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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thee
deshalb eigene Oberbefehlshaber,
nebst verschiedenen Unterbedienten,
von der Landesobrigkeit ausdrücklich
bestellet, die auf solchen (3) Thee-
bau,
dessen Sammlung und Zu-
richtung Acht haben müssen. Ob
aber schon dieser Bau in vielen Pro-
vinzen vorgenommen und angestel-
let, auch unterhalten wird; so hat
man doch beobachtet, daß der Thee
gleichwol nicht überall in gleicher
Güte fortkomme, oder gleich gute
Blätter bringen will, sondern daß
die Natur auch hierinnen einer Pro-
vinz und Gegend mehrern Vorzug
gönne, als der andern. Die (4)
Einsammlung der Theeblätter ge-
schieht im Frühlinge zwey bis drey-
mal, nachdem die Einwohner mehr
oder weniger Gattungen von Thee von
unterschiedener Güte, und eine besser
als die andere machen wollen. Die
erste Einsammlung, welche den
schönsten und besten Thee giebt, ge-
schieht insgemein in dem Neumond
des Februars oder Märzes, und al-
so zu der Zeit, da die Blätter des
Theestrauchs erst auszuschlagen an-
fangen, und sie nur 2 bis 3 Tage
ausgebrochen sind. Aus diesen
Blättern macht man den feinsten
Thee; der aber auch zugleich der
seltenste und theuerste ist, und der
ganz allein zum Gebrauche des Kai-
sers und der Allervornehmsten des
Landes, die solchen bezahlen können,
gesucht wird. Dieses ist diejenige
Gattung von Thee, die die Hollän-
der Kaiserthee nennen. Einige
nennen ihn auch Theeblume, oder
Blumenthee, franz. Fleur de The,
um dadurch anzuzeigen, daß er der
beste unter allen sey; welcher Name
aber einige Reisende, die ihn also
haben nennen hören, betrogen hat,
daß sie geglaubt haben, es werde
dieser Thee bloß aus den Blumen
des Theestrauches gemachet. Die
zweyte Einsammlung, welche bey
denen, so sich mit einer Einsamm-
[Spaltenumbruch]
Thee
lung begnügen, die erste ist, geschie-
het ungefähr einen Monat nach der
ersten. Einige von den Blättern
haben alsdenn bereits ihre völlige;
andere hingegen nur die Hälfte ih-
rer Größe erlanget. Man bricht
solche ohne Unterschied ab; trägt
aber nachher, ehe man sie vollends
zurichtet, Sorge, sie auszulesen,
und nach ihrer verschiedenen Größe
in eben so viel Classen zu sortiren,
welche alle in der Güte von einan-
der unterschieden sind. Denn die
jüngsten und kleinsten Blätter sind
allemal die besten, kommen an Gü-
te den Blättern von der ersten vor-
hingedachten Einsammlung am näch-
sten, und werden auch mit jenen für
einerley Preiß verkaufet: da hinge-
gen je älter und größer die Blätter
sind, desto schlechter werden sie ge-
achtet, und desto wohlfeiler verkau-
fet. Die dritte Einsammlung,
welche für diejenigen, so sich mit
zwey Einsammlungen begnügen, die
zweyte, allemal aber die letzte ist,
giebt unter allen den meisten Thee.
Sie geschieht zu der Zeit, wenn
die zuerst ausgebrochenen Blätter
ihr völliges Wachsthum erreichet
haben, das ist, nach Ablauf zwey-
er Monate nach ihrem Ausbruche,
oder einen Monat nach der vorher-
gehenden Einsammlung. Es wer-
den aber die Blätter dieser letzten
Einsammlung eben so sorgfältig,
als die von der vorhergehenden,
nach der Verschiedenheit ihrer Größe
und ihrer Farben, in eben so viel
Classen ausgelesen und sortiret, die
alle von verschiedener Güte sind,
welche die Chineser durch eine lan-
ge Gewohnheit vollkommen zu un-
terscheiden wissen. Jnsonderheit
werden die Theeblätter, so an den
Spitzen der Aeste, oder Reisern des
Theestrauchs wachsen, jederzeit we-
gen ihrer Güte und Feine gesuchet,
indem sie jünger, zärter und folg-
lich sowol in Ansehung des Geruchs,

als
V. Theil. E

[Spaltenumbruch]

