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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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[Spaltenumbruch]

Zucker
zet ist, gut ist, oder Sonne hat;
ferner die Witterung zu der Zeit, da
man es abschneidet, günstig ist oder
nicht; und endlich das Rohr selbst
alt ist, indem diese Umstände ins-
gesamt zu der Güte und Dicke des
Zuckerrohrs das ihrige beytragen.
Es erwächst insgemein zu einer
(2) Höhe von 5 bis 6 Fuß, und zu
einer Dicke von 1 bis 2 Zoll im Um-
fange. Jedoch findet man in der
Jnsel Tabago welches, das 9 bis
10 Fuß hoch, und nach Proportion
dick ist; und der P. Labat erzählet,
er habe welches gesehen, das 24
Fuß hoch gewesen, und ohne den
Kolben 24 Pfunde gewogen habe.
Der (3) Stengel desselben ist in
verschiedene Knoten abgesetzt, die
einen Fuß weit von einander ent-
fernet sind; und zwar desto weiter,
je reicher das Rohr an Zucker ist.
Dieser Stengel treibt an seinem
Gipfel viele, lange, in einer Krone
dicht beysammen stehende, und so
scharfe (4) Blätter, daß, wer
sie unvorsichtig angreift, von densel-
ben leicht verletzet werden kann.
Zwischen diesen Blättern kömmt in
der Mitte die (5) Blüte und der
Saame hervor. Es wachsen zwar
auch aus jedem Knoten Blätter;
aber diese fallen insgemein ab, wenn
das Rohr höher wächst, und es
ist ein Zeichen, daß entweder das
Rohr nichts tauget, oder daß es
von seiner Reife noch sehr weit entfer-
net ist, wenn man an demselben mit
Blättern besetzte Knoten findet. Jst
das Rohr reif: so ist es ganz mit einem
weißen und saftigen (6) Marke an-
gefüllet, aus welchem der Saft ge-
presset wird, woraus man den Zucker
macht. Dieses Mark nennet man
natürlichen gewachsenen Zucker;
lat. Saccharum nativum, welches
aber nicht zu uns heraus gebracht
wird. Die (7) Länder, wo das
Zuckerrohr wächst,
anlangend:
so bringt solches (a) America, und
[Spaltenumbruch]
Zucker
insonderheit Brasilien, samt den
umliegenden Jnseln, sehr häufig
hervor. Es wächst auch in (b) Afri-
ca,
vornehmlich auf den Küsten
von Guinea und Congo; desglei-
chen auf den canarischen Jnseln, und
den bey Africa gelegen Jnseln Ma-
dagascar, Madera, St Thomas etc.
(c) Asien nennet sein Ostindien, wo
das Zuckerrohr häufig und bis in
China wächst, dessen Landschaft
Suchuen vor andern damit geseg-
net ist. Nach (d) Europa ist es aus
den canarischen Jnseln überbracht
worden, wo es in Spanien, wie
auch in Provence, sonderlich aber
in dem Königreiche Neapel, wohl
fortgekommen ist; anderswo aber
wird es nur in den Gewächshäu-
sern zum Ansehen gehalten Jn
Ansehung der (8) Pflanzung dieses
Rohrs: so erfordert es einen lo-
ckern, fetten, und etwas feuchten
Boden; und wird in Furchen ge-
pflanzet, die einen halben Fuß tief
sind. Solches geschieht auf zwey-
erley Art. Es werden nämlich ent-
weder (a) die zeitigen Rohrhalme
nach der Länge geleget, und ein je-
der Kuoten treibt einen neuen
Sprossen. Die wollen im Anfange
fleißig gejätet seyn; wenn aber die
Wurzeln einmal gefasset haben,
können sie viele Jahre dauern: es
wäre denn, daß sie vom Wurme
angestochen würden, da denn nichts
besser ist, als sie auszureuten, und
eine neue Pflanzung anzufangen;
oder es werden (b) junge Sprossen
von alten Stöcken abgenommen,
und in solche Furchen versetzet.
Zuweilen gelanget das Zuckerrohr
in 9 bis 10 Monaten zu seiner
(9) Reife; zuweilen aber erst in 15
Monaten. Man kann zwar das
Zuckerrohr wohl 2 bis 3 Jahre, und
auch noch länger in der Erde stehen
lassen, ohne daß es verdirbt; nach
dieser Zeit aber verdorret es. Jn-
dessen ist es am besten und sicher-

sten,
V. Theil. N n

[Spaltenumbruch]

