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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zimmt
beyden den eigentlich so genannten
Zimmt, von denen der eine süß, so
der beste, und der andere bitter
und anziehend ist. Die übrigen
Gattungen von Zimmtbäumen,
die sowol in Zeilon, als in Malaba-
rien, in den Gehölzen in Menge
wachsen, haben in ihrer Rinde kei-
nen so starken Geruch, und keinen so
guten Geschmack, welches macht, daß
man sie als wilde Bäume verwirft.
Was nun die (II) Rinde des Zimmt-
baums von der ersten Gattung,

die eigentlich den wahren, oder doch
den besten Zimmt giebt, anbetrifft:
so hat solcher Baum zwar (1) zwey
Rinden,
eine auswendige, die
braun und ohne Geruch ist: und
eine inwendige, die grünlich weiß
ist. Allein nur diese letzte ist eben
der eigentliche Zimmt, und derjeni-
ge, den die Holländer jährlich in
so großer Menge aus Zeilon aus-
führen, und nicht leiden, daß die
Rinde von andern Gattungen der
Zimmtbäume darunter gemischet
werde, als welches die holländische
ostindische Compagnie scharf ver-
boten hat. Es bekömmt aber diese
Rinde ihren (2) Geruch nicht eher,
als bis sie von dem Holze abgeson-
dert, und an der Luft wohl getrock-
net ist. Die Ursache davon ist,
weil, so lange die Rinde noch grün
ist, die öligten Theile derselben,
als in welchen allein der Geruch
und der gewürzhafte Geschmack
stecket, mit gar zu vielen wässerig-
ten Theilen vermischt sind, und folg-
lich nicht eher von dem Geruche und
dem Geschmacke empfunden werden
können, als bis diese wässerigten
Theile ausgedunstet, oder durch die
Austrocknung aus der Rinde her-
ausgebracht sind. Man kann hier-
aus leicht den Schluß machen, was
von der Nachricht zu halten sey,
die man in einigen Reisebeschreibun-
gen lieset, daß nämlich die mit
Zimmtbäumen angefülleten Gehöl-
[Spaltenumbruch]
Zimmt
ze auf der Jnsel Zeilon einen so star-
ken Geruch ausdünsten, daß sie
solchen 4 bis 5 Meilen von der Jn-
sel auf ihren Schiffen gerochen hät-
ten; und daß diejenige Mannschaft,
so zu Abschälung der Rinde in den
bemeldeten Gehölzen gebraucht wird,
von diesem starken Geruche oft
krank würde. Keines von beyden
ist an dem. Denn man empfindet
nicht den geringsten Zimmtgeruch,
weder wenn man unter den Zimmt-
bäumen spatziren geht, noch auch
wenn man sie abhauet. Sollte es
ja wahr seyn, daß diese Reisende
wirklich einen Zimmtgeruch auf ih-
ren Schiffen gerochen haben: so
müßte solcher daher entstanden seyn,
daß man etwa in den Niederlagen
zu Colombo oder Punto de Gale
mit den darinn befindlichen Gebun-
den Zimmtrinde handthieret; oder
den groben Zimmt, der nach Aus-
lesung des guten Zimmts in beträcht-
licher Menge übrig bleibt, ver-
brannt hätte. Denn da dieser grobe
Zimmt für Ausschuß gehalten, und
nicht auf die Schiffe der Compagnie
zum Verführen geladen wird: so
wird er insgesamt verbrannt,
und der Wind kann endlich den Ge-
ruch von demselben wohl ziemlich
weit führen. Man (3) schälet diese
Rinde zu der Zeit ab, da der Ueber-
fluß des in dem Baume befindlichen
Safts die Absonderung derselben
erleichtert, nämlich in den Mona-
ten Julius und August. Dieses
Abschälen geschieht ganz leicht durch
vorne krumm gebogene Messer, wor-
auf man die abgeschälte Rinde in
Stücken zerschneidet, und an die
Sonne leget. So, wie diese Rinde
trocknet, rollet sie sich; und be-
kömmt die Farbe, die wir an dem
Zimmt sehen, nämlich eine schöne falb-
rothe Farbe. Nach dem, was eini-
ge von diesem Baume melden, muß
solcher eine gewisse Anzahl von
Jahren
wachsen, ehe die Rinde

zum
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Zimmt
beyden den eigentlich ſo genannten
Zimmt, von denen der eine ſuͤß, ſo
der beſte, und der andere bitter
und anziehend iſt. Die uͤbrigen
Gattungen von Zimmtbaͤumen,
die ſowol in Zeilon, als in Malaba-
rien, in den Gehoͤlzen in Menge
wachſen, haben in ihrer Rinde kei-
nen ſo ſtarken Geruch, und keinen ſo
guten Geſchmack, welches macht, daß
man ſie als wilde Baͤume verwirft.
