Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Westphalen
den, Hamm, und weiter, über die
maßen und nach Wunsche fruchtbar.
Was nun also die (4) Naturgaben
anbetrifft, so hat das ganze Land
vortrefflich schöne Viehweide und
viel Holzung. Unter der dasigen
guten Viehzucht ist insonderheit die
schöne Schweinemast wegen der
vielen Eicheln, die daselbst in den
Wäldern wachsen, am meisten be-
rühmt; wie denn die westphälischen
Schinken und geräucherten Wür-
ste
in ganz Europa sattsam bekannt
sind. Jnsonderheit liefert die Stadt
Hamm an der Lippe die besten west-
phälischen Schinken, welche auch
daher von den Holländern Hammen
genennet werden. Nicht weniger
sind die westphälischen Pferde als
schön gestaltete, aber weiche Pferde
im Rufe, siehe Pferd. Gegen den
Rhein und das heßische Gebirge zu,
wird Eisen, Kupfer, Bley, und
andere Metalle, in Menge gegra-
ben. Hiernächst wird in Westpha-
len sehr viel Flachs und Hanf ge-
bauet, wozu die Westphälinger den
Saamen mehrentheils aus Lübeck,
Hamburg und Bremen bekommen,
die ihn mit ihren eigenen Schiffen
aus Riga, Königsberg und Cur-
land holen. So fehlet es auch
Westphalen nicht an schönen (5)
Manufacturen. Denn nicht aller-
erst zu gedenken, daß der beste (a)
eiserne Draht in Altenau, einem zu
Westphalen gehörigen Städtchen,
gefertiget werde: so werden aus
dem dasigen Hanfe an verschiedenen
Orten, vornehmlich in Bilefeld,
Wahrendorf, Herford, Osnabrück,
Detmold, Ravensberg, Rinteln,
etc. (b) Garn und allerley Gattun-
gen von (c) Leinwand, als hänfe-
ne, heedene, mehrentheils aber
flächsene; grobe und feine, glatte,
gestreifte, gewürfelte; gezeichnete
und ungezeichnete, gebleichte und
ungebleichte, ingleichen (d) Zwilli-
che
gemacht. Die Leinwand, wel-
[Spaltenumbruch]
Westphalen
che von Bilefeld und Wahrendorf
kömmt, kömmt der holländischen
am nächsten, und ist sehr gut zum
täglichen Gebrauche, sonderlich die
Wahrendorfer, welche sich sehr
sauber zu Hemden tragen läßt, auch
weißer und dichter ist, als die Bi-
lefelder,
indem diese etwas gelb-
licht fällt und loser ist, und daher
von denjenigen am meisten beliebt
wird, die gern etwas geschmeidiges
von Leinwand am Leibe haben wol-
len. Die rohen westphälischen Lein-
wandsorten
anbelangend, so sind
solche folgende: a) die tecklenbur-
gischen,
welche die besten darunter,
und kostet von ihnen das Hundert
doppelte Ellen ungefähr 10 | bis | 11
Thaler in Banco in Hamburg.
Nebst diesem kommen b) die osna-
brücker
Leinwande, so 91/2 bis 10
Thlr. in Banco kosten. Hierauf
folgen c) die Nebensorten, als un-
gezeichnete osnabrücker zu 83/4 bis 9
Thaler Banco, die ravensber-
ger zu 81/4 bis 81/2 Thaler; nebst die-
sen die Mittelkronleinwande, so
8 bis 81/2 Thaler kosten; noch ande-
re Sorten dito, so geringer, zu 71/2
bis 73/4 Thaler; gezeichnete herfor-
der, davon das Hundert doppelte
Ellen 7 bis 71/4 Thaler kostet; det-
moldische zu 61/2 bis 63/4 Thaler; rin-
telische Leinwand zu 61/4 bis 61/2 Tha-
ler Banco, und diese Sorten alle
ohne Rabat; die graue heedene
Leinwand, das Stieg oder 20 El-
len zu 30 Schillingen lübisch in Cou-
rantgeld; weiße heedene, das Stieg
zu 38 bis 40 Schillingen; weiße
breite leinene, das Stieg zu 41/2 bis
5 Mark lübisch. Nicht weniger
wird dieses Land wegen des köstli-
chen (e) Bieres, so sie, in Erman-
gelung des Weins, darinnen brauen,
gelobet. Unter solchen sind vorzüg-
lich die köstlichen Biere zu Pader-
born, Minden, Soest, der Koith
zu Münster, die Buse zu Osnabrüg,
und der Grüsing zu Tecklenburg be-

kannt.