Zucker
zet iſt, gut iſt, oder Sonne hat;
ferner die Witterung zu der Zeit, da
man es abſchneidet, guͤnſtig iſt oder
nicht; und endlich das Rohr ſelbſt
alt iſt, indem dieſe Umſtaͤnde ins-
geſamt zu der Guͤte und Dicke des
Zuckerrohrs das ihrige beytragen.
Es erwaͤchſt insgemein zu einer
(2) Hoͤhe von 5 bis 6 Fuß, und zu
einer Dicke von 1 bis 2 Zoll im Um-
fange. Jedoch findet man in der
Jnſel Tabago welches, das 9 bis
10 Fuß hoch, und nach Proportion
dick iſt; und der P. Labat erzaͤhlet,
er habe welches geſehen, das 24
Fuß hoch geweſen, und ohne den
Kolben 24 Pfunde gewogen habe.
Der (3) Stengel deſſelben iſt in
verſchiedene Knoten abgeſetzt, die
einen Fuß weit von einander ent-
fernet ſind; und zwar deſto weiter,
je reicher das Rohr an Zucker iſt.
Dieſer Stengel treibt an ſeinem
Gipfel viele, lange, in einer Krone
dicht beyſammen ſtehende, und ſo
ſcharfe (4) Blaͤtter, daß, wer
ſie unvorſichtig angreift, von denſel-
ben leicht verletzet werden kann.
Zwiſchen dieſen Blaͤttern koͤmmt in
der Mitte die (5) Bluͤte und der
Saame hervor. Es wachſen zwar
auch aus jedem Knoten Blaͤtter;
aber dieſe fallen insgemein ab, wenn
das Rohr hoͤher waͤchſt, und es
iſt ein Zeichen, daß entweder das
Rohr nichts tauget, oder daß es
von ſeiner Reife noch ſehr weit entfer-
net iſt, wenn man an demſelben mit
Blaͤttern beſetzte Knoten findet. Jſt
das Rohr reif: ſo iſt es ganz mit einem
weißen und ſaftigen (6) Marke an-
gefuͤllet, aus welchem der Saft ge-
preſſet wird, woraus man den Zucker
macht. Dieſes Mark nennet man
natuͤrlichen gewachſenen Zucker;
lat. Saccharum nativum, welches
aber nicht zu uns heraus gebracht
wird. Die (7) Laͤnder, wo das
Zuckerrohr waͤchſt,
anlangend:
ſo bringt ſolches (a) America, und
[Spaltenumbruch]
Zucker
inſonderheit Braſilien, ſamt den
umliegenden Jnſeln, ſehr haͤufig
hervor. Es waͤchſt auch in (b) Afri-
ca,
vornehmlich auf den Kuͤſten
von Guinea und Congo; desglei-
chen auf den canariſchen Jnſeln, und
den bey Africa gelegen Jnſeln Ma-
dagaſcar, Madera, St Thomas ꝛc.
(c) Aſien nennet ſein Oſtindien, wo
das Zuckerrohr haͤufig und bis in
China waͤchſt, deſſen Landſchaft
Suchuen vor andern damit geſeg-
net iſt. Nach (d) Europa iſt es aus
den canariſchen Jnſeln uͤberbracht
worden, wo es in Spanien, wie
auch in Provence, ſonderlich aber
in dem Koͤnigreiche Neapel, wohl
fortgekommen iſt; anderswo aber
wird es nur in den Gewaͤchshaͤu-
ſern zum Anſehen gehalten Jn
Anſehung der (8) Pflanzung dieſes
Rohrs: ſo erfordert es einen lo-
ckern, fetten, und etwas feuchten
Boden; und wird in Furchen ge-
pflanzet, die einen halben Fuß tief
ſind. Solches geſchieht auf zwey-
erley Art. Es werden naͤmlich ent-
weder (a) die zeitigen Rohrhalme
nach der Laͤnge geleget, und ein je-
der Kuoten treibt einen neuen
Sproſſen. Die wollen im Anfange
fleißig gejaͤtet ſeyn; wenn aber die
Wurzeln einmal gefaſſet haben,
koͤnnen ſie viele Jahre dauern: es
waͤre denn, daß ſie vom Wurme
angeſtochen wuͤrden, da denn nichts
beſſer iſt, als ſie auszureuten, und
eine neue Pflanzung anzufangen;
oder es werden (b) junge Sproſſen
von alten Stoͤcken abgenommen,
und in ſolche Furchen verſetzet.
Zuweilen gelanget das Zuckerrohr
in 9 bis 10 Monaten zu ſeiner
(9) Reife; zuweilen aber erſt in 15
Monaten. Man kann zwar das
Zuckerrohr wohl 2 bis 3 Jahre, und
auch noch laͤnger in der Erde ſtehen
laſſen, ohne daß es verdirbt; nach
dieſer Zeit aber verdorret es. Jn-
deſſen iſt es am beſten und ſicher-