Was nun die (II) Rinde des Zimmt-
baums von der erſten Gattung,

die eigentlich den wahren, oder doch
den beſten Zimmt giebt, anbetrifft:
ſo hat ſolcher Baum zwar (1) zwey
Rinden,
eine auswendige, die
braun und ohne Geruch iſt: und
eine inwendige, die gruͤnlich weiß
iſt. Allein nur dieſe letzte iſt eben
der eigentliche Zimmt, und derjeni-
ge, den die Hollaͤnder jaͤhrlich in
ſo großer Menge aus Zeilon aus-
fuͤhren, und nicht leiden, daß die
Rinde von andern Gattungen der
Zimmtbaͤume darunter gemiſchet
werde, als welches die hollaͤndiſche
oſtindiſche Compagnie ſcharf ver-
boten hat. Es bekoͤmmt aber dieſe
Rinde ihren (2) Geruch nicht eher,
als bis ſie von dem Holze abgeſon-
dert, und an der Luft wohl getrock-
net iſt. Die Urſache davon iſt,
weil, ſo lange die Rinde noch gruͤn
iſt, die oͤligten Theile derſelben,
als in welchen allein der Geruch
und der gewuͤrzhafte Geſchmack
ſtecket, mit gar zu vielen waͤſſerig-
ten Theilen vermiſcht ſind, und folg-
lich nicht eher von dem Geruche und
dem Geſchmacke empfunden werden
koͤnnen, als bis dieſe waͤſſerigten
Theile ausgedunſtet, oder durch die
Austrocknung aus der Rinde her-
ausgebracht ſind. Man kann hier-
aus leicht den Schluß machen, was
von der Nachricht zu halten ſey,
die man in einigen Reiſebeſchreibun-
gen lieſet, daß naͤmlich die mit
Zimmtbaͤumen angefuͤlleten Gehoͤl-
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Zimmt
ze auf der Jnſel Zeilon einen ſo ſtar-
ken Geruch ausduͤnſten, daß ſie
ſolchen 4 bis 5 Meilen von der Jn-
ſel auf ihren Schiffen gerochen haͤt-
ten; und daß diejenige Mannſchaft,
ſo zu Abſchaͤlung der Rinde in den
bemeldeten Gehoͤlzen gebraucht wird,
von dieſem ſtarken Geruche oft
krank wuͤrde. Keines von beyden
iſt an dem. Denn man empfindet
nicht den geringſten Zimmtgeruch,
weder wenn man unter den Zimmt-
baͤumen ſpatziren geht, noch auch
wenn man ſie abhauet. Sollte es
ja wahr ſeyn, daß dieſe Reiſende
wirklich einen Zimmtgeruch auf ih-
ren Schiffen gerochen haben: ſo
muͤßte ſolcher daher entſtanden ſeyn,
daß man etwa in den Niederlagen
zu Colombo oder Punto de Gale
mit den darinn befindlichen Gebun-
den Zimmtrinde handthieret; oder
den groben Zimmt, der nach Aus-
leſung des guten Zimmts in betraͤcht-
licher Menge uͤbrig bleibt, ver-
brannt haͤtte. Denn da dieſer grobe
Zimmt fuͤr Ausſchuß gehalten, und
nicht auf die Schiffe der Compagnie
zum Verfuͤhren geladen wird: ſo
wird er insgeſamt verbrannt,
und der Wind kann endlich den Ge-
ruch von demſelben wohl ziemlich
weit fuͤhren. Man (3) ſchaͤlet dieſe
Rinde zu der Zeit ab, da der Ueber-
fluß des in dem Baume befindlichen
Safts die Abſonderung derſelben
erleichtert, naͤmlich in den Mona-
ten Julius und Auguſt. Dieſes
Abſchaͤlen geſchieht ganz leicht durch
vorne krumm gebogene Meſſer, wor-
auf man die abgeſchaͤlte Rinde in
Stuͤcken zerſchneidet, und an die
Sonne leget. So, wie dieſe Rinde
trocknet, rollet ſie ſich; und be-
koͤmmt die Farbe, die wir an dem
Zimmt ſehen, naͤmlich eine ſchoͤne falb-
rothe Farbe. Nach dem, was eini-
ge von dieſem Baume melden, muß
ſolcher eine gewiſſe Anzahl von
Jahren
wachſen, ehe die Rinde