[Spaltenumbruch]

Weſtphalen
den, Hamm, und weiter, uͤber die
maßen und nach Wunſche fruchtbar.
Was nun alſo die (4) Naturgaben
anbetrifft, ſo hat das ganze Land
vortrefflich ſchoͤne Viehweide und
viel Holzung. Unter der daſigen
guten Viehzucht iſt inſonderheit die
ſchoͤne Schweinemaſt wegen der
vielen Eicheln, die daſelbſt in den
Waͤldern wachſen, am meiſten be-
ruͤhmt; wie denn die weſtphaͤliſchen
Schinken und geraͤucherten Wuͤr-
ſte
in ganz Europa ſattſam bekannt
ſind. Jnſonderheit liefert die Stadt
Hamm an der Lippe die beſten weſt-
phaͤliſchen Schinken, welche auch
daher von den Hollaͤndern Hammen
genennet werden. Nicht weniger
ſind die weſtphaͤliſchen Pferde als
ſchoͤn geſtaltete, aber weiche Pferde
im Rufe, ſiehe Pferd. Gegen den
Rhein und das heßiſche Gebirge zu,
wird Eiſen, Kupfer, Bley, und
andere Metalle, in Menge gegra-
ben. Hiernaͤchſt wird in Weſtpha-
len ſehr viel Flachs und Hanf ge-
bauet, wozu die Weſtphaͤlinger den
Saamen mehrentheils aus Luͤbeck,
Hamburg und Bremen bekommen,
die ihn mit ihren eigenen Schiffen
aus Riga, Koͤnigsberg und Cur-
land holen. So fehlet es auch
Weſtphalen nicht an ſchoͤnen (5)
Manufacturen. Denn nicht aller-
erſt zu gedenken, daß der beſte (a)
eiſerne Draht in Altenau, einem zu
Weſtphalen gehoͤrigen Staͤdtchen,
gefertiget werde: ſo werden aus
dem daſigen Hanfe an verſchiedenen
Orten, vornehmlich in Bilefeld,
Wahrendorf, Herford, Osnabruͤck,
Detmold, Ravensberg, Rinteln,
ꝛc. (b) Garn und allerley Gattun-
gen von (c) Leinwand, als haͤnfe-
ne, heedene, mehrentheils aber
flaͤchſene; grobe und feine, glatte,
geſtreifte, gewuͤrfelte; gezeichnete
und ungezeichnete, gebleichte und
ungebleichte, ingleichen (d) Zwilli-
che
gemacht. Die Leinwand, wel-
[Spaltenumbruch]
Weſtphalen
che von Bilefeld und Wahrendorf
koͤmmt, koͤmmt der hollaͤndiſchen
am naͤchſten, und iſt ſehr gut zum
taͤglichen Gebrauche, ſonderlich die
Wahrendorfer, welche ſich ſehr
ſauber zu Hemden tragen laͤßt, auch
weißer und dichter iſt, als die Bi-
lefelder,
indem dieſe etwas gelb-
licht faͤllt und loſer iſt, und daher
von denjenigen am meiſten beliebt
wird, die gern etwas geſchmeidiges
von Leinwand am Leibe haben wol-
len. Die rohen weſtphaͤliſchen Lein-
wandſorten
anbelangend, ſo ſind
ſolche folgende: a) die tecklenbur-
giſchen,
welche die beſten darunter,
und koſtet von ihnen das Hundert
doppelte Ellen ungefaͤhr 10 | bis | 11
Thaler in Banco in Hamburg.
