrt der Spanier nach Westindien, als mit welchen er Verkehr hatte, zu Nutze, und mach- te, mit Beyhülfe eines sehr gelehr- ten Predigers, Namens Peter Plancius, einen so vollkommenen Entwurf von den Gegenden und Fahrten durch die Südsee, daß viele Städte und einzelne Kaufleute zu der westindischen Handlung Lust bekamen. Kurz nach Endigung des spanischen zwölfjährigen Stillestan- des, nämlich 1621 den 3 Junius, wurden die Sachen erst auf ei- nen festen Grund gesetzt, und die Compagnie (a) festgestellet, in- dem die Generalstaaten Erlaubniß zur Errichtung einer allgemeinen westindischen Compagnie ertheileten, welcher auf 24 Jahre, mit Aus- schließung aller andern, bey Verlust Schiffs und Guts, die (a) Freyheit gegeben wurde, an den africanischen Küsten, von dem Zirkel des Kreb- ses an, bis an das Vorgebirge der guten Hoffnung, und in America von den mittäglichen Gränzen von Terreneuf durch das magellanische und anianische Meer in die Südsee, und auf zwo darzwischen gelegenen Jnseln Handlung zu treiben. Die- se Compagnie bekam auch Erlaub- niß, mit den westindischen Königen Bündnisse zu schließen, Schanzen, Festungen und Colonien anzulegen, im Namen der Generalstaaten und des Prinzen von Oranien Kriegs- völker anzunehmen, hohe und nie- drige Gerichtsbarkeit auszuüben, und überdieß alles zu thun, was zur Beförderung ihrer Handlung in denen in ihrem Freyheitsbriefe
enthal-
[Spaltenumbruch]
Weſtindiſche Compagnie
die Haͤnde der Auslaͤnder kommen werde, und alſo, eigentlich zu re- den, dieſe Compagnie nicht mehr noͤthig war. Von der weſtlichen oder vielmehr occidentaliſchen Compagnie, ſiehe den Artikel: Miſ- ſißipi.
Weſtindiſche Compagnie, in Holland, oder weſtindiſche Com- pagnie der vereinigten Niederlan- de, iſt ſpaͤter als die oſtindiſche Compagnie in Holland aufgerichtet worden, und gleichwol dieſer an Macht und Reichthum vormals weit uͤberlegen geweſen. Jhre (1) Ge- ſchichte beſtehen kuͤrzlich in ſolgen- dem: Es war die oſtindiſche Com- pagnie in Holland noch in ihrer Bluͤthe, als man darauf bedacht war, auch nach Weſtindien den Handel fortzuſetzen. Johann von Oldenbarneveld, Advocat von Holland, arbeitete am meiſten, ſei- nem Vaterlande nebſt den oͤſtlichen auch die weſtlichen Schaͤtze zuzuwen- den. Es wurden zwiſchen ihm und den Syndicis verſchiedener Staͤdte von Zeit zu Zeit Zuſammenkuͤnfte gehalten, und ob er wohl nicht das Gluͤck hatte, vor ſeinem jaͤm- merlichen Ende die weſtindiſche Compagnie errichtet zu ſehen: ſo unterließ doch die hohe Landesre- gierung ſchon bey ſeinem Leben nicht, den weſtindiſchen Handel zur See merklich zu unterſtuͤtzen. Jm Jahre 1615 bekam ein jeder, der neue Laͤnder entdecken wuͤrde, die Frey- heit, ſolche mit Ausſchließung an- derer 4 Jahre lang zu beſuchen. Le Maire und Schouten giengen darauf 1617 vom Texel in die See, ſegelten das gruͤne Vorgebirge und die daſigen Jnſeln vorbey, und entdeck- ten ſeitwaͤrts der Straße von Ma- gellan einen neuen Weg, welcher ſeitdem die Straße le Maire genen- net wird. Durch dieſen Weg kamen ſie in die Suͤdſee, und erweckten bey ihrer Zuruͤckkunft nach Holland die [Spaltenumbruch]
Weſtindiſche Compagnie
Luſt| zur Schiffahrt nach America dermaßen, daß man anfieng, viel ſtaͤrker von einer weſtindiſchen Ge- ſellſchaft zu ſprechen, als zuvor. Wilhelm Uſſelinks, ein Kaufmann von Antwerpen, der ſich zu Am- ſterdam haͤuslich niedergelaſſen hat- te, machte ſich die Nachrichten von der Schiffahrt der Spanier nach Weſtindien, als mit welchen er Verkehr hatte, zu Nutze, und mach- te, mit Beyhuͤlfe eines ſehr gelehr- ten Predigers, Namens Peter Plancius, einen ſo vollkommenen Entwurf von den Gegenden und Fahrten durch die Suͤdſee, daß viele Staͤdte und einzelne Kaufleute zu der weſtindiſchen Handlung Luſt bekamen. Kurz nach Endigung des ſpaniſchen zwoͤlfjaͤhrigen Stilleſtan- des, naͤmlich 1621 den 3 Junius, wurden die Sachen erſt auf ei- nen feſten Grund geſetzt, und die Compagnie (a) feſtgeſtellet, in- dem die Generalſtaaten Erlaubniß zur Errichtung einer allgemeinen weſtindiſchen Compagnie ertheileten, welcher auf 24 Jahre, mit Aus- ſchließung aller andern, bey Verluſt Schiffs und Guts, die (a) Freyheit gegeben wurde, an den africaniſchen Kuͤſten, von dem Zirkel des Kreb- ſes an, bis an das Vorgebirge der guten Hoffnung, und in America von den mittaͤglichen Graͤnzen von Terreneuf durch das magellaniſche und anianiſche Meer in die Suͤdſee, und auf zwo darzwiſchen gelegenen Jnſeln Handlung zu treiben. Die- ſe Compagnie bekam auch Erlaub- niß, mit den weſtindiſchen Koͤnigen Buͤndniſſe zu ſchließen, Schanzen, Feſtungen und Colonien anzulegen, im Namen der Generalſtaaten und des Prinzen von Oranien Kriegs- voͤlker anzunehmen, hohe und nie- drige Gerichtsbarkeit auszuuͤben, und uͤberdieß alles zu thun, was zur Befoͤrderung ihrer Handlung in denen in ihrem Freyheitsbriefe
enthal-
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[[414]/0420]
Weſtindiſche Compagnie
Weſtindiſche Compagnie
die Haͤnde der Auslaͤnder kommen
werde, und alſo, eigentlich zu re-
den, dieſe Compagnie nicht mehr
noͤthig war. Von der weſtlichen
oder vielmehr occidentaliſchen
Compagnie, ſiehe den Artikel: Miſ-
ſißipi.