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[[531]/0537] Zimmt Zimmt beyden den eigentlich ſo genannten Zimmt, von denen der eine ſuͤß, ſo der beſte, und der andere bitter und anziehend iſt. Die uͤbrigen Gattungen von Zimmtbaͤumen, die ſowol in Zeilon, als in Malaba- rien, in den Gehoͤlzen in Menge wachſen, haben in ihrer Rinde kei- nen ſo ſtarken Geruch, und keinen ſo guten Geſchmack, welches macht, daß man ſie als wilde Baͤume verwirft. Was nun die (II) Rinde des Zimmt- baums von der erſten Gattung, die eigentlich den wahren, oder doch den beſten Zimmt giebt, anbetrifft: ſo hat ſolcher Baum zwar (1) zwey Rinden, eine auswendige, die braun und ohne Geruch iſt: und eine inwendige, die gruͤnlich weiß iſt. Allein nur dieſe letzte iſt eben der eigentliche Zimmt, und derjeni- ge, den die Hollaͤnder jaͤhrlich in ſo großer Menge aus Zeilon aus- fuͤhren, und nicht leiden, daß die Rinde von andern Gattungen der Zimmtbaͤume darunter gemiſchet werde, als welches die hollaͤndiſche oſtindiſche Compagnie ſcharf ver- boten hat. Es bekoͤmmt aber dieſe Rinde ihren (2) Geruch nicht eher, als bis ſie von dem Holze abgeſon- dert, und an der Luft wohl getrock- net iſt. Die Urſache davon iſt, weil, ſo lange die Rinde noch gruͤn iſt, die oͤligten Theile derſelben, als in welchen allein der Geruch und der gewuͤrzhafte Geſchmack ſtecket, mit gar zu vielen waͤſſerig- ten Theilen vermiſcht ſind, und folg- lich nicht eher von dem Geruche und dem Geſchmacke empfunden werden koͤnnen, als bis dieſe waͤſſerigten Theile ausgedunſtet, oder durch die Austrocknung aus der Rinde her- ausgebracht ſind. Man kann hier- aus leicht den Schluß machen, was von der Nachricht zu halten ſey, die man in einigen Reiſebeſchreibun- gen lieſet, daß naͤmlich die mit Zimmtbaͤumen angefuͤlleten Gehoͤl- ze auf der Jnſel Zeilon einen ſo ſtar- ken Geruch ausduͤnſten, daß ſie ſolchen 4 bis 5 Meilen von der Jn- ſel auf ihren Schiffen gerochen haͤt- ten; und daß diejenige Mannſchaft, ſo zu Abſchaͤlung der Rinde in den bemeldeten Gehoͤlzen gebraucht wird, von dieſem ſtarken Geruche oft krank wuͤrde. Keines von beyden iſt an dem. Denn man empfindet nicht den geringſten Zimmtgeruch, weder wenn man unter den Zimmt- baͤumen ſpatziren geht, noch auch wenn man ſie abhauet. Sollte es ja wahr ſeyn, daß dieſe Reiſende wirklich einen Zimmtgeruch auf ih- ren Schiffen gerochen haben: ſo muͤßte ſolcher daher entſtanden ſeyn, daß man etwa in den Niederlagen zu Colombo oder Punto de Gale mit den darinn befindlichen Gebun- den Zimmtrinde handthieret; oder den groben Zimmt, der nach Aus- leſung des guten Zimmts in betraͤcht- licher Menge uͤbrig bleibt, ver- brannt haͤtte. Denn da dieſer grobe Zimmt fuͤr Ausſchuß gehalten, und nicht auf die Schiffe der Compagnie zum Verfuͤhren geladen wird: ſo wird er insgeſamt verbrannt, und der Wind kann endlich den Ge- ruch von demſelben wohl ziemlich weit fuͤhren. Man (3) ſchaͤlet dieſe Rinde zu der Zeit ab, da der Ueber- fluß des in dem Baume befindlichen Safts die Abſonderung derſelben erleichtert, naͤmlich in den Mona- ten Julius und Auguſt. Dieſes Abſchaͤlen geſchieht ganz leicht durch vorne krumm gebogene Meſſer, wor- auf man die abgeſchaͤlte Rinde in Stuͤcken zerſchneidet, und an die Sonne leget. So, wie dieſe Rinde trocknet, rollet ſie ſich; und be- koͤmmt die Farbe, die wir an dem Zimmt ſehen, naͤmlich eine ſchoͤne falb- rothe Farbe. Nach dem, was eini- ge von dieſem Baume melden, muß ſolcher eine gewiſſe Anzahl von Jahren wachſen, ehe die Rinde zum L l 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [531]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/537>, abgerufen am 22.12.2024.