Nebſt dieſem kommen b) die osna-
bruͤcker
Leinwande, ſo 9½ bis 10
Thlr. in Banco koſten. Hierauf
folgen c) die Nebenſorten, als un-
gezeichnete osnabruͤcker zu 8¾ bis 9
Thaler Banco, die ravensber-
ger zu 8¼ bis 8½ Thaler; nebſt die-
ſen die Mittelkronleinwande, ſo
8 bis 8½ Thaler koſten; noch ande-
re Sorten dito, ſo geringer, zu 7½
bis 7¾ Thaler; gezeichnete herfor-
der, davon das Hundert doppelte
Ellen 7 bis 7¼ Thaler koſtet; det-
moldiſche zu 6½ bis 6¾ Thaler; rin-
teliſche Leinwand zu 6¼ bis 6½ Tha-
ler Banco, und dieſe Sorten alle
ohne Rabat; die graue heedene
Leinwand, das Stieg oder 20 El-
len zu 30 Schillingen luͤbiſch in Cou-
rantgeld; weiße heedene, das Stieg
zu 38 bis 40 Schillingen; weiße
breite leinene, das Stieg zu 4½ bis
5 Mark luͤbiſch. Nicht weniger
wird dieſes Land wegen des koͤſtli-
chen (e) Bieres, ſo ſie, in Erman-
gelung des Weins, darinnen brauen,
gelobet. Unter ſolchen ſind vorzuͤg-
lich die koͤſtlichen Biere zu Pader-
born, Minden, Soeſt, der Koith
zu Muͤnſter, die Buſe zu Osnabruͤg,
und der Gruͤſing zu Tecklenburg be-

kannt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0428" n="[422]"/><cb n="843"/><fw place="top" type="header">We&#x017F;tphalen</fw><lb/>
den, Hamm, und weiter, u&#x0364;ber die<lb/>
maßen und nach Wun&#x017F;che fruchtbar.<lb/>
Was nun al&#x017F;o die (4) <hi rendition="#fr">Naturgaben</hi><lb/>
anbetrifft, &#x017F;o hat das ganze Land<lb/>
vortrefflich &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#fr">Viehweide</hi> und<lb/>
viel <hi rendition="#fr">Holzung.</hi> Unter der da&#x017F;igen<lb/>
guten <hi rendition="#fr">Viehzucht</hi> i&#x017F;t in&#x017F;onderheit die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#fr">Schweinema&#x017F;t</hi> wegen der<lb/>
vielen Eicheln, die da&#x017F;elb&#x017F;t in den<lb/>
Wa&#x0364;ldern wach&#x017F;en, am mei&#x017F;ten be-<lb/>
ru&#x0364;hmt; wie denn die we&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#fr">Schinken</hi> und <hi rendition="#fr">gera&#x0364;ucherten Wu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;te</hi> in ganz Europa &#x017F;att&#x017F;am bekannt<lb/>
&#x017F;ind. Jn&#x017F;onderheit liefert die Stadt<lb/>
Hamm an der Lippe die be&#x017F;ten we&#x017F;t-<lb/>
pha&#x0364;li&#x017F;chen Schinken, welche auch<lb/>
daher von den Holla&#x0364;ndern Hammen<lb/>
genennet werden. Nicht weniger<lb/>
&#x017F;ind die we&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Pferde</hi> als<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;taltete, aber weiche Pferde<lb/>
im Rufe, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Pferd.</hi> Gegen den<lb/>
Rhein und das heßi&#x017F;che Gebirge zu,<lb/>
wird <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;en, Kupfer, Bley,</hi> und<lb/>
andere Metalle, in Menge gegra-<lb/>
ben. Hierna&#x0364;ch&#x017F;t wird in We&#x017F;tpha-<lb/>
len &#x017F;ehr viel <hi rendition="#fr">Flachs</hi> und <hi rendition="#fr">Hanf</hi> ge-<lb/>
bauet, wozu die We&#x017F;tpha&#x0364;linger den<lb/>
Saamen mehrentheils aus Lu&#x0364;beck,<lb/>
Hamburg und Bremen bekommen,<lb/>
die ihn mit ihren eigenen Schiffen<lb/>
aus Riga, Ko&#x0364;nigsberg und Cur-<lb/>
land holen. So fehlet es auch<lb/>
We&#x017F;tphalen nicht an &#x017F;cho&#x0364;nen (5)<lb/><hi rendition="#fr">Manufacturen.</hi> Denn nicht aller-<lb/>
er&#x017F;t zu gedenken, daß der be&#x017F;te (<hi rendition="#aq">a</hi>)<lb/><hi rendition="#fr">ei&#x017F;erne Draht</hi> in Altenau, einem zu<lb/>
We&#x017F;tphalen geho&#x0364;rigen Sta&#x0364;dtchen,<lb/>
gefertiget werde: &#x017F;o werden aus<lb/>
dem da&#x017F;igen Hanfe an ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Orten, vornehmlich in Bilefeld,<lb/>