Weſtindiſche Compagnie, in
Holland, oder weſtindiſche Com-
pagnie der vereinigten Niederlan-
de, iſt ſpaͤter als die oſtindiſche
Compagnie in Holland aufgerichtet
worden, und gleichwol dieſer an
Macht und Reichthum vormals weit
uͤberlegen geweſen. Jhre (1) Ge-
ſchichte beſtehen kuͤrzlich in ſolgen-
dem: Es war die oſtindiſche Com-
pagnie in Holland noch in ihrer
Bluͤthe, als man darauf bedacht
war, auch nach Weſtindien den
Handel fortzuſetzen. Johann von
Oldenbarneveld, Advocat von
Holland, arbeitete am meiſten, ſei-
nem Vaterlande nebſt den oͤſtlichen
auch die weſtlichen Schaͤtze zuzuwen-
den. Es wurden zwiſchen ihm und
den Syndicis verſchiedener Staͤdte
von Zeit zu Zeit Zuſammenkuͤnfte
gehalten, und ob er wohl nicht
das Gluͤck hatte, vor ſeinem jaͤm-
merlichen Ende die weſtindiſche
Compagnie errichtet zu ſehen: ſo
unterließ doch die hohe Landesre-
gierung ſchon bey ſeinem Leben
nicht, den weſtindiſchen Handel zur
See merklich zu unterſtuͤtzen. Jm
Jahre 1615 bekam ein jeder, der neue
Laͤnder entdecken wuͤrde, die Frey-
heit, ſolche mit Ausſchließung an-
derer 4 Jahre lang zu beſuchen.
Le Maire und Schouten giengen
darauf 1617 vom Texel in die See,
ſegelten das gruͤne Vorgebirge und die
daſigen Jnſeln vorbey, und entdeck-
ten ſeitwaͤrts der Straße von Ma-
gellan einen neuen Weg, welcher
ſeitdem die Straße le Maire genen-
net wird. Durch dieſen Weg kamen ſie
in die Suͤdſee, und erweckten bey
ihrer Zuruͤckkunft nach Holland die
Luſt| zur Schiffahrt nach America
dermaßen, daß man anfieng, viel
ſtaͤrker von einer weſtindiſchen Ge-
ſellſchaft zu ſprechen, als zuvor.
Wilhelm Uſſelinks, ein Kaufmann
von Antwerpen, der ſich zu Am-
ſterdam haͤuslich niedergelaſſen hat-
te, machte ſich die Nachrichten
von der Schiffahrt der Spanier nach
Weſtindien, als mit welchen er
Verkehr hatte, zu Nutze, und mach-
te, mit Beyhuͤlfe eines ſehr gelehr-
ten Predigers, Namens Peter
Plancius, einen ſo vollkommenen
Entwurf von den Gegenden und
Fahrten durch die Suͤdſee, daß
viele Staͤdte und einzelne Kaufleute
zu der weſtindiſchen Handlung Luſt
bekamen. Kurz nach Endigung des
ſpaniſchen zwoͤlfjaͤhrigen Stilleſtan-
des, naͤmlich 1621 den 3 Junius,
wurden die Sachen erſt auf ei-
nen feſten Grund geſetzt, und
die Compagnie (a) feſtgeſtellet, in-
dem die Generalſtaaten Erlaubniß
zur Errichtung einer allgemeinen
weſtindiſchen Compagnie ertheileten,
welcher auf 24 Jahre, mit Aus-
ſchließung aller andern, bey Verluſt
Schiffs und Guts, die (a) Freyheit
gegeben wurde, an den africaniſchen
Kuͤſten, von dem Zirkel des Kreb-
ſes an, bis an das Vorgebirge der
guten Hoffnung, und in America
von den mittaͤglichen Graͤnzen von
Terreneuf durch das magellaniſche
und anianiſche Meer in die Suͤdſee,
und auf zwo darzwiſchen gelegenen
Jnſeln Handlung zu treiben. Die-
ſe Compagnie bekam auch Erlaub-
niß, mit den weſtindiſchen Koͤnigen
Buͤndniſſe zu ſchließen, Schanzen,
Feſtungen und Colonien anzulegen,
im Namen der Generalſtaaten und
des Prinzen von Oranien Kriegs-
voͤlker anzunehmen, hohe und nie-
drige Gerichtsbarkeit auszuuͤben,
und uͤberdieß alles zu thun, was
zur Befoͤrderung ihrer Handlung
in denen in ihrem Freyheitsbriefe
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [414]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/420>, abgerufen am 22.12.2024.
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