ſten,
V. Theil. N n
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[[561]/0567] Zucker Zucker zet iſt, gut iſt, oder Sonne hat; ferner die Witterung zu der Zeit, da man es abſchneidet, guͤnſtig iſt oder nicht; und endlich das Rohr ſelbſt alt iſt, indem dieſe Umſtaͤnde ins- geſamt zu der Guͤte und Dicke des Zuckerrohrs das ihrige beytragen. Es erwaͤchſt insgemein zu einer (2) Hoͤhe von 5 bis 6 Fuß, und zu einer Dicke von 1 bis 2 Zoll im Um- fange. Jedoch findet man in der Jnſel Tabago welches, das 9 bis 10 Fuß hoch, und nach Proportion dick iſt; und der P. Labat erzaͤhlet, er habe welches geſehen, das 24 Fuß hoch geweſen, und ohne den Kolben 24 Pfunde gewogen habe. Der (3) Stengel deſſelben iſt in verſchiedene Knoten abgeſetzt, die einen Fuß weit von einander ent- fernet ſind; und zwar deſto weiter, je reicher das Rohr an Zucker iſt. Dieſer Stengel treibt an ſeinem Gipfel viele, lange, in einer Krone dicht beyſammen ſtehende, und ſo ſcharfe (4) Blaͤtter, daß, wer ſie unvorſichtig angreift, von denſel- ben leicht verletzet werden kann. Zwiſchen dieſen Blaͤttern koͤmmt in der Mitte die (5) Bluͤte und der Saame hervor. Es wachſen zwar auch aus jedem Knoten Blaͤtter; aber dieſe fallen insgemein ab, wenn das Rohr hoͤher waͤchſt, und es iſt ein Zeichen, daß entweder das Rohr nichts tauget, oder daß es von ſeiner Reife noch ſehr weit entfer- net iſt, wenn man an demſelben mit Blaͤttern beſetzte Knoten findet. Jſt das Rohr reif: ſo iſt es ganz mit einem weißen und ſaftigen (6) Marke an- gefuͤllet, aus welchem der Saft ge- preſſet wird, woraus man den Zucker macht. Dieſes Mark nennet man natuͤrlichen gewachſenen Zucker; lat. Saccharum nativum, welches aber nicht zu uns heraus gebracht wird. Die (7) Laͤnder, wo das Zuckerrohr waͤchſt, anlangend: ſo bringt ſolches (a) America, und inſonderheit Braſilien, ſamt den umliegenden Jnſeln, ſehr haͤufig hervor. Es waͤchſt auch in (b) Afri- ca, vornehmlich auf den Kuͤſten von Guinea und Congo; desglei- chen auf den canariſchen Jnſeln, und den bey Africa gelegen Jnſeln Ma- dagaſcar, Madera, St Thomas ꝛc. (c) Aſien nennet ſein Oſtindien, wo das Zuckerrohr haͤufig und bis in China waͤchſt, deſſen Landſchaft Suchuen vor andern damit geſeg- net iſt. Nach (d) Europa iſt es aus den canariſchen Jnſeln uͤberbracht worden, wo es in Spanien, wie auch in Provence, ſonderlich aber in dem Koͤnigreiche Neapel, wohl fortgekommen iſt; anderswo aber wird es nur in den Gewaͤchshaͤu- ſern zum Anſehen gehalten Jn Anſehung der (8) Pflanzung dieſes Rohrs: ſo erfordert es einen lo- ckern, fetten, und etwas feuchten Boden; und wird in Furchen ge- pflanzet, die einen halben Fuß tief ſind. Solches geſchieht auf zwey- erley Art. Es werden naͤmlich ent- weder (a) die zeitigen Rohrhalme nach der Laͤnge geleget, und ein je- der Kuoten treibt einen neuen Sproſſen. Die wollen im Anfange fleißig gejaͤtet ſeyn; wenn aber die Wurzeln einmal gefaſſet haben, koͤnnen ſie viele Jahre dauern: es waͤre denn, daß ſie vom Wurme angeſtochen wuͤrden, da denn nichts beſſer iſt, als ſie auszureuten, und eine neue Pflanzung anzufangen; oder es werden (b) junge Sproſſen von alten Stoͤcken abgenommen, und in ſolche Furchen verſetzet. Zuweilen gelanget das Zuckerrohr in 9 bis 10 Monaten zu ſeiner (9) Reife; zuweilen aber erſt in 15 Monaten. Man kann zwar das Zuckerrohr wohl 2 bis 3 Jahre, und auch noch laͤnger in der Erde ſtehen laſſen, ohne daß es verdirbt; nach dieſer Zeit aber verdorret es. Jn- deſſen iſt es am beſten und ſicher- ſten, V. Theil. N n

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [561]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/567>, abgerufen am 22.12.2024.