Wahrendorf, Herford, Osnabru&#x0364;ck,<lb/>
Detmold, Ravensberg, Rinteln,<lb/>
&#xA75B;c. (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">Garn</hi> und allerley Gattun-<lb/>
gen von (<hi rendition="#aq">c</hi>) <hi rendition="#fr">Leinwand,</hi> als ha&#x0364;nfe-<lb/>
ne, heedene, mehrentheils aber<lb/>
fla&#x0364;ch&#x017F;ene; grobe und feine, glatte,<lb/>
ge&#x017F;treifte, gewu&#x0364;rfelte; gezeichnete<lb/>
und ungezeichnete, gebleichte und<lb/>
ungebleichte, ingleichen (<hi rendition="#aq">d</hi>) <hi rendition="#fr">Zwilli-<lb/>
che</hi> gemacht. Die Leinwand, wel-<lb/><cb n="844"/>
<fw place="top" type="header">We&#x017F;tphalen</fw><lb/>
che von Bilefeld und Wahrendorf<lb/>
ko&#x0364;mmt, ko&#x0364;mmt der holla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
am na&#x0364;ch&#x017F;ten, und i&#x017F;t &#x017F;ehr gut zum<lb/>
ta&#x0364;glichen Gebrauche, &#x017F;onderlich die<lb/><hi rendition="#fr">Wahrendorfer,</hi> welche &#x017F;ich &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;auber zu Hemden tragen la&#x0364;ßt, auch<lb/>
weißer und dichter i&#x017F;t, als die <hi rendition="#fr">Bi-<lb/>
lefelder,</hi> indem die&#x017F;e etwas gelb-<lb/>
licht fa&#x0364;llt und lo&#x017F;er i&#x017F;t, und daher<lb/>
von denjenigen am mei&#x017F;ten beliebt<lb/>
wird, die gern etwas ge&#x017F;chmeidiges<lb/>
von Leinwand am Leibe haben wol-<lb/>
len. Die <hi rendition="#fr">rohen</hi> we&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Lein-<lb/>
wand&#x017F;orten</hi> anbelangend, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;olche folgende: a) die <hi rendition="#fr">tecklenbur-<lb/>
gi&#x017F;chen,</hi> welche die be&#x017F;ten darunter,<lb/>
und ko&#x017F;tet von ihnen das Hundert<lb/>
doppelte Ellen ungefa&#x0364;hr 10 | bis | 11<lb/>
Thaler in Banco in Hamburg.<lb/>
Neb&#x017F;t die&#x017F;em kommen b) die <hi rendition="#fr">osna-<lb/>
bru&#x0364;cker</hi> Leinwande, &#x017F;o 9½ bis 10<lb/>
Thlr. in Banco ko&#x017F;ten. Hierauf<lb/>
folgen c) die <hi rendition="#fr">Neben&#x017F;orten,</hi> als un-<lb/>
gezeichnete osnabru&#x0364;cker zu 8¾ bis 9<lb/>
Thaler Banco, die ravensber-<lb/>
ger zu 8¼ bis 8½ Thaler; neb&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;en die <hi rendition="#fr">Mittelkronleinwande,</hi> &#x017F;o<lb/>
8 bis 8½ Thaler ko&#x017F;ten; noch ande-<lb/>
re Sorten dito, &#x017F;o geringer, zu 7½<lb/>
bis 7¾ Thaler; gezeichnete herfor-<lb/>
der, davon das Hundert doppelte<lb/>
Ellen 7 bis 7¼ Thaler ko&#x017F;tet; det-<lb/>
moldi&#x017F;che zu 6½ bis 6¾ Thaler; rin-<lb/>
teli&#x017F;che Leinwand zu 6¼ bis 6½ Tha-<lb/>
ler Banco, und die&#x017F;e Sorten alle<lb/>
ohne Rabat; die graue heedene<lb/>
Leinwand, das Stieg oder 20 El-<lb/>
len zu 30 Schillingen lu&#x0364;bi&#x017F;ch in Cou-<lb/>
rantgeld; weiße heedene, das Stieg<lb/>
zu 38 bis 40 Schillingen; weiße <formula notation="TeX">\frac {5} {4}</formula><lb/>
breite leinene, das Stieg zu 4½ bis<lb/>
5 Mark lu&#x0364;bi&#x017F;ch. Nicht weniger<lb/>
wird die&#x017F;es Land wegen des ko&#x0364;&#x017F;tli-<lb/>
chen (<hi rendition="#aq">e</hi>) <hi rendition="#fr">Bieres,</hi> &#x017F;o &#x017F;ie, in Erman-<lb/>
gelung des Weins, darinnen brauen,<lb/>
gelobet. Unter &#x017F;olchen &#x017F;ind vorzu&#x0364;g-<lb/>
lich die ko&#x0364;&#x017F;tlichen Biere zu Pader-<lb/>
born, Minden, Soe&#x017F;t, der Koith<lb/>
zu Mu&#x0364;n&#x017F;ter, die Bu&#x017F;e zu Osnabru&#x0364;g,<lb/>