Thee
deshalb eigene Oberbefehlshaber,
nebſt verſchiedenen Unterbedienten,
von der Landesobrigkeit ausdruͤcklich
beſtellet, die auf ſolchen (3) Thee-
bau,
deſſen Sammlung und Zu-
richtung Acht haben muͤſſen. Ob
aber ſchon dieſer Bau in vielen Pro-
vinzen vorgenommen und angeſtel-
let, auch unterhalten wird; ſo hat
man doch beobachtet, daß der Thee
gleichwol nicht uͤberall in gleicher
Guͤte fortkomme, oder gleich gute
Blaͤtter bringen will, ſondern daß
die Natur auch hierinnen einer Pro-
vinz und Gegend mehrern Vorzug
goͤnne, als der andern. Die (4)
Einſammlung der Theeblaͤtter ge-
ſchieht im Fruͤhlinge zwey bis drey-
mal, nachdem die Einwohner mehr
oder weniger Gattungen von Thee von
unterſchiedener Guͤte, und eine beſſer
als die andere machen wollen. Die
erſte Einſammlung, welche den
ſchoͤnſten und beſten Thee giebt, ge-
ſchieht insgemein in dem Neumond
des Februars oder Maͤrzes, und al-
ſo zu der Zeit, da die Blaͤtter des
Theeſtrauchs erſt auszuſchlagen an-
fangen, und ſie nur 2 bis 3 Tage
ausgebrochen ſind. Aus dieſen
Blaͤttern macht man den feinſten
Thee; der aber auch zugleich der
ſeltenſte und theuerſte iſt, und der
ganz allein zum Gebrauche des Kai-
ſers und der Allervornehmſten des
Landes, die ſolchen bezahlen koͤnnen,
geſucht wird. Dieſes iſt diejenige
Gattung von Thee, die die Hollaͤn-
der Kaiſerthee nennen. Einige
nennen ihn auch Theeblume, oder
Blumenthee, franz. Fleur de Thé,
um dadurch anzuzeigen, daß er der
beſte unter allen ſey; welcher Name
aber einige Reiſende, die ihn alſo
haben nennen hoͤren, betrogen hat,
daß ſie geglaubt haben, es werde
dieſer Thee bloß aus den Blumen
des Theeſtrauches gemachet. Die
zweyte Einſammlung, welche bey
denen, ſo ſich mit einer Einſamm-
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Thee
lung begnuͤgen, die erſte iſt, geſchie-
het ungefaͤhr einen Monat nach der
erſten. Einige von den Blaͤttern
haben alsdenn bereits ihre voͤllige;
andere hingegen nur die Haͤlfte ih-
rer Groͤße erlanget. Man bricht
ſolche ohne Unterſchied ab; traͤgt
aber nachher, ehe man ſie vollends
zurichtet, Sorge, ſie auszuleſen,
und nach ihrer verſchiedenen Groͤße
in eben ſo viel Claſſen zu ſortiren,
welche alle in der Guͤte von einan-
der unterſchieden ſind. Denn die
juͤngſten und kleinſten Blaͤtter ſind
allemal die beſten, kommen an Guͤ-
te den Blaͤttern von der erſten vor-
hingedachten Einſammlung am naͤch-
ſten, und werden auch mit jenen fuͤr
einerley Preiß verkaufet: da hinge-
gen je aͤlter und groͤßer die Blaͤtter
ſind, deſto ſchlechter werden ſie ge-
achtet, und deſto wohlfeiler verkau-
fet. Die dritte Einſammlung,
welche fuͤr diejenigen, ſo ſich mit
zwey Einſammlungen begnuͤgen, die
zweyte, allemal aber die letzte iſt,
giebt unter allen den meiſten Thee.
Sie geſchieht zu der Zeit, wenn
die zuerſt ausgebrochenen Blaͤtter
ihr voͤlliges Wachsthum erreichet
haben, das iſt, nach Ablauf zwey-
er Monate nach ihrem Ausbruche,
oder einen Monat nach der vorher-
gehenden Einſammlung. Es wer-
den aber die Blaͤtter dieſer letzten
Einſammlung eben ſo ſorgfaͤltig,
als die von der vorhergehenden,
nach der Verſchiedenheit ihrer Groͤße
und ihrer Farben, in eben ſo viel
Claſſen ausgeleſen und ſortiret, die
alle von verſchiedener Guͤte ſind,
welche die Chineſer durch eine lan-
ge Gewohnheit vollkommen zu un-
terſcheiden wiſſen. Jnſonderheit
werden die Theeblaͤtter, ſo an den
Spitzen der Aeſte, oder Reiſern des
Theeſtrauchs wachſen, jederzeit we-
gen ihrer Guͤte und Feine geſuchet,
indem ſie juͤnger, zaͤrter und folg-
lich ſowol in Anſehung des Geruchs,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/71>, abgerufen am 22.12.2024.