und der Gru&#x0364;&#x017F;ing zu Tecklenburg be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kannt.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[422]/0428] Weſtphalen Weſtphalen den, Hamm, und weiter, uͤber die maßen und nach Wunſche fruchtbar. Was nun alſo die (4) Naturgaben anbetrifft, ſo hat das ganze Land vortrefflich ſchoͤne Viehweide und viel Holzung. Unter der daſigen guten Viehzucht iſt inſonderheit die ſchoͤne Schweinemaſt wegen der vielen Eicheln, die daſelbſt in den Waͤldern wachſen, am meiſten be- ruͤhmt; wie denn die weſtphaͤliſchen Schinken und geraͤucherten Wuͤr- ſte in ganz Europa ſattſam bekannt ſind. Jnſonderheit liefert die Stadt Hamm an der Lippe die beſten weſt- phaͤliſchen Schinken, welche auch daher von den Hollaͤndern Hammen genennet werden. Nicht weniger ſind die weſtphaͤliſchen Pferde als ſchoͤn geſtaltete, aber weiche Pferde im Rufe, ſiehe Pferd. Gegen den Rhein und das heßiſche Gebirge zu, wird Eiſen, Kupfer, Bley, und andere Metalle, in Menge gegra- ben. Hiernaͤchſt wird in Weſtpha- len ſehr viel Flachs und Hanf ge- bauet, wozu die Weſtphaͤlinger den Saamen mehrentheils aus Luͤbeck, Hamburg und Bremen bekommen, die ihn mit ihren eigenen Schiffen aus Riga, Koͤnigsberg und Cur- land holen. So fehlet es auch Weſtphalen nicht an ſchoͤnen (5) Manufacturen. Denn nicht aller- erſt zu gedenken, daß der beſte (a) eiſerne Draht in Altenau, einem zu Weſtphalen gehoͤrigen Staͤdtchen, gefertiget werde: ſo werden aus dem daſigen Hanfe an verſchiedenen Orten, vornehmlich in Bilefeld, Wahrendorf, Herford, Osnabruͤck, Detmold, Ravensberg, Rinteln, ꝛc. (b) Garn und allerley Gattun- gen von (c) Leinwand, als haͤnfe- ne, heedene, mehrentheils aber flaͤchſene; grobe und feine, glatte, geſtreifte, gewuͤrfelte; gezeichnete und ungezeichnete, gebleichte und ungebleichte, ingleichen (d) Zwilli- che gemacht. Die Leinwand, wel- che von Bilefeld und Wahrendorf koͤmmt, koͤmmt der hollaͤndiſchen am naͤchſten, und iſt ſehr gut zum taͤglichen Gebrauche, ſonderlich die Wahrendorfer, welche ſich ſehr ſauber zu Hemden tragen laͤßt, auch weißer und dichter iſt, als die Bi- lefelder, indem dieſe etwas gelb- licht faͤllt und loſer iſt, und daher von denjenigen am meiſten beliebt wird, die gern etwas geſchmeidiges von Leinwand am Leibe haben wol- len. Die rohen weſtphaͤliſchen Lein- wandſorten anbelangend, ſo ſind ſolche folgende: a) die tecklenbur- giſchen, welche die beſten darunter, und koſtet von ihnen das Hundert doppelte Ellen ungefaͤhr 10 | bis | 11 Thaler in Banco in Hamburg. Nebſt dieſem kommen b) die osna- bruͤcker Leinwande, ſo 9½ bis 10 Thlr. in Banco koſten. Hierauf folgen c) die Nebenſorten, als un- gezeichnete osnabruͤcker zu 8¾ bis 9 Thaler Banco, die ravensber- ger zu 8¼ bis 8½ Thaler; nebſt die- ſen die Mittelkronleinwande, ſo 8 bis 8½ Thaler koſten; noch ande- re Sorten dito, ſo geringer, zu 7½ bis 7¾ Thaler; gezeichnete herfor- der, davon das Hundert doppelte Ellen 7 bis 7¼ Thaler koſtet; det- moldiſche zu 6½ bis 6¾ Thaler; rin- teliſche Leinwand zu 6¼ bis 6½ Tha- ler Banco, und dieſe Sorten alle ohne Rabat; die graue heedene Leinwand, das Stieg oder 20 El- len zu 30 Schillingen luͤbiſch in Cou- rantgeld; weiße heedene, das Stieg zu 38 bis 40 Schillingen; weiße [FORMEL] breite leinene, das Stieg zu 4½ bis 5 Mark luͤbiſch. Nicht weniger wird dieſes Land wegen des koͤſtli- chen (e) Bieres, ſo ſie, in Erman- gelung des Weins, darinnen brauen, gelobet. Unter ſolchen ſind vorzuͤg- lich die koͤſtlichen Biere zu Pader- born, Minden, Soeſt, der Koith zu Muͤnſter, die Buſe zu Osnabruͤg, und der Gruͤſing zu Tecklenburg be- kannt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/428
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [422]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/428>, abgerufen am 22.12.2024.